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Jesus Vallejo, Alexander Meier und Lukas Hradecky freuen sich über den Auswärtssieg (imago/Eibner)

Mit einem Abwehrbollwerk und neuen Qualitäten zum Auswärtssieg

Neun Punkte nach vier Spielen sind eine Ausbeute, die auch Optimisten vor der Spielzeit nicht für möglich gehalten hätten. Der Eintracht kam sicherlich zugute, dass sich die ersten Gegner allesamt noch in der Orientierungsphase befinden, aber wir sollten nicht vergessen, dass auch die SGE einen nicht unerheblichen Umbruch vollzogen hat und noch nicht als eingespielte Mannschaft gelten kann. Schauen wir uns die Begegnung in Ingolstadt noch einmal genauer an, um die Gründe für den ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit zu identifizieren.

1. Niko Kovac lässt rotieren – ein bisschen
Es hatte sich bereits angedeutet, dass das Trainerteam in der englischen Woche nicht dreimal die gleiche Startelf aufbieten werde. Während die Zwangspause für Mijat Gacinovic nach seinen zuletzt eher dürftigen Darbietungen nicht überraschend kam, hätte die Doppel-Sechs bestehend aus Omar Mascarell und Szabolcs Huszti kaum jemand erwartet, zumal der Ungar in den letzten Tagen angeschlagen war. Auch wenn das Zusammenspiel zwischen den beiden defensiven Mittelfeldspielern nicht reibungslos klappte und sie davon profitierten, dass Ingolstadt über das Zentrum kaum einmal einen Angriff initiierte, zeigt der aktuelle Kader, dass Kovac über fast gleichwertige Alternativen verfügt und das Mannschaftsgefüge im Falle einer Verletzung oder Sperre nicht auseinanderbrechen muss.

2. Entsteht ein neues Abwehrbollwerk?
Wir können das Fazit vorwegnehmen: Entscheidend für die drei Punkte bei den Schanzern waren nicht die Kreativität in der Offensive oder die spielerische Überlegenheit, sondern eine hervorragende Abwehrarbeit, die fortführt, was sich in den ersten drei Begegnungen angedeutet hatte. Mit David Abraham und Jesus Vallejo scheinen sich zwei Innenverteidiger gefunden zu haben, die schnell, zweikampf- und kopfballstark und sogar in der Lage sind, einen Ball unfallfrei über die Mittellinie zu spielen. Vor allem der Spanier imponiert mit einer Ruhe am Ball, einem Timing im Zweikampf und mit einer Quote (100 %), die seinesgleichen sucht. Da Michael Hector mit den Hufen scharrt und auch Marco Russ Anfang kommenden Jahres (hoffentlich) zurückkehren wird, ist die Eintracht auch in diesem Mannschaftsteil sehr gut aufgestellt. Da die Leistungskurve unserer Außenverteidiger Timothy Chandler und Bastian Oczipka – trotz der immer noch unnötigerweise eingestreuten Patzer – ebenfalls nach oben zeigt, ist die Defensivbasis gelegt, um den nächsten Spielen entspannt entgegenschauen zu können.

Der Audi-Sportpark in Ingolstadt vor dem Spiel
Der Audi-Sportpark in Ingolstadt vor dem Spiel

3. Ballsicherheit oder Zweikampfstärke?
Im Vorfeld der Begegnung in Ingolstadt wurde immer wieder gerne ein Vergleich zum Darmstadt-Spiel bemüht. Erneut fuhr die Eintracht als leichter Favorit in die Ferne und wieder hatte sie sich mit einer kampfstarken Truppe auseinanderzusetzen. Doch im Vergleich zum Hessenderby war die SGE in Ingolstadt nicht um Ballkontrolle als Wert an sich bemüht, sondern wollte das Mittelfeld schnell überbrücken. Auch wenn Torchancen lange Zeit Mangelware blieben, zeigte die Mannschaft von Trainer Kovac zumindest in Ansätzen, wie das in Zukunft aussehen könnte. Während die Zweikampfschwäche in Darmstadt einer der Faktoren für die liegengelassenen Punkte war, präsentierten sich die Hessen in der Autostadt defensiv deutlich konzentrierter und entschieden die wichtigsten Duelle für sich. Neben Vallejo ließen vor allem Chandler und der offensiv unauffällige Gacinovic in Zweikämpfen nichts anbrennen. Dass – anders als in Darmstadt – die Eintracht deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner hatte, lässt sich angesichts des Spielverlaufs und des Ergebnisses verkraften.

4. Der neue Fleiß
Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass unter Trainer Kovac neue oder wiederentdeckte Werte, neudeutsch: Basics,  Einzug in die Frankfurter Instrumentenkiste gehalten haben. Das kommt in allen Parametern zum Ausdruck, die von minutiös nachrechnenden Agenturen dokumentiert werden. Mehr als 117 gelaufene Kilometer wären unter Armin Veh kaum vorstellbar gewesen. Alle Mittelfeldspieler legten in Ingolstadt mehr als 11 Kilometer zurück, aber auch Abwehrspieler wie Vallejo oder Angreifer wie Seferovic. Bei der Betrachtung des Zahlenwerks gerät aber leicht in Vergessenheit, dass der Fleiß der Offensivspieler im Pressing und der Rückwärtsbewegung ganz entscheidend für den Erfolg der Mannschaft ist. Es fällt natürlich leicht, Meier, Gacinovic und Seferovic für ihre wenigen geglückten Offensivaktionen zu kritisieren, aber durch ihre Defensivarbeit haben sie entscheidenden Anteil an den drei Punkten.

