Wird nach dem Spiel gegen Hoffenheim nicht nur von Makoto Hasebe kritisch beäugt: Schiedsrichter Christian Dingert.
Wird nach dem Spiel gegen Hoffenheim nicht nur von Makoto Hasebe kritisch beäugt: Schiedsrichter Christian Dingert.

Nach dem 0:0 im Spitzenspiel zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim rückten die sportlichen Aspekte des Verfolgerduells in den Hintergrund und es wurde vor allem über die harten Zweikämpfe gesprochen. Dabei war das Spiel dann, wenn es lief, taktisch ein hochinteressantes Duell, besonders was das Defensivverhalten beider Teams angeht. Beide Mannschaften haben gepresst, was das Zeug hielt, hoch verteidigt und die Räume verengt, was automatisch dazu führte, dass sich die Spieler im Mittelfeld auf den Füßen standen, weshalb es zwangsläufig zu Kollisionen kam. Besonders die Eintracht wollte zeigen, wer Herr im Haus ist und ging schon in der frühen Phase der Partie hart zur Sache. Die Hoffenheimer wollten natürlich nicht zurückstecken und nahmen die Herausforderung an. Es wurde gezupft, gezerrt und gegrätscht – mal mehr, mal weniger schlimm. Schiedsrichter Christian Dingert hatte jedoch nicht seinen besten Tag erwischt und schien seine Karten zumindest in der ersten Hälfte, in der Kabine vergessen zu haben. So musste es kommen, wie es schließlich kam.

Ein überforderter Schiedsrichter

Über eine Gelbe Karte in der ersten Viertelstunde hätte sich bei der Eintracht jedenfalls niemand beklagen dürfen. Haris Seferovic oder Marco Fabián hatten sich intensiv beworben. Dingert ließ den Karton jedoch in beiden Fällen, wie in anderen strittigen Szenen auch, stecken und versuchte es mit der sogenannten „langen Leine“. Das führte im weiteren Verlauf dazu, dass die Begegnung durch die vielen (Fehl-)Entscheidungen eine Eigendynamik annahm. Dingert suchte 90 Minuten lang eine klare Linie und gab nur selten eine gute Figur ab.

Spätestens nach dem Ellenbogenschlag von David Abraham gegen Sandro Wagner in der 32. Minute hätte er eine Rote Karte zücken müssen. Der Unparteiische entschied allerdings völlig unverständlich auf Offensivfoul. Abraham durfte unberechtigt weitermachen, stattdessen flog zur Verwunderung aller Timothy Chandler in der 82 Minute nach einer Rudelbildung, bei der jeder Akteur ein bisschen Hand am Gegner angelegte, vom Platz. Der US-Amerikaner hatte natürlich seine Finger mit im Spiel und vergriff sich an Hoffenheim-Stürmer Wagner.

Jedoch konnte auch das Opfer die Entscheidung des Schiedsrichters nicht nachvollziehen. Er forderte nach dem Spiel, dass der DFB Chandler nicht lange sperren solle. In den Augen Wagners sei Fußball ein Männersport, daraufhin sagte er: „Es gab einen kleinen Kontakt, aber das war keine Rote Karte.“ Auch der ehemalige Eintracht-Spieler und heutige Sportdirektor der Kraichgauer, Alexander Rosen, lag im „Sport1-Doppelpass“ mit dem ehemaligen Darmstädter auf einer Linie: „Nach diesem Spielverlauf, mit den vorhergehenden 82 Minuten, war das wirklich eine Lappalie. Dafür Rot zu geben, finde ich unnötig.“ Chandler habe lediglich ein wenig geschubst und Wagner ein bisschen am Hals berührt. Anders sieht die Sache natürlich beim Ellenbogenschlag Abrahams aus, denn dazu sagte Rosen: „Das hat auf dem Fußballplatz nichts verloren. Das ist ein gezielter Schlag ins Gesicht.“ Da gibt es keine zwei Meinungen.

Steckt eine Methode hinter der Spielweise der SGE?

Es gab viel zu bereden nach Schlusspfiff. Julian Nagelsmann im Gespräch mit den Eintracht-Trainern.
Es gab viel zu bereden nach Schlusspfiff. Julian Nagelsmann im Gespräch mit den Eintracht-Trainern.

Die Spieler bemerkten freilich, dass der Unparteiische keine klare Linie hatte und so schaukelte sich alles peu á peu hoch. Dies ist in der Kreisklasse so und in der Bundesliga nicht anders. Hinzu komme, wie Rosen bemängelte, dass die Schiedsrichter auch mit der Geschwindigkeit und Intensität des Spiels überfordert seien. Deswegen plädiert er nicht erst seit Freitag für technische Erneuerungen, die den Unparteiischen unterstützen sollen. Also spricht er sich beispielsweise für den Video-Schiedrichter aus – und liegt voll auf der Linie von SGE-Trainer Niko Kovac. Rosen war also insgesamt weit davon entfernt, der Eintracht die Schuld an der Hektik des Spiels zu geben.

