Axel Hellmann lässt sich seine Illusionen nicht rauben.
Axel Hellmann lässt sich seine Illusionen nicht rauben.

Es liegt ziemlich genau zwei Jahre zurück, dass Axel Hellmann die „drei Säulen„, die zum Erfolg führen sollten, erklärte. Schon damals ließ der heutige Eintracht-Vorstand erkennen, dass sich die Hessen mächtig strecken müssten, um irgendwelche Gelder zu generieren. Zu eng geht es in der Bundesliga zu, zu hoch sind die Kosten bezüglich Stadionmiete und Vermarkter. Bis 2020 noch müssen die Hessen hier warten, bis sie wirklich auf Erfolge bei den Verhandlungen hoffen dürfe. Es gebe zwar, so führte Hellmann aus, kleinere Maßnahmen, wie etwa neue Bandensysteme, die frisches Geld reinspülen. Diese Summen aber seien so marginal, dass sich damit wenig bewegen ließe.

Um die „drei Säulen des Erfolgs“ weiter anwachsen lassen zu können, sind hier allerdings etwas größere Sprünge nötig. SGE4EVER.de blickt darauf, wie viel seines Potentials der Verein bislang tatsächlich ausgeschöpft hat.

Säule 1 – Die Fernsehtabelle: Hier fließt das meiste Geld, sie ist das Fundament für den Erfolg oder eben den Misserfolg. In diesem Sektor befinden sich die Hessen in einem ganz harten Konkurrenzkampf mit den Traditionsvereinen aus Hamburg, Köln und Stuttgart, aber auch den Mittelklasseclubs wie Hoffenheim, Hannover, Augsburg, Bremen oder Mainz. Gerade die Augsburger konnten einen wahnsinnigen Sprung verzeichnen. „7,5 Plätze ging es für die rauf. Das bedeutet, dass sie insgesamt 9 Millionen Euro mehr zur Verfügung haben, um ihr Team zu verstärken„, wurde Hellmann hierbei konkret. Der Eintracht ist allerdings auch – wenn nur ein kleiner – ein Sprung gelungen. Hamburg und Stuttgart konnten überholt werden, was Mehreinnahmen von knapp 2,6 Millionen Euro (jeder Platz bringt 1,3 Millionen Euro mehr/weniger) bedeutet. Die Top 10 dauerhaft zu erreichen ist demnach das Ziel, dass die Eintracht erreichen müsste, um jährlich von Europa träumen zu dürfen. Ab 2017 nämlich tritt der neue TV-Vertrag, der erstmals in der Geschichte der Bundesliga über eine Milliarde Euro pro Saison einspülen soll, in Kraft. Italien und Spanien, da sind sich Hellmann und Vorstandschef Heribert Bruchhagen einig, müssten in naher Zukunft in diesem Bereich überholt werden.

Den Engländern hingegen dürfe man nicht einfach blind hinterherrennen, weil die Bundesliga in vielen Bereichen auch so sehr gut laufe. Die Stadien, die Fanzahlen, die Begeisterung, die Ticketpreise – es soll, so wird gemunkelt, inzwischen einige Anhänger geben, die am Wochenende aus England kommen, in Deutschland ein Spiel besuchen, Abends mit viel Freude im Gepäck heimfahren und weniger bezahlt haben, als für eine Partie in der Premier League. „Wir sollten dem Fetisch Premier League nicht nachjagen„, schlägt sich Bruchhagen daher etwa auf die Seite von Mainz-Manager Christian Heidel. Eine Idee allerdings dürfe man sich schon gerne abschauen – die Verteilung der TV-Gelder. Auf der Insel gibt es einen Sockelbeitrag von rund 50 Prozent, zu je einem Viertel werden der sportliche Erfolg sowie die Reichweiten des Klubs berücksichtigt. „Wir sind zwar Reichweitenmäßig ein Brückenkopf„, wie Hellmann DFL-Chef Christian Seifert zitiert. Allerdings drücke sich dies in den Erträgen zu wenig aus. „Die Diskrepanz zwischen dem, was wir bekommen und dem, was wir der Liga bringen, ist groß.“ Trotzdem können die Verantwortlichen des Traditionsvereins in diesem Bereich wenig ausrichten. Hier zählt vor allem das, was die Profis auf dem Rasen veranstalten. Heißt – bei Säule 1 lässt sich auch Kurzfristig durch eine gute Spielzeit noch einiges erreichen.

Säule 2 – Die Reichweitenentwicklung: Hier habe man in den vergangenen beiden Jahren große Sprünge gemacht. Ob das Trainingslager in Abu Dhabi, ein Testspiel gegen den FC Tokyo vor ausverkauftem Haus, Nike als Trikot- und Alfa Romeo als Hauptsponsor – diese Schritte haben – zusammen mit den tollen Auftritten in der Europa League, bei denen die Eintracht in Sachen Zuschauerzahlen Bestmarken knackte – dazu geführt, dass die Hessen auch international eine andere Anerkennung erfahren. „Ohne TV-Einnahmen„, so glaubt Bruchhagen, „wären wir ein Big Player.“ Er freut sich schon auf die Quoten, die am Samstagabend beim Duell der Traditionsclubs aus Frankfurt und Köln erreicht werden. Ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Bereich war die Einführung von EintrachtTV. Das clubeigene Fernsehen glänzt durch viele kleine Hintergrundstorys, aktuelle News, Interviews, Pressekonferenzen und der Möglichkeit, die Spiele der Adler noch einmal über die gesamte Länge – oder als Zusammenschnitt – anzusehen. Die Erwartungen, die man hatte, wurden mehr als nur erfüllt. Mit 8.000 verkauften Abos belegen die Frankfurter hier einen Spitzenplatz in der Bundesliga. Auch wenn Hellmann in diesem Bereich noch Entwicklungsmöglichkeiten sieht, waren die Sprünge in den vergangenen Jahren trotzdem enorm.

Der neue Finanzvorstand. Oliver Frankenbach sieht einen Wettbewerbsnachteil.
Der neue Finanzvorstand. Oliver Frankenbach sieht einen Wettbewerbsnachteil.

Säule 3 – Die Erträge aus dem Stadion: Vor zwei Jahren schon warnte Hellmann: „All jene Vereine, die ihr Stadion selbst betreiben, ziehen daraus einen beachtlichen Deckungsbeitrag, der uns nicht zur Verfügung steht. Das muss sich auf Sicht ändern, denn sonst geht auch hier die Ertragsschere zwischen den besitzenden und nicht-besitzenden Vereinen immer weiter auseinander.“ An dieser Prognose hat sich auch heute noch nichts geändert. Nicht umsonst sprach der neue Finanzchef Oliver Frankenbach von „einem Wettbewerbsnachteil.“ Es seien jährlich sechs bis sieben Millionen Euro, die fehlen. Man hat sich – so zumindest vermittelt es den Anschein – damit abgefunden, dass in diesem Bereich bis 2020 keine großartige Bewegung mehr reinkommt. 2012 schon sagte Markus Frank, Sportdezernent der Stadt Frankfurt, der Frankfurter Rundschau: „Wir stehen an der Seite der Eintracht, aber mit Forderungen, für vier Millionen Euro weniger Miete könnten zwei neue Stürmer gekauft werden, kann ich mich nicht anfreunden.“ Für die Hessen ist diese Tatsache freilich ein großes Problem. In den Bereichen Spielbetrieb (Deckungsbeitrag: 61% – das bedeutet, dass von 1 Euro Umsatz 61 Cent übrig bleiben; Saison 2014/15) und Sponsoring/Hospitality (Deckungsbeitrag: 43%) hat man anderen Teams gegenüber einen großen Nachteil (Zum Vergleich: Der Bereich TV-Einnahmen wird zu 93% gedeckt, hier denkt man schon bald an die 100%-Ausschöpfung). Und für einen Etat, mit dem man an der 40 Millionen Euro-Grenze kratzt, muss dich der Club weiterhin ziemlich strecken und ins kalkulierte Risiko gehen. Das operative Ergebnis war nur in der Saison 2013/14 positiv (ein Plus von 6,7 Millionen Euro) – ansonsten musste der Rotstift ausgepackt werden. Auch für diese Saison plant man mit einem Minus von 4,5 Millionen Euro (Saison 2014/15: – 7,5 Millionen Euro). „Von Sparbrötchen kann also keine Rede sein„, gab Bruchhagen daher mit einem schlemischen Grinsen im Gesicht zum Besten.

Zwei Jahre nachdem Hellmann diese „drei Säulen des Erfolgs“ erstmals erwähnte, hat sich einiges getan bei Eintracht Frankfurt. Es bleibt zwar weiterhin ein schwieriges Unterfangen, dieser nach großen Erfolgen lechzenden Stadt mit ihrer Fangemeinde – die wie kaum eine andere zwischen großer Euphorie und schlimmer Depression hin- und herschwankt – zu befriedigen. Alles in allem aber hat es Bruchhagen als Vorstandschef in seinen bald 13 Jahren geschafft, aus einer launischen Diva und einem Chaosclub einen seriös geführten Verein zu machen, der sich auch in der Außendarstellung bestens präsentiert. Die Folge – erstmals in der Geschichte wird mit einem Umsatz von etwas über 100 Millionen Euro gerechnet. Doch auch hier gilt, wie für alle Bereiche – Entwicklungspotential ist vorhanden. „Ob wir ein schlafender Riese sind? Das weiß ich jetzt nicht„, sagte Hellmann zum Abschluss. Man sieht sich allerdings bestätigt darin, dass die Richtung, in die man aktuell strebt, die absolut richtige ist. Und hofft, dass sich der Markt bis 2020 so entwickelt, dass dann endlich die ganz großen Sprünge möglich sind.

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2 Kommentare

  1. Lieber Christopher,

    wieder vielen Dank und wieder eine kurze Nachfrage: Du schreibst: „Zum Vergleich: Der Bereich wird zu 93% gedeckt, hier denkt man schon bald an die 100%-Ausschöpfung.“ Da drängt sich mir die Frage auf: welcher Bereich? Fehlt da nicht nach „Bereich“ die entsprechende Angabe?

    Ansonsten vielen Dank für deine Recherche!

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  2. Hallo Tabang. Sehr aufmerksam auch diesmal – der Bereich Tv-Gelder wurde eingefügt. Leider lässt sich der blöde Fehlerteufel manchmal nicht vermeiden.

    Sehr gerne, ist ein sehr spannendes Thema und noch interessanter ist zu lesen, wie viel BWL-Know-How hier auf der Seite vorhanden ist – Wahnsinn! Das ist schon sehr spannend zu lesen, was da so en detail ausdiskutiert wird!

    LG
    Christopher

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