Schiedsrichter Wolfgang Stark hat beim Spiel der Eintracht gegen den BVB den Maßstab gesetzt.
Schiedsrichter Wolfgang Stark hat beim Spiel der Eintracht gegen den BVB den Maßstab gesetzt.

Es war der Aufreger des Spieltags, der sich am Samstagabend bei der Partie zwischen RB Leipzig und dem FC Schalke 04 ereignete. Timo Werner wurde in steil in Richtung gegnerisches Tor geschickt, kam an den Ball, ließ sich von einer leichten Berührung von Naldo nicht aus dem Konzept bringen und wollte den Ball an Ralf Fährmann vorbei ins Tor reinschießen. Der Schuss misslang jedoch völlig und der 20-Jähriger Angreifer ließ sich, obwohl der Schlussmann der Schalker die Hände zurückzog, fallen. Eine glasklare Schwalbe, die von Schiedsrichter Bastian Dankert mit Elfmeter „belohnt“ wurde.

Werner nahm das Geschenk an und verwandelte eiskalt. Dankert hingegen, der in der letzten Spielzeit schon einmal folgenschwer patzte und ein klares Hand-Tor vom Hannoveraner Leon Andreasen gegen den 1. FC Köln nicht ahndete, geriet stark in die Kritik. Wieder verpasste er es klar nachzufragen und den Sachverhalt somit aufzuklären. Werner droht deshalb keine nachträgliche Sperre, wie Anton Nachreiner, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, bei „Sport1“ erklärte: „Eine nachträgliche Bestrafung des Spielers wäre nur dann möglich gewesen, wenn Werner auf eine Befragung durch den Schiedsrichter wahrheitswidrig geantwortet hätte. Dies war hier nicht der Fall.“

Kovac fordert den Videobeweis

Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac wollte dem Übeltäter und auch dem Unparteiischem am Montag keinen Vorwurf machen. „Das ist eine schwierige Situation für beide. In so einem Fall müssen wir endlich anfangen, die Technik zu nutzen.“ Der 45-Jährige hielt ein Plädoyer für den Videobeweis. Es könne nicht sein, dass Autos von alleine einparken und Computer dem Menschen so viel Arbeit abnehmen, im Fußball hingegen noch immer alles von der menschlichen Wahrnehmung abhängt. Beim Basketball etwa gebe es drei Schiedsrichter auf engstem Raum bei einem 5 gegen 5. „Im Fußball soll eine Person eine Fläche von 100 mal 60 Metern überblicken? Das soll mir einer erklären, wie das funktionieren kann.“ Dabei habe sich die Torlinientechnologie inzwischen bewährt. So gab es auch bei der Großchance von Alex Meier, die im letzten Moment auf der Linie geklärt wurde, keinerlei Diskussionen. „Ich habe kurz nachgefragt, ob die Uhr was anzeigte, aber sie blieb stumm und dunkel“, sagte Kovac mit einem schelmischen Augenzwinkern.

Selbst im Basketball ist inzwischen mehr Körperkontakt erlaubt

Der Kroate hat prinzipiell ein großes Problem damit, wie Freistöße geschunden werden, weil die Schiedsrichter keine klare Linie in ihrer Spielleitung finden. Als Maßstab für eine gelungene Leistung sieht er dabei in Person von Wolfgang Stark, der das Heimspiel gegen Borussia Dortmund pfiff und nur eingriff, wenn es ein klares Foul gab. Kovac zeigte sich überrascht davon, wie zügig inzwischen zu Gelben Karten gegriffen wird und kritisierte: „Von den 35 Gelben Karten gegen uns kann man zehn abziehen – und das nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Mannschaften. Dann heißt es wieder, wir spielen überhart oder unfair. Man muss sich das mal vorstellen: Im Basketball wird nicht einmal Foul gepfiffen, wo bei uns im Fußball eine Gelbe Karte verteilt wird.“ Dennoch verlangt er von seiner Mannschaft, dass sie sich anpasst und dem Gegner nicht noch unnötigerweise die Möglichkeit anbietet, Freistöße in den Strafraum der Hessen zu schießen: „Spiele, die auf der Kippe stehen, werden in eine bestimmte Richtung gelenkt. Das macht mich fuchsteufelswild, wenn wir dann leichtfertig Standardsituationen herschenken.“

