Eintracht Frankfurt und Hauptsponsor Indeed – auf den ersten Blick eine Partnerschaft, die passt! Seit 2017 ist der US-amerikanische Weltmarktführer unter den Jobbörsen bei den Adlern auf der Trikotbrust zu sehen. Inzwischen werben die Eintracht-Stars gemeinsam mit Ingrid sogar in einem Fernsehspot. Andreas Welling, Sponsorship-Manager bei Indeed, hat im exklusiven SGE4EVER.de-Interview verraten, zu welchen Vergleichen es beim Dreh zwischen Ingrid und Kevin Trapp kam, was Fernsehzuschauer noch erwartet und wieso die Partnerschaft zwischen Eintracht und Indeed so gut harmoniert.
SGE4EVER.de: Seit Indeed bei der Eintracht eingestiegen ist, ging es für den Verein gefühlt nur noch bergauf. Bringt Indeed der SGE Glück?
Andreas Welling: „Ich wäre glücklich, wenn ich sagen könnte, dass das mit uns zu tun hat. Aber das wäre natürlich naiv. Man muss ehrlicherweise sagen, dass da verdammt viel harte Arbeit aller Beteiligten bei der Eintracht dahintersteckt und die sich gerade auszahlt. Wir hatten dann auch Glück im richtigen Moment den Mumm zu haben, das Sponsoring mit der Eintracht einzugehen. Aber seit wir da sind, läuft es und wir sind sehr glücklich darüber.“
Inzwischen verbinden rund zehn Millionen Menschen Indeed mit der Eintracht. Wie sind der Verein und das Unternehmen seit dem Start des Sponsorings 2017 zusammengewachsen?
„Für mich war es von Anfang an super passend, weil wir gemeinsame Werte teilen. Das erzählen wir oft, aber es ist wirklich so. Das ist für mich die Basis des ganzen Sponsorships. Natürlich geht es Indeed auch darum, klare Ziele mit dem Sponsorship zu erreichen. Aber es wäre nicht die Eintracht geworden, wenn man nicht auf gemeinsame Werte aufbauen könnte.“
Indeed ist kurz nach dem Last-Minute-Klassenerhalt in Nürnberg bei der Eintracht eingestiegen. Die Aussichten waren längst nicht so rosig wie heute. Warum habt ihr euch damals dafür entschieden?
„Indeed hat damals ein Sponsoring gesucht, um sich am deutschen Markt zu etablieren. Zum Start war die Bekanntheit noch sehr niedrig. Die Eintracht hatte Ambitionen und das damalige Management, was auch größtenteils noch das heutige ist, konnte die Ambitionen glaubhaft rüberbringen. Das hat zu unser damaligen Rolle als Herausforderer gepasst. Die Entwicklung von beiden Seiten – von der Eintracht als auch von Indeed – war und ist sensationell. Das ist genau das, was sich jeder erhofft hat.“
Mit welchen Zielen ist Indeed in dieses Sponsoring mit der Eintracht gegangen?
“Am Anfang ging es hauptsächlich darum, die Marke Indeed bekannter zu machen. Das ist immer noch eines der Kernziele. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Es gibt immer noch 17 Prozent der Deutschen die Eintracht Frankfurt sympathisch finden, aber Indeed nicht kennen. Das ist immer noch eine große Zahl. Das zeigt, dass der Weg noch nicht vorbei ist. Aber klar ist, dass sich die Ziele verändern mit der Zeit. Konkret kann man sich das anhand einer Deutschlandkarte vorstellen. Erst geht es darum, die Leute in Frankfurt abzuholen, dann in Hessen und dann die Fußballfans in ganz Deutschland. Je nach Entwicklungsstufe ändern sich Ziele. Das klingt marketinglastig, ist aber eine lebendige Partnerschaft. Ich glaube, dass Wichtigste ist, dass man den Verein und die Fans respektiert und zum Schluss trotzdem erfolgreich ist.”
Wie konkret wird die Partnerschaft in der Praxis gelebt?
„Das beste Beispiel ist vielleicht unser TV-Spot mit Ingrid, Kevin Trapp, Filip Kostic und André Silva. Das ist eine prominente, deutschlandweit-sichtbare Maßnahme, mit der wir die 17 Prozent der Eintracht-Sympathisanten abholen möchten, die Indeed noch nicht kennen. Dazu gibt es noch Aktivitäten, mit denen wir gezielt Geschäftskunden ansprechen. Vor Corona waren die Loge und Einladungen in den Business-Bereich ein Flaggschiff. Durch Corona mussten wir das virtualisieren. Aber auch da kann die Eintracht ihren Teil beitragen. Es geht aber auch um unsere eigenen Mitarbeitenden. Aktuell machen wir zum Beispiel ein Video mit Amin Younes und Martin Spohrer, wie man im Home Office fit bleibt. Das wird auch in mehrere Sprachen übersetzt. Die Eintracht ist im Unternehmen ein Riesenthema.“
Wie äußert sich das darüber hinaus?
„Alle sind richtig stolz. Das beste Beispiel war das Spiel gegen die Bayern. Da habe ich ab der 70. Minute reihenweise Nachrichten aus den USA bekommen, weil die Kollegen dort nur einen Live-Ticker haben und wissen wollten, ob es wirklich so eng ist, wie es sich anhörte. Die bekommen natürlich mit, was um die Eintracht passiert und interessieren sich dafür. Das äußert sich an vielen verschiedenen Stellen. Die Eintracht-Trikots sind immer die ersten Dinge, die im internen Shop ausverkauft sind. Leider wird das Eintracht-Büro in unserer New Yorker Niederlassung wegen Corona noch nicht genutzt, aber das Interesse zur Eröffnung war immens. Viele Kolleginnen und Kollegen haben bei der Eröffnung geschaut, was da so vor sich geht. Es passiert in internationalen Video-Calls auch nicht selten, dass dort Kollegen im Eintracht-Trikot sitzen oder einen virtuellen #blacklivesmatter Hintergrund haben. Natürlich ist der sportliche Erfolg der letzten vier Jahre sehr zuträglich gewesen. Es ist für alle ein Highlight, wenn die Mannschaft mit dem eigenen Firmenlogo auf der Brust einen Pokal hochhält. Das ist schon etwas sehr, sehr Besonderes.“
Indeed hat beim vergangenen Super-Bowl eine Werbung geschaltet und unterstützt die irische Olympia-Mannschaft, ansonsten ist die Eintracht das einzige Sportsponsoring. Warum?
„Es gibt meines Wissens kein anderes Land auf der Welt, wo eine Sportart so klar die Nummer eins ist, wie der Fußball es in Deutschland ist. Man hat die Möglichkeit mit einem Sponsoring bei der Eintracht fast alle Sportfans in einem Land zu erreichen. Das gibt es in fast keinem anderen Land der Welt. So leid es mir als Sportfan auch tut, so vorteilhaft ist es für ein Sponsoring.“
Der Sponsoring-Vertrag läuft noch bis 2023. Ist eine vorzeitige Verlängerung wie beim letzten Mal nur Formsache?
„Es ist aktuell noch zu früh, sich ernsthaft damit auseinander zu setzen. Der aktuelle Vertrag (Laufzeit 2020-2023) wurde ja sehr frühzeitig im Sommer 2019 kommuniziert, läuft aber gerade einmal ein halbes Jahr. Es ist offensichtlich, dass die Eintracht derzeit Spaß macht. Wir werden uns zu gegebener Zeit mit den Kollegen der Eintracht zusammensetzen und die Ziele übereinanderlegen. Wohlwissend, dass es derzeit sehr gut aussieht und alles stimmt.“
Hinzu kommt sicher auch, dass der Wert der Marke Eintracht sich über die Jahre enorm weiterentwickelt hat. Wie betrachtet man das aus Sponsorenperspektive?
„Da gibt es viele Ansatzpunkte, aber keiner wird am Ende der Komplexität eines Sportsponsoring gerecht. Zum Beispiel bei einer TV-Kampagne kauft man fest definierte Sendezeit und kann den Erfolg im Anschluss anhand klar definierter Kriterien messen. Mit Eintracht Frankfurt und einem Sportsponsoring funktioniert das nicht – und darauf sollte ein Sponsoring auch nie reduziert werden. Auf diese Ebene darf es nicht kommen. Wie soll man diese Emotionen, die dort während der Heimspiele entstehen, ernsthaft messen wollen? Es geht uns nicht darum, die Trikotbrust von Eintracht Frankfurt zu kaufen, sondern es geht darum, dass wir mit der Eintracht eine Partnerschaft haben, die man gemeinsam lebt und die auf gemeinsamen Werten basiert.“
Wie sehen solche Werte aus?
„Es geht darum, ein Bekenntnis zu Toleranz, Weltoffenheit und Vielfalt abzugeben. Gar nicht auf ein Thema beschränkt, sondern im großen Ganzen. Wir wollen, dass alle Menschen den bestmöglichen Job finden. Der Eintracht geht es genauso. Das ist ein sehr wichtiges Fundament der Partnerschaft.“
Solche Werte äußerten sich immer wieder auch in gemeinsamen Aktionen. Wie kam es dazu?
„Wir haben in der Zeit in Frankfurt dreimal die Trikotbrust freigemacht, dreimal für Aktionen für Diversität. Es begann mit ‚United Colours of Frankfurt‘. Das ging von den Fans aus. Da sind wir den Fans sehr dankbar, dass sie die Initiative ergriffen haben. Das ist auch der Grund, warum wir so gerne Hauptsponsor bei Eintracht Frankfurt sind, weil so etwas eben nicht von Marketingstrategen aufgesetzt war, sondern aus dem Herzen der Fans kommt. Die zweite Aktion kam von uns. Bei ‚Platz für Vielfalt‘ haben wir die Länderflaggen des damaligen Eintracht-Kaders präsentiert. Wir glauben einfach daran, dass diverse Teams unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen in die Arbeitswelt bringen und dadurch Teams besser machen. ‚Black lives Matter‘ kam von der Eintracht und wurde innerhalb kürzester Zeit aufs Trikot gebracht. Montagmorgen haben die Eintracht-Kollegen angerufen, Mittwochabend war das Spiel. Das ist nicht selbstverständlich, dass ein Sponsor das macht. Ich habe intern eine Mail geschrieben, in 42 Minuten war die Entscheidung gefallen. Das macht mich persönlich sehr stolz und ich glaube, die Eintracht ebenso.“
Corona hat unser aller Leben mächtig durcheinandergewirbelt, auch den Arbeitsmarkt. Wie hat sich das Suchverhalten nach Jobs bei Indeed verändert durch die Pandemie?
„Wir sind bereits wieder auf dem gleichen Niveau wie vor dem Beginn der Pandemie angekommen. Es ist sehr branchenabhängig, in einigen wird deutlich weniger als vor Corona gesucht, in anderen deutlich mehr als vor Corona.“
Inwiefern hat Corona auch eure Planungen durcheinandergebracht?
„Wir leben in spannenden Zeiten. Spannend ist nicht unbedingt positiv. Die Welt hat gerade wichtigere Probleme als ein Fußball-Sponsoring, das wissen wir und das müssen wir berücksichtigen. Am Anfang letzten Jahres hatten wir eine langfristige Kampagne geplant mit Esther Sedlaczek und ‘Sky’. Wir wollten Jobs bei der Eintracht porträtieren. Esther hat mit unterschiedlichen Mitarbeitern bei der Eintracht gesprochen. Vom Zeugwart über die Social-Media-Abteilung bis hin zum Physiotherapeuten. Wir wollten unser Kernthema Jobs zusammen mit der Eintracht erzählen. Vor allem so spannend erzählen, dass es die Leute begeistert. Dann kam Corona und alles wurde über den Haufen geworfen. Neben dem Job of the Match mit Esther hatten wir auch damals schon einen TV-Spot mit der Eintracht produziert, der leider nie gezeigt wurde und auch erstmal nicht gezeigt wird. Er passt einfach nicht in die aktuelle Zeit. Da sind Leute in einem Büro zu sehen, wie sie sich jubelnd in den Armen liegen. Das ist gerade unvorstellbar. Wir haben quasi wieder bei Null angefangen, aber uns auch schnell auf die neuen Umstände eingestellt. Und dabei sind Ideen entstanden, die besser in den aktuellen Kontext passen.“
Zum Beispiel der neueste Ingrid-Spot…
„Genau. Und diesbezüglich kommt auch noch mehr. Wir haben noch andere Enden für den Spot geplant, die wir im Saisonverlauf zeigen werden Es bleibt nicht bei ‘Stift’, sondern es gibt noch zwei andere Schlussteile und ein Outtake-Video. So wie sich die Spieler der Eintracht beim Dreh verhalten haben, kann ich nur sagen: ‚Chapeau‘. Sie sind keine professionellen Schauspieler, aber sie haben das richtig gut gemacht und waren sehr flexibel. Alle hatten mit sehr viel Abstand viel Spaß. Es spricht nichts dagegen, dass wir auch in der neuen Saison weitere Spots mit der Eintracht machen.“
Ingrid ist inzwischen zu einer kleinen Werbeikone geworden. Wie ist die Idee zu Ingrid eigentlich entstanden?
