Die neuen Co-Trainer der SGE: Michael Angerschmid (links) und Ronald Brunmayr (Bild: IMAGO/Kessler-Sportfotografie)

Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr heißen die neuen Co-Trainer um Cheftrainer Oliver Glasner. Doch wer sind die beiden eigentlich und was wollen sie hier? Die beiden sympathischen Österreicher stellten sich heute im Rahmen einer Pressekonferenz näher vor. Alle drei Trainer vereint ihre gemeinsame Zeit beim SV Ried. Während Glasner und Angerschmid ganze dreizehn Jahre lang die Defensive des SVR zusammenhielten, so spielte Brunmayr als Mittelstürmer immerhin noch drei Jahre gemeinsam mit den beiden Abwehrrecken. „Das erste Mal bin ich Olli (Anm. d. Red. Oliver Glasner) bei einer Auswahl in Oberösterreich im Alter von zwölf Jahren über den Weg gelaufen“, so Brunmayr in akzentfreiem Oberösterreichisch und ergänzte: „Es ist zwischen uns nicht nur ein Arbeitsverhältnis, sondern wir haben ein freundschaftliches Verhältnis über die letzten dreißig Jahre aufgebaut. Das entwickelte sich vom Spieler zum Trainer. Olli und Michi (Anm. d. Red. Michael Angerschmid) haben meistens in der gleichen Mannschaft gespielt. Ich war eher ein Zigeuner, der öfters die Vereine wechselte. Doch der Kontakt ist nie abgerissen. Wir haben es immer geschafft, auch gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Wir wissen, wie der andere tickt. Das soll sich ergänzen, so dass am Ende ein gutes Produkt rauskommt und die Mannschaft dementsprechend Fußball spielt und gewinnt.“

Alle drei Trainer kennen sich schon seit 30 Jahren

Die Wege der drei Österreicher als Trainer waren durchaus unterschiedlich und doch führt sich alles irgendwie nahtlos zusammen. Angerschmid übernahm direkt nach seiner Spielerkarriere im Jahre 2007 den Trainerjob der Rieder Amateure und wurde nach einer erfolgreichen Saison inklusive Aufstieg nur ein Jahr später als Co-Trainer des SV Ried eingestellt. Vier Jahre später übernahm er dort von 2012-2014 das Amt des Cheftrainers, ehe er dort von Glasner, der zuvor zwei Jahre bei RB Salzburg als Co-Trainer unter Roger Schmidt fungierte, abgelöst wurde. Ein Jahr später wechselte Glasner zum Linzer ASK und bestimmte Angerschmid als Co-Trainer. Seitdem bildeten die beiden beim LASK und zuletzt dem VfL Wolfsburg ein Team. Als Glasner im Jahre 2015 den Cheftrainerposten des LASK übernahm, wechselte zeitgleich ein gewisser Brunmayr zur zweiten Mannschaft des LASK, den LASK Juniors OÖ. „Dort haben wir vier Jahre lang gemeinsam in einem Großraumbüro gesessen. Es gibt keine Abstimmungsschwierigkeiten“, so Brunmayr. Auch Brunmayr übernahm danach noch einen Cheftrainerposten. Und zwar in der vergangenen Saison beim Nachbarverein FC Blau-Weiß Linz, welcher mit ihm prompt die Meisterschaft in der zweiten österreichischen Liga gewann. „Es war dort sicherlich eine erfolgreiche Zeit. Doch die zweite Liga in Österreich kann mit der deutschen Bundesliga nicht vergleichen. Es war nach dem Anruf von Olli ziemlich schnell klar, dass ich das machen will. Ich habe es als Spieler manchmal versäumt ins Ausland zu gehen und jetzt habe ich die Chance sehr gerne angenommen.“ Die Fans der SGE dürfen sich also auf ein eingespieltes Trainerteam freuen. Aus Wolfsburg vernahm man teils kritische Stimmen, dass das Trainerteam um Glasner schwer zu erreichen sei. Damit dies nicht bei den Spielern passiere, wurde kürzlich Potenzialtrainer Martin Daxl eingestellt. „Es gibt auch Dinge, die ein Spieler vielleicht nicht direkt dem Trainerteam sagt. Dann kann er zu Martin und er trägt das an uns heran. Diese Funktion ist dafür gedacht, damit die Spieler etwas zum Trainer transportieren können.“ Doch dies soll nicht die einzige Aufgabe des „Mosaiksteinchens“ Daxl sein, der zweimal pro Woche mithelfen soll. Zusätzlich soll er „Strömungen innerhalb der Mannschaft erkennen“, die Spieler beobachten und motivierend zur Seite stehen.