Allerdings liege es an den Unparteiischen, wieder mehr Zweikämpfe laufen zu lassen. Tatsächlich fällt verstärkt auf, wie schnell Spieler fallen oder leichteste Kontakte annehmen, um sich aus dem Tritt bringen zu lassen. „Ja, der Druck von außen ist groß. Die Medien, wir Trainer und die Kommentatoren bewerten alles“, so Kovac. Dennoch müsse es wieder Normalität werden, dass nicht jedes Duell abgepfiffen wird: „Fußball ist immer noch ein Kampfsport.“ Das Rezept, dass der ehemalige Bundesligaprofi den Schiedsrichtern mit auf den Weg gibt, ist ein scheinbar simples: „Man muss es drei- bis viermal laufen lassen, dann passiert es nicht mehr.“

- Werbung -

6 Kommentare

  1. Recht hat unser Trainer. Das rumgefalle das auch noch permanent gepfiffen wird nervt mich schon länger. Grade im Mittelfeld, wo nur drauf gewartet wird das ein gegnerischer Spieler etwas näher kommt um dann wie vom Blitz getroffen umzufallen. Und dann wird es auch noch zu 95% gepfiffen. Wird echt Zeit das sich da was ändert.

    0
    0
  2. Gebe Kovac hier vollkommen Recht. Natürlich muss ein Foul geahndet werden, wenn es eins ist. Aber viele Fouls werden angenommen, obwohl die klare Möglichkeit besteht weiter zu spielen. Hier finde ich sollte die Vorteilsregelung viel häufiger angwandt werden. Aber wenn ich seh wie manche Situationen abgepfiffen werden und als Offensivfoul geahndet werden, wenn ein „kleiner“ Spieler versucht sich gegen einen massiven IV durchzusetzen, der dann leichter fällt als ein 50cm hoher Jenga Turm, bekomme ich schon das brechen.

    Heute fällt doch der langsamere Spieler im Sprintduell wenn er keine Chance mehr sieht sich vor den anderen zu schieben…

    0
    0
  3. Das Spiel HSV gegen Darmstadt war ein Paradebeispiel darüber. Die Lilien haben erkannt das es spielerisch nicht ansatzweise für Liga 1 reicht, und somit wurde sich bei absolut JEDER Gelegenheit über den Rasen gerollt und Foul gerufen. Das ganze Spiel war in 90 Minuten 40x wegen Foulspiel unterbrochen…..

    0
    0
  4. Fällst Du nicht, hast Du die Ehre. Fällst Du, hast Du den Freistoß/Elfmeter und vielleicht das entscheidende Tor.

    Aber er hat sich ja entschuldigt und alles ist gut… keine Sperre nichts… Ribery mit dem Finger ins Auge… keine Sperre nichts… Schiedsrichter anrempeln umreißen, kein Problem….

    Kein Videobeweis der das Spiel zerstört. Nachträgliche Strafen für unsportliches Verhalten!

