Sein Lauf machte ihn unsterblich: Mijat Gacinovic. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Nachdem wir diese Woche schon Interviews mit Pokalsieger-Capitano David Abraham und dem noch aktiven Timothy Chandler über den großen Erfolg von 2018 hatten, darf einer natürlich nicht fehlen: Derjenige, der seinen legendären „Lauf für die Ewigkeit“ hinlegte und zum 3:1-Endstand gegen die Bayern netzte. Die Rede ist natürlich von Mijat Gacinovic. Unser Redakteur Folke Müller unterhielt sich mit dem frisch gebackenen Sieger des griechischen Doubles und zusammen schwelgten beide in den Erinnerungen an die Pokalnacht vom 19. Mai 2018.

Mijat, ganz herzlichen Glückwunsch  zum Gewinn des Doubles mit AEK Athen! Als wir zuletzt im Januar sprachen, sah es schon gut aus, jetzt habt ihr den Deckel drauf gemacht. Ganz starke Leistung! Mit insgesamt neun Toren und fünf Vorlagen hattest du ja einen riesigen Anteil an dem Erfolg!
„Ja, vielen Dank! Vielleicht war das die beste Saison meiner Karriere!“

Auf jeden Fall hast du einen echten Torriecher entwickelt! Dein letzter großer Erfolg vor deinem Double-Sieg war ja der Pokalsieg 2018 mit der Eintracht. Fangen wir mal vorne an: Welche Emotionen und Gedanken gingen dir und dem Team auf der Busfahrt nach Berlin damals durch den Kopf?
„Wir waren schon selbstbewusst, dass wir das schaffen können, denn wir wussten, dass wir über die nötige Qualität verfügen. Die Trainer hatten uns bestmöglich vorbereitet und auch schon im Jahr zuvor waren wir gegen Dortmund im Finale und konnten da Erfahrungen sammeln. Das hat uns sicher geholfen. Und ich glaube, dass unsere Mannschaft 2018 auch ein Stück stärker war als 2017. Ich kann mich jetzt auch nicht daran erinnern, dass jemand von den Jungs besonders nervös gewesen wäre. Wir waren ja sehr gut vorbereitet und das gibt einem ja auch eine große Sicherheit.“

Wie war das denn dann am Abend vor dem Spiel? Warst du persönlich zumindest da nervös?
„Um ehrlich zu sein, bin ich abends vor einem Spiel nie sonderlich nervös. Ich kann da nicht für jeden Spieler reden, aber für mich ist es tatsächlich leichter, so große Spiele zu bestreiten. Das liegt daran, dass du vor so wichtigen Spielen überhaupt keine Extra-Motivation brauchst, denn die kommt total von alleine. Das kann bei ‚kleinen Spielen‘, wie teilweise in der Liga, ehrlicherweise schonmal anders sein.

Hat denn der Trainer, Niko Kovac, trotzdem noch etwas gemacht, um das letzte bisschen Motivation aus euch herauszukitzeln?
„Ja, der Trainer hat uns ein Video gezeigt in der Besprechung vor dem Spiel und das hat uns nochmal extra motiviert, obwohl das, wie gesagt, eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Aber natürlich helfen solche Dinge dann nochmal zusätzlich.“

„Die Bayern wären weltweit gegen jede Mannschaft der Favorit gewesen.“

Kommen wir mal zu eurem Gegner: Der FC Bayern war natürlich nicht irgendein Team. Wie fühlt man sich vor einem Endspiel, wenn man einen nahezu übermächtig wirkenden Gegner vor sich hat?
„Ja, uns war schon bewusst gegen wen wir da spielen und Bayern war der klare Favorit. Aber in einem Finale stehen die Chancen eigentlich immer 50/50. Die Chancen für die Bayern standen da jedoch sicherlich ein bisschen besser. (lacht) Bayern wäre gegen jede Mannschaft weltweit der Favorit gewesen, außer vielleicht Real Madrid oder so. Uns war aber durchaus bewusst, dass wir sie als Mannschaft bezwingen können. Wir wussten, wenn wir unser Spiel an den Tag legen können, fighten und alles geben, dann würden wir zu unseren Chancen kommen. Genau auf die Chancen haben wir dann im Spiel gewartet und dann effizient unsere Tore gemacht. Das war sehr wichtig – gerade gegen die Bayern. Wenn die einmal führen, dann wird es unheimlich schwer für jeden Gegner.“