Brunmayr: „Für mich ist die Assoziation mit Frankfurt Stepanovic und Okocha“

Der Steyrer Brunmayr hofft auf Zuschauer und ein volles Stadion: „Von der Atmosphäre hier schwärmt jeder und das wollen wir erleben.“ In Österreich schaue man schon lange die deutsche Bundesliga „und für mich ist die Assoziation mit Frankfurt Dragoslav Stepanović und Jay-Jay Okocha.“ Für Angerschmid dagegen war Eintracht Frankfurt „schon als Kind ein riesengroßer Traditionsverein“. Ihm gefielen die Auftritte in der Europa League sowie die Tatsache, dass sich „die ganze Region mit dem Verein identifiziert.“ Zusätzlich wartete er mit einer besonderen Geschichte seiner Tochter auf: „Meine Tochter traf bei ihrem Junggesellinnenabschied eine Männergruppe aus Frankfurt. Es stellte sich heraus, dass diese alle regelmäßig ins Stadion gingen. Sie kam nach Hause und erzählte mir, wie schön es sei, dass dort alle Leute mit dem Verein regelmäßig mitfiebern. Meine Tochter wusste schon, dass ich nach Frankfurt wechseln würde und wurde dementsprechend von der Gruppe mit Fragen über mich gelöchert. Daran merkt man schon, dass das Interesse riesengroß ist und wir freuen uns, dass es endlich losgeht.“

Verhaltensweisen auf dem Platz genießen Priorität

Auf dem Trainingsplatz ging es derweil schon los und der erste Eindruck der Mannschaft ist laut Brunmayr, dass die Spieler „mit einer Top-Einstellung am Werk“ seien. „Sie sind sehr wissbegierig und haben eine tolle Mentalität. Ein paar Sachen sind für die Spieler neu, doch sie sind sehr gewillt, diese sofort umzusetzen. Die Intensität im Training ist sehr hoch.“ Angerschmid ergänzte: „Neu sind für die Spieler die Verhaltensweisen, die wir trainieren. Wir wollen alle gemeinsam verteidigen und auch alle gemeinsam angreifen. Wenn der Ball vorne bei den Stürmern ist, dann haben die Defensivspieler keine Pause, sondern sie haben Funktionen. Die Restverteidigung muss stimmen und die möglichen Konterräume müssen besetzt sein. Umgekehrt ist der Stürmer der erste Verteidiger, wenn der Gegner von hinten aufbaut. Wir wissen aus unseren Erfahrungen, dass dieser Prozess eine Weile dauern wird und die Spieler sich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Der Spieler soll am Ende nicht mehr nachdenken müssen: ‚Was mach ich jetzt?‘ Sondern er soll auf die automatisierten Laufwege und Verhaltensweisen zurückgreifen um Druck auf den Gegner auszuüben.“

