Große Choreo vor dem Spiel. (Foto: Marcel Storch)

Marcel: „Und wie das rüber kam… Ich war schon fast zwei Stunden vor Anpfiff im Stadion. Und hatte vor Anpfiff schon mehrfach Gänsehaut angesichts der Stimmung auf den Rängen. „Europacup in diesem Jahr“ hallte es aus der ganz in weiß-gekleideten Eintracht-Kurve. „Every Satuday we follow“ sangen die in blau-gekleideten Rangers-Fans. Es war eine unglaubliche Atmosphäre, die wir als Medienvertreter auf der Pressetribüne quasi in der Mitte verfolgen durften. Ohnehin war es eine unbeschreibliche Stimmung in der Stadt, zu der beide Fanlager beitrugen. Die Schotten waren unglaublich sympathisch, sehr offen. Schon am Vorabend lieferten sich Eintracht- und Glasgow-Fans in den engen Gassen Gesangswettbewerbe. Von kleinen Ausnahmen friedlich und immer lautstark. Wir hatten uns mit reichlich Wasser eingedeckt aus einem Kühlschrank, ohne zu wissen, dass dies ein unfassbar kostbares Gut an diesem Abend sein würde. Die Anspannung, als die Spieler den Rasen betraten, war förmlich zu greifen. Die weiße Wand der Eintracht-Fans mit großer Choreo bot ein imposantes Bild. Auch in der Partie war die Nervosität auf beiden Seiten zu spüren. Bloß nicht den ersten Fehler machen…Als Tuta ausrutschte, und Joe Aribo Kevin Trapp keine Chance ließ, schien der Traum vom Titel in weite Ferne gerückt, oder Folke?

Schon früh war die Stimmung im Waldstadion grandios. (Foto: Folke Müller)

Folke: „Ja, Marcel. Allerdings. Die Stimmung im Waldstadion war anfangs tatsächlich äußerst gut. Voll bis unters Dach und euphorisch verpasste der Führungstreffer der Rangers durch Joe Aribo der Stimmung dann aber wirklich einen jähen Dämpfer. Von vielen Plätzen um mich herum hörte ich Aussagen wie ‚Dann soll es nicht sein‘ oder ‚Das war’s dann wohl‘. In der Tat wurde es bedeutend leiser und angespannter. Zwölf Minuten dauerte es, bis Filip Kostic vom linken Flügel eine flache Flanke in den Strafraum schlug, wo sich Rafael Borré durchsetzte und zum 1:1-Ausgleich einschob. Und da kam sie: Die erste Bierdusche, die mir an diesem Abend widerfahren würde. Becher samt Inhalt und alles, was die Leute in der Hand hatten, flogen in diesem Moment in die Höhe und die Lautstärke durch die vielen Freudenschreie suchte ihresgleichen in meiner Erinnerung. Ab diesem Zeitpunkt war die Stimmung komplett wiederhergestellt und ebbte bis zum letzten Elfmeter nicht mehr ab. Schreie ertönten in der 118. Minute, als Kevin Trapp mit seiner mittlerweile legendären Fußabwehr die Eintracht in höchster Not über die Zeit rettete.“

Florian: „Ja, an diese Szene erinnere ich mich noch genau. Im Stadion war die Aktion ja auf der gegenüberliegenden Seite und mir ist in dem Moment alles durch den Kopf gegangen. Umso lauter war der Jubel, als Trapp den Ball hielt und der anschließende Nachschuss, der wohl auch rein gegangen wäre, von Jakic über den Querbalken gelenkt wurde. Welch Dramatik! Beim Elfmeterschießen hoffte ich wohl als einziger SGE-Fan, dass es auf das Tor der Rangers-Kurve ging, denn hier setzte sich mein Aberglaube durch. Gegen Gladbach im Halbfinale des Pokals, genauso gegen Magdeburg damals schossen wir auf die andere Kurve und gewannen. Gegen Chelsea damals auf unsere Kurve – das Ergebnis kennt wohl jeder. Ich kann getrost sagen, dass ich noch nie so aufgeregt war wie in diesen Momenten. Auch hier setzte sich mein Aberglaube durch – die ersten drei Elfmeter der Rangers schaute ich an, alle drei waren sehr sicher verwandelt. ‚Irgendwas muss sich ändern, sonst verlieren wir‘ – schoss es mir durch den Kopf. Also schaute ich beim Elfmeter von Ramsey nicht hin, schloss die Augen – der Jubel danach weckte mich aus diesem Tagtraum! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Kostic brachte die SGE in Führung, Glasgow traf wieder (ich schaut hin) und dann trat Rafael Borré an. Er stand eine gefühlte Ewigkeit da, lief an – und schoss sich und die SGE in die Ewigkeit. Der Jubel danach kannte keine Grenzen mehr – wildfremde Menschen umarmten sich, es flog alles durch die Luft, Leute sprangen aufeinander herum und es wurde vor Freude geweint wie noch nie. EUROPAPOKALSIEGER SGE!“

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10 Kommentare

  1. Das Finale ist auf immer und ewig eingebrannt! Was ein Abend! Hab tagelang nur noch gegrinst

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  2. Danke für Eure Eindrücke aus verschiedensten Sichtweisen. Beim lesen wieder Gänsehaut gehabt. Wie damals bei mir im Garten mit zahlreichen Freunden und Bekannten.

