In wenigen Tagen wird Marc Wachs 28 Jahre alt. Damit ist er vom Alter zwar längst keine unter 21 Jahren mehr, aber doch ein wichtiges Bindeglied in Frankfurts zweiter Mannschaft. Er ist Kapitän, Leader auf sowie neben dem Platz und dafür da, die jungen Talente bei ihren ersten Schritten im Herren-Fußball zu begleiten. Mit dem SV Wehen-Wiesbaden stieg er 2019 in die zweite Bundesliga auf und weiß daher bestens, wie das Profi-Geschäft funktioniert. SGE4EVER.de-Redakteur Frederic Schneider traf sich mit dem bodenständigen, in Wiesbaden geborenen Wachs im Sportpark Dreieich, der Heimspielstätte der U21, zum Interview.
SGE4EVER.de: Hinter der Eintracht liegt eine sehr spannende Saison: Direkt nach Wiedergründung ist die zweite Mannschaft von der Hessenliga in die Regionalliga aufgestiegen. Wie erklärst Du Dir diesen Erfolg?
Marc Wachs: Die Eintracht hatte alles gut vorbereitet, wir haben gute Strukturen vorgefunden. Als Mannschaft haben wir ein wenig Zeit benötigt, um uns zu finden. Da waren wir als ältere und erfahrenere Spieler gefordert und haben versucht, alles in die richtige Richtung zu lenken. Neben dem fußballerischen Potential mit vielen jungen Spielern sind wir am Ende auch über die Gemeinschaft gekommen und haben zwischenzeitlich elf Siege in Folge eingefahren, waren sogar 16-mal ungeschlagen. Das ist schon eine Hausnummer, auch in der Hessenliga. Aber trotzdem ist es für viele unserer jungen Spieler das erste Jahr im Herrenfußball gewesen. Zudem haben einige Spieler zu Saisonbeginn auch noch in der UEFA Youth League gespielt und damit eine Doppelbelastung. Das mussten sie auch erstmal meistern. Am Ende haben wir es alle gemeinsam durchgezogen und sind auch verdient aufgestiegen.
In der neuen Saison warten schwerere Gegner auf die Eintracht. Wie würdest Du die Regionalliga charakterisieren?
Ich selbst habe bislang in der Regionalliga nur ein halbes Jahr gespielt, war dann in der dritten und zweiten Liga unterwegs. Aber ich kenne einige Spieler, die mir berichtet haben. Es ist auf jeden Fall eine Liga, in der es bei einigen Vereinen um Existenzen geht, da viele Spieler hauptberuflich Fußballer sind. Da geht es bei jedem Spiel um alles. Das ist in der Hessenliga meistens anders, da dort die allermeisten Spieler noch einem anderen Beruf nachgehen. In der Regionalliga ist alles nochmal schneller, robuster und athletischer. Und es spielen noch mehr Traditionsvereine mit, wie Kickers Offenbach, die seit Jahren aufsteigen wollen, die Stuttgarter Kickers, Hessen Kassel oder der FSV. Die Regionalliga Südwest ist meiner Meinung nach die stärkste Regionalliga.
„Wir wollen in jedem Spiel alles geben und streben immer Siege an.“
Du hast gerade die Offenbacher Kickers schon angesprochen und hast auch selbst einen hessischen Hintergrund. Welche Bedeutung haben für Dich Derbys wie gegen die Kickers oder den FSV Frankfurt?
Wir wissen, dass es in diesen Spielen heiß hergehen wird. Ich persönlich freue mich darauf. Nichtsdestotrotz muss man einen klaren Kopf bewahren und sich verinnerlichen, dass das ein Spiel wie jedes andere ist. Natürlich hat das eine andere Charakteristik, da es ein Derby ist, die Stimmung auf den Rängen wird sehr speziell sein. Da wird es auch mal emotionaler, aber wir wollen jedes Spiel mit der gleichen Einstellung angehen. Es ist die Kunst, dass man die Emotionalität in jeder Partie auf den Platz bringt. Das versuche ich auch den jungen Spielern zu vermitteln, auch wenn es zweifelsohne besonders ist, dann vor einer deutlich größeren Kulisse aufzulaufen. Klar ist aber: Wir wollen in jedem Spiel alles geben und streben immer Siege an.
Du arbeitest auch viel mit den jungen Spielern zusammen, da die U21 auch Talente entwickeln soll. Wie siehst Du persönlich Deine Rolle als Kapitän, um die Jungen heranzuführen?
Vor der letzten Saison war meine Rolle als Führungsspieler bereits klar definiert. Die Jungs können immer zu mir kommen. Darüber hinaus will ich mit meiner Leistung vorangehen. Wenn es auf dem Platz mal nicht läuft, dann holt man die Jungs wieder zusammen, damit es funktioniert. Aber meine Teamkollegen sind allesamt gute Fußballer und gute Jungs, vernünftig und respektvoll. Da ist die Aufgabe für mich ehrlicherweise gar nicht so schwer. Ich habe diese Rolle gerne inne und will sie so gut wie möglich ausfüllen.
