Fantalk: Europa? „Über die Liga wird es nicht reichen!“

Endlich herrscht Gewissheit über die Zukunft von SGE-Trainer Oliver Glasner. Den Spielern war beim 3:0-Sieg gegen Mainz anzusehen, dass es ihnen Druck abgenommen hat und sie wieder den Kopf frei bekommen haben. Ob es jetzt noch reicht, sich über die Bundesliga für Europa zu qualifizieren? Oder muss man alles auf das Pokalfinale setzen? Und falls ja, mit welcher Startelf sollte man in das Endspiel gehen?

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Der Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11 Uhr und 12 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Redakteurin Nadine Peter und die beiden Eintracht-Fans Peymann Fardipour und Jan-Erik Schulz teil. Die Moderation übernimmt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn.

These 1: Nach der Trennung von Oliver Glasner hat die Mannschaft endlich Gewissheit und kann wieder frei aufspielen.

Nadine: „So hat es ein bisschen gewirkt, da lässt sich nicht drum herum reden. Irgendetwas ist mit der Mannschaft passiert. Sie hat ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Von außen betrachtet war die Verunsicherung komplett weg. Wir haben Sebastian Rode genau das nach dem Spiel gefragt. Er ist der Frage ein bisschen ausgewichen und hat sie weder mit ja noch mit nein beantwortet und wollte keine Stellung beziehen. Aber die Gewissheit zu haben, wie es weitergeht, ist für die Spieler sehr wichtig.“

Peymann: „Natürlich hat man eine Veränderung gemerkt, aber es nur auf die Gewissheit zu schieben, ist mir zu einfach. Mainz war nicht gut in Form. Außerdem ist Eintracht Frankfurt eine Mannschaft, die im Endspurt noch mal einen Motivationsschub bekommt. Klar profitieren die Spieler davon, dass sie wissen, wie es weitergeht. Das motiviert, weil sie für den Trainer zum Ende hin noch mal alles geben und ihn mit einem Titel verabschieden wollen.“

Jan-Erik: „Im Vergleich zu den anderen Spielen ist Hemmung verloren gegangen. Das Fußballspielen im Mittelfeld lief wieder viel besser ab. Die Spieler können sich jetzt viel besser auf das Spiel fokussieren und haben nicht mehr so viel im Kopf. Mainz zu Hause 3:0 zu besiegen, war ein ganz wichtiges Zeichen. Ich habe nie geglaubt, dass es nur an Glasner gelegen hat sondern auch an vielen anderen Faktoren. Bis zum Finale in Berlin wird man noch sehen, dass es die richtige Entscheidung für Eintracht Frankfurt ist.“

Nadine: „Der Zeitpunkt war schon nicht der schlechteste und es ist genau richtig kommuniziert worden. Bei Niko Kovac lief das alles etwas unschöner ab, als der Verein mehr oder weniger über die Medien davon informiert wurde, dass er zu den Bayern gehen wird. Die Eintracht wollte in diesem Fall die Zügel in der Hand haben. Es hätte nicht funktioniert, das erst nach der Saison zu kommunizieren. Man hat es geschafft, einen Kompromiss zu finden, mit dem alle zufrieden sind – auch wenn Glasner vermutlich gerne noch ein Jahr geblieben wäre.“

Peymann: „Hätten wir dieses Spiel verloren, nachdem man 1:3 in Hoffenheim verloren hat und die Entlassung bekannt gegeben wurde, wäre das der Genickbruch gewesen und die Vereinsführung hätte sich noch mehr erklären müssen. Ich stehe hinter Glasner. So, wie es gelaufen ist, ist es gut, aber es sollte noch mal gründlich aufgearbeitet werden, was seit der Rückrunde passiert ist.“

These 2: Die SGE macht Europa noch vor dem Finale in Berlin sicher.

Peymann: „Das glaube ich nicht. Klar ist Platz sieben noch drin, aber Leverkusen und Wolfsburg performen im Moment zu stark. Zu Hause gegen Freiburg könnte noch etwas gehen, aber auf Schalke könnte es unangenehm werden. Solche Mannschaften liegen uns nicht. Wir holen nur noch maximal drei Punkte und müssen dann den Pokal gewinnen. Leipzig liegt uns. Wenn wir mit unseren Fans Berlin erobern, wird das auch was mit Europa.“

