Ein Tor, das Jan Aage Fjörtoft zur Legende machte. (Foto: IMAGO / WEREK)

Es ist am heutigen 29. Mai 2023 genau 24 Jahre her, dass Jan Aage Fjörtoft ganz Frankfurt zur Ektase brachte. Es lief die 89. Minute des 34. Spieltags der Saison 1998/1999, die SGE führte zwar mit 4:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern, trotzdem war klar: Wenn die Hessen nicht noch ein Tor schießen würden, würde der Abstieg in die zweite Fußball-Bundesliga feststehen.

Was dann kam, ist fester Bestandteil der SGE-Geschichte. Nach einem Zweikampf prallte der Ball zu Fjörtoft, der auf halblinks auf und davon war, mit dem rechten Fuß einen Übersteiger machte und anschließend mit links an FCK-Keeper Andreas Reinke vorbei ins Tor einschob. Die Eintracht blieb erstklassig und Jan Aage Fjörtoft schoss sich – wohl für immer – in die Herzen der SGE-Fans!

Im Interview mit SGE4EVER.de sprach der Norweger über dieses Tor, über seinen „Herzensverein“ Eintracht und das bevorstehende Finale im DFB-Pokale gegen Leipzig.

SGE4EVER.de: Jan Aage, heute jährt sich dein berühmter Übersteiger zum 5:1 im Jahr 1999 zum 24. Mal. Wie erinnerst du dich an das Tor?

Jan Aage Fjörtoft: „Ich erinnere mich natürlich sehr, sehr gerne an das Tor, aber auch an die Wochen vorher. Das macht das Tor fast noch Besonderer. Wir waren hoffnungslos hinten und eigentlich schon fast abgestiegen. Aber dann haben wir drei Spiele hintereinander in Bremen, auf Schalke und zuhause gegen Dortmund gewonnen. Der Tag wird jedes Jahr besser, immer wenn ich daran denke. Wir dachten am Anfang, dass wir nur gewinnen müssen, dann hat sich herausgestellt, dass wir hoch gewinnen müssen. Der Übersteiger war dann das fünfte Tor, aber alle Tore zuvor waren ebenso sensationell und toll herausgespielt. Die Situation vor dem fünften Tor war dann sehr skurril und das hat niemand so schon einmal erlebt. Es war vor der Zeit mit den Handys und Livetickern und dann hat die Bank reingeschrien, das wir noch ein Tor brauchen. Niemand auf dem Platz wusste warum. Und dann habe ich halt eines gemacht! (lacht). Als der Schiedsrichter dann abgepfiffen hat, liefen alle auf das Feld und haben gefeiert. Lustig war, dass wir Spieler alle noch gar nicht genau wussten, warum wir uns eigentlich gerettet haben. Das hat man erst später gesehen.“

Jan Aage Fjörtoft beim Zeichnen seines Tores. (Foto: SPORT1)

 

Du hast dein Tor für die Aktion „My Greatest Moment“ von „Sport1“ gezeichnet. War es wirklich dein größter Moment als Fußballer?

„Erst einmal muss ich sagen, dass es eine riesige Ehre war, dass ich neben solchen Bundesliga-Legenden ausgewählt wurde und es macht mich sehr stolz, dass mein Tor als einer der größten Bundesliga-Momente ausgewählt wurde. Es gibt eine ganz nette Anekdote, denn ich habe in meiner ganzen Fußball-Karriere vier Übersteiger-Tore gemacht. Ein Übersteiger-Tor war mit der norwegischen Nationalmannschaft 1993. Durch den Treffer haben wir uns zum ersten Mal seit langer Zeit für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Und dann der Übersteiger 1999 zur Rettung mit der Eintracht. Nach dem ersten Training nach der Sommerpause habe ich Trainer Jörg Berger ein Buch gezeigt, denn der Trick heißt mittlerweile „Fjörtoft-Trick“. Da hat Herr Berger nur gestaunt und gesagt, dass ich ein Wahnsinniger sei (lacht). Daher kann ich sagen, dass es auf Vereinsebene mit Abstand das schönste und wichtigste Tor meiner Karriere ist.“

Die Zeichnung kann ab sofort erworben werden. (Foto: SPORT1)

Der Übersteiger ist mittlerweile nicht nur, aber besonders in Frankfurt legendär. Was bedeutet es dir, dass du bei der Eintracht als Held und Legende gefeiert wirst?

„Das ehrt mich natürlich. Das Tor und die Rettung haben mich an die Eintracht gebunden und die SGE ist der Verein, zu dem ich am engsten Kontakt habe und mein Herzensverein. Ich bin Botschafter der Eintracht und mache Projekte gemeinsam mit dem Verein. Dieses Tor hat viele erfreuliche Folgen für mich gehabt. Ich arbeite viel in Deutschland, bin oft nach Deutschland eingeladen, bin in vielen TV-Studios unterwegs, mache auch Interviews. Das habe ich sicher auch dem Tor zu verdanken.“

Auch die Eintracht-Fans feiern dich bei fast jeder Gelegenheit…

„Ja, zu den Eintracht-Fans habe ich ein tolles Verhältnis. Ich sage immer: Wenn alle, die zu mir sagen, dass sie am 29. Mai 1999 im Waldstadion waren, auch wirklich dagewesen wären, dann hätten wir einen Zuschauer-Rekord mit 200.000 Zuschauern aufgestellt (lacht). Das finde ich wirklich geil. Es ist 24 Jahre her, trotzdem bin ich daher fest in der Eintracht-Familie verankert. Ein Highlight war beim Europa League-Halbfinale 2022 bei West Ham United, als ich auf dem Feld beim Interview war und die Fans danach meinen Namen gesungen haben. Da hatte ich Gänsehaut.“

Du bist aber nicht nur in der Vergangenheit der SGE ein Held, sondern auch derzeitiger Fußball-Experte. Wie bewertest du die derzeitige Situation – auch mit Hinblick auf die Trennung von Oliver Glasner und das Pokalfinale am Samstag?

„Oliver Glasner wird mit einer Goldschrift in die Geschichte der Eintracht eingetragen werden, das ist ganz klar. Es gibt natürlich immer Eigendynamiken, wir von außen wissen nicht, was alles war. Ich denke wir als Fans sollten uns herzlich für alles, was er getan und für die Eintracht geleistet hat, bedanken. Das war sensationell. Ich hoffe, dass wir in Berlin den DFB-Pokal gewinnen und dass wir Oliver Glasner auf die richtige Art und Weise verabschieden.“

Wie wäre dein Tipp für das Finale?

„Wir gewinnen, davon bin ich überzeugt. Ich weiß nur noch nicht, wie hoch wir gewinnen (lacht). Eintracht kann Finalspiele, das ist gut. Als Außenseiter können wir frei aufspielen. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Jungs ihre beste Leistung für das Finale aufgehoben haben und den Pokal nach Hause bringen.“

Viel wird auch im Finale auf Randal Kolo Muani ankommen. Du warst selbst Stürmer – was traust du ihm zu, insbesondere mit Blick auf die Zukunft? Denkst du, dass ein Wechsel schon jetzt zum richtigen Zeitpunkt käme oder würdest du ihm raten noch in Frankfurt zu bleiben?

„Als Fan wünsche ich mir natürlich, dass er bleibt. Er ist noch ein junger Spieler. Aber wir reden wieder über Dynamiken im Fußball – wenn ein finanziell interessantes Angebot kommt, wird die Eintracht sich das gut überlegen. Hier muss man dem Verein und Markus Krösche und allen, die den Spielern geholt haben, aber ein großes Kompliment aussprechen. Er hat das Potential, um Weltklasse zu werden. Die Eintracht hat in den letzten Jahren immer gute Stürmer gehabt.. Haller, Jovic, Rebic, Silva – das ist zwar schade, aber ein Teil der tollen Entwicklung des Vereins.“

Jan Aage Fjörtoft (rechts) ist tief mit der SGE verwurzelt und unter anderem Botschafter des Klubs. (Foto: Heiko Rhode)

Du bist in den sozialen Medien viel unterwegs und analysierst hier auch viel – das gab es zu deiner aktiven Zeit noch nicht. Wie siehst du das?

