Auf dem Römer ließen sich die Adlerträger damals von ihren Fans feiern. (Foto: privat)

Jeder Eintracht-Fan weiß noch ganz genau, wo er am 19. Mai 2018 den Pokalsieg seiner SGE und die Feierlichkeiten danach erlebt hat: in der Fankurve im Berliner Olympiastadion, beim Public-Viewing im Waldstadion oder vielleicht daheim vorm eigenen Fernseher. So auch unsere Redakteure und Redakteurinnen, die live vor Ort berichtet haben oder am Tag darauf auf dem Römerplatz standen. Drei Jahre später blicken sie auf ihre persönlichen Erinnerungen eines historischen Wochenendes zurück.

Nadine Peter: Als Reporterin im Olympiastadion

David Abraham und Danny da Costa mit dem Pokal vorm Brandenburger Tor. (Bild: privat)

Schon 2017 war ich mit in Berlin. Und ich muss zugeben, dass ich nach der Pokalfinalniederlage gegen Dortmund doch schon arg geknickt war. Ich dachte: „Das war’s jetzt für die nächsten Jahre mit solchen Erlebnissen.“ Denn auch für mich als Reporterin war dieses Pokalfinale 2017 das bisherige Highlight meiner Karriere. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass genau ein Jahr später die Eintracht wieder im DFB-Pokalfinale in Berlin steht, den hätte ich zu diesem Zeitpunkt ausgelacht. Und doch kam es genauso. Und es war alles noch viel größer, viel emotionaler als das Jahr davor.

Die bangen Minuten vor dem 3:1. (Bild: Joscha Bartlitz)

Dabei war die sportliche Ausgangslage schlechter als 2017. Entsprechend ging ich mit wenig Hoffnung auf meinen Reporterplatz auf der Pressetribüne des Berliner Olympiastadions. Vielleicht redete ich mir auch unterbewusst ein, dass es womöglich wieder in einer bitteren Niederlage enden wird, um nicht erneut enttäuscht zu sein. Doch als das Spiel dann lief und Ante Rebic die Eintracht recht zeitig in Führung schoss, entwickelte sich auch bei mir Euphorie, gepaart mit einer ordentlichen Portion Anspannung. Die in den letzten Minuten der Partie darin gipfelte, dass ich gar nicht mehr hinschauen konnte. Wir alle erinnern uns an die bangen Minuten, als das Spiel am seidenen Faden hing, weil die Bayern in der Schlussminute beinah einen Elfmeter hätten zugesprochen bekommen. Was darauf folgte, ist Geschichte.

Der Moment, wenn man als Reporterin plötzlich den Pokal in der Hand hält…. (Bild: privat)

Und ich kann auch heute noch sagen, dass dieses Spiel für mich als Reporterin bisher mein absolutes Highlight war. Auch deshalb, weil die Stunden danach einfach unvergesslich waren. Ich hatte zwar enorm viel zu arbeiten. Das ging aber quasi mit links. Und als ich mit meinen Kollegen nach getaner Arbeit bei der offiziellen Pokalsieger-Party nachts am Brandenburger Tor anstoßen konnte, passierte etwas, das ich mein Leben lang nicht vergessen werden: David Abraham und Danny da Costa kamen mir mit dem Pokal in der Hand entgegen, um mit dem „Pott“ vorm Brandenburger Tor Fotos zu machen. Nachdem sie das getan hatten, drückten sie erst einem Kollegen und schließlich auch mir den Pokal in die Hand. In diesem Moment fühlte auch ich mich ein wenig wie eine „Pokalsiegerin“.

Marcel Storch: Bewerbungsgespräch statt Final-Ekstase

Irgendwann hielt ich es im heimischen Wohnzimmer nicht mehr aus. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt würden die Bayern in der Nachspielzeit doch noch einen Elfmeter bekommen, wohl in der Verlängerung das Spiel gewinnen. Ich tigerte durch die Wohnung, konnte nicht mit ansehen, wie Schiedsrichter Felix Zwayer sich die Szene noch einmal auf dem Bildschirm anschaute. Dann die Entscheidung: kein Elfmeter. Ich konnte es nicht glauben, jubelte, schrie. Dann kam der Ball zu Mijat, der Rest ist Geschichte.

Jonathan de Guzmán lässt sich feiern. (Foto: privat)

Zu dieser Geschichte gehört auch, dass ich diesen Abend wohl im Stadion hätte verbringen können. Aber wegen eines Vorstellungsgespräches abgesagt habe. Statt Pokalektase durfte ich bei einem Fußballverein aus dem Norden, der seither vergeblich versucht, in die erste Liga zurückzukehren, vorsprechen. Am Ende vergeblich…, vielleicht auch besser so. Zu sagen, es war der Fehler meines Lebens, wäre wohl zu viel des Guten. Aber als ich die Bilder aus Berlin sah, hätte ich mir getrost in den Arsch beißen können.