Ihr seid dann auch tatsächlich durch Ante Rebic in Führung gegangen. Aber die Bayern glichen durch Robert Lewandowski in der 53. Minute wieder aus. Was ging euch Spielern in dem Moment durch den Kopf?
„Ja, das war natürlich ein ziemlicher Rückschlag. Aber ganz ehrlich: Gegen die Bayern kannst du schwer erwarten, dass sie nicht zumindest ein Tor schießen. Wir sind im Spiel geblieben und haben dadurch den Glauben nicht verloren. Ich glaube, das hat sich am Ende dann auch gelohnt!“

„Der beste Moment meiner Karriere!“

Das hat sich ganz sicher gelohnt, ja! Ihr seid nach dem Ausgleich der Bayern tatsächlich wieder in Führung gegangen und in der 96. Minute kam dein großer Moment: Dein Lauf auf das leere Tore. Nimm uns mal mit…
„Zuallererst habe ich gesehen, dass die Ecke der Bayern genau auf den Kopf von Jetro Willems ging und rein aus Instinkt bin ich da schon nach vorne gelaufen, weil ich irgendwie im Gefühl hatte wo der Ball landen würde. Daher war ich dann auch zuerst am Ball und als ich an Kingsley Coman vorbei war, war nur in meinem Kopf, dass ich bis zum Ende laufen muss, um ein sicheres Tor zu erzielen. Ich habe dabei gesehen, wie die ganze Kurve abging und wie alle Spieler an der Seite mit mir gelaufen sind, während ich auf das Tor zu gerannt bin. Das war schon der Wahnsinn. Das war der beste Moment in meiner Fußball-Karriere!“

Sekunden vor dem großen Glück! (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Ja, Wahnsinn. Alleine bei der Erzählung bekommt man schon wieder Gänsehaut. Nun ist es ja so, dass die Eintracht es nach 2018 wieder geschafft hat, im Finale des DFB-Pokals zu stehen. Die Rückrunde lief für die Eintracht jetzt nicht sonderlich gut. Zuletzt konnte man sich aber etwas berappeln. Was denkst du, als Final-Experte, was die Mannschaft tun muss, um gegen RB Leipzig zu gewinnen?
„Das stimmt, es lief zeitweise nicht so gut bei der Eintracht. Ich verfolge die Spiele wann immer ich kann. Jetzt zuletzt lief es dann wieder etwas besser. Ich finde aber schon, dass diese Mannschaft und auch der Trainer viel für die Eintracht geleistet haben. Dass sie im Finale stehen, haben sie sich verdient und das ist kein Zufall. Ich bin mir sicher, sie bekommen die Unterstützung, die sie verdienen. Die Eintracht hat in der Vergangenheit schon ein paar Mal gezeigt, dass sie Finals spielen kann. Mehr als einmal! Wie sie das machen müssen, wissen die auch ohne, dass ich was dazu sage! (lacht) Die werden sicher kämpfen und alles geben. Diese Truppe hat auch mit dem Trainer schon gezeigt, dass sie ein Finale gewinnen kann. Da mache ich mir tatsächlich keine Sorgen!“