Jan-Erik: „Seit gestern sehe ich es gar nicht mehr so pessimistisch wie Peymann. Leverkusen muss am Donnerstag noch mal in der Europa League ran und auch noch gegen den ein oder anderen Abstiegskandidaten spielen. Wenn du über die Liga nach Europa willst, musst du Schalke schlagen. Unsere Chancen stehen 50:50 und ich teile das auch, dass Leipzig uns liegt.“

Nadine: „Über die Liga wird es nicht reichen. Dafür waren die letzten acht Wochen zu schwach. Du hast es nicht mehr in der eigenen Hand und musst dich auf zu viele Faktoren verlassen. Die Schalker habe ich in Mainz gesehen und das macht mir wenig Hoffnung für nächste Woche. Physisch sehr stark, bissig in den Zweikämpfen, für sie geht es um den Klassenerhalt. Wenn du auf Schalke nicht gewinnst, ist der Zug abgefahren. Selbst mit zwei Siegen wird es sehr schwierig, weil Leverkusen und Wolfsburg vor uns stehen. Ich sehe nicht, dass wir beide noch überholen werden.“

Peymann: „So sehe ich das auch. Dafür hat uns in den vergangenen Spielen zu oft der Biss gefehlt. In den physischen Zweikämpfen ist Schalke besser, deshalb hat sich Europa nach dem 33. Spieltag für uns erledigt. Die letzte Chance wird dann das Finale sein.“

Jan-Erik: „Wie jedes Jahr spielt es leider noch rein, dass einige Spieler im Sommer weg sein werden. Mit einem Pokalsieg und dem damit verbundenen Einzug in die Europa League wirst du für neue Spieler noch mal attraktiver. Die Diskussion über einen Umbruch im Sommer haben wir nicht zum ersten Mal. Also wenn wir Europa nicht über die Liga schaffen, dann über den Pokal!“

These 3: Die notgedrungen neuformierte Dreierkette mit Almamy Touré ist wie 2022 eine gute Option fürs Pokalfinale.

Jan-Erik: „Vielleicht tatsächlich auch die einzige. Touré hat zwei Spiele gespielt – beim einen war er richtig schlecht, da hat man gesehen, dass ihm Spielpraxis fehlt. Die Dreierkette gegen Mainz hat funktioniert. Ob man so gegen Leipzig spielt? Ich würde versuchen, erstmal defensiv sicher zu stehen, um dann mit schnellem Umschaltspiel über Jesper Lidström und Randal Kolo Muani die Leipziger auszukontern. Im Mittelfeld un din der Abwehr musst du sehr kompakt stehen und da ist diese Dreierkombination auf jeden Fall eine gute Option.“

Nadine: „Touré hat auffällig unauffällig gespielt und das wird ihm gerecht. Er geht hier und da mal über seine Leistungsgrenze hinaus, aber ist ansonsten ein solider Bundesligaspieler. Viele andere Möglichkeiten hat Glasner aber nicht. Makoto Hasebe kam gestern von der Bank und ist für Endspiele als erfahrener Mann für mich gesetzt. Eine sehr steile These von euch, dass Leipzig uns liegt. Im Rückspiel hat Leipzig uns in der ersten Halbzeit an die Wand gespielt. Sehr gruselig. Ich hoffe, man hat daraus gelernt. Im Pokalfinale ist es immer eine andere Situation. Es gibt Mannschaften, die liegen der Eintracht mehr. In den nächsten beiden Spielen muss der ein oder andere noch nutzen, um sicherer zu werden oder mehr Spielpraxis sammeln.“

Peymann: „Touré hat uns letzte Saison in den entscheidenden Spielen gerettet und war daran beteiligt, dass wir die Europa League gewonnen haben. Aber er hat fast ein Jahr nicht gespielt und deshalb muss auch Hasebe in die Startelf. Ohne ihn haben die anderen viel weniger Sicherheit und Souveränität. Tuta hat mich diese Saison nicht gerade überzeugt. Er würde in der Mitte spielen, wenn Touré für Hasebe starten würde. Ich würde mit Hasebe spielen und dafür Dina Ebimbe für Sebastian Rode reinwerfen. Gerade gegen Leipzig kann ich mir das gut vorstellen.“

Jan-Erik: „Dina Ebimbe ist derjenige, der fit ist, weil er auch jünger ist. Rodes Körper ist abgenutzt, aber der Kapitän und ein Kämpfer. Das muss der Trainer entscheiden, der kennt die Spieler am besten. Wenn es über 90 Minuten gehen sollte, muss man bei Hasebe und Rode auch schauen, wie lange es reicht. Die Fans sind auch ein riesiger Faktor und das motiviert die Spieler noch mal mehr.“