Am 14. April 2012 feierte Eintracht Frankfurt in der 2. Fußball-Bundesliga einen souveränen 4:0-Heimsieg gegen Erzgebirge Aue. Alex Meier, Sonny Kittel, Sebastian Jung und Benjamin Köhler hießen die Torschützen. Ein einziger Spieler aus dem Spieltags-Kader erlebte auf den Tag genau zehn Jahre später, wie die SGE das Camp Nou eroberte und den FC Barcelona aus der Europa League warf. Es war Sebastian Rode, der in der katalanischen Stadt die Hessen als Kapitän auf das Spielfeld führte.

Cettina, Flo und Tom aus der SGE4EVER.de-Redaktion waren getrennt voneinander live vor Ort und erinnern sich zurück an eine einmalige Auswärtsfahrt nach Barcelona – aus drei Blickwinkeln.

Barcelona – eine Stadt sieht weiß

Flo: „Leute, wie geil wäre eigentlich Barcelona?“ Mit diesem Satz vor der Auslosung des Viertelfinals der vergangenen Europa League-Saison machte ich mir im Freundeskreis nicht wirklich viele Freunde. „Nee, das ist viel zu früh, die hauen uns doch zweistellig raus. Lieber jetzt erst einmal was leichtes“, kam es mir entgegen. Aber ich muss sagen: Ich war direkt Feuer und Flamme für dieses Los – Barcelona, Camp Nou, Pflichtspiel mit der Eintracht gegen diesen Weltklub. Geht es besser? Für mich nicht! Umso mehr bin ich in Jubel ausgebrochen, als es dann feststand und die SGE wirklich gegen den FC Barcelona spielt!

Direkt gingen die Planungen los. Niemals hat es besser gepasst: Mit dem Bus, oder Bahn oder Flugzeug? – Scheißegal, Eintracht Frankfurt International! Schon auf das Hinspiel war ich maximal gehyped! Viele hofften, dass man danach noch eine Chance in Barcelona hat – und die SGE lieferte, machte ein Wahnsinns-Spiel und holte einkomplett verdientes Remis gegen die Spanier! Umso aufgeregter ging es dann zu, als der Abflug (auf dieses Reisemittel fiel meine Wahl) näher kam.

Während Flo schon den Strand von Barcelona genoss, waren Cettina und Tom noch auf dem Weg nach Spanien. (Bild: Florian Bauer / SGE4EVER.de)

Ich entschied mich gemeinsam mit meiner Freundin schon ein paar Tage früher nach Spanien zu fliegen und die Stadt, die wirklich einiges zu bieten hat, zu genießen. Wir machten zwar Einiges an Sightseeing, aber – so ehrlich muss ich sein – wirklich darauf einlassen konnte ich mich schon nicht mehr, denn die Gedanken gingen schon komplett in Richtung Donnerstagabend, an dem das Spiel stattfand. In den Tagen zuvor konnte man quasi stündlich sehen, wie viele Frankfurter nach Barcelona kamen. Schon am Dienstag und Mittwoch sah man überall Eintracht-Trikots und Shirts und überall wurde sich angelächelt und man bekam ein „Ei Gude, wie?“ zugeworfen. Die Frankfurter Invasion in Barcelona hatte begonnen. Tom, Cettina, seid ihr auch schon auf dem Weg?

Tom: Du hast es gut, Flo, und bist bequem geflogen. Mit drei Freunden bin ich im Auto um 7 Uhr morgens in Frankfurt losgefahren. Doch die Vorfreude sorgte dafür, dass die Zeit wie im Flug verging. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr Eintracht-Fans trafen wir an Raststätten. Alle freuten sie sich auf dieses Spiel in dieser Stadt gegen diesen Verein. Nach gut 15 Stunden kamen wir in Barcelona an. Im Auto erklungen „Im Herzen von Europa“, „Schwarz weiß wie Schnee“ und andere Eintracht-Lieder und mit heruntergelassenen Scheiben verkündeten wir siegessicher unsere Ankunft.

Eintracht-Fans auf dem Placa de Catalunya in Barcelona (Bild: Tom Krasel / SGE4EVER.de)

Der nächste Morgen. Nach einem spanischen Frühstück zog es uns in die Innenstadt, wo sich die Anhänger der Frankfurter Eintracht versammelten und die Stadt übernahmen. Auf dem Placa de Catalunya feierten wir mit tausenden Frankfurtern, bevor wir im Fanmarsch in Richtung Camp Nou liefen. Ich schaute links und rechts an den Häusern hoch. Die Einwohner auf den Balkonen trauten ihren Augen kaum und mussten zusehen, wie zehntausende in weiß gekleidete Menschen durch ihr Wohnviertel zogen und ihre Straßen in einen weißen Strom verwandelten. Irgendwo in diesem Strom war auch Cettina.

