Ist da Costa wirklich ein Kandidat für Joachim Löw?

Die fulminante Siegesserie in der Europa League konnte am Donnerstag mit einem 4:0 Sieg über Marseille ausgeweitet werden. Beim heutigen Bundesliga-Heimspiel kommt es zu einem Aufeinandertreffen mit dem Tabellenzehnten, dem VfL Wolfsburg. Zuvor wurde wieder fleißig diskutiert. Die Themen im heutigen FPS-Fanktalk: Die Verletzungskompensation, die Zukunft von Danny da Costa und das aktuelle Erfolgsrezept.

Der Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesligawochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 12 und 14:30 Uhr auf SGE4EVER.de. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Telefonkonferenz geführt werden, dabei.

Am heutigen FPS-Fantalk nehmen teil: SGE4EVER.de-Redakteur Benny Hansen, Eintracht-Fan Jens Gram und FPS-Geschäftsführer Paul Taaffe.

These 1: Bleibt die Eintracht von großen Verletzungssorgen verschont, ist ein Einbruch nicht zu erwarten. Die Mannschaft und der Trainer wirken absolut gefestigt.  

Paul: „Ich würde hierzu klar ja sagen. Ein Beispiel dafür wäre die Verletzung von David Abraham in Augsburg. Als Marco Russ in das Spiel kam herrschte zunächst Unsicherheit und auch die Abstimmung mit Danny war nicht vorhanden. Durch die fehlende Schnelligkeit von David sind wir circa 15 Minuten wirklich geschwommen. Auch beim Spiel gegen Marseille, auch wenn diese eher mit ihrer B-Mannschaft angetreten sind, hatte man mit Tawatha keinen adäquaten Ersatz für Kostic. Makoto Hasebe ist derjenige der alles zusammenhält, er sollte wenn möglich nicht ausfallen. Die Verletzung von Torro, der in seinen Spielen tolle Leistungen gezeigt hat, kompensieren wir aktuell schon sehr gut.“

Benny: „Ja ich gebe Paul größtenteils Recht. Ich finde es erstaunenswert, dass Hütter bislang für alle auftretenden Probleme eine gute Lösung gefunden hat. Es funktioniert auch einfach im Moment. Wenn mich vor zwei oder drei Wochen jemand gefragt hätte, wer noch in der Zentrale spielen kann, wäre mir nicht wirklich jemand eingefallen und plötzlich steht ein Linksverteidiger dort und macht eine wirklich tolle Figur. Ich mache mir selbst bei kleineren Verletzungen nicht so große Sorgen, solche einzelnen Verletzungen können wir gut auffangen. Natürlich muss man auch schauen, was passiert, wenn wir einmal vier oder fünf Spiele in Folge verlieren, doch kommt es überhaupt soweit? Aktuell eilen wir von Sieg zu Sieg. Bis auf die schwache Leistung gegen Nürnberg haben wir durchgängig gute Spiele abgeliefert. Adi Hütter gibt der Mannschaft einfach sehr viel Vertrauen und auch die Mannschaft glaubt an seinen Plan.“

Paul: „Du siehst es auch bei anderen Mannschaften, die versuchen Pressing zu spielen wie wir es tun. Diese tun es jedoch im Vergleich zu uns nicht so effektiv, intelligent und vor allem koordiniert.“

Jens: „Ich sehe die Sache mit dem Pressing genauso. Unterdessen haben wir ja schon einige Verletzungen mit Chandler und Salcedo, die zu kompensieren sind und die bald wieder zurückkehren. Gegen Nürnberg hat Hütter meiner Meinung nach versucht Haller zu schonen. Wenn wir von Beginn an mit Haller gespielt hätten, hätten wir auch in Nürnberg gewonnen. Er ist extrem wichtig für die Mannschaft als Anspielstation, weil er Bälle halten und sie auf rechts und links verteilen kann.“

Paul: „Für mich zählen zur Stammmannschaft Kostic, N’Dicka, Abraham und Da Costa und Hasebe dahinter. Keiner dieser Spieler ist für mich 1:1 ersetzbar. Wenn zum Beispiel ein Spieler wie Salcedo zurückkommt ist es kein absoluter Abfall, aber dennoch gibt dieser für mich immer nur 90%. Die eben genannten Stammkräfte sind einfach eingespielt. Im Mittelfeld hat de Guzman seine Form schließlich gefunden, bei Gacinoc ist man sich noch nicht ganz sicher, wo man ihn hinstellen soll und was unsere Stürmer angeht gebe ich Jens natürlich Recht. Du kannst nicht auf Haller verzichten. Seine Anspielbarkeit ist ein wesentlicher Faktor in unserem Erfolgsrezept.“

Jens: „Ich habe bei Salcedo nicht das Gefühl, dass er keine 100% gibt. Er kommt für mich mehr aus dem Spielerischen und ist ein anderer Spielertyp.“

These 2: Danny da Costa sollte im neuen Jahr eine Einladung zur Nationalelf bekommen. Nimmt man an, dass Joshua Kimmich langfristig ins Mittelfeld will, gibt es aktuell keinen besseren in Deutschland.