    0
    0
  5. @4. nrw4sge
    „Kein Videobeweis der das Spiel zerstört. Nachträgliche Strafen für unsportliches Verhalten!“

    Das sehe ich genauso. Der Videobeweis wird das Fussballspiel u.U. nachhaltiger nachteilig verändern, als sich manch ein Verfechter aktuell vorstellen möchte.
    Kovac hat trotzdem vollkommen Recht, dass die Regelauslegung sich zunehmend verselbständigt. Der Foul-Begriff -und somit auch der der Fairness- gerät zur Farce. Wenn die Schiedsrichterschaft es nicht hinkriegt, eine klare Linie in die Praxis zu bringen, sollte die sogenannte Tatsachenentscheidung durch konsequente nachträgliche Strafen per Dekret unterminiert werden. Insbesondere Schwalben wären derart rasch vom Aussterben bedroht, dass wir vermutlich sofort eine Artenschutzdebatte hätten.
    Aber Spaß beseite.
    Die Frage wäre ja, ob das sportrechtlich machbar wäre. Im Grunde hätten wir es mit einem nachträglichen Beweis ebenfalls aufgrund von TV/Videoaufnahmen zu tun, der jedoch auf die Ermittlung und Verfolgung von grobem Foulspiel, verdeckten bzw. nicht geahndeten Tätlichkeiten sowie Betrugsversuchen beschränkt ist.

    Die Aufklärung z.B. eines fraglichen Elfmeters per Videoanalyse halte ich überhaupt nur unter der Bedingung für vorstellbar, dass man eine Spielunterbrechung laut einer zu schaffenden Regel z.B. auf maximal 20 Sekunden beschränkt. Kann binnen dieser Frist eine vorliegende Entscheidung des Referees nicht aufgrund von Videobildern widerlegt oder bestätigt werden, gilt die ursprüngliche Entscheidung.
    Ich würde einmal hoffnungsvoll voraussetzen, dass die Planungen der Videobeweis-Befürworter mindestens in diese Richtung gehen.

    0
    0
  6. @nrw4sge &zizou:

    Ich glaube nicht, dass die Einführung eines Videoschiedsrichters negative Auswirkungen auf das Spiel oder den Spielfluss hätte. Die Technik wird ja auch in anderen vergleichbaren Sportarten angewandt (z.B. Hockey). Wichtig wäre hier lediglich, dass ein 5. Offizieller sich das ganze im Hintergrund anguckt. Dafür kann er dann auf mehrere Kameras zurückgreifen, um somit sehr schnell reagieren zu können. Meist gibt es doch nach strittigen Szenen sowieso Diskussionen. Sollte es wirklich einmal dazu kommen, dass bspw. eine Mannschaft nach einem nicht gegebenen Elfmeter einen Konter startet, der Videorichter sieht, dass es doch Elfer war und der Schiedsrichter daraufhin abpfeift und den Elfter gibt, dann ist das doch besser, als wenn er einfach weiterspielen lässt und der Fehler nicht korrigiert werden kann. Natürlich kann es auch passieren, dass der Schiri einen Angriff wegen Abseits abpfeift, obwohl der Spieler nicht im Abseits war. Aber hier sollte der Videorichter auch nur eingreifen, wenn ein Tor gefallen ist. Und dann muss der Schiri entscheiden, ob sein Pfiff Einfluss auf das Spielgeschehen hatte (Torwart/Spieler hört auf zu spielen) oder der Pfiff erst nach dem Tor kam und er das Tor infolgedessen geben kann.
    Das würde den Spielfluss viel weniger stören, als wenn nach strittigen Szenen sich immer wieder Rudel bilden. Außerdem wirkt es sich auch positiv auf die Gemüter aller aus. Die Spieler fühlen sich nicht betrogen, weil sie (zumindest nach einiger Zeit) wissen, dass der Schiri ein Signal bekommen hätte, wenn seine Entscheidung falsch gewesen wäre und der Schiri muss auch nicht bangen, weil er seine Entscheidung anzweifelt. Ich kann mir zumindest gut vorstellen, dass der Schiedsrichter, der immer wieder innerhalb von Sekunden Szenen bewerten muss, die er nicht immer zweifelsfrei erkennen konnte, sich oftmals denkt: shit, war das vlt doch anders?

