Gibt es die launische Diva noch? Nach dem 3:0 gegen Schalke gewinnt Eintracht Frankfurt auch gegen Hertha BSC, obwohl sie fast eine ganze Halbzeit auf Sparflamme spielt, um sich für das Pokalspiel am Dienstag zu schonen. Das Ergebnis gibt SGE-Coach Oliver Glasner recht. Aber wie riskant ist diese Taktik wirklich?

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An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Redakteur Julian Jendrossek und die beiden Eintracht-Fans Kim Mayelzadeh und Peymann Fardipour teil. Die Moderation übernimmt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn.

These 1: Jetzt mal Buta bei die Fische – die Schienenspieler der Eintracht werden ein Trumpf im Kampf um die Meisterschaft sein.

Julian: „Erstmal habe ich mich gefreut, dass meine aus der Siegeslaune heraus entstandene These es in den Fantalk geschafft hat. Ich versuche mal seriös darauf einzugehen. Die Bayern haben im letzten Jahrzehnt ihre Titel gesammelt, vor allem weil sie mit Arjen Robben und Franck Ribéry eine gefürchtete Flügelzange hatten und dazu noch einen Stürmer, der die Bundesliga zerschossen hat. Was uns gefehlt hat, war eine gefährliche Flügelzange. Klar hatten wir Filip Kostic, aber auf rechts nie das dazugehörige Parallelstück für ihn. Mit Aurélio Beta und Philipp Max haben wir zwar noch keine meisterliche Flügelzange, aber die beiden machen das schon ziemlich gut.“

Peymann: „Auf jeden Fall sind wir viel flexibler geworden. In der Offensive konnten wir schon seit Beginn der Hinrunde immer schön durchtauschen. Auf den Flügeln waren die beiden Seiten nie ausgeglichen. Jetzt sind wir auch hier breit aufgestellt. Wenn Max an seine Augsburger Zeit anknüpfen kann, in der er einen zweistelligen Scorer-Wert hatte, haben wir vielleicht endlich einen Kostic-Ersatz gefunden. Vor drei Jahren haben wir noch davon geträumt, einen Spieler wie Max zu haben. Jetzt sind wir schwieriger auszurechen, weil wir über links, rechts und durch die Mitte kommen können.“

Kim: „Am Anfang der Saison war ich sehr skeptisch, wie das nach dem Kostic Abgang etwas werden soll. Und jetzt mit allem was im Winter passieren ist: mein lieber Scholli! Von Max war ich total beeindruckt, obwohl ich niemanden zu früh in den Himmel loben will. Er ist eine richtig gute Verstärkung. Um oben – und auch im Meisterschaftsrennen – mitzuspielen, sind Schienenspieler super wichtig. Ich habe unfassbar Bock darauf, was in der Rückrunde noch kommt.“

Julian: „Was man auch nicht vergessen darf, ist, dass Junior Dina Ebimbe ursprünglich im zentralen Mittelfeld eingeplant war und nur notgedrungen auf der rechten Seite ausgeholfen hat. Wenn er von seiner Verletzung zurück kommt, werden wir ihn eher wieder in der Mitte sehen. Eine große Rolle wird er wohl leider nicht mehr spielen, aber ein Problem auf den Außen haben wir dadurch zum Glück nicht. Um so schöner ist es zu sehen, dass Buta nach seiner langen Verletzungshistorie sich scheinbar problemlos auf den engen Spielrhythmus eingestellt hat. Hätte ich so nicht gedacht.“

André: „Sein Tor hat er auch gut überlegt flach im Eck platziert.“

Peymann: „Gegen Schalke hat er ein ähnliches Tor geschossen. Allerdings nicht so weit weg wie gegen Berlin. Das war mit Augenmaß und überlegt. Buta flankt nicht einfach blind rein, sondern spielt die Bälle intelligent rein. Genau so auch Max von der anderen Seite. Dieses Glück haben nicht viele Vereine in der Bundesliga.“

Kim: „Letzte Saison hatten wir mit Kostic auch solch einen Spieler. Aber da waren wir zu abhängig von ihm. Damals konnten sich unsere Gegner einfacher darauf einstellen. Hertha BSC war gestern teilweise überfordert, weil wir eben über beide Seiten kamen und Max und Buta schwierig einzuschätzen waren. Dabei wussten sie ja, dass Max seit Dienstag offiziell in Frankfurt ist. Die Hertha hat aber auch genug andere Probleme im Moment. Die Eintracht war offensichtlich einfach besser – von der Stimmung bis hin zur Qualität auf dem Platz.“

These 2: Bei allem Lob: In der zweiten Halbzeit hat die SGE oft zu wenig Zugriff in der Zentrale. Hier muss speziell von Kamada, Lindström und Götze mehr kommen.

Peymann: „Die zweite Halbzeit hat eine Parallele zum Spiel gegen Schalke aufgezeigt. Aber die Hertha und Schalke sind nicht unser Maßstab. Wenn wir so zum Beispiel gegen Neapel auftreten, bekommen wir Probleme. Es kann nicht sein, dass du erst Sebastian Rode einwechseln musst, um mehr Zugriff im Mittelfeld zu bekommen. Mir fehlt bei Kamada dieser Biss, den er in der Hinrunde so oft gezeigt hat. In seiner Leistungskurve ist ein Knick zu sehen. Er und Djibril Sow auf der Doppelsechs gefallen mir nicht. Nachdem die Hertha nach der Pause umgestellt hat, haben wir in den Verwaltungsmodus umgeschaltet. Das war nicht sehr souverän. Und Randal Kolo Muani wird nicht in jedem Spiel ein Tor schießen. Drauf dürfen wir uns nicht verlassen.“

Kim: „Warum tauchen Lindström und Mario Götze in der These auf? Ich genieße es, wenn ich den beiden beim Fußballspielen zuschaue. Kamada hatte in der Hinrunde definitiv seine Momente, wo er explodiert ist und abgeliefert hat. Aber er ist nicht der Top-Spieler, den viele in ihn sehen. Er läuft oft nur hinterher. Vielleicht liegt es daran, dass er im Moment viel über seine Zukunft nachdenkt?“

Julian: „Nach dem Seitenwechsel haben wir das Spielen eingestellt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass Hertha noch mal hätte gefährlich werden können. Und das überträgt sich auch auf die Spiele. Im Hinblick auf die vielen anstehenden englischen Wochen ist das doch verständlich. Was will man den Spielern da vorwerfen? Ist doch vollkommen richtig, sich zu schonen und dann sogar noch 3:0 zu gewinnen. Alles richtig gemacht. Die Bayern spielen ein Viertel ihrer Saison so, wie wir gestern eine Halbzeit gespielt haben.“

Peymann: „Kamada hat nicht die Ausstrahlung wie ein Rode, aber er ist einer der besten Spieler, die wir aktuell haben. Mesut Özil hatte auch eine lustlose Mimik, aber war zu seiner Primezeit einer der besten Zehner, die Deutschland je hatte. Für mich ist Kamada ein enorm wichtiger Box-to-Box-Spieler. Kräfte sparen ja, aber wenn Tuta den Ball nicht vor der Linie weggeköpft hätte, steht es nur noch 2:1. Aber Kamada hat seine Höhen und Tiefen. In München kam er rein und hat das 1:1 vorberietet. Doch manchmal spielt er einfach unter seinem Niveau.“

Kim: „Ich will ihm seine Leistung gar nicht absprechen. Kamada wirkt so, als ob er spielen muss, weil er den Vertrag unterschrieben hat, obwohl er gar kein Bock drauf hat. Trotzdem funktioniert es ja und Oliver Glasner arbeitet wohl viel mit Kamada zusammen. Wenn er nächste Saison weg ist, macht das nicht so den Unterschied.“

Julian: „Es gab schon ein paar mal die Momente, dass er lustlos wirke. Kamada hat sich dazu schon mal geäußert, dass das nicht der Fall sei. Wir werde einen Unterscheid merken, falls er nächste Saison nicht mehr da sein sollte. Er ist einer der besten Spieler, den wir jemals hatten.“

These 3: Gegen derzeit sehr starke Darmstädter verliert man am Dienstag, wenn man so spielt wie in der zweiten Halbzeit gegen die Hertha.

Kim: „Nein. Weil gerade in solch wichtigen Spielen – seit Tagen ist außerhalb des Stadions leider viel passiert – elektrisiert die Stimmung und das Stadion. Und das beeinflusst die Spieler positiv. Es ist ein Derby und du kannst ins Viertelfinale einziehen. Die Fans werden ein ganz großer Faktor sein.“

Julian: „Das waren die Fans vor allem in engen Spielen schon immer. Gegen Darmstadt muss man mehr zeigen. Die haben nichts zu verlieren und werden ihre Fans mitbringen. Aber als Verlierer werden wir nicht aus dem Derby hervorgehen. Die launische Diva ist begraben.“

Paymann: „Spiele gegen Schalke und Berlin musst du erstmal so gewinnen. Im Pokal wird es ein intensives Kampfspiel. Wir dürfen uns nicht auf das Niveau der Darmstädter herunterlassen und müssen unser Spiel durchziehen. Zweikämpfe annehmen und von der ersten Minute an da sein. Ich gehe davon aus, dass Rode in der Startelf stehen wird.“

Julian: „Er ist genau der richtige für dieses Spiel. Daneben Sow und Kamada wird von der Bank kommen.“

Kim: „Da gehe ich voll mit. Dann spielt man gegen die Hertha mal auf Sparflamme, um für den Pokal bereit zu sein. Spieler zu schonen, diesen Luxus haben wir nicht so lange und das ist für uns Fans noch ungewohnt. Aber wir sollten Glasner vertrauen und bisher ist vieles gut gelaufen.“

Peymann: „Belastungssteuerung. Man kann es nicht mehr hören, aber Glasner hat das sehr gut unter Kontrolle. Bei allem Respekt vor Niko Kovac und Adi Hütter: Die haben das nicht so gut geschafft. Darmstadt hat ein paar Hühnen. Hrovoje Smolcic wäre mit seiner Kopfballstärke eine Option in der Dreierkette.“

André: „Wie wird das Spiel denn ausgehen?“

Julian: „2:1 nach Verlängerung.“

Kim: „Reguläre Spielzeit 0:0 und dann 2:0 nach 120 Minuten für uns.“

Peymann: „Die Jungs sind abgeklärt genug und gewinnen 2:0 nach 90 Minuten.“

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15 Kommentare

  1. Also wie schnell hier wieder Kamada teilweise kritisiert wird gefällt mir nicht. Für mich war er der beste Spieler vor der Winterpause und hat insbesondere zu Beginn Spiele alleine entschieden.

    Ja, momentan finde ich Rode auch etwas stärker, aber das sind nur die letzten 4 Spiele. Kamada stand mit Japan im Achtelfinale und hat jedes Spiel der WM gespielt. Da ist es schwierig eine herausragende Form so lange, ohne längere Pause auch für den Kopf (Konzentration und Motivation), aufrecht zu erhalten.

    Aber wer denkt, man spielt einen Fehlpass, weil man gerade darüber nachdenkt ob man eher zu Man Utd oder zum BVB gehen soll ist schon eher Realitätsfern unterwegs.

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  2. Spielerischer Schlendrian zeigt, das wir noch divenhafte Züge haben. Nur weil die Ergebnisse stimmen, ist für mich die Diva noch nicht weg.
    Die Richtung stimmt, am 34.Spieltag können wir bewerten, wieviel Diva abgebaut wurde.

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  3. Für mich war Kamada der Spieler, der gestern (!!!) zwei gute Chancen für Berlin eingeleitet hat.

    Generell halte ich ihn für einen extrem guten Spieler, bin aber bereit auch Fehler zu verzeihen. Wir haben gewonnen. Daichi hat insbesondere in der EL massiven Anteil daran, dass wir letzte Saison weiter gekommen sind. Schon unter Hütter, ich erinnere an Spiele gegen Arsenal, als er ganz groß aufgespielt hat. Auch hat er riesen Anteil an den meisten schönen Spielzügen.

    Gestern war kein grandioser Tag von ihm, trotzdem haben wir 3:0 gewonnen.

    Für mich passt das.

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  4. Ich verstehe was gemeint ist, mit -Lustlos-. Aber Du kannst in der Bundesliga nicht lustlos spielen in dem Sinne, wir sind net Kreisliga oder Bezirksliga, wo Du mal mit einem Kater auflaufen kannst. In der Bundesliga musst Du auf der 6 einen Haufen „unsichtbare Wege“ machen. Ich hab Ihn auch 1-2 gute Bälle erobern sehen, er ist auf jeden Fall fokussiert, das er vermutlich lieber auf 8 oder 10 spielt mag sein, aber er macht es auf der 6 nicht schlecht. In den ersten beiden Spielen war ich etwas enttäuscht, das wir MIT Ball und den ballsicheren Spielern, Kamada-Sow-Götze, nicht sauber rausspielen konnte. Aber Max sieht mir sehr ballsicher aus mit seinem linken Fuß, den kannst Du auch immer anspielen, das macht es der ganzen Mannschaft einfacher, ich hoffe er bleibt so zuverlässig, weil Pellegrini sein erstes Spiel war auch nicht so schlecht 😉

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  5. Warum Divenhafte Züge wenn man spielerisch einen schlendrian hat? Verstehe ich nicht. Nenn mit bitte eine Mannschaft in der BL die keineschlendrianischen Züge aufweisen. Das ist mir zu pauschal und oberflächlich. Die beste Eintracht seit 30 Jahren. Werden mit jeden Spieltag besser. Das alles ist ein Prozess der noch nicht abgeschlossen. Dieses als divenhaftes gedöns zu betiteln finde ich schon arg. Nicht slles ist Gold was glänzt wie auch gegen Hertha aber das gehört zum Lernprozess dazu. Mittlerweile sind wir in Phase 3 und kein Ende in sicht. Forza

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  6. Ich will die Diva von Main absolut nicht begraben !
    Im Gegenteil, ich will den Kern einer Diva :
    das Auffallen durch außergewöhnliche Begabungen ! Ich will auch das gewisse Exzentrische, wir sind Eintracht Frankfurt, wir sind anders, wir sind gut , wir sind besser.
    Eine Diva muß doch nicht unbedingt negativ sein !
    Allüren , Größenwahn oder Stargehabe brauchen wir alle nicht, Niederlagen aus Überheblichkeit erst recht, doch das ist auch keine Diva, das sind Möchtegern !
    Ich will die Diva vom Main genauso wie in unserer Hymne , daß man von überall her auf Frankfurt schaut und sagt : da spielt eine Eintracht ganz famos !
    Es lebe diese Diva

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  7. Heilige Diva vom Main bitte für uns!
    Hört auf mit der Blasphemie, die Diva ist uns wohl gesonnen weil wir ehrlich und gut arbeiten, zusätzlich noch einen gepflegten Ball spielen können. Dafür hat sie uns im Endspiel von Sevilla beschützt, ich sag nur 118. Minute. Überhebliches Gerede wird unsere heilige Diva vom Main nur erzürnen! Diva4ever!!
    Nur die SGE!

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  8. Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss – das traf für mich gestern auf die Mannschaftsleistung zu. Hinsichtlich Kamada gibt’s für mich den Attribute-Tausch: Ein hohes Pferd springt nur so gut wie es muss. Er ist halt so was wie ein Genie, das sich Auszeiten genehmigt bzw. genehmigen muss (etwas Divenhaftes hat das ja auch 😉 ). Gestern musste er nicht liefern, bei den Bayern schon, und tat es prompt.
    Für eine Mannschaft wie die Eintracht ist er enorm wertvoll, und hier kann er es sich erlauben, so zu sein, wie er ist. Ob das für solche, die eine Klasse darüber stehen, genauso gilt, kann man bezweifeln.

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  9. Das war gestern ein gutes Spiel und ein super Stadionbesuch. Wir können nicht immer 90 Minuten Power Fußball spielen und das machen wir die ganze Saison gut. Bei großen Gegnern nehmen wir immer mal zeitweise das Tempo raus und wechseln dann wieder auf unser Angriffsspiel. Dieses umschalten zwischen definsiver und offensiver Spielweise ist meiner Ansicht nach taktisch genial. Die Hertha war gestern so schwach und einfallslos, dass wir in der zweiten Halbzeit einfach defensiver spielen konnten. Wenn das Gegentor doch gefallen wäre, hätten wir bestimmt noch eins geschossen und das ist der große Unterschied zu den letzten Jahren. Ich bin begeistert und das wird noch eine richtig gute Saison.

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  10. @6: Ich denke schon, das ein Schlendrian durchaus etwas divenhaftes an sich hat.

    Wo fängt die launische Diva ein? Gegen die TOP-Clubs punkten und gegen die Underdogs verlieren? Das haben wir sicherlich in der Vergangenheit gemacht und ja, da haben wir uns weiterentwickelt. Da geht es mir auch gar nicht mehr drum, sondern eher dahingehend, das wir nicht in diese Zeiten zurück gehen.