Benny: „Der These kann ich so nicht zustimmen. Er hat auf rechts eine unglaubliche Entwicklung genommen. Aber meiner Meinung nach gibt es noch bessere Spieler als Kimmich. Allen voran Thilo Kehrer. Er spielt aktuell bei PSG und ist unheimlich stark und noch sehr jung. Er ist nochmal eine ganz andere Liga. Da Costa ist ein Kämpferherz. Er läuft die Linie rauf und runter, seine Flanken haben aber noch eine unheimliche Streuung. Das ist ein Mangel, der noch zu schwer wiegt. Für die Nationalmannschaft reicht es daher nicht. Das ist ein Mangel den er hat und den man nicht komplett wegtrainieren kann. Er macht viel Betrieb. Aber für die oberste Ebene reicht es nicht für ihn.“

Jens: „Ich muss Benny recht geben. Bei da Costa fehlt noch die Genauigkeit in den Flanken. Er kämpft und rennt, das ist alles in Ordnung. Bei uns werden aber auch immer schnell Spieler in die Nationalmannschaft geredet, nur weil sie mal ein halbes Jahr gut spielen. Er soll mal zwei, drei Jahre konstant spielen. Er ist noch jung. Mehr kann ich zu dem Thema nicht sagen, da mich die Nationalmannschaft nicht sonderlich interessiert. Aber ich würde mich natürlich für ihn freuen, glaube aber nicht, dass er das braucht.“

Paul: „Danny da Costa ist viel zu dynamisch für die deutsche Nationalmannschaft (lacht).“

Jens: „Wir hatten so oft schon Leute, die es eigentlich verdient gehabt hätten und nicht geschafft haben. Daher mache ich mir darüber eigentlich überhaupt keine Gedanken.“

Benny: „Im Moment ist die Nationalmannschaft auch nicht unbedingt ein Ziel, das man haben muss. Da gibt es aktuell nur schlechte Stimmung.“

Jens: „Bei der WM war die Hälfte der Mannschaft in der Bundesligasaison nicht gut und würde trotzdem mitgenommen. Solange Herr Löw Bundestrainer ist, mache ich mir da keine Gedanken.“

These 3: Zuhause gegen Wolfsburg taten sich die Frankfurter in der Vergangenheit häufiger schwer. Ein Selbstläufer wird die Partie nicht und vor allem die Offensive der SGE wird gefordert sein.

Jens: „Mich wundert‘s immer, dass immer von der Offensive gesprochen wird. Die fangen zwar vorne schon an anzugreifen. Aber wie verteidigen so hoch, dass der Gegner hinten die Bälle teilweise nur rausschlagen kann. Das soll nach zehn Siegen und einem Unentschieden nicht überheblich klingen, aber ich mache mir im Moment darüber eigentlich nicht so viele Gedanken. Denn die anderen müssen sich Gedanken machen, wie sie gegen uns spielen wollen. Das wird heute wahrscheinlich ein 3:1 oder 2:0 werden. Wenn wir es schaffen, wieder ein frühes Tor zu erzielen, werden sich die anderen schwertun, überhaupt vor unser Tor zu kommen.“ 

Haller als wichtiger Baustein des Erfolgsrezeptes unter Hütter

Paul: „Wenn wir weiterhin koordiniertes Pressing statt Einzelpressing an den Tag legen, ist das eines der Erfolgsrezepte. Diese optimale Praktik sorgt meist dafür, dass selbst der Torhüter schon nicht mehr weiß, wohin mit dem Ball und diesen nur noch ins Aus schlägt. Wenn du das so vorne fabrizierst, wie wir das machen, dann mache ich mir keine Gedanken. Manchmal frage ich mich selbst, ob ich jetzt schon überheblich bin. Aber wir haben das jetzt schon so oft bewiesen. Wir haben gesagt: ‚In Augsburg wird es schwer.‘, ‚Wolfsburg ist unangenehm‘ – aber das ist doch keine hervorragende Mannschaft. Ich tippe 2:1 und bin damit etwas zurückhaltend.“

Benny: „Ich tippe auch auf einen Sieg, bin aber eher bei einem 3:1. Bei jedem Spiel ist die ganze Mannschaft gefordert. Aber gerade beim Spiel gegen Augsburg, als Abraham gefehlt hat, hat man es gesehen, die SGE braucht die defensive Stabilität und die steht an erster Stelle. Denn wenn sie hinten nur eins oder gar kein Tor reinbekommt, macht sie vorne die Tore auf jeden Fall. Die Eintracht hat in den letzten elf Spielen 36 Tore geschossen. Ich mache mir selbst bei einer schlechten Chancenverwertung keine Gedanken. Aber wenn es wirklich passiert, dass die Eintracht gleich zu Beginn zwei Tore reinbekommt und hinten nicht gutsteht, kann es schwer werden.“

