Oliver Glasner geht in seine zweite Saison als SGE-Coach. (Bild: Frederic Schneider/SGE4EVER.de)

Der 18. Mai, der Tag des Europa League-Finals, wird wohl nicht nur für die Fans der Eintracht und ihre Spieler für immer ein ganz besonderer bleiben, sondern auch für den Coach der SGE, Oliver Glasner. Der 47-Jährige steigt durch den Triumph in seinem Heimatland Österreich in eine ganz besondere Riege auf, denn er ist nach Trainer-Legende Ernst Happel der erste österreichische Übungsleiter, der einen europäischen Titel gewinnt.

Im Interview mit der „Sport Bild“, zeigte er sich stolz auf den Titel, auch wenn er den Vergleich mit Happel noch scheut: „Mit Ernst Happel kann und will ich mich nicht vergleichen, er ist das absolute Aushängeschild für österreichische Trainer. Dass ich der Erste nach ihm bin, zeigt mir noch mal das Außergewöhnliche an unserem Erfolg.“ Von Happel selbst habe er trotzdem einiges lernen können, zum Beispiel, dass er unter Druck nie einen Abwehrspieler, sondern einen Stürmer eingewechselt habe: „Das ist auch für meine Arbeit prägend. Wenn man die Abwehr nie entlastet, wird der Druck immer größer. Ich habe als Trainer in Linz einmal das Gegenteil gemacht, als ich bei einer Führung einen zusätzlichen Verteidiger eingewechselt habe und wir in der 93. Minute das 1:1 bekommen haben. Da habe ich mir geschworen, das mache ich so nie wieder. Dabei habe ich auch Happel im Hinterkopf.“

Aber nicht nur in der Heimat Österreich ist Glasner mit Lob überschüttet worden, sondern auch schon auf dem Weg ins Finale, zum Beispiel von Barcelona-Coach Xavi oder Barca-Superstar Sergio Busquets. Dies habe ihn sehr gefreut und stolz gemacht, verriet Glasner, der sich auch eine bestimmte Szene erinnerte: „Sergio Busquets, der wie Xavi auch alles gewonnen hat, ist nach unserem Sieg in Barcelona zu Filip Kostic gegangen und hat ihm gesagt: „Gegen euch ist es so schwer, wir haben keine Zeit und keinen Raum.““  Dies sei auch für das Trainerteam wichtig, damit die Mannschaft merke, dass die Glaubwürdigkeit da ist.

Dank Tuchels Fehlern zur richtigen Taktik?

Neben Ernst Happel lege er selbst seinen Fokus aber auch auf andere Coaches, wie er verriet. Hier nannte er unter anderem Jürgen Klopp, Pep Guardiola und Carlo Ancelotti, die den Fußball auf ihre eigene Art und Weise geprägt hätten, so Glasner. Eine besondere Anekdote hatte er noch vom Viertelfinale in Barcelona, wo Thomas Tuchel und der FC Chelsea ihm geholfen haben: „Am Tag vor unserer Partie spielte Tuchel in der Champions League mit Chelsea in einem 3-4-3 gegen ein 4-3-3 von Real Madrid – genauso sind wir gegen Barça angetreten.“ Hier sei es aber nicht nur ein gute Beispiel gewesen: „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass er ein bisschen was in der Positionierung der Offensive geändert hatte, und ich hatte die gleiche Überlegung. Bei Chelsea hat es aber nicht so gut funktioniert, und ich habe es im Endeffekt gelassen, um meine Spieler nicht zu verwirren.“ Er achte aber auch darauf, wie sich andere Trainer gerade nach Niederlagen verhalten. Trotzdem will er aber immer er selbst bleiben: „Ich kann nicht Klopp, Tuchel, Guardiola und nicht Ancelotti sein. Ich kann und will nur Oliver Glasner
sein. Alles andere würden mir die Spieler nicht abnehmen.“

Was er aber ganz alleine mit seinem Trainerteam und der Mannschaft geschaffen hat, war der starke Zusammenhalt in der letzten Saison. Dies sei ein Ziel gewesen und ohne die Spieler selbstredend nicht möglich gewesen. „Zuallererst sind unsere Spieler großartige Charaktere und Teamplayer. Darüber hinaus fordere ich Teamgeist stets ein, wir zeigen ihnen oft Videosequenzen, in denen wir als Team agiert haben und wir dadurch erfolgreich waren. Die Spieler wissen auch, dass ich immer ehrlich zu ihnen bin, auch wenn ich oftmals harte Entscheidungen treffen muss. Und ich verzeihe jeden Fehler auf dem Platz, aber ich verzeihe niemals, wenn sich ein Spieler über oder gegen die Mannschaft stellt“, erklärte der ehemalige Wolfsburger seine Teamführung. Auch eigene Fehler seien normal und er habe kein Problem damit, sich bei „der Mannschaft zu entschuldigen, wenn ich etwas Falsches gesagt oder gemacht habe.“ Teile dieses Zusammenhalts und der Geschlossenheit waren auch im Elfmeterschießen des Europa League-Finals zu sehen, als die ersten beiden Schützen mit Christopher Lenz und Ajdin Hrustic Einwechselspieler waren. Laut Glasner sei das ein Paradebeispiel für die Mannschaft und die Geschlossenheit gewesen: „Das war der beste Beweis für das, was ich den Spielern immer sage: Wer nicht spielt, soll trotzdem immer mental in der Lage sein, der Mannschaft zu helfen! Nicht mir, sondern der Mannschaft und damit auch sich selbst.“ Ein weiteres Beispiel nannte er auch noch. „Gonçalo Paciência, der von einer Leihe bei Schalke zurückkam, hatte am Anfang der Saison befürchtet, dass er in eine Trainingsgruppe zwei kommt. Ich habe gesagt: Das gibt es bei mir nicht. Wenn du dich bemühst, wirst du immer mittrainieren können, ich weiß nur nicht, ob du spielst. Aber wenn du Stunk in der Kabine machst, dann bist du morgen weg. Am Ende war Gonçalo mit seiner fröhlichen Art der Kitt, der die Kabine mit zusammengehalten hat“, erklärte der Österreicher.

Gedanken um Götze und Hinteregger

Einer, der in dieser Vorbereitung in die Mannschaft aufgenommen werden soll, ist Neuzugang Mario Götze. Der Weltmeister von 2014 kam von der PSV Eindhoven – für Glasner ein Super-Transfer: „Nach zwölf Toren und elf Assists vergangene Saison kann er uns bei der Torgefahr einen Schub geben. Er hat ein super Gefühl für den Raum, ist der, der oft Angriffe von der Defensive in die Offensive tragen kann. Das nannte man früher Verbinder. Das sieht man schon im Training, wie er den richtigen Pass im richtigen Moment mit der richtigen Schärfe spielen kann, das kann man irgendwann nicht mehr lernen.“ Aber auch ein Götze könne sich noch weiterentwickeln, erklärte Glasner: „Ich sehe aber auch, dass er für unsere Trainingsintensität in manchen Situationen noch ein bisschen zu lang am Ball ist. Ich habe jedoch das volle Vertrauen, dass er sich dran gewöhnt. Wichtig ist mir zu sagen, dass Mario die Spiele nicht im Alleingang für uns gewinnen muss, sondern er soll mithelfen wie jeder andere, dass wir möglichst viele Spiele gewinnen.“ Martin Hinteregger ist dagegen ein Spieler, der nach seinem Karriereende nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Glasner betonte, dass er sich hier vor allem um den Menschen sorge: „Mein Wunsch für Hinti ist, dass es ihm gut geht. Es scheint so zu sein, dass es jetzt für ihn passt. Sein Wunschszenario wäre, dass er Profifußballer sein kann und dabei so leben kann wie ein Spieler bei seinem Heimatverein in Sirnitz. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Jeder Job hat diese Vor- und Nachteile. Martin hat sich gesagt: Ich will da raus, ich möchte häufiger Martin Hinteregger sein, und das ist völlig okay.“

Dass die Neuzugänge gebraucht werden, kann man auch am Programm sehen, das auf die SGE wartet, denn die Hessen spielen zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in der Champions League. Hier hat Glasner einen ganz besonderen Wunschgegner, denn er würde gerne an der Anfield Road gegen den FC Liverpool spielen, wie er verriet. „Auf meinen Spieler- Autogrammkarten steht sogar unter Lieblingsverein: Liverpool. Und Bayern. Früher hatten wir im Fernsehen nur ORF, ARD, ZDF und Bayern 3. Da hat man viel Bayern München gesehen und im internationalen Fußball der 80er-Jahre eben Liverpool. Die Mannschaft mit Ian Rush oder Kenny Dalglish war schon großartig“, so der 47-Jährige.

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7 Kommentare

  1. Was soll man da noch hinzufügen…
    Bester Mann.

    Morgen in zwei Wochen geht es einfach wieder los. Und dann auch noch gegen die Bayern. Hier war die Dfl sehr clever, dass sie diese Paarung zu Beginn unserer Meisterschaftssaison angesetzt hat.

    Finde generell, dass sich die anderen Bundesligisten sehr gut aufgestellt haben. Hoffe auf Platz 3-4. Hört sich evtl übertrieben optimistisch an aber wenn nicht diese Saison wann dann.

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  2. Bin wirklich mehr als positiv überrascht von ihm. Taktisch ist der Mann erste Sahne, ein ganz anderes Kaliber als Hütter. Jetzt noch in der Liga funktionieren…sollte doch drin sein mit dem Kader. Was hab ich Bock!

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  3. Kurz und knapp: Oliver Glasner ist ein ebenso akribischer wie sympathischer Mensch. Die Eintracht und das Team, kann sich glücklich schätzen einen Trainer zu haben, der bei so viel Ehrgeiz auch die Menschlichkeit und Empathie nicht vergisst.
    Hut ab !

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  4. War ja hier mehr als kritisch und vor allem septisch was den Trainer und auch den Menschen (aufgrund aussagen einiger Wolfsburger) Oliver Glasner anging. Sein Wolfsburger Fußball hat mir nicht gefallen und anfangs betonte er ja auch, dass die Eintracht im Prinzip genauso spielen solle. Lauf, laufen lange Bälle, sofortiges Abspiel, bloß kein Ballbesitz. Der schwache Beginn bestätigte mich. Zum Glück kam es anders, vielleicht auch weil den Spielertyp Weghorst nicht gefunden haben. Kostic durfte irgendwann wieder dribbeln und Flanken schlagen. Es kam zu Zwischenhoch. Der Mensch O. Glasner hat mich nun als Feierbiest überzeugt. Der Erfolg in Europa rettete natürlich alles, was in der Bundesliga nicht gelang (lag auch an der Kaderzusammenstellung). Bin guter Dinge was den Trainer und die neue Saison angeht.

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  5. Wenn mich jetzt noch Herr Krösche überzeugt, dann lag ich komplett falsch. Mich hat er in Sachen neue Spieler, im Gegensatz zur letzten Saison, diesmal überzeugt. Sobald es notwendig wird, muss er halt noch zeigen was in Sachen Spielerverkäufen geht. Von mir aus, können aber alle mit Stand heute bleiben. Ich glaube, es wird keine Vertragsverlängerung bei Kostic, N`Dicka und Kamada geben. Könnte mir aber vorstellen, dass alle bleiben und uns nächstes Jahr ablösefrei verlassen. Dies würde ich aber nicht Krösche anlasten, es ist der Fluch der guten Tat (CL). Als Spieler würde ich vermutlich auch so handeln, den Spaß CL mit der Eintracht mitnehmen und nächstes Jahr die Ablöse selber einstecken. Stimmt nicht ganz 😉 ich würde natürlich von der F-Jugend bis zum Ende der Karrier nur für die Eintracht spielen 🙂

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  6. Spätestens wenn wir in den ersten 3 spielen nur 1 Punkt holen, schreien alle Glasner raus. Und jetzt heisst es Platz 3 …bleib doch mal locker 🙂

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  7. @6:

    Die Erwartungshaltung ist schon riesig, das stimmt. Ich war immer Team-Glasner, pro Geduld und habe vollstes Verständnis für die Probleme letzte Saison.

    Aber alles was man letzte Saison in der Kaderzusammenstellung kritisieren konnte ist Makulatur. Glasner hat nach Einschätzung vieler den besten Kader zusammen, den die Eintracht je hatte (er ist zumindest der beste seit 91/92) und er hatte ihn schon zu Beginn der Vorbereitung. Das Trainingslager lief super, bis auf Knauff und Buta keine Verletzungen, die Stimmung ist rosig.

    Die Saison fängt mit brettharten Gegnern („Fallobst“ :D) an, gegen die man locker verlieren kann. Bin dann gespannt, wie lange der Nimbus des Europacup-Sieges trägt. Ich bin optimistisch, weil ich glaube das aus der Dankbarkeit auch tatsächlich Vertrauen gegenüber Glasners Arbeit erwachsen ist. Auch viele Kommentare zeugen von einer realistischen Einschätzung und nicht von dem nächsten Drama eines erneuten Fußball 2000.

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