    Ansonsten gebe ich dir @nrw4sge aber Recht: Es muss die Möglichkeit geben Spieler nachträglich zu bestrafen. Das gilt einerseits bei Schwalben, die entweder zu einem Elfmeter geführt haben (Pendant zur roten Karte wegen Verhinderung einer klaren Torchance) oder zu einer roten Karte geführt hätten (Verhinderung einer klaren Torchance, Tätlichkeit). In beiden Fällen sollten die Schauspieler nachträglich gesperrt werden können. Der Sperre entgehen können sie nur, wenn sie von sich aus den Schiedsrichter darauf hinweisen.
    Ich hab auch mal Fußball gespielt und es kam, wenn auch selten, vor, dass ich fest mit einem Tritt gerechnet habe und mich auf den Sturz vorbereitet habe und dann auch wirklich gefallen bin oder dass ich vor dem Tor mit dem Kopf nicht mehr an den Ball kam und Reflexartig mit der Hand hin bin (da hat das Hirn sich einfach abgeschaltet) aber wenn der Schiri dann falsch entschieden hat, war ich wenigstens Manns genug, ihm zu sagen, was wirklich geschehen ist. In diesem Fall sollte es dann auch keine gelbe Karte geben. 1. Hat man ja seine Unsportlichkeit selbst ungeschehen gemacht und 2. sollten die Spieler eher dazu ermutigt werden, die Wahrheit zu sagen, und das werden sie nicht, wenn sie dafür dann noch eine Verwarnung bekommen.
    Sowohl die nachträgliche Sperre als auch der Videobeweis würden dazu führen, dass Schwalben abnehmen. Genauso wie die Spieler über die Zeit gemerkt haben, dass sich Schwalben lohnen, werden sie in relativ kurzer Zeit merken, dass sich das geändert hat.

    Der Rest liegt dann an den Schiri selbst und auch an den Zuschauern.
    Die Schiri müssen aufhören, jeden Scheiß abzupfeifen. Und die Fans sollten erstens nicht immer aufschreien, wenn ein Spieler der eigenen Mannschaft mal etwas härter angegangen wird und zweitens eigene Spieler, die schauspielern und schwalben dafür auspfeifen. Ich finde das ehrlich gesagt ekelhaft, dass da teilweise noch kommentiert wird, der Spieler sei „clever“, weil er den Kontakt angenommen habe. Der ist nicht clever, sondern einfach nur ein Arsch. Wir Fans haben doch auch jedes Mal, wenn sich Zambrano am Boden gekrümmt hat und der Schiri nicht gepfiffen hat, Gift und Galle gespuckt, obwohl wir wussten, dass unser Carlos zu solchen Einlagen neigt. Und die Darmstädter Fans, schreien im Stadion genauso rum, wenn der Heller mal wieder über den Platz fliegt, wie die Bayern bei Robben. Und beide Fanlager wissen, dass bisher in mindestens der Hälfte der Fälle entweder kein oder nur ein geringer Kontakt vorlag.
    Da ist es mir in Englang sehr viel lieber. Da wird es den Spielern in Windeseile ausgetrieben zumzujammern oder zu schwalben. Ich weiß noch wie blöd Ronaldo in seinen ersten Spielen bei ManU geguckt hat, als er plötzlich von gegnerischen und eigenen Fans für seine Schauspielerei ausgebuht wurde.
    Generell sollten die Spieler aufhören so oft rumzujammern. Ja, es tut manchmal weh, wenn man umgesenst wird, aber meistens kann man trotzdem wieder aufstehen und tritt ein paar Mal auf und dann geht es schon wieder. Die sollten sich mal anschauen, was die Jungs beim Rugby, Football und Eishockey einstecken. Und die pienzen nicht rum. Der Schiri pfeift, wenn es Foul war und die Sache ist gegessen. Im Fußball wird da sicherheitshalber noch mal auf dem Boden gewälzt – könnt ja noch ne gelbe Karte für den Gegner bei rausspringen.

    So hab mich jetzt mal ordentlich ausgekotzt 😉

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -