Philip Holzer war seit 2010 im Aufsichtsrat der SGE. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Seit dem letzten Bundesliga-Spieltag und kurz nach dem 2:2 gegen Leipzig steht fest, dass Philip Holzer zum 30. Juni 2024 seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei der SGE verlassen wird. Obwohl vor allem dem Verhältnis zu Vorstandssprecher Axel Hellmann immer wieder kleine Risse nachgesagt wurde, kam diese Nachricht durchaus überraschend. Die SGE teilte mit, dass sich der 58-Jährige vor allem mehr um seine Familie kümmern wolle.

In der „Bild“ äußerte sich Holzer nun zu seinem Rücktritt: „Ich fühle eine Mischung aus Wehmut, Stolz aber auch Freude auf die neu gewonnene Freiheit. Das Amt niederzulegen war eine sehr bewusste Entscheidung. Es war mir eine Ehre, Eintracht Frankfurt 14 Jahre lang dienen zu dürfen. Dieser Klub ist etwas Besonderes, weil ich unheimlich tolle Menschen kennengelernt und das Gefühl habe, dass wir eine Region zusammengeschweißt haben.“ Dabei sei vor allem die Zeit während der Corona-Pandemie sehr prägend für ihn gewesen. „Die Zeit war extrem intensiv. Wirtschaftlich, aber auch emotional. Wir hatten kein Gefühl mehr dafür, ob wir die Menschen in dieser Zeit schon verloren hatten. Eine ganze Saison lang spielten wir in leeren Stadien. Das wünsche ich meinem Nachfolger nicht. Dass ich ein Teil davon sein konnte, in dieser schweren Zeit das Potenzial des Klubs auf ein ganz anderes Niveau zu heben, war sehr schön“, resümierte Holzer und betonte, dass er mit dem Zeitpunkt seines Abgangs jetzt glücklich sei: „Mein Dank gilt allen Weggefährten in der AG und dem e.V., denn die letzten 14 Jahre waren harte Arbeit. Und mit der erneuten Qualifikation für Europa haben wir uns wieder ein Geschenk gemacht. Ich bin mit mir absolut im Reinen.“

Ebenfalls betonte Holzer, dass der Zoff zwischen ihm und Hellmann keinen Einfluss auf die Entscheidung hatte: „Axel und ich kennen uns seit 20 Jahren, ich habe ihm schon vor Monaten meine Absicht angedeutet, ohne es auszusprechen. Wir haben dann die 20 Jahre einmal Revue passieren lassen, angefangen mit unserem ersten Treffen auf meiner Dachterrasse, wo wir erstmals über das Umplatzieren von Anteilen gesprochen haben. Wir mussten beide schmunzeln, als wir uns daran erinnert haben, welche Visionen wir 2005 als junge Burschen hatten. Wir haben beide festgestellt, dass wir nie geglaubt hätten, mit Eintracht Frankfurt einmal so weit zu kommen.“ Er habe ganz im Gegenteil sehr großen Respekt vor Hellmann und gehe nicht im Groll.

Rettung in letzter Sekunde – im doppelten Sinne

Rückblickend betonte der ausgebildete Diplomkaufmann, dass es für ihn vor allem einen Schlüsselmoment in seiner Zeit bei der SGE gegeben habe, auf dem der heutige Erfolg aufbaut: Das Jahr 2016. „Die erste Top-Entscheidung war, Niko Kovac zu holen. Ein neuer Trainer, der mit Wucht und Ehrgeiz die Klasse hielt“, erklärte er und betonte weiter, dass die SGE damals am absoluten Scheideweg gestanden habe: „Es wurde die Lizenz gerettet. Am Freitag vor dem Rückspiel hatten uns die Banken mitgeteilt, dass sie uns nicht die nötige Liquiditätslinie für die zweite Liga geben werden. Da wurde es richtig eng. Aber es wurden drei Privatpersonen gefunden, die übers Wochenende eine zweistellige Millionensumme auf das Konto von Eintracht eingezahlt haben und uns so die Chance gegeben haben, zum Rückspiel in Nürnberg anzutreten.“ Anschließend habe man in Frankfurt unter anderem mit Hellmann und dem damaligen Sportvorstand Fredi Bobic die Schlüsselrollen neu besetzt, was ein weiterer wichtiger Stein für die vielen Erfolge in den letzten Jahren wurde.

Er bezeichnete dies als „eine traumhafte Reise“ und bedankte sich: „Mein Dank geht deshalb auch explizit an Ex-Präsident Peter Fischer, der mich 2010 als Partner einer Investmentbank auf dem Ticket des Vereins in den Aufsichtsrat geholt hat. Das war eine mutige Entscheidung und zeigt, dass er Weitblick hatte. Mit Fischer und meinem Vorgänger Wolfgang Steubing im Hauptausschuss hatten wir eine hervorragende Zusammenarbeit, die sich dann mit Stephen Orenstein fortgesetzt hat.“ Er sehe die SGE daher für die Zukunft sehr gut aufgestellt: „Zu gehen ist viel schwieriger als zu kommen. Ich habe mir das lange sehr gut überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Warum? Weil wir eine gewisse Festigkeit und ein Fundament haben. Zudem die Schlüsselpositionen im wichtigsten Gremium der AG mit Krösche und Hellmann sowie Philipp Reschke top besetzt sind. Hier sitzt viel langjährige Erfahrung. Deshalb konnten wir den AR jetzt verjüngen. Natürlich bedauere ich den vorzeitigen Abgang von Oliver Frankenbach. Sein Nachfolger soll nun bewusst von dem neuen Team ausgesucht werden.“

 

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19 Kommentare

  1. Sehr solide! Auch ihm sei für einen guten Job gedankt. Auch ein Mosaikstein im Wandel vom hässlichen Entlein (Die Schmuddelzeiten sind nicht vergessen.) zum stolzen Adler.

    OT Schreibt doch mal was zu Can Uzun. 🙂

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  2. Atalanta hat gestern so gespielt wie wir uns die SGE wünschen – es muss ja nicht ganz so perfekt sein. Mit Leidenschaft, Agressivität und Power und dies 90 Minuten lang. Wir versuchen das auch manchmal für 30 Minuten, dann scheint die Kraft auszugehen und müssen dann zur Erholung wieder unser Ballgeschiebe in der eigenen Hälfte machen. Ich glaube, dass die Mannschaft nicht durchtrainiert ist und wünsche mir zur neuen Saison von DT oder dem neuen Trainer oder Athletik-Cotrainer, dass mehr und härter trainiert wird, um die Mannschaft auch physisch auf ein neues Level zu heben.

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  3. Sorry, das ist doch Stuss, wir sind 7ter bei den Laufwerten mir über 4.000 gelaufenen Km diese Saison. Da ist die Mannschaft sicher austrainiert. Das hat eher was mit Taktik und Einstellung zu tun. Davon ab war Atalanta gestern überragend und Bayer mau.

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  4. @ 2 Dass wir einen Co-Trainer für Standards haben (Stefan Buck) scheint – Stand jetzt – obsolet. Diese Ausgaben könnte man gerne für die Physis unserer Jungs ausgeben. 🙂

    “ Am Ende des Tages “ sollte man DT (SOFERN DER BLEIBEN SOLLTE) Leute zur Seite stellen, die es besser können, als das bisher dargebotene.

    4.000 ! dumm gelaufen …

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  5. In den letzten Jahren ist in Vorstand und Aufsichtsrat einiges passiert. Auffällig finde ich, wie respektvoll die Leute miteinander umgehen, auch wenn sie gehen (müssen). Ich denke, da können wir froh sein. Vor allem, wenn man sieht, was bei anderen (ex-) Bundesligisten so passiert.

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  6. Herr Dr. Hammer, wenn man den Anspruch hat, in der Tabelle sehr weit nach oben zu kommen, ist der 7. Platz in den Laufwerten dann ausreichend? Vielleicht hat die „Einstellung“ auch etwas mit der Physis zu tun – wenn man
    keine Power mehr hat, kann man nicht mehr so viel laufen wie man möchte.
    War Bayer gestern mau? Ich glaube, die haben mit ihrem Tiki-Taka-Fußball ganz einfach durch die Agressivität und den genialen Lookman die Grenzen aufgezeigt bekommen. Atalanta hat es „gewagt“, sie nicht einfach spielen zu lassen wie sie es gewohnt sind, sondern ihnen die „Luft zum Atmen geraubt“. Und das unglaubliche
    90 Minuten lang.

