Mit diesem Banner wurde die Mannschaft der Eintracht am Ortseingang von Gais begrüßt.
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August: Zweites Trainingslager und Randale

Nicht mehr lang bis zum Saison-Start im Pokal gegen den 1. FC Magdeburg und doch wartete auf die Eintracht auch im August noch eine Menge Arbeit. Zum Einen musste auf das Dringlichste ein Innenverteidiger aus dem Hut gezaubert werden, zum Anderen sollten die Profis natürlich auch weiter auf die bevorstehende Bundesliga-Saison vorbereitet werden. Ersteres war dabei nicht so einfach zu realisieren, also ging es zunächst ohne neuen Abwehrspieler ins zweite Trainingslager der Eintracht, was vom 01. bis zum 06. August auf die Spieler wartete. Es ging nach Italien, genauer genommen nach Südtirol in die Gemeinde Gais, die zum ersten Mal in ihrer Ortsgeschichte ein Trainingslager einer Fußballmannschaft ausrichten durfte.

Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass Trainer Niko Kovac seine Schützlinge wie schon vorher in Flachau hart trainieren ließ. Die Profis hatten wohl nur selten einen Blick für das schöne Bergpanorama. Es wurde viel im Kraftraum gearbeitet, auch andere Kräftigungs- und Stabilisationsübungen standen auf dem Programm. Der Ball war nur selten im Spiel und so mancher Zuschauer fragte sich, wie die Kovac-Truppe in der Bundesliga bestehen wolle, wenn sie nicht bald anfängt an ihren Spielformen zu arbeiten. Am dritten Tag des Trainingslagers sollte sich dies aber ändern, denn am 03. August stand ein Testspiel gegen Al-Ahli Dubai an. Die Eintracht gewann mit 1:0, Jungprofi Enis Bunjaki gelang der Treffer. Die Kritiker sahen sich nach diesem eher schwachen Spiel bestätigt und verloren so langsam den Glauben an eine erfolgreiche Saison.

Bevor die Zelte des Trainingslagers abgebaut wurden und es zurück in die heimischen Gefilde nach Frankfurt gehen sollte, stand noch ein weiterer Test an. Der Gegner sollte Atalanta Bergamo heißen, was besonders für die Fans beider Vereine ein Highlight war, da diese zueinander eine freundschaftliche Beziehung pflegen. So war beste Stimmung in der Lombardei garantiert.

Das Testspiel in Bergamo war vor allem für die Fans ein Highlight.
Das Testspiel in Bergamo war vor allem für die Fans ein Highlight.

Gespielt wurde um die „Trofeo Bortolotti“. Auch wenn Alexander Meier zweimal einnetzte, sollte es nicht für einen Sieg nach 90 Minuten reichen. Also ging es mit einem 2:2 im Anschluss an das Spiel ins Elfmeterschießen, was die Eintracht für sich entscheiden konnte. Somit durfte der gewonnene Pokal mit ins Hessenland fliegen und das Eintracht-Museum dürfte nun um eine Trophäe reicher sein.

Zurück in Frankfurt war nach dem Trainingslager immer noch kein weiterer Innenverteidiger in Sicht. Nutznießer dieser Situation war Timothy Chandler. Eigentlich auf dem Abstellgleis und Verkaufskandidat, konnte er sich in den Testspielen auf der für ihn ungewohnten Position im Abwehrzentrum zurück ins Gedächtnis des Trainers spielen. Doch am 13. August landete dann ein Mann mit Rastamähne am Frankfurter Flughafen. Da Teammanager Christoph Preuß nicht weit von ihm entfernt war und ihn in Empfang nahm, ließ das auf Einiges schließen. Es handelte sich dabei um Michael Hector, dem lange herbeigesehnten Innenverteidiger, der vom FC Chelsea kam und ebenfalls ausgeliehen wurde.

Vorgestellt wurde der Engländer mit jamaikanischem Pass auf der Saisonseröffnungsfeier und dem Testspiel gegen Celta de Vigo einen Tag später. Bei Anpfiff war Hector offiziell allerdings noch kein Adler, auch bei der Spielervorstellung im Vorfeld des Tests gegen die Spanier war der Verteidiger noch nicht zu sehen. Jedoch sollte sich das während der Partie ändern, da die letzten Papiere für den Wechsel auf der Ersatzbank unterschrieben wurden. Also kam er doch noch zu seinem ersten Einsatz für die Eintracht, nachdem er in der 65. Minute eingewechselt wurde. Das Spiel um den „Frankfurt Main Finance Cup“ gewann die SGE durch Tore von Branimir Hrgota (2) und Haris Seferovic mit 3:1. Somit war die Eintracht auch im letzten Testspiel bis auf dem verlorenen Elfmeterschießen gegen den MSV beim Blitzturnier in Duisburg weiter unbesiegt. Ein paar Tage nach der Verpflichtung von Hector und der Saisoneröffnungsfeier sprach der Verein dem verteidigenden U19-Jugendspieler Furkan Zorba das Vertrauen aus und stattete ihn mit einem Lizenzspielervertrag bis 30. Juni 2018 aus.