Cettina: Ach Tom, wenn du wüsstest, wie bequem selbst eine Anreise mit dem Auto ist. Nachdem ich etwas zu lange überlegt habe, ob ich wirklich nach Barcelona fahre, blieb mir nur noch eine Option: der gute alte Bus. Da die meisten meiner Freunde schon Wochen vorher Flüge gebucht haben, machte ich mich alleine auf den Weg nach Marburg, um von dort aus einen Tag vorher mit fremden aber gleichgesinnten Eintracht-Fans nach Barcelona zu fahren. Um 10:00 Uhr ging die Reise mit zwei Bussen los und es wurde relativ schnell deutlich, dass wir eine richtig gute Truppe waren. Die Laune war herrlich, mehrere Paletten Apfelwein wurden von vorne nach hinten gereicht und die Playlist mit Britney Spears, Culture Beat und Co. hat den Reisebus zügig in einen Partybus verwandelt. Selbst nach über 24 Stunden Fahrt war die Laune noch bestens, allerdings mischte sich nach und nach immer mehr Aufregung unter die Mitreisenden. Erst als wir in Barcelona ankamen, haben alle realisiert, was da jetzt auf uns zukommt und dass wir am Abend wirklich ein Pflichtspiel der SGE im Camp Nou sehen werden. Angekommen im Hotel, wurde nur kurz das Gepäck aufs Bett geschleudert, denn die ganze Truppe hatte nur ein Ziel: Ab in die Stadt, ein Bierchen trinken und das Spektakel der anwesenden Eintracht-Fans live miterleben.

Einige Stunden später war es dann soweit, der Fanmarsch Richtung Stadion zog durch die Straßen und ich glaube, niemand wird je den Moment vergessen, in dem man wirklich realisiert hat, wie viele Frankfurter in der Stadt waren und das da gerade Historisches passiert. Selbst die Anwohner versprühten eine leichte Begeisterung aufgrund der Invasion in Weiß. Nachdem ich mindestens zweimal Tränen in den Augen hatte und mich immer wieder kneifen musste, kamen wir endlich am Camp Nou an. Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem du das Stadion betreten hast, Tom?

„Leute, wie geil war eigentlich Barcelona?“

Tom: Auf meinem Platz angekommen war ich erstmal fünf Minuten nicht ansprechbar. Was für ein Stadion! Noch schöner als ich es aus dem Fernseher bisher gekannt habe. Und wohin ich blickte, sah ich fast nur weiß. In jeder Ecke des Camp Nou saßen und standen Menschen in weiß. Man hatte davon gehört und gelesen, dass zigtausende SGE-Fans in Barcelona sein werden. Erst im Stadion wurde mir klar, wie viele es wirklich waren. Schon als meine Mannschaft zum Aufwärmen rauskam und die Fans das erste Mal so richtig Lärm machten, meinte mein Kumpel zu mir: „Das wird ein Heimspiel für uns, wir hauen die heute aus ihrem eigenen Stadion raus!“ Ich belächelte seine Prognose nur. Zu groß war der Respekt vorm FC Barcelona und so optimistisch konnte und wollte ich gar nicht sein.

Das Camp Nou: Ein ganz besonderes Fußballstadion. (Bild: Tom Krasel / SGE4EVER.de)

Kaum ging es los, gab es Elfmeter für die SGE. Treffsicher verwandelte Filip Kostic. 1:0 nach zwei oder drei Minuten – darauf war ich nicht vorbereitet. „Steht auf, wenn ihr Adler seid“, schallte es sofort durch das Stadion. Die katalanischen Fans hinter mir versuchten uns verärgert und mit gebrochenem Englisch klar zu machen, dass wir uns gefälligst wieder hinsetzen sollen – ohne Erfolg. Nach mehreren guten Chancen der Gastgeber war die Halbzeitpause nur noch zehn Minuten entfernt. Da fasste sich Rafael Borré ein Herz und erzielte mit einem der schönsten und wichtigsten Tore seiner Laufbahn das 2:0.

Der Pausenpfiff ertönte. „Was habe ich dir gesagt?“, lachte mir mein Kumpel ins Gesicht. Ungläubig schaute ich auf die Anzeigetafel. Wir waren kurz davor, auswärts gegen den FC Barcelona ins Halbfinale der Europa League einzuziehen. „Das kann doch nicht sein. Das geht doch nicht.“ Aber es war real. Ich blickte in den (offiziellen) Gästeblock, in dem auch Flo stand, und dann in den magischen Nachthimmel von Barcelona – mit der Bitte, dass hier und heute der Traum von allen Eintracht-Fans Wirklichkeit wird.

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3 Kommentare

  1. Top. Ich war leider nur live am Fernseher dabei. Ich habe mir die Wiederholung dann ungläubig immer und immer wieder bis früh in die Morgenstunden gegeben. Neben dem 5:1 gegen Kaiserslautern durch Jan Aage mit dem Nichtabstieg in letzter Sekunde eines meiner absoluten Eintracht-Highlights seit 1975 weil völlig unerwartet.

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  2. Geiler Artikel:-)
    Einer der schönsten Abende als Eintracht Fan! Wird sicherlich nie vergessen werden, auch nicht beim ach so großen FC Barcelona haha. Wir gehören nun quasi auch zur Barca Historie, ob sie es so wollen oder nicht.

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