Kreative Ideen sind gefragt. Armin Veh (li.) und Sportdirektor Bruno Hübner (re.).
Kreative Ideen sind gefragt. Armin Veh (li.) und Sportdirektor Bruno Hübner (re.).

Stefan Reinartz, Heinz Lindner, Luc Castaignos, Lukas Hradecky, David Abraham und Mijat Gacinovic – sechs neue Spieler verpflichtete die Eintracht für knapp 8 Millionen Euro vor der neuen Spielzeit. Es war ein finanzieller Kraftakt für die Hessen, die finanziell noch immer an den Abgängen der Leistungsträger Sebastian Jung, Pirmin Schwegler, Sebastian Rode und Joselu zu knabbern haben. Das Fundament brach im Sommer 2014 weg – und brachte deutlich zu wenig Geld in die traditionell so klammen Kassen der Eintracht. In den vergangenen Tagen wurde nun schon häufiger verkündet, dass man den Kurs wechseln müsse, um weiter konkurrenzfähig bleiben zu können. Bruno Hübner erklärte nun bei BILD, warum der Verkauf von Kevin Trapp zu Paris Saint-Germain nötig war Man hätte ansonsten „nur 2,5 Millionen Euro investieren können. So ist es nur schwer, besser zu werden. Qualität kostet eben Geld.“

Es sei, weiß der Sportdirektor, ganz wichtig, die Qualität immer weiter anzuheben. Man musste sich von der konservativen Transferpolitik daher endgültig verabschieden und neue Wege finden und gehen. Trapp war wohl erst der Anfang einer langen Reihe, die in den kommenden Jahren folgen könnte. Haris Seferovic, Castaignos, Carlos Zambrano, Marc Stendera und vielleicht auch schon bald Luca Waldschmidt und Joel Gerezgiher – sie alle sind entweder schon gestandene Bundesligaspieler oder große Talente – und vor allem sehr werthaltige Akteure. Günstige Ausstiegsklauseln, wie sie noch Schwegler und Jung hatten, oder der Verlust ablösefreier Stammspieler, siehe Rode, gehören endgültig der Vergangenheit an: „Wir müssen uns leider mit dem Gedanken anfreunden, Spieler, die sich bei uns gut entwickelt haben, für teures Geld zu verkaufen anstatt sie mit kleinen Ausstiegsklauseln noch mal zu verlängern. Ansonsten haben wir nicht nur Stillstand, sondern auch Rückschritt und laufen Gefahr, keine neuen Gesichter mehr präsentieren zu können.“ Diese Erlöse sollen auch dazu dienen, den derzeit ca. 39 Millionen Euro hohen Etat weiter anzuheben.

Andere Vereine„, so der Sportdirektor der Hessen, „praktizieren so etwas schon länger und deshalb müssen wir uns diesen Ideen öffnen.“ So versucht Hübner auch die großen Clubs aus England davon zu überzeugen, dass sich ein Talent besser bei der Eintracht, als auf der harten und unbequemen Ersatzbank in London entwickeln kann. Zwar würden die Verantwortlichen von Arsenal oder Chelsea erst einmal schmunzeln, wenn zwei Millionen Euro geboten werden. „Wenn ich denen aber sagen kann, dass bei entsprechender Entwicklung des Spielers sie ein Rückkaufsrecht bzw. eine Beteiligung der Transfersumme erhalten, dann ist das für beide Seiten akzeptabel.“

Geben die neue Richtung vor. Vorstand Axel Hellmann und Hübner.
Geben die neue Richtung vor. Vorstand Axel Hellmann und Hübner.

Die neue Strategie bei den Hessen ist aktuell – zumindest in Sachen Sport im Rhein-Main-Gebiet – das Gesprächsthema Nummer 1. Spätestens beim Finanzgespräch (Umsatzrekord, „Drei Säulen des Erfolgs„, Finanzrisiko) am Montag wurde deutlich, dass eine neue Zeitrechnung bei der Eintracht angebrochen ist. Eine Zeitrechnung, die den Druck auf die Mannschaft und das Trainerteam deutlich erhöht. In der TV-Tabelle muss es vorwärts gehen, eine Platzierung im letzten Drittel der Tabelle könnte hier schon einen zu herben Rückschlag bedeuten. Der Sportdirektor mahnt daher: „Es wird irgendwann vielleicht die Situation kommen, in der wir keinen sportlichen Erfolg haben – dann dürfen wir nicht in ein Loch fallen.“

Es ist zweifelhaft, ob die Hessen einen Absturz, wie 2011 geschehen, noch einmal so scheinbar reibungslos verkraften könnten. Durch die „Politik der kleinen Schritte“, die bis zu diesem „D-Day“ betrieben wurde, konnte das eine Jahr zweite Bundesliga noch abgefedert werden. Eine Woche vor dem drohenden Abstieg aber kündigte das damalige Aufsichtsrat-Mitglied Axel Hellmann an, dass sich einiges bei der Eintracht verändern müsse. Und in der Tat gab es seitdem viel Bewegung bei den Adlern – Marco Russ, Sonny Kittel und Alex Meier sind die letzten, die auch heute noch am Main die Fußballschuhe schnüren. Hübner trat nun auch den Gerüchten entschieden entgegen, dass der Torschützenkönig der vergangenen Spielzeit verkauft worden wäre, wenn er sich nicht verletzt hätte: „Es gab keine Angebote, und wir haben das nicht aktiv betrieben, denn wir brauchen auch Stabilität und jemanden, der die Tore macht. Deshalb wäre es ein zu hohes Risiko gewesen, ihn abzugeben.“

Statt einen Leistungsträger zu verlieren, möchte der Sportdirektor viel lieber den „verlorenen Sohn“ wieder in die Heimat zurückholen. Sebastian Jung soll die Lücke auf der rechten Verteidigerseite zum Jahreswechsel endgültig schließen (Soll er überhaupt zurückkehren? Stimmt bei uns ab!). Es werde allerdings ein finanzieller Kraftakt, ihn zurückzuholen: „Nur wenn alle bereit sind, also Sebi, der VfL und wir, ihren Teil beizutragen, kann dieser Transfer eventuell funktionieren.“ Jung und die Hessen signalisierten nicht nur einmal die nötige Bereitschaft – es fehlt nur noch das „Ja-Wort“ von Wolfsburg-Manager Klaus Allofs, der sich bisher entschieden gegen eine Freigabe sträubte.

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2 Kommentare

  1. …..der Leistungsträger Sebastian Rode, Pirmin Schwegler, Sebastian Rode und Joselu zu knabbern haben……

    Son zweifacher Rode wäre echt nett gewesen. 😀

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  2. Bei allen Überlegungen zur Transferpolitik der Zukunft braucht die Mannschaft auf allen Positionen einen ausgeglichenen Kader und ein oder zwei Führungsspieler, die in heiklen Situationen kühlen Kopf bewahren.
    Die rechte Verteidigerposition ist die Achillesferse der Eintracht. Kein Zweifel: Die Einkäufe waren – so scheint es – gut. Aber wenn ein oder zwei Schwachstellen in der Mannschaft sind, müssen andere
    diese ausgleichen und verlieren dadurch viel an Elan und Kreativität. Überraschungsmomente werden somit seltener, da man zumindest gegen gute Mannnschaften sehr darauf bedacht sein muss, Lücken zu schließen.

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