Du bist in der Hessenliga-Saison nicht nur als Teamleader aufgefallen, sondern auch als sehr sicherer Elfmeter-Torschütze. Woher kommt Deine Treffsicherheit und vor allem Dein Nervenkostüm am Elfmeterpunkt?
(lacht) Ich glaube, dass ich generell im Fußball und auch im Leben einiges erlebt habe. Ich sage immer: Elfmeter liegen dem einen – und dem anderen nicht. Ich bin keiner, der Elfmeter trainiert. Ich versuche auch in diesen Situationen nur meiner Rolle gerecht zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Die Schusstechnik habe ich. In der Jugend habe ich schon immer Elfmeter geschossen. Dass ich der Mannschaft damit helfen kann, umso besser.
Du steckst momentan in der Vorbereitung auf die neue Saison. Was macht Dir dabei besonders Spaß – und worauf hast Du weniger Lust?
Es macht insgesamt unglaublich Spaß mit den Jungs, wir verbringen viel Zeit in der Kabine. Das ist etwas Besonderes. Deswegen ist man auch so gerne Fußballer. Als Team sind wir jeden Tag zusammen, das ist wie eine zweite Familie. Wenn ich schaue, wie viele Stunden in der Vorbereitung ich die Jungs sehe und wie viele meine Frau und meine Kinder, dann muss ich sagen: Es gibt sich nicht mehr viel! (lacht) Es macht Spaß mit den Jungs zu arbeiten und gemeinsam Spaß zu haben. Die Kabine ist super, wir haben eine gute Stimmung. Und zur zweiten Frage: Laktattest – ich glaube, das macht kein Fußballer gerne. Das Rennen ohne Ball. Aber das gehört einfach dazu, ich kenne es nicht anders. Die Kondition muss stimmen.
Wie wichtig ist die Athletik in der Regionalliga, auch im Vergleich zu höheren Ligen, wie etwa der zweiten Bundesliga?
Die Grundausdauer ist ab diesem Niveau relativ ähnlich. Die Intensität wird aber immer höher. Vor allem in den Zweikämpfen. Du hast viel weniger Zeit, musst wissen, wie du auch deinen Körper clever nutzt. Dazu kommt noch die Erfahrung. Wie man sich mit gutem Stellungsspiel in eine bessere Position bringt. In den höheren Ligen werden Fehler härter bestraft. Kleinigkeiten reichen da schon aus. Das sind Dinge, die die Jungs lernen müssen.
„Wenn wir es dann vielleicht irgendwann auch nochmal in die 3. Liga schaffen, sage ich nicht nein.“
In Frankfurt hast Du noch einen Vertrag bis Sommer 2024 mit der Option für ein weiteres Jahr. Was hast Du in den nächsten zwei, vielleicht auch drei Jahren mit der Eintracht noch vor?
Insgeheim war es natürlich mein Wunsch, mit der Eintracht in die Regionalliga aufzusteigen. Das haben wir geschafft, das war ein großartiger Schritt. Mit der U23 von Mainz 05 habe ich bereits einmal den Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga geschafft. Aber darum geht es jetzt erstmal nicht. Mein großer Wunsch ist, dass mehr und mehr Spieler über die U21 den Weg in den Profikader schaffen. Dann können wir auch mit Stolz sagen, dass wir ihnen geholfen und unseren Beitrag geleistet haben. Was meine persönliche Zukunft angeht, würde ich sehr gerne über die zwei Jahre hinaus Teil der Eintracht sein. Der Klub ist zu meinem Herzensverein geworden und ich fühle mich unglaublich wohl. Wenn wir es dann vielleicht irgendwann auch nochmal in die 3. Liga schaffen, sage ich nicht nein. (lacht) Aber jetzt geht es erst einmal darum, in der Regionalliga einen guten Start zu erwischen und uns dort erfolgreich zu etablieren.
5 Kommentare
Natürlich bin ich nicht nah genug dran und habe auch eine rosa Fanbrille auf, aber aus einer gewissen Distanz glaube ich, dass Marc Wachs ein Segen für unsere 2. Mannschaft ist und dieser noch über 2024 unter Vertrag genommen wird.
Danke Marc für alles bisher Geleistete!
Danke Marc!!!
Sehr gutes Interview mit einem sehr bodenständigen Leader der 2. Mannschaft.
Ich wünsche der U21 weiterhin viel Erfolg und teile den Wunsch nach dem
einen und anderen Talent das den Sprung in das Profiteam schafft.
Hat er gut formuliert, 3.Liga wäre ein Traum, das wäre insbesondere gut für die Entwicklung neuer Talente, aber er baut keinen Druck auf. Zweit-und Drittligaerfahrung haben ein paar von denen, die von Dreieich übernommen wurden. Das ergibt eine tolle Mischung, die älteren können die Jungspunde erden und die Nervosität mildern. Generell haben in den Hessenliga Spielen aber auch bereits größtenteils die jungen Talente gespielt.
Wachs' Führungsstärke erkennt man schon daran, dass er meines Wissens keinen oder zumindest fast keinen Elfer verschossen hat letzte Saison, das bringt natürlich auch große Sicherheit und Vorbildfunktion mit sich.
Toller Artikel, Danke,
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