Trotzdem kursierte nach dem Spiel vor allem das Wort „Methode“ durch die Medien. Es könnte ja eine Taktik der Eintracht sein, den Gegner am Rande des Erlaubten oder darüber hinaus anzugehen. Doch darauf angesprochen, reagierte Rosen sehr besonnen, nahm der Diskussion gleich den Wind aus den Segeln und verwies abermals auf den Schiedsrichter: „Das möchte ich nicht unterstellen. Das ist auch nicht mein Recht, der Eintracht Methode zu unterstellen. Wenn man sieht, dass der Spielraum größer ist, dann geht man in der nächsten Aktion wieder so hin und beim nächsten Mal wieder. Dann wird geschaut, wie weit man gehen kann.“ Da hat der 37-jährige Sportdirektor der Hoffenheimer sicherlich recht. Dingert hätte schon früher durchgreifen müssen, denn in der Anfangsphase eines Spiels entscheidet sich, in welche Richtung sich so eine hartumkämpfte Partie entwickelt.

Miteinander statt gegeneinander 

Zudem ist Rosen der Meinung, dass es auch um ein Miteinander auf dem Feld gehe. Sowohl zwischen den Spielern beider Mannschaften, als auch zwischen Spielern und Schiedsrichter. Dies sei häufig aber nicht gegeben, da auf dem Platz zu vieles gegeneinander gerichtet sei. Als Beispiel, wie ein Miteinander aussehen könnte, nannte Rosen Alexander Meier. Dieser hat nach dem Spiel eine etwas unglückliche Aussage getroffen, die an Sandro Wagner adressiert war: „Er muss sich nicht wundern. Wenn er so spielt, muss er damit rechnen, dass er mal eine abbekommt. Er spielt am Rande der Legalität. Dann hat jeder Verteidiger dazu auch das Recht.“ Viele wollten diese Worte des Kapitäns der Hessen gerne falsch interpretieren, Rosen jedoch nicht: „Da hat er von etwas Grundsätzlichem gesprochen. Er hat sich sicher nicht auf den Ellenbogenschlag ins Gesicht bezogen.“

Meier selbst wollte seine Worte, die er direkt nach Spielschluss gesagt hatte, so anscheinend auch nicht stehen lassen, wie Rosen weiter erzählte: „In der Zwischenzeit haben Alex und Sandro miteinander telefoniert. Ich finde, das ist auch ein Weg. Dann hat man sich am Freitag halt über die Maßen bekämpft, aber dann greift man zum Hörer und sagt: ‚So habe ich das gemeint.‘ Das ist ja auch eine Form von Respekt und Kommunikation.“ – Eine Form, die zeigt, dass es auch miteinander geht.

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13 Kommentare

  1. Sorry Kai, aber können wir dieses Thema nicht endlich mal etwas ruhiger angehen?
    Es kann doch nicht sein, dass ein einziges Spiel der Motor einer Hetze wird, in der jetzt sogar der Eintracht „Methode zur Unfairness“ attestiert wird… und hier, in dem eigenen Forum, wird dieses Thema auch noch scheinbar dankbar und gern immer wieder aufgegriffen und nach Wahrheitsgehalt überprüft.
    Wir hatten vor diesem letzten Spieltag nicht weniger als dreizehn (!) andere Spiele, in dem dieser, jetzt uns zugeschriebener „Charakterzug“, nicht mal peripher zur Diskussion stand. Was also soll das ganze Theater?
    Wir sind nicht umsonst alle hier eifrige und treue Leser dieses Forums. Eine sehr gute Arbeit, mit viel Engagement und Leidenschaft, wird von euch gemacht. Aber manchmal nehmen autokritische Bezüge bedenkliche Formen an. Eine Selbstkasteiung stellt kein Qualitätsmerkmal.

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  2. @sge1899: Es war eine wichtige Abrundung des Themas, weil es ein Gespräch im Doppelpass war. Dazu wird die SGE doch jetzt auch in Schutz genommen und geklärt, dass Wagner und Meier telefoniert haben. Dies gehört zu einer Berichterstattung einfach dazu und darf nicht verschwiegen werden. Der Blick richtet sich jetzt nach vorne – aber nur so wird es eine runde Sache.

    VG
    Christopher

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  3. Hätte es die Aktion von Abra nicht gegeben, wäre doch alles unter Kampfspiel abgehakt worden und nur über den schwachen Schiedsrichter gesprochen worden. Wenn man durch die Vereinsbrille schaut, hat man doch als Eintrachtler meistens das Gefühl, im zweifelsfall für den Gegner. Dies hatte ich in der Vergangenheit bei Dingert nie, im Gegenteil ich hatte den Eindruck er „mag“ die Eintracht. Am Freitag wurde ich gleich bestätigt, leider kam er aus der Nummer nicht mehr raus. Befürchte wir haben einen Schiri weniger, „der auch mal für uns pfeit“!