Oliver Glasner wird die Eintracht ja nach dem Finale verlassen müssen. Was macht das mit einer Mannschaft, wenn klar ist, dass der Trainer den Verein nach dem Finale geht?
„Ja, ich habe gelesen, dass er gehen muss. Das finde ich schon echt schade. Er hat echt viel geleistet für die Eintracht. Gerade in der Europa-League letztes Jahr. Hoffentlich kann er sich am Samstag mit dem Pokal verabschieden. Wir hatten 2018 ja tatsächlich eine ähnliche Situation. Niko Kovac war damals sehr erfolgreich mit uns wir wussten, dass er nach dem Pokalfinale den Verein verlassen würde. Wir haben das Finale aber trotzdem gewonnen. Ich bin mir daher sicher, dass das kein Problem wird. Was man nie vergessen darf ist, dass Spieler nicht nur für den Trainer spielen, sondern auch für sich selbst, den Verein, die Fans und die eigene Familie. Der Trainer ist natürlich auch wichtig, aber ob der Trainer jetzt nächste Saison noch im Verein ist oder nicht spielt da keine Rolle. Die wollen doch alle den Pokal gewinne. Ich finde, da ändert so eine Situation nichts dran!“

Das macht doch Mut! Wie ist denn das für dich jetzt? Wie wirst du das Finale verfolgen? Bist du vielleicht sogar live vor Ort in Berlin?
Die Eintracht hat mich eingeladen. Ich werde also live dabei sein und freue mich schon wahnsinnig! Ich will mit den ganzen Leuten feiern, sobald wir den nächsten Titel gewonnen haben!

Ja, das nimmt meine Abschlussfrage ein wenig vorweg: Was denkst du denn, wie das Spiel ausgehen wird? Was ist dein Tipp?
„Die Eintracht gewinnt das Finale mit 2:1 in der regulären Spielzeit!“

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23 Kommentare

  1. Ich freue mich für ihn und seinen riesigen Erfolg in Athen. Und schön, dass sein Herz (so wie bei vielen EX-SGElern) nach wie vor an der Eintracht hängt.

    Gacinovic war aufgrund seiner freundlichen, besonnenen und offenen Art immer einer meiner Lieblinge, auch wenn er manchmal etwas unstet in den Leistungen war, und leider manchmal zu hibbelig vorm Tor.

    Sein Torlauf zum 3:1 im Finale gegen die Bayern und die Freude danach wird für mich immer unvergesslich sein.

    Meine Vorfreude auf Berlin ist mittlerweile riesig.
    Auf geht’s zum Finalsieg gegen die Brausebetriebssportgruppe!

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  2. Yes! und das Solo vor dem Tor in Nürnberg und das Tor gegen Nürnberg zählen genauso. Toll, dass er da sein kann

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  3. … und sein permanentes, unermüdliches Anlaufen! … auch wenn der Ball gelegentlich schnell wieder weg war. 🙂

    Ein GUTER

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  4. … ob ich auch einmal bei der Eintracht anrufen und nach zwei Karten fragen kann?!
    Ob das was bringen wird?!

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  5. „…sobald wir den nächsten Titel gewonnen haben!“

    Beste Aussage! Sobald WIR gewonnen haben… Wo spielt er momentan? Egal. Im Herzen immer noch Eintrachtler. Super Typ!

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  6. Mijat hat sich eben noch einmal gemeldet und bat um eine Klarstellung: Er hat nicht bei der Eintracht angerufen, sondern wurde eingeladen. Das war ihm wichtig. Da gab es ein Missverständnis in der Kommunikation. Im Text ist es bereits angepasst. Ihm war wichtig, klarzustellen, dass er sich keine Vorteile gegenüber den Fans, die auch ein Ticket haben wollten, verschafft hat. In der ursprünglichen Formulierung hätte man das herauslesen können. Das war aber keinesfalls gemeint!

    LG

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  7. Man muss ihn lieben.

    In Leipzig ist am Wochenende ja ganz schön was los, wie man hört. Angriff der Linksfaschisten. In Bremen auch. Ich befürchte, in Berlin wird es auch nicht ruhig bleiben.

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  8. Dann bleib halt dehaam oder reise am Samstag zum/r AfD-Infostand/Bürgersprechstunde Raimundstraße 1-3 (Nähe Aldi) in Dresden. Dort findest du bestimmt Antworten auf die Frage, was die Parallelen zwischen Corona- und Klimapolitik, die zahlreich und symptomatisch für die Anmaßung und Selbstgefälligkeit der Mächtigen sind, mit Eintracht Frankfurt zu tun haben.