5. Neue Qualitäten durch einen fast neuen Spieler
Wir hatten es gestern bereits in unserem Spielbericht geschrieben: Wann durften wir zuletzt ein Tor nach einer Standardsituation oder gar einer Ecke bejubeln? An der Kopfballschwäche unserer Innenverteidiger oder Stürmer kann es nicht liegen; die Qualität auf diesem Gebiet stellen sie im eigenen Strafraum regelmäßig unter Beweis. Mit Marco Fabiáns Fähigkeit, einen Eckball nicht nur hüfthoch in den Strafraum zu schlagen, erfährt das Frankfurter Spiel urplötzlich ganz neue Qualitäten. Das 1:0 durch Abraham war das perfekte Beispiel dafür, wohin ein Ball kommen muss, damit ein kopfballstarker Spieler nur noch seinen Schädel hinzuhalten braucht. Aber bleiben wir bei Fabián: Nahezu alle gefährlichen  Offensivsituationen gingen von dem kleinen Mexikaner aus: kluge Pässe, gefährliche Weitschüsse und eben bestens platzierte Eckbälle. Der Auftritt gegen Leverkusen hat dem Wintereinkauf spürbar Selbstbewusstsein gegeben; er wirkt durchtrainiert, mutiger und zweikampfstärker. Sollten wir in ihm doch die ersehnte Verstärkung auf der Spielmacherposition gefunden haben? Nach zwei ordentlichen Vorstellungen ist es zu früh, ein endgültiges Urteil zu fällen, aber die Hoffnungen auf einen Durchbruch steigen.

6. Noch ist nicht alles gut
Frankfurt wäre nicht Frankfurt, wenn die Anhänger nach neun Punkten aus vier Spielen nicht in Euphorie schwelgen und sich kühnsten Träumen hingeben würden. Dabei gibt es gute Gründe, auf dem Boden zu bleiben. Bei allen Fortschritten, die die Mannschaft im kämpferischen, taktischen und spielerischen Bereich vorweisen kann, bringt sie sich durch leichte Fehler und Passivität immer wieder selbst in Schwierigkeiten. Statt den Schanzern nach dem 2:0 den endgültigen K.O. zu verpassen, igelte sich das Team in der eigenen Hälfte ein und war bemüht, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Insbesondere das Mittelfeld zog sich sehr weit zurück, sodass eine riesige Lücke zwischen Abwehr und Offensive entstand, die nicht mehr geschlossen werden konnte. Schon in der ersten Halbzeit hatte das Team die Anfangsminuten verschlafen und hätte – bei einem stärkeren Gegner – schon früh in Rückstand geraten können. Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs gegen Leverkusen befand sich die Eintracht noch im Kabinenschlaf. Es wird Aufgabe des Trainerteams sein, an der Konzentration und der Fokussierung zu arbeiten. Bei der Betrachtung der offenkundigen Mängel und Defizite sollten wir uns aber alle vor Augen gehalten, dass die Mannschaft gerade erst dabei ist, zusammenzuwachsen, und die Brüder Kovac auch an dieser Stelle den Hebel ansetzen werden.

7. Fazit
Bislang überzeugt uns das Team durch Qualitäten, die wir im weiten Rund des Waldstadions lange vermissen mussten: Abwehrstärke, Gefährlichkeit bei Standardsituationen und Effizienz. Zusammen mit der Verinnerlichung der “Kovacschen Tugenden” Leidenschaft, Einsatz und Laufstärke und der Verpflichtung einiger Spieler, die überzeugende Verstärkungen sind, wurde die Basis für eine Mannschaft gelegt, die uns bereits in dieser Saison viel Freude machen kann. Wir werden auch den einen oder anderen Rückschlag erleben müssen, doch der Weg der Eintracht scheint der richtige zu sein.

Bitte denkt daran, dass Ihr auch an diesem Spieltag die Leistung der Spieler hier abgeben könnt!

 

 

 

 

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9 Kommentare

Fallback Avatar 1. karl napp 21. September 16, 11:31 Uhr

definitiv eine super Leistung der Innenverteidiger, insbesondere Vallejo hat mir sehr viel Freude bereitet, hier sollten wir versuchen eine Verpflichtung oder Fortführung der Leihe schon frühzeitig voranzutreiben, wird aber finanziell schwer, das weiß ich

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Fallback Avatar 2. Eagelsche 21. September 16, 11:53 Uhr

Gute Analyse, finde die Defensivarbeit auch klasse und gerade das frühe Gegenpressing der Offensivspieler muss betont werden. Ich befürchte aber da kommen jetzt die Gegner die sich auf genau das einstellen werden, auf der andern Seite denke ich, dass Kovac auch da antworten finden wird.
Offensiv die Konter besser ausspielen, das waren gestern zu oft lange Bälle auf irgendeinen da vorne. Mein Fazit: Gutes Auswärtsspiel, verdient gewonnen, als Fan seit ner Ewigkeit entspannt die SGE geguckt. Am Wochenende kommt glaub ich der erste Härtetest, die Hertha hat nen Lauf. Aber Angst hab ich net.

