Der 18. Mai 2022 – Der Europa-League-Triumph der Frankfurter Eintracht ist wohl das größte Ereignis, das uns alle als Fans der SGE vereint. Auch bei uns in der Redaktion wurde dieser Tag, natürlich, aufmerksam verfolgt und ausgiebig gefeiert. Sei es live vor Ort in Sevilla, beim Public Viewing im Waldstadion oder von der heimischen Couch. Anlässlich dieses Tages blicken wir heute, genau ein Jahr später, noch einmal emotional zurück auf diesen besonderen Tag.

Das Finale war ein Kampf um jeden Zentimeter (Foto: Florian Bauer)

Folke: „Sevilla war für mich finanziell leider nicht drin, zumal ich mitten im universitären Schulpraktikum steckte, als die Frankfurter Eintracht die Rangers aus Glasgow zum Tanz bat. Schon einige Zeit zuvor hatte ich im Autoradio gehört, dass wieder ein großes Public Viewing im Waldstadion veranstaltet werden würde. Auf dem Weg in die Praktikumsschule fuhr ich mit dem Auto rechts ran und buchte direkt zwei Tickets – Eines für meine Freundin und eins für mich. Und ich tat gut daran, denn kurz darauf war das Waldstadion schon komplett ausverkauft. Finanziell hat man es als Student nicht immer leicht und als in den Folgewochen bis zum Finale die Preise für diese Tickets in die vierstelligen Summen stiegen bei Ebay, da wurde mir schon ein bisschen flau. Richtig mit dem Gedanken gespielt, die Tickets zu verkaufen, hatte ich nie, aber es verdeutlichte mir umso mehr, wie viel Glück ich hatte, Tickets ergattern zu können. Den Abend selbst werde ich nie vergessen. Nach einiger Wartezeit vor den Toren am Waldparkplatz waren wir dann doch zügig an unseren Plätzen und erwarteten sehnsüchtig den Anpfiff zum wohl größten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. Doch wie war es eigentlich zur gleichen Zeit in Sevilla?“

Die SGE mit dem Europapokal – das Ziel vieler Träume (Foto: Florian Bauer)

Florian: „Hi Folke, in Sevilla war zu dem Zeitpunkt natürlich alles bestens – aber es war unfassbar heiß! Ich bin am Freitag in Madrid gelandet und dann mit dem Mietauto und zwei Kumpels weiter nach Sevilla gefahren, wo schon Nummer vier der Reisegruppe auf uns wartete. Am Abend zuvor gingen wir in die Stadt und feierten gemeinsam (!) mit vielen SGE- und Glasgow-Fans unsere Teams. Diese Stimmung, die auch von den vielen Schotten ausging, war grandios – freundlich, begeistert und freundschaftlich. Am Spieltag selbst vertrieben wir uns die Zeit bei rund 40 Grad in der Stadt und dann gings endlich ins Stadion, wo ich einer der Glücklichen war, der sich beim Hineingehen noch ein Wasser kaufen konnte – über den Wassermangel danach wurde ja oft und häufig geschrieben. Die Anspannung stieg von Minute zu Minute und wir sangen uns so langsam warm. Dann endlich: Mannschaftsaufstellung, sehr, sehr schöne Choreo, im Herzen von Europa und ab geht’s! Neben dem Foul an Rode, das zur Platzwunde wurde, weiß ich vor allem noch, dass sich beide Teams keinen Zentimeter schenkten und kämpften, wie die Löwen. Das trieb vor allem die SGE-Kurve zur Hochform und ein brachialer Fangesang nach dem anderen wurde in das Rund des Stadions geschickt. Stimmung also top – wie fast immer.“

Gänsehaut-Feeling auch in der obersten Reihe (Foto: Cettina Kramer)

Cettina: „Ach Flo, ich hoffe du weißt deine bequeme Anreise zu schätzen. Meine Reise ging Montagnacht los. Da ich mal wieder zu lange gezögert hatte, waren alle bezahlbaren Flüge längst weg und so machte ich mich erneut mit dem Bus auf den Weg nach Sevilla. Als wir Mittwochmittag komplett fertig aus dem Bus ausgestiegen sind, wurden wir erstmal von der Hitze erschlagen und mussten uns mit einer beachtlichen Anzahl an Apfelwein-Dosen erfrischen. Die kommenden Stunden habe ich damit verbracht meine Beine in die Brunnen neben dem Fanfest zu hängen, was sich später noch als fatal herausstellte. Irgendwann machte ich mich dann mit meinen Freunden und den anderen SGE-Fans auf den Weg zum Stadion, stand dicht gedrängt zwischen spanischen Polizisten, die ihre Knüppel gegen uns pressten und zur Krönung mussten wir noch einem wildgewordenen Pferd ausweichen. Als all das überstanden war und wir endlich vor dem Stadion standen, erreichte uns die Nachricht, dass es keine Getränke mehr gibt. Alle Menschen vor den Ständen kamen sauer und mit leeren Händen zurück und bis heute weiß niemand wie ein Kumpel es geschafft hat, eine Wasser- und eine Cola-Flasche zu ergattern. Da unsere Plätze schon besetzt waren, kletterten wir die gefühlten 2.000 Stufen hoch bis zur obersten Reihe und dort angekommen, realisierte ich, was hier gerade passiert. Diese Stimmung gepaart mit der Ganzkörper-Gänsehaut werde ich nie vergessen. Ich schnappte mir meine Fahne, setzte die weiße Kappe auf und spürte, wie sich die ersten Freudentränen bemerkbar machten, als die ersten Fangesänge angestimmt wurden. Marcel, kam das eigentlich im ganzen Stadion so rüber, oder nur in der Kurve?“

Weiter geht’s auf der nächsten Seite!