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  3. Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern.

    Natürlich war der Gewinn der EL ein Meilenstein für die SGE, aber das ist Geschichte.

    Wichtig wäre, dass die SGE eine neue Geschichte schreibt … .

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  4. Da hast du zwar ein wenig recht, darum geht es hier aber nicht!
    Danke für euren tollen persönlichen Erinnerungen und Eindrücke. Jeder von uns hat sein Erleben dieser Stunden und sie verbinden uns so sehr.
    Nur die SGE!

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  5. Mensch oh-esse, warum so miesepeterig am Vaddertag? Es geht doch nicht darum die Gegenwart auszublenden oder ähnliches. Nur am 18. Mai auf das tolle Ereignis des Vorjahres Revue passieren lassen und ein paar Erinnerungen dabei wecken, zumindest in der Fanszene.

    Glaube unsere Profis denken nur ans übermorgige Spiel auf Schalke, und genießen ansonsten den Vaddertag, sofern sie bereits Vädder sind.

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  6. Danke an die Mannschaft, danke an Glasner und Staff.
    Ich werde es immer im Herzen tragen. Werde die Reisen Barcelona, London, Sevilla nie nie vergessen 🙂
    In 10 Jahren zu sagen: ja, ich war dabei

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  7. Diese Spiele waren wirklich wunderbare Erlebnisse.
    Was ich aber nie vergessen werde, war der Schreck
    in den letzten Spielsekunden, als Glasgow plötzlich
    diese Riesenchance hatte.
    Ein paar Zentimeter weiter und die ganze Saison
    wäre trotz Finalteilnahme letztlich in der Tonne
    gelandet.

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  8. Toll, ich hab besonders heute nicht mit einem solch intensiv außergewöhnlich vielseitig differenzierten Bericht gerechnet.
    Nah, ehrlich, tief, rein, persönlich, unterschiedlich, spannend, bewegend.

    Fetten Dank an alle für den seltenen Einblick in verschieden fremde Momente und Motive, die jeweils viel bedeuten und berühren, aussagen und erinnern und mich nochmal deutlich und farbenfroh entführen in diese fremde Welt.

    Als sich die Möglichkeit bot, ein VIP All inklusive Ticket zzgl Flug für Sevilla zu erhalten, habe ich lange genug gezögert und rechtzeitig abgesagt.

    Besser ein brennender Fan, jemand, der alle Strapazen gerne unternimmt, dem keine Qual zu viel ist, die Mannschaft zu unterstützen, auf das Beste zu hoffen, denn sie braucht jede echte Unterstützung, wer weiß, am Ende entscheidet fast nix alles, geht nach Sevilla.
    Und ihrda seid genau das, was die Eintracht zum Sieg gehoben hat, was sie über andere und über sich selbst zum Triumph führte, was sie im inneren leitete. Kein Konstrukt, kein fremdes dreckiges Geld, kein Business Match Plan kann ewig natürliche kraftvoll überzeugte liebe schlagen.
    Ohne solch krasse Fans, ist kaum ne Vorrunde zu überstehen denkbar. Soviel Geld muß erst gedruckt werden.
    Und brutal schön, dass heute nochmal von euch so bestätigt zu bekommen. Danke. Vielen Dank.

    Zum Tag des Spiels bei mir gibs nix zu berichten.
    Kein teurer Flug, kein überfülltes Hotel, keine Bahn ohne Fahrer,
    Keine Anfahrt, keine Besonderheit, keine Organisation, kein Abwägen, keine Kosten, keine Verluste, keine Arbeit, keine Mühen, keine Enttäuschung, keine Überraschung, viel nix.

    außer evtl. Spannung, wer am end von unserer Familie am Abend dabei sein wird, am Fernseher, zhs, in Heimbachstetten.
    Es war deutlich ein konstruktiv spannender TV Abend, der sich analog dem Spiel entfaltete, Freude weitergab, neue Perspektiven unter Familien Gliedern öffnete, seltene Varianten unter Töchtern abzeichnete und wo ich öfter zur Ruhe aufgerufen wurde,
    Es gab nichtmal Verletzte, Wasser ohne Ende und keine Einlasskontrolle an Bad und Küche.

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