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Fallback Avatar 3. EintrachtKafka 21. September 16, 12:02 Uhr

Real weiß was sie an Jesus haben. Die werden ihn nicht abgeben. Eine weitere Verlängerung der Leihe kann ich mit durchaus vorstellen.
Aktuell 8 Punkte Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz!

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Fallback Avatar 4. smilo 21. September 16, 12:06 Uhr

sehr solide Abwehrleistung, Fabian war stark und große Freude dass es nach Standards endlich wieder mit den Toren klappt.
Und wer hätte für möglich gehalten, dass außer AMFG noch andere Tore schießen können ? ;)

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Fallback Avatar 5. DM-SGE 21. September 16, 12:22 Uhr

@ smilo

ja, dass endlich mal andere Tore schießen ist ein wirklicher Durchbruch. Vor allem mal Otsche, der oft Kritik einstecken musste, ist es zu gönnen, dass er mal trifft. Einfach ein gutes Klima. Wenn jetzt noch Sefe mit einem Treffer sein Selbstvertrauen zurückkommt, dann halleluja!

Ansonsten hätte es nach dem 0-2 ein wenig mehr Sicherheit gebraucht. Aber alles in allem, schön über die Zeit gebracht. Weiter so!

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Fallback Avatar 6. schleifer 21. September 16, 13:04 Uhr

@2: Der erste Härtetest ist nicht am Wochenende. Wir hatten bereits Schalke und Leverkusen. Außerdem ist für uns jedes Spiel irgendwo ein Härtetest.

Gute Zusammenfassung von Ralph. Nur eine Ergänzung zur Schläfrigkeit in den Anfangsminuten, gegen Schalke haben sie es eigentlich gezeigt, dass es auch anders geht. Da haben sie gerade in den Anfangsminuten die Schalker an die Wand gespielt.
Dann noch ein Punkt zur Fitness. Gerade bei Huszti sieht man, dass eine ordentliche Vorbereitung stattfand. In der vergangenen Saison hatte man eigentlich immer nach 60 Minuten das Gefühl, dass der Sprit alle ist. Gestern hat er nach der 80 Minute einen Sprint angezogen und hat so einen Freistoß geholt. Da sieht man die sehr gute Arbeit von NK.
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass die Mannschaft noch möglichst lange auf der Erfolgswelle reiten kann und dass bei einem Rückschlag (der irgendwann kommen wird) nicht gleich alles wieder in Frage gestellt wird.

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Fallback Avatar 7. karl napp 21. September 16, 13:06 Uhr

das ist wahr, seit Fabian die Ecken schießt bzw. Trainer Kovac trainiert, kommen endlich mal ein paar Ecken auch auf die Zone zwischen 5er und 16er und nicht nur Köhler Ecken kurz auf den 5er.
Solche Ecken sind m.E. immer gefährlich!

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Avatar 8. Adlersieg 21. September 16, 13:37 Uhr

Berlin, Berlin, wir schlagen auch Berlin!

Nee, im ernst. Jetzt sollten wir das nötige Selbstvertrauen haben, auch die Hertha zu fordern. Wäre schon ein sensationeller Start, wenn wir auch das nächste Heimspiel gewinnen sollten. Ich hoffe, Kovac bekommt das hin, dass keiner überheblich wird. Wenn ich da an die verschenkten Punkte gegen DA denke...

Für Otsche freut es mich, weil er immer hart kritisiert wurde. Er hat seit Kovac Trainer ist kontinuierlich verbessert und anscheinend findet er langsam zu seiner alten Leistungsstärke zurück. Was ein guter Trainer mit einer Spielidee so alles bewirkt.

Noch was zu Gacinovic: Ich fand ihn offensiv auch nicht besonders glücklich, aber er hat einige Male nach Ballverlust sofort zum Sprint angesetzt, den Gegenspieler unter Druck gesetzt und dadurch geholfen, dass wir der Ball umgehend wieder erobern konnten.

Und was mich noch freut:
Der HSV hat trotz der vielen Millionen einen scheiß Start hingelegt - und jetzt heißen die nächsten Gegner Bayern, Hertha und Dortmund. Herzlichen Glückwunsch.

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Fallback Avatar 9. Joe der Adler 21. September 16, 17:17 Uhr

Bin kein otsche oder Chandler Fan . Aber Respekt , beide haben sich wirklich gesteigert . Das Fabian in die Spur könnt freut mich für ihn und uns . Tore nach Standards , eine wirklich gute Defensive und otsche als Torschütze . Scheinbar können nicht nur Alex und oka über Wasser gehen . Kovac stellt das Team gut ein, auch gegen Berlin wird er einen Plan haben und vielleicht wieder eine überraschende Aufstellung .

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