Mit vorsichtigem Optimismus konnte der Spielbetrieb also losgehen. Keiner wusste, wo die Eintracht wirklich stand, doch hoffte natürlich jeder, dass die sportlichen Verantwortlichen ihre Hausaufgaben erledigt hatten. Mit diesem Gefühl sollte es ins erste Pflichtspiel der Saison gehen. Am 21. August wartete in Runde eins des DFB-Pokals der 1. FC Magdeburg auf die SGE. Nachdem die Eintracht-Akteure nach sieben verheißungsvollen gespielten Minuten und einer 1:0 Führung durch Branimir Hrgota das Fußballspielen einstellten, Magdeburg zwischenzeitlich zum 1:1 traf und Michael Hector mit Rot vom Platz musste, ging es nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen. Hier behielt die Eintracht das glücklichere Ende für sich und durfte in die nächste Runde einziehen.

Der Höhepunkt des Spiels war aber leider negativ belastet und kein sportlicher dazu. Einige Teile des Anhangs benahmen sich leider daneben. Durch einen Mix aus Sicherheitsmissständen im Stadion, Provokationen der gegnerischen Fans – oder besser gesagt Hools – und der Dummheit vereinzelter Personen des eigenen Anhangs kam es zu einer Aktion aus dem Eintracht-Block, die niemand gutheißen kann. Kurz nach der Halbzeitpause stieg aus dem Gästesektor Rauch auf und zwei Raketen flogen in den benachbarten Block. Das Spiel musste, auch aufgrund eines Platzsturms der Magdeburger Fans, die in Richtung Gästeblock liefen, zehn Minuten unterbrochen werden und die Eintracht-Fans standen zu Recht mal wieder am Pranger. Axel Hellmann sprach später vom „Tiefpunkt der Fankultur.“ Und jeder, der eine schlimme Strafe von Seiten des DFB erwartete, sah sich in seiner Einschätzung bestätigt, dazu aber im September mehr.

Lukas Hradecky hält hier die drei Punkte gegen den FC Schalke 04 fest.
Lukas Hradecky hält hier die drei Punkte gegen den FC Schalke 04 fest.

Am Wochenende nach dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal ging es am 27. August im ersten Bundesligaspiel im heimischen Waldstadion gegen den FC Schalke 04. Während dieser Partie musste der Block 40 aufgrund einer Strafe leer bleiben, den Fans mit Dauerkarten für diesen Block wurde aber frühzeitig eine Möglichkeit geboten, sich mit Karten für den Bundesligaauftakt einzudecken. Das befeuerte zusätzlich zu den Ausschreitungen in Magdeburg die Diskussionen rund um die Fanszene der Eintracht. Viele befürchteten eine endgültige Spaltung des Lagers aufgrund dieser Vorfälle, die unglücklich miteinander korrelierten. Gleichzeitig waren die Fans aber auch bemüht, die Risse zu kitten, was anscheinend gelang, denn in den folgenden Monaten sollte der Eintracht-Anhang nicht weiter negativ auffallen.

Zurück zum Sport: Wer aufgrund des eher schwachen Pokalsspiels in Magdeburg mit einer Niederlage zum Bundesliga-Auftakt rechnete, sah sich allerdings getäuscht. Die SGE zeigte ein starkes Spiel gegen Schalke und schnürte die Gelsenkirchener vor allem in der Anfangsphase in deren Hälfte ein. Durch ein Tor von Alex Meier auf Vorlage von Szabolcs Huszti konnten die Hessen die Begegnung, trotz eines verschossenen Elfmeters des Frankfurter „Fußballgottes“, mit 1:0 gewinnen. Vor allem die Art und Weise, wie die Schalker bespielt wurden, machte schon zu diesem frühen Zeitpunkt Hoffnung auf eine ruhigere Spielzeit, als es in der Vorsaison der Fall war und ließ die bisherigen Kritiker weiter verstummen.

Einen Tag nach dem ersten Spieltag verließ mit Luc Castaignos ein Stürmer die SGE, der erst vor der vergangenen Saison zu den Hessen gekommen ist. Der Niederländer konnte in den ersten Spielen zwar überzeugen, fand nach einer Verletzung aber nie mehr zu seiner Form zurück und schloss sich dem portugiesischen Topklub Sporting Lissabon an. Dem Vernehmen nach kassierte die Eintracht eine Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro. Aufgrund des Abgangs von Castaignos, dem im Juli abgewanderten Stefan Aigner und dem zu Beginn der Saison am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankten Ante Rebic war klar, dass die SGE noch einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler ans Land ziehen würde. Daher verpflichteten die Verantwortlichen am 31. August, dem letzten Tag der Transferfrist, den Schweizer Shani Tarashaj. Der Außenbahnspieler wurde, wie viele andere Akteure vor ihm, von einem namhaften Verein ausgeliehen und kam wie Hector vom britischen Königreich ins Hessenland. Der abgebende Klub war diesmal der FC Everton.

Sonstiges:

Hradecky fordert Geduld: Eintracht-Keeper Lukas Hradecky fordert aufgrund der vielen Neuzugänge und deren verschiedenen Nationalitäten Geduld mit der Mannschaft. Außerdem sagte der heute 27-Jährige, dass er gerne eine Führungsposition innerhalb der Mannschaft annehmen wolle.

Eintracht sparsamstes Team: Als die Transferperiode am 31. August zu Ende ging wurde klar, mit welch sparsamen Mitteln die Eintracht in dieser auskommen musste. Die Hessen waren das Team mit den geringsten Transferausgaben der gesamten Liga. Nur 2,2 Millionen Euro flossen in das neue Spielermaterial.

Auf der nächsten Seite geht es mit dem Eintracht-September weiter.

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