Angerschmid ist der Spezialist für Standardsituationen

Angerschmid, der in den vergangenen beiden Jahren schon gemeinsam mit Glasner beim VfL Wolfsburg gemeinsam an der Seitenlinie stand, nahm auch detailliert zur Arbeitsweise seines Chefs Stellung: „Oliver ist ein Fußballverrückter, der Fußball 24 Stunden am Tag lebt. Der schließt nicht die Tür ab und dann ist das Thema Fußball vorbei, sondern Fußball ist bei ihm stets allgegenwärtig. Er ist ein detailverliebter Fanatiker, der sehr tief in die Materie reingeht und sehr viel sieht. Gleichzeitig fordert er von den Spielern eine gewisse Lockerheit. Denn wenn man mit gesenktem Kopf auf den Platz geht, dann ist es schwierig eine gute Leistung zu bringen.“ Glasner sehe zudem „taktisch sehr, sehr viel“, doch er kann wohl auch mal etwas unzugänglich sein: „Dadurch, dass wir uns jahrelang kennen, weiß man bei ihm schon, wenn es besser ist, mal nichts zu sagen. Oder es umgekehrt an der Zeit ist, ihn auf irgendetwas hinzuweisen.“ Bezüglich der Arbeitsaufteilung würden die sich die Aufgaben ständig abwechseln: „Oliver plant das Training und wir teilen uns dann auf.“ Lediglich Standardsituationen wären „grundsätzlich“ das Metier von Angerschmid: „Wir wenden wöchentlich Zeit auf, um Standardsituationen zu trainieren. Bei den letzten großen Turnieren fielen ca. 40% der Tore durch Standardsituationen. Es wäre nicht clever, diesbezüglich keine Zeit aufzuwenden. Ich versuche mich bestmöglich auf den Gegner vorzubereiten: Wo gibt es Räume, wo gibt es Schwachstellen?“

Angerschmid und Brunmayr wollen die Defensive stabilisieren

Ein wichtiges Unterfangen wird die Stabilität der Defensive werden. „In der Analyse fiel auf, dass es das ein oder andere Gegentor zuviel ist. Wenn wir die Gegentore reduzieren können, dann könnten am Ende mehr Punkte rausspringen“, sagte Brunmayr. Dafür sei Evan N’Dicka ein wichtiger Bestandteil. „Evan ist ein sehr wichtiger Spieler, der die richtige Einstellung und Mentalität mitbringt, um hinten ein Bollwerk zu sein.“ Auch Martin Hinteregger soll für die Defensive von entscheidender Wichtigkeit sein. „Wir wissen von Österreich, dass Hinti hier jetzt schon eine Legende ist. Ich denke, er ist einer der wichtigsten Spieler im Kader.“ Brunmayr traf Hinteregger im Sommer zufällig während seiner Meisterfeier in Felden: „Er war dort auf Heimaturlaub, kurz bevor er zur Nationalmannschaft stieß.“ Hinteregger dürfte, wenn er aus dem Urlaub zurückkehrt, definitiv keine Verständigungsprobleme haben. Ob dies bei den anderen Spielern der Fall sein wird, ist unwahrscheinlich. Schließlich ist die Mannschaft in Bezug auf den österreichischen Dialekt durch Christian Peintinger schon abgehärtet. Zudem gaben sich die beiden neuen Co-Trainer durchaus lernwillig und verabschiedeten sich synchron mit einem herzlichen „Gude“.

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6 Kommentare

  1. Die Jungs sind heiß, hört sich gut an. Besonders das an den Standards gearbeitet wird finde ich richtig, wichtig und sehr gut, dort haben wir auf alle Fälle Nachholbedarf.

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  2. Gefällt mir gut.
    Die Beiden sehen auch nicht wie Weicheier aus.
    Das könnte genau das sein, was unsere vielen neuen
    jungen Löwen brauchen.
    Wenn es nur endlich losgehen würde.

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  3. „ Wir wissen aus unseren Erfahrungen, dass dieser Prozess eine Weile dauern wird und die Spieler sich Schritt für Schritt weiterentwickeln.“

    Bitte einmal hinter die Ohren aller Fans schreiben. Könnte nach drei oder vier Spielen wichtig werden.

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  4. „Ich war eher ein Zigeuner, der öfters die Vereine wechselte.“
    Hat Peter Fischer schon eine Kündigung ausgesprochen oder ein Benefiz-Konzert organisiert?

    Insgesamt hört sich das alles recht vernünftig an und die Jungs kennen sich. Es kann natürlich auch ein Problem sein, wenn man so eingespielt ist, dass man dann alles abnickt und gar nicht mehr hinterfragt was der Chef entscheidet – oder das Gegenteil ist der Fall, weil der Chefcoach eben nicht unantastbar ist sondern auf Augenhöhe agiert. Wir werden es erleben aber ich halte es für die beste Trainerwahl die wir hatten.

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