„Am Anfang stand eine Kampagne namens ‚Nichts zu Meckern‘. In den ersten Spots war Ingrid nur ein kleiner Teil des Ganzen. Es ging darum, den Leuten klar zu machen, wie man Indeed schreibt. Im Rahmen eines Shootings zu einem alten TV-Spot entstand die Idee zu Ingrid. Das war nicht geplant, wir haben dann das Potenzial erkannt und es konsequent fortgeführt. Inzwischen hat sich die Figur ein bisschen gewandelt. Die Entwicklung, die Ingrid genommen hat, ist einzigartig und ein Glücksfall. Am Set unseres Werbedrehs wurde schon ein bisschen gewitzelt, ob Ingrid oder Kevin Trapp in Deutschland jetzt bekannter sind. Aber ich behaupte mal, Kevin liegt da doch noch deutlich vorne.“
Ein Herz von unseren Jungs – und Ingrid reagiert so? 😨💔#SGE @IndeedDeutsch pic.twitter.com/yjeh0HzJfy
— Eintracht Frankfurt (@Eintracht) March 12, 2021
Abschließend eine persönliche Frage: Du bist selbst Eintracht-Mitglied. Was traust du dem Team im Saisonfinale noch zu? Schafft die SGE in diesem Jahr den Champions-League-Einzug?
„Wenn man sich die Tabelle anschaut, sind alle Türe offen. Man darf das Große und Ganze nicht aus den Augen verlieren und glauben, dass es bis zum Saisonende so weitergeht. Die Mannschaft hat viele junge Spieler. Ich würde es mir sehr wünschen, dass es am Ende zur Champions League reicht. Ich drücke die Daumen.“
15 Kommentare
Eine win-win Partnerschaft.
Der Gag wäre jetzt, einmal mit "Ingrid"-Schriftzug aufzulaufen.
Ja und besser als der 1000. Wettanbieter, Tedi, KiK oder Wiesenhof. Für mich ist auch entscheidend, dass das Trikot sich nicht am Sponsor orientiert, sondern der Schriftzug sichtbar aber dezent bleibt.
Gruß SCOPE
@2: Top Vorschlag! Made my day!!!
https://twitter.com/Eintracht/status/1370434419304042496?s=19
@2
Lach ,das hätte echt was. Coole Idee, am besten im ersten Champions League Spiel.
Echt gute Werbespots!!!
Und jedesmal ist das auch Werbung für Eintracht Frankfurt.
@2: Beste Idee ever :) Das dürfte der Brüller werden :)
Ich denke, die Partnerschaft passt und zahlt sich auch aus.
Ein sehr sympathischer und fannah wirkender Sponsor, das passt einfach. Danke für das interessante Interview.
Ein ganz neues Format hier im Forum und super toll !
Eintracht und Sponsoring mal aus einer anderen Sichtweise mit seriösen Hintergrundinformationen. Einfach mehr als reine tägliche Berichterstattung und Gerüchteküche.
Für mich unbedingt weiter so und stellt Euch doch mal vor (vgl.@2) neben Ingrid würde noch ihr Bild auf der Brust unserer Spieler sein, einfach traumhaft.
Forza SGE !
Ohne diese Erfolgsgeschichte schmälern zu wollen muß man aber auch sagen,das wir uns mit den Einnahmen von indeed im unteren Mittelfeld der Liga befinden. Selbst Rewe bei Köln zahlt mehr und ich denke,das die Strahlkraft in den letzten Jahren unserer Eintracht um einiges gestiegen ist. Ich glaube,indeed profitiert mehr von uns als wir finanziell vom Sponsor.
Auf jeden Fall super Artikel!
So bekommt man auch mal einen Einblick in Strukturen, die einem sonst verborgen sind.
Vielen Dank liebes sge4ever Team, dass ihr uns seit Jahren immer mit Informationen und einer Plattform versorgt und euch dabei aber auch immer weiter entwickelt!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich euch genauso lange wie unserer Eintracht die Treue halten werde :)
Indeed zählt 7 und Rewe 7,5 Mio.
Nummer sechs in der Liga ist Stuttgart mit 10 Millionen, Gladbach mit neun, Bremen mit acht, Köln und dann wir. Ich denke mal realistisch wäre maximal die 10 Millionen.
Oben sind die großen fünf: Bayern, Schalke, Dortmund, Wolfsburg und Leipzig. Schalke bekommt von denen am wenigsten, aber immer noch 20 Millionen pro Jahr.
Und genau diese Vereine wie Bremen, Stuttgart und Schalke meine ich. Da könnte indeed ne Schippe drauf legen sie profitieren ja unheimlich von der positiven Wahrnehmung unserer Eintracht.
Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.