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  7. @Senf 15 genau so isses und so etwas werden wir mit DT nicht erleben, der will anders Fußball spielen. Aber bis zum Endspiel dahaam 2027 im Europapokal sind es ja noch 3 Jahre Zeit, bis dahin ist sicher ein anderer Trainer.

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  8. In diesem Thread geht es um Holzer. Nach kürzester Zeit kommt wieder die gleiche Diskussion, wie schon in den letzten 100 anderen. Irgendwas mit Trainer, Tabelle, Anspruch. Im Grunde wird noch Mal alles durchgekaut, was so oder so ähnlich schon 100 Mal diskutiert wurde. Kann man ja drüber sprechen, alles gut. Ist ein emotionales Thema und bewegt uns alle. Aber ich würde mir wünschen, dass dieses Thema in den 100 Threads diskutiert wird, wo die Überschrift wenigstens im weitesten Sinne was mit dem Trainer oder der Mannschaftsleistung 23/24 zu tun hat, statt in einem völlig Thementhread das Thema zum 101x Mal zu eröffnen.

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  9. Danke Philip Reschke, die Arbeit des Vereins und der Kapitalgesellschaft sind in den letzten Jahren einfach phantastisch.
    Diese Riege an kompetenten Funktionären, die zusätzlich auch alle die Eintracht im Herzen tragen ist schon beeindruckend.

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  10. Can Uzun befürchte ich will die EM abwarten weil ich denke das sich die Ablöse erhöht wenn er endgültig im EM Kader steht . Oder er will sich nochmal präsentieren keine Ahnung aber das der Deal perfekt ist bezweifle ich

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  11. 10. moenchi
    der Deal ist längst durch, die Verlautbarung steht wegen steuerlichen Gründen noch aus. Einfach mal Abwarten in der schnelllebigen Zeit.

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  12. Can Uzun soll erst nach dem 30.06.2024 im neuen Geschäftsjahr bekannt werden.Angeblich aus steuerlichen Gründen.
    Quelle:You Tube Kanal Club Funk

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  13. Wann der Deal bekannt gegeben wird, ist aus steuerlichen Gründen doch völlig irrelevant, es gibt einen Vertrag (oder auch nicht), da steht ein Datum drin.

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  14. ich frage mich wer die 3 personen sind die mal eben mehr als 10 millionen locker machen konnten

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  15. @14
    Naja, sooooo kompliziert isses nun auch wieder nicht. Die Leute müssen die Kohle ja nicht unterm Kopfkissen haben. Bei niedrigen Zinsen können die Geldgeber das auch als Kredit bei der Bank aufgenommen haben, wenn jemand über ausreichend Sicherheiten verfügt (zB eine Firmenimmobilie). Die Frage ist eher, wer (und warum) so doof ( 😀 ) ist, in diesem Moment auf ein sinkendes Schiff zu setzen. Da kann man schon Mal dankbar sein, denke ich (wobei – ohne die Verträge zu kennen …).

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  16. @16
    Ich würde hier auf ein emotionales Investment von Holzer, Orenstein und noch einem 3 (vielleicht Steubing oder ein anderer alt Aktieninhaber) tippen, aber sicherlich nicht um sich die Taschen voll zu machen sondern ehr um ihrem Herzensclub zu helfen. Mit dem Geld würde jeder erfolgreiche Unternehmer deutlich bessere Renditen erzielen als bei einem Traditionsverein. Zum Glück gab es diese Personen und wir konnten sportlich die Vollkatastrophe verhindern. Bei einem Abstieg hätten wir wohl die nächsten 30 Jahre keine Erfolge gefeiert.

    Falls hierzu jemand einen Artikel findet gerne teilen

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  17. Das sind Dinge von denen ich garnichts wissen will….
    Im Ernst, mich schüttelts wenn ich lese wie kurz vorm Supergau wir standen.
    Danke geht raus an die drei Engel für die Diva.

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  18. Einer, der viel Geld investiert hat und sicherlich durch seine Millionen den damaligen Megadeal mit Kevin Trapp überhaupt erst möglich gemacht hat, ist Wolfgang Steubing. Um ihn ist es sehr ruhig geworden, nach seinem Treppensturz.

    Gruß SCOPE

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