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  9. Gaci, super Spieler, super Typ. Ich gönne ihm seinen Erfolg und bin mit ihm glücklich.

    Und sein Lauf zum 3:1, der hat sich eingebrannt. Der ist legendär. Die Spieler laufen mit, die Kurve rastet aus, vorm TV wäre ich auch mit gerannt, wenn Platz gewesen wäre. Phänomenal! Das ist schon auch in der Kategorie von Fjörtoft.

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  10. Mijat hat bei mir schon seit den Relegationsspielen Heldenstatus. Ich gönne ihm seinen aktuellen Erfolg von ganzem Herzen. Und wenn er dann immer noch von UNS spricht, geht mir das Herz auf. Ich hoffe, dass er nach seiner aktiven Karriere irgendeine Rolle bei uns spielen wird.

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  11. Du schon Mittags blau(n)?
    Leipzig und Bremen waren dein Einstieg und auch Berlin hattest du nicht im Zusammenhang mit dem Pokalfinale erwähnt.

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  12. Naja, ich schaue die Nachrichten und habe die Ankündigungen für das Wochenende gesehen. Viele fahren doch nach Berlin. Da erschien es mir erwähnenswert, darauf hinzuweisen, dass es zu Krawallen kommen kann, wahrscheinlich wird. Vielleicht interessiert es den ein- oder anderen, wo er zum Beispiel sein Auto besser nicht parkt etc. Was regst du dich so auf ? Wegen dem Wort Linksfaschisten ? Faschistisch ist ein Überbegriff und bedeutet antidemokratisch und gewaltbereit. Die Rechten haben das geschichtlich nicht exklusiv.

    Also: Berlin am Samstag: Mit Krawallen rechnen. Das war’s schon.

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  13. Bring endlich mal Eintracht Frankfurt, Leipzig und Bremen zusammen anstatt zu schwurbeln. Deine Erwähnung Berlins ist doch nur ein Notausgang und jetzt schick mir deine email-Adresse.

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  14. Lieber Mijat,
    falls Du das lesen solltest.
    Mein Post war natürlich NICHT ernst gemeint! Du hast bei der Eintracht einen hohen Stellenwert, den hast Du Dir auch verdient und das ist auch gut so. 🙂
    Also, viel Spaß am kommenden Samstag! Falls Du die Karten aber nicht brauchen solltest, melde Dich bitte bei mir! 😀
    Mein 8-jähriger Sohn und meine Wenigkeit würden sich freuen.
    Schöne Grüße aus Schleswig-Holstein!

    @5:
    Ich bin im Moment ablösefrei zu haben.
    Allerdings mit 40 Jahren vielleicht nicht mehr erste Wahl für die erste 11.

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  15. Nur vom Lesen über das Finale 2018 bekomm ich Tränen in den Augen vor Freude. Die ganzen Emotionen von damals kommen hoch. Einfach nur geil. Ich kann mich noch genau erinnern. Die bangen Momente beim VAR. Der Videobeweis zum nixht Elfmeter. (Meiner Meinung war es ein Foul. Danke an Felix Zwayer, dass er es anders gesehen hat.) Dann die Ecke, Mijats Lauf, die Bank, die Fans, das Tor. Unbeschreiblich und unvergesslich.

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  16. @ffm:
    „Faschistisch ist ein Überbegriff und bedeutet antidemokratisch und gewaltbereit.“

    Das sind nur zwei Aspekte. Die weiteren sind dem Führerprinzip folgend und rechtsextrem.
    Faschistisch ist nämlich kein Überbegriff, sondern eine Ideologie in der Tradition der Faschistischen Partei Italiens unter Mussolini.
    Und damit haben gewaltbereite Linksautonome, trotz aller Kritik, Ablehnung, teils sogar Verachtung, die sie verdienen, überhaupt nichts gemein.

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