    Und hier sehe ich den Schlendrian als einen wesentlichen Punkt, den die Mannschaft bearbeiten muss. Um im Spitzenfeld mit zu mischen und auch eine Drei-Fachbelastung zu stemmen, können wir nicht in jedem Spiel mit 100% beginnen und vor allem mit 100% das Spiel beenden. Nein, da muss man mit Augenmaß als Mannschaft auch mal 85%, vielleicht auch mal 80% spielen und trotzdem 3 Punkte zu holen. Gar keine Frage, das macht Bayern München seit 30-40 Jahren so und funktioniert zu 95% auch. Bei den restlichen 5% lacht halt die ganze Nation, das wird uns dann auch passieren, wenn wir mal gegen den Tabellenletzten den Arsch voll bekommen. Gehört mit dazu.

    Wir spielen gegen Hertha die ersten 45 Minuten im Prinzip mit 95% der Leistungsfähigkeit, beherrschen das Spiel und führen sehr verdient mit 2:0. Zur Pause gehen wir aber relativ krass auf die 70-75% Leistungsfähigkeit und bekommen einfach Probleme. Das nenne ich Schlendrian, weil der Leistungsabfall doch zu krass war und Hertha dafür zu gut ist. Da fehlte unser Augenmaß und wir können tatsächlich froh sein, das Hertha eben kein Tor gemacht hat (bzw. gefährlich wurde). Unser launische Diva hätte genau hier das Tor bekommen und dann wäre es ein verrücktes Spiel geworden, was eben total unnötig gewesen wäre. Man eben genau gesehen, das es schwer ist, von 70-75% wieder auf 85% zu kommen, um am Ende dann das 3:0 und damit den Deckel drauf zu machen.

    Gegen Schalke sind wir nie wirklich auf die 80% gekommen und hatten unsere Probleme. Da hatten wir definitiv Glück, das Schalke Ihre Torchancen nicht verwertet hat. Da war die Leistung mehr den je „divenhaft“, aber das Ergebnis selbstverständlich das Beste, was uns passieren konnte. Gegen Freiburg und Bayern haben wir ca. 85-90% unserer Leistungsfähigkeit gespielt und das war auch nötig, um zu bestehen. Das haben wir einigermaßen konstant gespielt und keine Abweichungen drin. Mit 95-100% gewinnst du das Spiel, aber auf dieses Niveau kamen wir eben nicht.

    Ich denke, es gibt keinen Gegner in der Bundesliga, den man mal eben im vorbeigehen schlägt. Das bedeutet, das wir immer die 80% auf dem Platz geben müssen, um ein Ergebnis zu halten. Die Mannschaft muss aus meiner Sicht lernen, lediglich in den restlichen 20% zu variieren und sich dem Gegner wenn nötig anzupassen. Aber wie gegen Hertha fast 30% runter, das geht nicht und das nenne ich halt Schlendrian.

    Ob man das zur launischen Diva zählen möchte, da darf man sich streiten. Es gab sicherlich die Zeiten da haben wir gegen Leipzig 4:0 gewonnen und gegen Wolfsburg (0:1, damals Tabellen 17.ter) verloren. Genauso gegen Union Berlin (Tabellenführer) 2:0 gewonnen und dann 0:3 in Bochum verloren. Das war übrigens in der Hinrunde.

    Ich sehe die deutlichen Verbesserungen im Gegensatz zur Hinrunde, wo wir definitiv vom Ergebnis besser gestartet sind. Dennoch sehe ich noch sportlich einige Dinge zu verbessern und einige Themen, wo wir uns zur einer Spitzenmannschaft entwickeln können. Wir stehen mit der zweitbesten Offensive und der fünftbesten Defensive auf dem 5. Platz, sind im DFB-Pokal und CL im Achtelfinale und haben die Chancen in allen Wettbewerb vorne zu landen. Dazu muss aber der Schlendrian eben raus und seriöser gespielt werden. Vor allem darf man einen Gegner, den man im Griff hat, nicht unnötig stark machen und ins Spiel kommen lassen. Dieses fehlende aber natürlich noch zu lernende Augenmaß sehe ich als Schlendrian, genauso die vergebenen Torchancen zwischen er 75. und 90. Spielminute unzureichende Seriosität. Daraus ergibt sich nunmal die launische Diva, die dann solche Spieler Remis spielt oder verliert. Manchmal haben wir nie den „Arsch“ hoch bekommen und waren von Beginn an nicht im Spiel. Es ist eine Entwicklung zum positiven zu erkennen, diese Art von launischer Diva brauch ich nicht mehr.

