Heribert Bruchhagen (li.) stellte sich am Tischkicker den Fragen von EintrachtTV-Moderator Jan Martin Strasheim (Foto: EintrachtTV)
Bruchhagen (li.) stellte sich am Tischkicker den Fragen von EintrachtTV-Redakteur Strasheim (Foto: EintrachtTV)

EintrachtTV hat ein neues Format ins Leben gerufen: den Krombacher Tischkicker-Talk, bei dem Prominente während eines Spiels am Kicker Rede und Antwort stehen müssen. Der erste Gast von EintrachtTV-Redakteur Jan Strasheim war Eintracht-Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen, der sein Team in den SGE-Leibchen zu einem klaren Sieg führte. Auch wenn der heutige Eintracht-Boss eine Vergangenheit als Manager bei Schalke 04 und beim Hamburger SV aufweist, hat er keine nennenswerten emotionalen Bezüge zu den früheren Vereinen: „Man will immer nur gewinnen mit Eintracht Frankfurt, alles andere ist egal. Wir wollen den HSV immer hinter uns lassen, dann bin ich schon zufrieden.“ Eine wesentlich stärkere Bindung hat er mittlerweile zu der Stadt Frankfurt aufgebaut: „Ich lebe im 16. Jahr in Frankfurt. Ich habe das Mainufer wachsen sehen, ich habe die Eintracht sich entwickeln sehen, ich habe den Stadionbau hier hautnah miterlebt. Ich bin schon sehr stark in die Frankfurter Gesellschaft implementiert. Das hängt natürlich auch mit der Position bei Eintracht Frankfurt zusammen, und ich fühle mich hier ausgesprochen wohl.“ Von daher wird der Eintracht-Boss auch nach seinem Ausscheiden bei der Eintracht in Frankfurt weiterhin wohnen. In Urlaub fährt er ohnehin seit Jahren auf die ostfriesische Nordseeinsel Juist.

Selbstverständlich durfte am Kickertisch auch die Frage zu dem Verhältnis zu Armin Veh nicht fehlen. Bruchhagen ging darauf betont nüchtern ein. „Er hat jetzt eine Unterbrechung gehabt, aber er wird nach Vertragsende auch fünf Jahre bei uns gewesen sein. Kontinuität ist mit das Wichtigste im Fußball.

Bei der Frage nach dem bewegendsten Moment in seiner Manager-Laufbahn ging Bruchhagen wahrscheinlich noch einmal der unnötige Abstieg 2011 durch den Kopf? Denn es waren nicht die Aufstiege, nicht die internationalen Auftritte, z.B. in Bordeaux, auch nicht der 6:0-Sieg im Pokal gegen Schalke 04 oder das Pokalendspiel: „Das ist alles sehr emotional, aber der bewegendste Moment ist dann, wenn man eine schwere sportliche Niederlage erleidet.

BruchhagenGeradezu ins Schwärmen geriet Bruchhagen, als er gefragt wurde, wer der legendärste Fußballer war, der je bei Eintracht Frankfurt gespielt hat: „Beginnend bei Alfred Pfaff, einem großartigen Spieler, dann in der nachfolgenden Generation haben wir mit Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein großartige Spieler gehabt, die Weltmeister geworden sind. Karl-Heinz Körbel mit 602 Spielen ...“ Und von der jüngeren Generation? „Ich mache keinen Hehl daraus, wenn man emotional ist, hat man natürlich eine Bindung. Alexander Meier habe ich vor elf Jahren aus der Lüneburger Heide befreit, aus Buchholz, als die Mutter ihren Jungen verloren glaubte ins böse Frankfurt – dieser Junge geht demnächst nach Buchholz zurück mit sehr viel Geld und sehr viel sportlichem Renommee. Ein solcher Spieler ist einem schon sehr ans Herz gewachsen.“

Tattoos, Neon-Fußballschuhen und Irokesen-Haarschnitte verbindet man nicht unbedingt mit der Lebenswelt von Heribert Bruchhagen. Er zeigt sich aber unerwartet tolerant: „Nicht die Frisur ist entscheidend, sondern welche Chance habe ich, den Kopfball zu platzieren. Solange die Frisur das Kopfballspiel nicht behindert, ist sie egal. Ich selber spiele noch in schwarz-weißen Fußballschuhen.“

Braucht der Fußball einen Salary-Cap, eine Obergrenze für Spielergehälter, nach amerikanischem Vorbild? „Das ist ganz schwer mit europäischem Arbeitsrecht zu vereinbaren. Ich habe immer wieder erlebt: Reglementierungen führen zu Umgehungstatbeständen. Das Financial Fair Play, das besagt, ein Verein darf nur so viel ausgeben wie er aus seinen Ressourcen erwirtschaften kann, halte ich für sehr sinnvoll. Das praktizieren wir bei Eintracht Frankfurt, seit ich hier bin. Nachdem wir den wirtschaftlichen Turn-around geschafft haben in der Saison 2004/2005 durch den Pokal und nachfolgend den Europapokal, haben wir nie mehr Schulden gehabt. Seitdem ist die wirtschaftliche Vernunft ein wesentlicher Bestandteil des Vereins.“

Und was macht Bruchhagen eigentlich nach seiner Zeit bei der Eintracht, wird er zum Hausmann, und was wird seine Frau dazu sagen? „Meine Frau kennt das nicht, dass ich zuhause bin und von daher wird sie das sehr fürchten. Aber ich kenne meine Frau schon seit über 50 Jahren und von daher relativiert sich das Ganze. Zum Hausmann tauge ich nicht, da ich nur Bratkartoffel mit Spiegelei, Spaghetti, Kaffee und Tee kochen kann. Ob das ausreicht zum Hausmann, da habe ich große Zweifel.“

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4 Kommentare

  1. Eben Bruchhagen im Dopa: “ Haben mit Kostic verhandelt und ein Angebot in Höhe von 3,5 Millionen abgegeben.“

    Stark…Glaube die haben noch einen besseren Job gemacht als wir denken…

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  2. @10er
    Das dachte ich mir auch. Wäre wirklich spannend zu wissen an wem wir noch dran waren. Glaube da waren noch einige mehr im Gespräch, also intern, die uns richtig geholfen hätten. Aber es ist halt leider kein Wunschkonzert und wir sind „noch“ nicht so weit um einfach nur mit dem Finger zu schnippen und die Spieler stehen Schlange…Aber bald 😀

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  3. Seine Unaufgeregtheit ist einfach nur wohltuend. Habe es ihm sehr gegönnt mit dem 6 : 2 im Gepäck
    im Dopa aufzutauchen.
    Sehr sachlich auch mit seiner Ansicht zum “ Fall Kempter „.
    Nutzt ja nix, wenn man da mal so richtig seinen Emotionen freien Lauf ließe (So wie ich das halt leider täte…)

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