„Stimmt, damals gab es noch keine sozialen Medien. Das hat aber auch negative Seiten, ich hätte damals zum Beispiel gerne ein Selfie vom 29. Mai 1999 gepostet. Aber es war auch eine schöne Zeit und Phase.“

Wärst du gerne zu dieser Zeit Fußball-Profi gewesen?

„Ich bin kein Mensch, der viel zurückdenkt. Ich war damals, in einer anderen Zeit, Spieler und das ist auch gut so. Ich bin sehr froh, dass ich diese Zeit hatte und dass ich immer Freude am Fußball hatte. Das sollte auch das sein, was alle Fußballer zusammenhält – die Freude am Spiel muss da sein. Ich freue mich immer, wenn ich Spieler sehe, bei denen man die Freude spürt.“

Lieber Jan Aage, herzlichen Dank, dass du dir für uns von SGE4EVER.de Zeit genommen hast und alles Gute für deine Zukunft! Wir hoffen alle, dass dein Tipp für das Finale stimmt! 

„Herzlichen Dank auch an euch und viele Grüße an alle SGE4EVER.de-Leser!“

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7 Kommentare

  1. Eurobbacuub, Eurobbacuub, Eurobbacuub in diesem Jahr

    Jan Aage, Jan Aage, Jan Aage oh hoh,

    natürlich stimmt Dein Finaltipp, der war auch 2018 richtig, mit dem Jürgen, für den Jürgen, mit dem Bernd, für den Bernd und alle Adler:

    Dan holen wir halt diesen scheiß DfBäh-Pokal

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  2. Also ich war damals tatsächlich live dabei, aber das hab ich Jan Åge Fjørtoft (angeblich schreibt er sich so) ungelogen nie erzählt. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass ich nicht nur schon vier Wochen vor dem Spiel in nahezu aussichtsloser Lage ein paar Kärtsche besorgt hab, sondern auch gegen meinen damaligen Chef ein Essen gewann, der meinen Optimismus partout nicht teilen wollte 🙂

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  3. Ich war auch dabei, F Block, Kumpel Radio am Ohr, alle fangen an zu schreien „los noch ein Tor…“ Jan Åge läuft auf „unser“ Tor zu… völlig irre was der Sport manchmal bietet. Das später die Straßenbahn nicht aus den Gleisen gesprungen ist war auch fast ein Wunder.

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  4. Me too. Gegentribune Block 34.
    Hammer Tag.
    Evtl mein Highlight schlechthin seid 1988.
    Abstieg ist einfach das schlimmste was es gibt.
    Freue mich riesig auf Berlin. Freitag morgen gehts los!!!
    P.S.
    Wenn mal 4 Abstiege erlebt hat, geht es uns seit 2016 verdammt gut!!

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  5. Ich war in der Bretagne und musste mir die Info aus einer Telefonzelle abholen. 🙂

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  6. Ich war am Radio dabei und habe in meinem Garten ein Klettergerüst für meine Söhne aufgebaut. Ich weiß nicht mehr genau ob ich es fertig aufstellt habe, jedenfalls habe ich den letzten 20 Minuten nur noch neben dem Radio gesessen und bei jedem Tor mit dem wir drin und wieder draußen waren geschrieen….

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  7. Der gute alte G-Block 1999 und anschließend ein Stück Rasen mitgenommen. Schöne alte Zeit. Ich war 14 Jahre alt und mein 23 jähriger Bruder hat mich zum Glück mitgenommen.

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