Jens:Das Problem ist für die anderen, dass wir früher nur reagiert haben. Jetzt agieren wir und die anderen müssen reagieren. Ich habe in den letzten Spielen, mit Ausnahme von Augsburg wegen Abrahams Verletzung, keine Mannschaft gesehen, die überhaupt auf unser Tor zu rennt. Die versuchen alle erst mal, selbst hinten einigermaßen sicher zu stehen. Weil sie vorn von uns so beschäftigt werden, dass sie teilweise die Bälle nur irgendwohin schlagen, die dann aber sofort wieder zurückkommen. Mich würde es wirklich mal interessieren, was passiert, wenn wir 0:1 zurückliegen – aber ich glaube, dazu kommt es gar nicht.“

Paul lacht lauthals: „Diese Aussage ist das Beste! Das ist wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Was soll ich denn noch dazu sagen?“

Benny: „Das Pressing ist wirklich unglaublich. Ich habe teilweise das Gefühl, dass da Raubtiere auf dem Platz stehen. Gegen Marseille stand die Eintracht manchmal mit fünf Mann am 16er des Gegners und haben die Defensive angerannt. Also wirklich wie eine wildgewordene Raubtierherde, die plötzlich ein verletztes Tier am Boden liegen sieht und sich draufstürzt. Die Gegner spielen dann lieber freiwillig den Ball ins Aus…“

Jens: „…oder ins eigene Tor!“ (lacht)

Paul: „Das System hat Adi Hütter auch im Interview erklärt. Das kostet viel weniger Kraft, wenn ich vorn angreife, statt den Gegner einen langen Pass spielen zu lassen, wo einer unserer Verteidiger dann achtzig Meter laufen muss. Es ist eben nicht das Einzelpressing, sondern durch die ganze Mannschaft – und das ist hervorragend.“

Jens: „Für mich wird ganz entscheidend das nächste Heimspiel gegen Leverkusen. Weil wir dann auch mal gegen eine schnelle Mannschaft spielen werden. Und dann das letzte Spiel gegen Bayern, so blöd wie das klingt. Wenn wir es schaffen bis dahin immer noch ungeschlagen zu sein, dann stelle ich die These auf, dass wir am Ende der Saison unter die letzten Vier kommen werden.“

Benny: „…unter die letzten Vier?“

Jens:Ähm unter die ersten Vier!“ (lacht). Ich bin immer gewohnt, von da unten zu sprechen.“

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4 Kommentare

  1. Die Antworten kann ich fast alle unterschreiben. Danny sehe ich besser, aber eine Nominierung ist da kein Muss

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  2. Jedem das Seine, aber ein Danny da Costa soll also zu schwach für diese poröse Nationalmannschaft sein, in der unter anderem sogar ein Jonas Hector spielen darf? Sorry, aber selbst Kehrer hat bei seinen bisherigen Auftritten nicht soviel bei der Nationalmannschaft gerissen. Persönlich finde ich, dass Danny sich eine Chance verdient hat. Aber bei Löw ist nicht soviel zu holen und dessen Kompetenz ist auch recht limitiert. Warum setzt man sonst noch auf alte Meriten wie zum Beispiel Mats Hummels oder Thomas Müller? 🙂 Aus leistungstechnischen Gründen nicht nachvollziehbar…

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  3. Bin mal wieder pessimistisch was das heutige Spiel gegen Wolfsburg angeht. Habe wirklich ein flaues Gefühl im Magen. Ist diesmal kein Unken.

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  4. Ich finde es bemerkenswert, dass man da Costa jetzt mit der Nationalmannschaft in Verbindung bringt. Zu Saisonbeginn wurde hier vielfach ein Neuzugang gefordert und da Costa die Fähigkeit abgesprochen Chandler zu ersetzen. Im Übrigen stand auch Chandler vor zwei Jahren auf der Verkaufsliste und profitierte vom Verletzungspech eines anderen. Da Costa hatte durch die Verletzung von Chandler die Chance Spielpraxis zu bekommen und sich weiter zu entwickeln und zu stabilisieren. So wie zuvor Chandler. Ich bin gespannt wenn Chandler wieder zurück ist.

    Als Bayern-Fan sind Siege selbstverständlich, da verschwendet man gar nicht erst einen Gedanken an eine Niederlage. Daher können die damit auch nicht umgehen. Bei uns ist eine so lange anhaltende erfolgreiche Serie wie jetzt ungewohnt und man fragt sich von Spiel zu Spiel wie lange das so andauert. Ich denke als Fan wie auch als Spieler sollte man das einfach genießen und sich auf das nächste Spiel (und den nächsten Sieg?) freuen, ohne darüber nachzudenken wo wir am Ende der Saison stehen. Momentan ist das einfach nur Spass pur.

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