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  4. @Grantler: Da hast du ein sehr positives Gefühl von Dingert ;)… Schau dir mal seine Spiele der letzten Jahre an – alle Elfmeterentscheidungen, die er traf – sei es nun, dass der Elfer für oder gegen uns hätte sein müssen – waren falsch – immerhin mit dem TSG-Spiel jetzt fünf Stück in den letzten Jahren…

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  5. Noch nie haben wir soviel „Airtime“ gehabt beim Doppelpass.
    Es war eine super Runde. Richtig lebhaft.
    Rosen hat sich sehr gut verkauft.Sehr fair und sympathisch.
    Und Freitag im Stadion war super geil
    Fussball ist und bleibt ein Kontaktsport.
    Weiter so
    Forze SGE

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  6. @4. Christopher
    Uuuups! So kann man sich täuschen! Vermutlich haben wir diese Spiele trotdem gewonnen 🙂 😉 Wie sieht es denn bei Atekin aus, oder anders ausgedrückt gibt es einen „Eintracht-Schiedsrichter“! 🙂

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  7. Ein überaus treffender Kommentar von Peter Penders/FAZ. Ob der Videobeweis jedoch zur Steigerung besagten „Anstands“ führen wird, darf stark bezweifelt werden.
    Wobei das ganze Thema mit unserer Eintracht ja eh nix zu tun hat, wie wir in der Eröffnung der Kommentarspalte einmal mehr lernen dürfen.

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  8. Wir brauchen den scheiss Videobeweis nicht – warum auch? Wir sollten einfach mal von der Tatsachenentscheidung abstand nehmen. Werner 2 Spiele Sperre und Abraham 4 Spiele Sperre – dann kommt sowas auch nicht vor.

    Finde das mit dem Videobeweis etwas schwierig – gestern Schalke Leverkusen – das war kein Freistoss vor dem Tor – sagt da der Videoschiedsrichter auch was? Nee, nur bei spielentscheidenden Szenen, aber das war doch auch spielentscheidend? Der Verlauf wird durch die Bewertung beeinflusst, genauso wie beim Elfmeter – man muss ja auch erstmal treffen.

    Wir müssen die Unsportlichkeit in den Griff bekommen – Handtore, Tätlichkeiten (die auch im Spiel auch falsch bewertet wurden) etc.

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  9. @10 ‚gestern Schalke Leverkusen – das war kein Freistoss vor dem Tor – sagt da der Videoschiedsrichter auch was? Nee, nur bei spielentscheidenden Szenen, aber das war doch auch spielentscheidend?‘
    Man kann ja in diesem Fall einfach keine Zeitlupe zeigen, dann ist das Thema gegessen. Schon ist es nicht mehr spielentscheidend. Wenn es eine ‚Tatsachenentscheidung‘ ist, warum werden dann hunderte Zeitlupen angezeigt um Schiedsrichter zu diffamieren?
    Ich muss nicht live von jedem Foul eine Zeitlupe, bzw den Videobeweis für den Zuschauer, sehen.

    Bei Tor oder nicht Tor (auch bzgl. mögl. Abseitsstellung) und Elfmeter sowie roten Karten sehe ich einen Sinn im Videobeweis. Karten könnte man, wenn ungerechtfertigt vergeben (gelb oder gelb-rot), nach einer Spielanalyse auch problemlos wieder löschen.

    Bei den Live-Videobeweisen sollte m.E. aber jede Mannschaft nur 1 Möglichkeit pro Spiel haben, diesen anzufordern…sonst wird das Spiel zerhexelt und die Werbemafia nervt. Und wenn der Trainer falsch lag ist die Möglichkeit aufgebraucht, dann kann man sich halt später nicht mehr beschweren. Wenn der Videobeweis in dem Fall Sinn machte, besteht die eine Möglichkeit des Einspruchs fort. Ähnlich ist (oder war es mal, bin grad nicht sicher) bei gr. Tennisturnieren.
    Bei so ner Handlungsweise müssten sich Trainer schon 100% sicher sein (nach Absprache mit Spieler), sonst ist die Einspruchsmöglichkeit vertan. Ewig Zeit sollten sie dafür auch nicht haben (max. 1 Minute nach Entscheidung bspw).
    Anfangs wär das sicher etwas konfus, würde sich aber sicher einspielen.

    Hand heben (Bsp. Neuer) oder das Beschweren anderer Spieler, die nicht involviert sind könnte man m.E. auch direkt (oder nach dem Spiel beim Hand heben) mit gelb ahnden .. versuchte Manipulation des Schiedsrichters. Das würde sich dann auch beruhigen.

    Jedenfalls gibt es massiv Möglichkeiten für mehr Fairness im Fußball zu sorgen. Wie die aussehen, da geht es dann am End wieder auseinander .. man wird sich aber einigen können.

    Momentan gibt es sicherlich ein Problem. Spieler, Trainer, Zuschauer sind nicht zufrieden und das Rumgemeckere nervt schon.

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  10. GrabbiGrabbi
    7.Grantler es gibt keinen Eintrachtschiedsrichter – ich war in Rostock dabei. Es gibt nur Gegenuns-Schiedsrichter und Blinde. Oder doch! Herr Stark war stark und ein Spielleiter. Letztens mal.

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