    Wenn man dauerhaft um Platz 3-5 (Ich rede nicht über die Meisterschaft), dann brauch man jede Saison sicherlich mindestens 65 Punkte (Ausnahmen nach oben und unten gibt es immer). Da darfst du eben nicht viele Punkte lassen und vor allem nicht durch komplettes Eigenverschulden verlieren. Ich rede nicht davon, das ein Matchplan nicht aufgeht und man eben komplett neben der Spur stehen kann; das ist auch völlig in Ordnung, wenn auch ärgerlich. Wenn ein Gegner auch ein Tor richtig gut herausspielt und man sagen kann „WOW“ ist das natürlich nicht schön, aber okay. Darum geht es nicht. Es geht darum, die Dinge abzustellen, die einstellungsbedingt, divenhaft, unseriös und komplett vermeidbar sind, wohlwissend das es 100% nicht gibt, aber annähernd 100%.

    Vor allem wenn man Richtung CL gehen möchte. Da darf man grundsätzlich nicht viele Punkte lassen, vor allem muss die Leistung so sein, das man jederzeit seine Leistungsfähigkeit hoch und runter fahren kann. Und da haben wir noch nicht die Erfahrung und das müssen wir uns noch erarbeiten. Wir hatten gegen Schalke und Hertha das Glück, das wir die Spiele vom Ergebnis klar gewonnen haben, man darf mahnend ansprechen, das die Leistung über die gesamte Spielzeit noch nicht CL-Like war. Wir wollen alle nächstes Jahr in die CL, keine Frage.

    Darmstadt und Köln sind zwei Gegner die über Kampf und Moral kommen werden. Das sind zwei andere Aufgaben, die zunächst einmal ein „Dagegenhalten“ erfordern und erst danach das spielerische Element. Hier müssen wir von Beginn und bis zum Ende die Kontrolle hochhalten, da wird die Phase von der 46. bis 75. wie gegen Hertha fatal, denn die beiden Mannschaften können sowas sehr gut ausnutzen. Insofern ist das warnen und mahnen berechtigt.

    Unsere Weiterentwicklung ist, das wir trotz divenhafter Leistung seriöse Ergebnisse liefern. Der nächste Step raus aus der launische Diva ist es, unsere Leistungsfähigkeit mit Seriosität zu führen und mit Augenmaß dem Gegner und Spielsituationen anzupassen. Da haben wir noch einen Entwicklungsschritt zu machen. Um dauerhaft europäisch zu spielen darf es eine launische Diva nicht mehr geben.

    Vielleicht muss man auch die wie @7 beschriebenen Attribute nehmen und die „launische Diva“ an sich definieren.

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  11. Die Diva kommt und geht. Im Moment ist sie nicht da. Sie kommt wieder. Sie gehört zum Inventar der SGE. Ebenso wie dieses Phänomen, dass die SGE Schlüsselspieler, Trainer, Sportvorstände abgibt und danach trotzdem stärker wird.

    Zumindest durfte ich beides seit Jahren nun beobachten.

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  12. Um nochmal kurz auf Kamada zu kommen, man darf nicht vergessen, dass er eigentlich nicht auf der 6 zu Hause ist sondern seine besten Spiele ein Stück weiter vorne neben Götze gemacht hat.
    Da würde ich ihn wieder gerne mal sehen, aber da haben wir natürlich das Problem, dass dann für Lindström kein Platz wäre.
    Ist schon blöd mit diesen Luxusproblemen…. 😉

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  13. Ich verstehe nicht, wie man zu einer solchen Aussage kommt „Eine große Rolle wird er wohl leider nicht mehr spielen“ bezüglich Dina Ebimbe. Für mich einer der besten Spieler und positiven Ãœberraschungen. Oder war es darauf bezogen, das er nicht mehr viele Spiele in dieser Saison machen kann aufgrund der Verletzung? Hoffe das zieht sich nicht zu sehr. Für mich ist es schon ein Downgrade, wenn ein Lenz eingewechselt wird. Ansonsten gibt es wirklich nicht viel zu mäkeln, das Team macht einfach Spass und wir haben unglaublich viele Optionen. Mir tut Alario ein bisschen leid, er hat quasi keine Chance, weil Kolo so stark ist und auch Rafael vor ihm steht. Nach seiner Einwechslung gegen Berlin ist fast kein Ball zu ihm gekommen und dann hat er sich auch noch weh getan. Höchst unglücklich. Götze ist eine Augenweide, finde aber 2 Saisontore für seine Ansprüche deutlich zu wenig (das sieht er sicher selbst so), hatte auch am Samstag eine grosse Chance. Deswegen, Luft nach oben gibt es immer, das ist ja klar.

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