Zumindest ging es am nächsten Tag ab nach Frankfurt, um die Pokalsieger gebührend feiern. Auf den Römer kamen mein Bruder und ich nicht mehr. Machte aber nichts, auch so war es eine Wahnsinnsstimmung, als die Spieler in den BMW-Cabrios das Bad in der Menge genossen. Jonathan de Guzmán die Eintracht-Fahne schwenkend, Daichi Kamada mit Sohn und im Anzug, während Marco Fabián im Südamerika-Express schon obenrum blank gezogen hatte. Die Jubel-Momente waren ein kleiner Trost für das verpasste Finale. Aber ich möchte sie trotzdem nicht missen.

Tom Krasel: Auf dem Römerberg

Ein Tag nach dem Sieg in Berlin habe ich mich mit ein paar Freuden als einer der letzten auf den Römerplatz gedrängt. Kurz nachdem wir uns in der Nähe des Balkons positioniert hatten, wurde der Platz geschlossen, weil zu viele Fans ihre Pokal-Helden empfangen wollten. Ein Meer aus SGE-Fans fluteten den gesamten Römerplatz. Ein Bild, das ich nie vergessen werde. Schon als kleiner Bub habe ich davon geträumt, eines Tages mit Eintracht Frankfurt einen Titel auf dem Römer zu feiern. Mein Vater, der schon die vier Pokalsiege davor und den UEFA-Cup 1980 live miterlebt hat, erzählte mir oft von diesen Erinnerungen. Mein persönlicher Traum ging am 20. Mai 2018 in Erfüllung – ein Tag nach dem Sieg in Berlin. Während wir auf die Mannschaft warteten, war diese gerade im Landeanflug auf Frankfurt und musste anschließend noch während dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt im Schritttempo an jubelnden Fans auf der Straße vorbei. Davon bekamen wir aber nichts mit.

Prince Boateng mit dem DFB-Pokal. (Foto: privat)

Mit Fangesängen und Musik vertrieben wir uns währenddessen auf dem Römer die Zeit. Alle halbe Stunde erklang die Eintracht-Hymne „Im Herzen von Europa“ und gefühlt stündlich wurde der Live-Radio-Kommentar von den drei Toren vom Vorabend abgespielt. Irgendwann konnte man auch den eins zu eins nachsprechen: „Gacinovic, allein unterwegs, Richtung Tor, Mijat Gacinovic. Wird er Eintracht Frankfurt zum Pokalsieg schießen? Tor, Tor, Tor, Tooor, 3:1 – Ekstase auf hessisch!“ Nach und nach sickerte durch, dass die Mannschaft im Kaisersaal sei und gleich oben auf dem historischen Römerbalkon den DFB-Pokal präsentieren wird.

Ein paar Unbelehrbare begrüßten die SGE mit Pyrotechnik und Rauch auf dem Römerplatz. Nur noch die Umrisse des Römers waren zu erkennen. (Foto: sge4ever.de)

Dann war es endlich soweit: Niko Kovac betrat als erster den Balkon und streckte den Pott in Richtung der jubelnden Menge. In den vorderen Reihen auf dem Platz wurde Pyrotechnik gezündet und zwischen der Mannschaft oben auf dem Balkon und den Fans unten bildete sich eine riesige Rauchwolke. Nachdem der Rauch verzogen war und wir wieder eine klare Sicht hatten, begann die Pokal-Party erst richtig. Kovac, Lukas Hradecky und der Fußballgott Alex Meier hielten ihre Abschiedsreden. Natürlich ergriff auch der Leader Prince Boateng das Wort und machte sich unvergesslich, als er Doppeltorschütze Ante Rebic zitierte: „Bruda, schlag den Ball lang!“ Ein Satz, der mir genau wie der erste Titel seit 30 Jahren für immer in Erinnerung bleiben wird.

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2 Kommentare

  1. Gude, danke für den Bericht und die Eindrücke. Unvergessliche Momente mit so vielen Emotionen und viel Leidenschaft, Freude, Spaß vor dem Spiel, währenddessen und danach :-). Aber auch der 28.05.1988 bleibt bei mir unvergessen und ich bin dankbar es erleben zu dürfen und überglücklich seit einigen Jahrzehnten meine Eintracht im Herzen zu halten:-)
    FORZA SGE

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  2. Ich bekomme immer noch Tränen in die Augen, wenn ich vom Pokalsieg etwas lese oder so. Das wird wohl auch für immer so bleiben. Einfach zu schön.

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