1
2
3
- Werbung -

10 Kommentare

  1. Das Finale ist auf immer und ewig eingebrannt! Was ein Abend! Hab tagelang nur noch gegrinst

    25
    0
  2. Danke für Eure Eindrücke aus verschiedensten Sichtweisen. Beim lesen wieder Gänsehaut gehabt. Wie damals bei mir im Garten mit zahlreichen Freunden und Bekannten.

    18
    0
  3. Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern.

    Natürlich war der Gewinn der EL ein Meilenstein für die SGE, aber das ist Geschichte.

    Wichtig wäre, dass die SGE eine neue Geschichte schreibt … .

    8
    58
  4. Da hast du zwar ein wenig recht, darum geht es hier aber nicht!
    Danke für euren tollen persönlichen Erinnerungen und Eindrücke. Jeder von uns hat sein Erleben dieser Stunden und sie verbinden uns so sehr.
    Nur die SGE!

    30
    0
  5. Mensch oh-esse, warum so miesepeterig am Vaddertag? Es geht doch nicht darum die Gegenwart auszublenden oder ähnliches. Nur am 18. Mai auf das tolle Ereignis des Vorjahres Revue passieren lassen und ein paar Erinnerungen dabei wecken, zumindest in der Fanszene.

    Glaube unsere Profis denken nur ans übermorgige Spiel auf Schalke, und genießen ansonsten den Vaddertag, sofern sie bereits Vädder sind.

    20
    0
  6. Danke an die Mannschaft, danke an Glasner und Staff.
    Ich werde es immer im Herzen tragen. Werde die Reisen Barcelona, London, Sevilla nie nie vergessen 🙂
    In 10 Jahren zu sagen: ja, ich war dabei

    13
    0
  7. Diese Spiele waren wirklich wunderbare Erlebnisse.
    Was ich aber nie vergessen werde, war der Schreck
    in den letzten Spielsekunden, als Glasgow plötzlich
    diese Riesenchance hatte.
    Ein paar Zentimeter weiter und die ganze Saison
    wäre trotz Finalteilnahme letztlich in der Tonne
    gelandet.

    9
    0
  8. Toll, ich hab besonders heute nicht mit einem solch intensiv außergewöhnlich vielseitig differenzierten Bericht gerechnet.
    Nah, ehrlich, tief, rein, persönlich, unterschiedlich, spannend, bewegend.

    Fetten Dank an alle für den seltenen Einblick in verschieden fremde Momente und Motive, die jeweils viel bedeuten und berühren, aussagen und erinnern und mich nochmal deutlich und farbenfroh entführen in diese fremde Welt.

    Als sich die Möglichkeit bot, ein VIP All inklusive Ticket zzgl Flug für Sevilla zu erhalten, habe ich lange genug gezögert und rechtzeitig abgesagt.

    Besser ein brennender Fan, jemand, der alle Strapazen gerne unternimmt, dem keine Qual zu viel ist, die Mannschaft zu unterstützen, auf das Beste zu hoffen, denn sie braucht jede echte Unterstützung, wer weiß, am Ende entscheidet fast nix alles, geht nach Sevilla.
    Und ihrda seid genau das, was die Eintracht zum Sieg gehoben hat, was sie über andere und über sich selbst zum Triumph führte, was sie im inneren leitete. Kein Konstrukt, kein fremdes dreckiges Geld, kein Business Match Plan kann ewig natürliche kraftvoll überzeugte liebe schlagen.
    Ohne solch krasse Fans, ist kaum ne Vorrunde zu überstehen denkbar. Soviel Geld muß erst gedruckt werden.
    Und brutal schön, dass heute nochmal von euch so bestätigt zu bekommen. Danke. Vielen Dank.

    Zum Tag des Spiels bei mir gibs nix zu berichten.
    Kein teurer Flug, kein überfülltes Hotel, keine Bahn ohne Fahrer,
    Keine Anfahrt, keine Besonderheit, keine Organisation, kein Abwägen, keine Kosten, keine Verluste, keine Arbeit, keine Mühen, keine Enttäuschung, keine Überraschung, viel nix.

    außer evtl. Spannung, wer am end von unserer Familie am Abend dabei sein wird, am Fernseher, zhs, in Heimbachstetten.
    Es war deutlich ein konstruktiv spannender TV Abend, der sich analog dem Spiel entfaltete, Freude weitergab, neue Perspektiven unter Familien Gliedern öffnete, seltene Varianten unter Töchtern abzeichnete und wo ich öfter zur Ruhe aufgerufen wurde,
    Es gab nichtmal Verletzte, Wasser ohne Ende und keine Einlasskontrolle an Bad und Küche.

    3
    6

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -