Hängende Köpfe bei Keeper Kevin Trapp und Routinier Makoto Hasebe nach der desolaten Partie gegen Hoffenheim. Die Hessen können zum zehnten Mal in Folge nicht gewinnen und präsentierten sich zudem erneut in einer besorgniserregenden Verfassung. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Nach dem berauschenden Pokal-Abend in Stuttgart mit dem Einzug ins DFB-Pokalfinale schien die Eintracht-Welt endlich wieder in Ordnung zu sein. Jubelnde Spieler, Trainer Oliver Glasner der den Diver vor den mitgereisten Fans macht und plötzlich schien die SGE wieder Leben eingehaucht bekommen zu haben. Die zuletzt neun sieglosen Spiele schienen für einen Moment vergessen zu sein und die Euphorie kehrte zurück. Leider sollte dieses Gefühl nicht allzu lange halten, denn nach der desolaten Leistung in der Liga gegen Hoffenheim scheint die Stimmung schlechter denn je zu sein. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Ein Offenbarungseid in der ersten Halbzeit

Aufgrund der Schulterverletzung von Tuta war Glasner erneut zu Umstellungen in seiner Defensive gezwungen. Er entschied sich dafür Almamy Touré nach langer Abstinenz eine Chance zu geben und erhoffte sich ein ähnlich starkes Comeback wie im letzten Jahr im Schlussspurt der Saison. Gemeinsam mit Routinier Makoto Hasebe, für den es aktuell keine Alternative zu geben scheint, und Evan N´Dicka sollte Touré der Defensive möglichst Stabilität verleihen. Dieser Plan sollte jedoch nicht aufgehen, denn man merkte Touré die fehlende Spielpraxis enorm an. Seine Mitspieler machten ihm das Comeback auch nicht so leicht wie im vergangenen Jahr, denn weiterhin laufen viele Spieler der Adlerträger ihrer Form hinterher. Es war einmal mehr der erste Torschuss, den der Gegner zur Führung nutzen konnte. Hoffenheim signalisierte von Beginn an, dass sie aufgrund der Abstiegsgefahr alles investieren würden, um das Spiel mit einem Sieg zu beenden. Zweikampfhärte, Leidenschaft, enorme Laufbereitschaft und mit der Eintracht einen Gegner, der nicht wirklich in der Lage war sich zu wehren. Auch wenn der Schiedsrichter viele Entscheidungen gegen die Frankfurter entschied und alles andere als eine glückliche Spielleitung erwischte, war es alles in allem einfach mal wieder viel zu wenig Gegenwehr, die die Adlerträger leisteten. Viele Diskussionen mit dem Schiedsrichter, Frust und die Resignation war dieses Mal schon sehr viel früh deutlich spürbar. Auch die über 10.000 mitgereisten Anhänger der SGE konnten der Mannschaft nicht den notwendigen Impuls geben. Über weite Strecken der ersten Halbzeit wirkte das Team von Glasner mut-, kraft- und ideenlos. Die Ratlosigkeit, die der Trainer seit einigen Wochen ausstrahlt, strahlte an diesem Nachmittag auch die Mannschaft aus. Hoffenheim musste im Grunde gar nicht so viel machen, um völlig verdient mit einer 3:0-Führung in die Pause zu gehen, denn die Frankfurter hatten nichts entgegenzusetzen und wirkten müde.

Ein kurzes Aufbäumen, aber ohne Ertrag

Die Hessen kamen durchaus motiviert aus der Halbzeitpause und es gelang auch sehr früh der Anschlusstreffer zum 1:3 durch Mario Götze. Im Anschluss bekamen die Hoffenheimer eine Rote Karte und die Frankfurter sollten weite Teile der zweiten Halbzeit sogar in Überzahl spielen, allerdings zeigte sich einmal mehr, dass die Eintracht schon seit Monaten keinen offensiven Plan mehr hat. Viele lange Bälle, die keinen Abnehmer finden und ein permanentes Spiel über die Außen, während man dort eigentlich niemanden hat, der ordentliche Flanken in den Strafraum bringen kann und noch weniger einen Stürmer in der Box, der diese Flanken überhaupt verwerten könnte gegen groß gewachsene Verteidiger. Als man in der Hinrunde Spiel für Spiel für enorme Torgefahr sorgte und für die Gegner kaum zu stoppen war, war es vor allem das schnelle Kombinationsspiel durch die Mitte, was zum Erfolg führte. Von diesem Kombinationsspiel ist nichts mehr übrig und die Offensive scheint im Moment ein mindestens genauso großes Problem wie die Defensive zu sein. Trotz Überzahl konnten die Adlerträger kaum noch für Torgefahr sorgen und das Spiel zu keiner Zeit noch einmal spannend machen, auch wenn alle Spieler sichtlich bemüht wirkten. Inzwischen wirkt es auch längst nicht mehr so, als ob das Team nicht wollen würde, der Einsatz ist grundsätzlich da, aber es fehlen schlichtweg die Mittel.

Körperlich am Limit

Aber warum fehlen der Mannschaft plötzlich die Mittel, wenn man doch mit demselben Spielermaterial in der Hinrunde noch für Furore sorgte? Eintracht-Trainer Glasner brachte mit seiner denkwürdigen Wut-Pressekonferenz einmal mehr zum Ausdruck, dass ihm gerade in der Defensive die Alternativen fehlen und deshalb der 39 Jahre alte Hasebe über die Grenzen gehen muss und sogar Blut im Urin hat. An wen sich die unterschwellige Kritik richtete sollte jedem klar sein: Sportvorstand Markus Krösche. Krösche nahm Glasners Sorgen weder im Sommer, noch im Winter wirklich ernst und verpflichtete keinen weiteren Verteidiger und ließ Jérôme Onguéné sogar noch per Leihe ziehen. Und doch ist das nur die halbe Wahrheit, denn auch wenn die Mannschaft dringend einen weiteren Verteidiger gebraucht hätte, ist es nur bedingt eine Erklärung dafür, warum die gleichen Spieler in der Rückrunde überhaupt nicht mehr performen. N´Dicka, der sich selbst ab Sommer ja durchaus bei einem Top-Klub sieht oder auch Tuta und eben Hasebe sind auch keine Verteidiger auf Zweitliganiveau. Im Grunde begann das große Problem genau zu der Zeit als noch alles lief. Glasner verpasste es der zweiten Reihe Spielpraxis und Einsätze zu geben. Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic kamen erst dann zum Einsatz, als Glasner keine andere Möglichkeit mehr blieb. Die Folge davon: Die Spieler, die immer spielen, haben viele Spiele in den Knochen (Glasner merkte in der Pressekonferenz selbst an, dass man inzwischen 43 Pflichtspiele absolviert habe) und die, die man jetzt eigentlich brauchen würde sind entweder verletzt oder eben so weit weg von dem gebrauchten Niveau, weil schlichtweg die Spielpraxis und das Selbstvertrauen fehlt. Dies bezieht sich allerdings nicht nur auf die Defensive, denn es gibt im Team der Frankfurter viele weitere Spieler, die seit Wochen überspielt wirken (Sebastian Rode, Djibril Sow, Mario Götze etc.). Die Hessen kommen aktuell überhaupt nicht in die Zweikämpfe, können in den entscheidenden Momenten nicht das Tempo aufnehmen und können so leicht überspielt werden. Es fehlt in allen Mannschaftsteilen an Spritzigkeit und Frische. Vermutlich nicht nur körperlich, sondern auch mental. Spieler wie Paxten Aaronson oder Faride Alidou, die sich durchaus aufdrängen mit ihrem Einsatz nach Einwechslung, bekommen weiterhin keine Chance von Beginn an.

Die Stimmung kippt

Eine aufgrund von mangelnder Rotation ausgelaugte Mannschaft, eine Sieglos-Serie von nun zehn Spielen in der Liga, ein nahezu utopisch wirkender Absturz in der Rückrunde (Tabellenplatz 16 in der Rückrundentabelle) und nun eben auch noch ein Trainer, der momentan unberechenbar und enorm dünnhäutig wirkt. Glasners Pressekonferenz, sein Wutausbruch und seine Worte haben sichtliche Spuren hinterlassen in einem ohnehin aktuell schon sehr unruhigem Umfeld. Vorstandssprecher Axel Hellmann, der Glasner zwar zurecht kritisierte, beruhigte die Lage mit seinen harten Worten aber keinesfalls. Die Frankfurter geben aktuell auf allen Ebenen ein unglückliches Bild ab und viele Machtkämpfe scheinen neuerdings in der Öffentlichkeit ausgetragen zu werden. Es brodelt auf allen Ebenen und das Pulverfass Eintracht Frankfurt scheint trotz Finaleinzug kurz vor der Explosion zu stehen. Gerade jetzt wäre die wortwörtliche Eintracht das einzige Mittel, um aus der aktuellen Lage zu entkommen. Hinter den Kulissen scheint es jedoch in der aktuellen Konstellation zu viele Spannungen zu geben, sodass man sich trotz aller Verdienste von Glasner inzwischen ernsthafte Gedanken über eine Trennung machen muss. Davon ungeachtet muss allerdings nach der Saison auf allen Ebenen eine intensive Aufarbeitung stattfinden. Krösche ist in jedem Fall nicht von jeglicher Schuld an der Misere freizusprechen und Hellmann sollte öffentlich nicht den Zeigefinger heben wenn es um die ausbleibende Vertragsverlängerung von Glasner geht, da er selbst lange Bedenkzeit benötigte, um sich zur SGE zu bekennen. Natürlich klammern sich weiterhin alle an das DFB-Pokalfinale und es wäre auch ein großartiger Erfolg, wenn es Glasner und seiner Mannschaft gelingen würde, einen zweiten Titel in nur zwei Jahren zu holen, aber die Risse, die aktuell überall vorhanden zu sein scheinen, sind von außen nur schwer einsehbar und gehören daher dringend intern aufgearbeitet. Es bleibt zum Glück noch etwas Zeit zum Pokalfinale, Glasner muss nun dringend die Kräfte der überspielten Spieler schonen und die zweite Reihe stärken. Das ist vermutlich der einzige Weg, um gegen extrem starke Leipziger überhaupt bestehen zu können.

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60 Kommentare

  1. @37
    Wer am meisten sieglose Spiele am Stück aushält ist wohl nach deiner Ansicht der größte Eintrachtfan? Wir haben einen Kaderwert der mit 295 Millionen im oberen Drittel der Tabelle angesiedelt ist und gewinnen noch nicht in einem der letzten zehn BL – Spiele gegen Mannschaften die auf die Hälfte des Kaderwerts kommen. Wenn man aber so wie du anscheinend sich gar nicht mal oben festsetzen will, verstehe ich natürlich deine Einstellung.

    Für viele hier denke ich war der EL – Sieg und die CL- Teilnahme gerade mit der Hoffnung verbunden den Verein auch langfristig oben zu etablieren. Von den Voraussetzungen her und dem Erfolg mit WOB war OG dafür auch der perfekte Trainer. Aber mit den Möglichkeiten hat er zwei Jahre lang in der Bundesliga absolut zu wenig daraus gemacht. Das wir es im Pokal und international dann irgendwie immer weiter schaffen ist schon ein Phänomen aber darauf kann man auch nicht immer hoffen.

    Ob OG am Ende der Saison überhaupt weitermachen will steht ebenfalls absolut in den Sternen. Vielleicht wollen ja beide Seiten nicht mehr und man geht in Gutem auseinander . Von daher sehe ich eine Trennung nicht nur negativ. Mit Pokal an den ich fest glaube wäre es doch der geniale Abschluss. Das OG immer einem riesen Platz bei der Eintrachtgemeinde im Herzen hat ist eh klar. Ein sympathischer Typ ist er sowieso.

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  2. Wenn man sich wirklich von OG trennen möchte (ich muss sagen, dass ich das eher nicht befürworten würde aber ok), dann soll man es jetzt machen.

    Es geht aktuell nichts mehr und der Trainer verliert sich leider aktuell in kraftzehrenden Nebenkriegsschauplätzen.

    Ein neuer Trainer könnte nochmal neuen Schwung reinbringen im Hinblick auf das Pokalfinale und die Spieler motivieren, die bei Glasner nicht zum Zuge kamen.
    Zudem könnte ein neuer Trainer, wenn keine Übergangslösung, den Kader schon mal kennenlernen.

    Ob das mittelfristig der Weisheit letzter Schluss ist, schwer zu sagen, aber wenn man sich sowieso trennen möchte, weil man denkt, andere holen mehr aus dem Kader heraus, dann keine Zeit verlieren.

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  3. @53: da hat ja einer nen echten krösche-horror. ich würde aber nach wie vor für 2 transferperioden als arbeitsbilanz für MK plädieren, sogar eher nur 1,5, denn im winter plant man keine ganze mannschaft. und die erste periode war sowieso teilweise noch vom vorgänger überformt. stimmt schon. krösche muss jetzt liefern. aber ich glaub an ihn. wenn der uli schon meint „guter mann“, na dann muss doch was dran sein. obwohl: der hat ja aktuell nur den hasan zum vergleich. ok. vielleicht hast du doch recht, eagle.

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  4. Und da ist er wieder: Der Oberfan mit der Master-Expertise und der hängenden Schallplatte „Gebrauchtwagenhändler“ … .

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  5. @8
    Ajo, erstes Spiel der Rückrunde gg Schalke. Borré wird eingewechselt, 1 Tor eine Vorlage. Man merkt direkt: der Junge ist in Topform und hat sich was vorgenommen. Und danach: steht er in der Liga 8x hintereinander nicht in der Startelf.
    Götze und Lindstrøms Ausbeute in dieser Zeit: jeweils 1 Assist.
    Da wirst du als Topspieler in Form doch verrückt. Und als mal der eine und der Andere ausfällt, rückste auch nicht rein. Und das als EL-Held.
    Dass er jetzt nix mehr bringt, seh ich. Der hat kein Bock mehr..und ich kann das nachvollziehen. Selbst im Pokalspiel war seine Einwechslung leider ein Risiko.
    Ich kenn ja Kolumbianer. Die Energie, die er nicht auf dem Platz lässt, wird er irgendwo anders los.. Die Sprache spricht er ja nicht, was in dem Fall wahrscheinlich ganz gut ist..sonst gäbs noch mehr Trouble.

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  6. @42 Top, genau richtig.Starker Bericht
    @43 Danke, man hätte Dich wahrlich nicht besser beschrieben können…Danke
    @40 Portion Losglück??? Das erste Spiel war beim Heimstarke FC Magdeburg, die damals senkrecht in die Saison gestartet sind, dann kamen die Stuttgarter Kickers, ok das war ein Gegner den man besiegen sollte…es folgte der offenbar souveräne Aufsteiger Darmstadt 98, dann kam die Mannschaft der Stunde Union Berlin zu uns und zum Ende nun musste man zum aufstrebenden VfB Stuttgart… also sorry, das ist jetzt und er Tat kein geschenktes Losglückverfahren gewesen um nun in Berlin zu sein…
    Manche tun das Erreichen des DFB Pokal Finales hier als Trostpreis ausschreiben? Mir unverständlich… Hoffe die sind dann aber auch nicht bei den geschätzt 40.000 Frankfurtern in Berlin sondern warten zu Hause darauf dass die Dosen gewinnen und sie dann wieder böse schimpfen können… Das wird aber ausbleiben, denn unsere Eintracht wird den Pokal wieder Heim zu uns bringen….

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  7. @31
    Der Journalist ist nicht von der Bild-Zeitung. Das war Peppi Schmitt (https://www.vereinfrankfurtersportpresse.de/post/peppi-schmitt-65-jahre-alt)
    Er konnte seine Frage ja nicht mal fertigstellen, da ist Glasner schon geplatzt.
    Ich bin kein Fan von Peppis Artikeln und meistens auch nicht von seinen Fragen. Aber: ich hab Respekt..der ist Eintracht durch und durch, überall dabei und berichtet seit Ewigkeiten.
    Also dein Bild-Kommentar war inhaltlich komplett falsch…informier dich mal, bevor du sowas schreibst.
    Deinen Grundtenor kann ich jedoch durchaus nachvollziehen.

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  8. @59 Da hast Recht, da hab ich mich in der Stimme geirrt (hab den Artikel nicht gelesen, sondern nur die PK in Ausschnitten gesehen, und sie der falschen Zeitung zugeordnet)… Der Zeitungsname ist aber, wie Du ja auch sagst, nicht ausschlaggebend, sondern eher die Frage war gemeint. Dieses Geleier einem am Boden liegenden dann noch dumme Fragen zu stellen. Da fand ich es genau richtig wie OG sein Team verteidigt hat und sich vor die Jungs gestellt hat.

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  9. Krisengespräch noch diese Woche!
    Pokal-Finale mit neuen Trainer?
    Nach Mainz Spiel eventuell schon Schluss?
    Bleibt spannend!!

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  10. Ich finde Laura hat es sehr gut analysiert!

    Ich bin wie alle Eintracht Fans von der Rückrunde wahnsinnig enttäuscht. Fussball ist immer mit Emotionen verbunden, aber das hier im Forum von vielen wie die Kesselflicker auf alles und jeden eingedroschen wird finde ich niveaulos, beschämend und zum k…n.

    Das hat Eintracht nichts zu tun.

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