Helmut Kraus jagt Ende der 1960er dem Ball im Waldstadion hinterher. Schon damals wurde für Binding geworben. Nun gibt es ein Revival. (Foto: imago/Ferdi Hartung)

„Zwei Adler im Herzen“, mit diesen Worten verkündete die Eintracht den neuen Bier-Partner, der durchaus nicht passender hätte sein können. Binding steht für Frankfurt wie die Eintracht. Beide sind in der Stadt omnipräsent, beide haben den Adler aus dem Frankfurter Stadtwappen in ihrem Logo. Eine Symbiose, die auf den ersten Blick ganz viel Charme hat und in der SGE4EVER.de-Umfrage von fast 50 Prozent der Teilnehmenden begrüßt wird. Immerhin wurde Binding im alten Waldstadion einst schon einmal ausgeschenkt. Die älteren werden sich erinnern.

Nach der langen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit Krombacher wird ab der neuen Saison also Binding im Deutsche Bank Park und bei den Spielen der Eintracht-Frauen und U21 ausgeschenkt. Der Zusammenschluss kommt wohl nicht ganz zufällig, schließlich besteht seitens der SGE seit vergangenem Jahr eine Premiumpartnerschaft mit PepsiCo, deren Marken im Stadion ausgeschenkt werden. Und das US-Unternehmen wiederum kooperiert mit der Radeberger Gruppe. Zur Radeberger Gruppe, die ihren Sitz in Frankfurt hat, gehört Binding.

Mehr als 150 Mitarbeiter zittern um ihren Job

Ein Frankfurter Bier im Frankfurter Wohnzimmer. So wie es in Köln Gaffel gibt, in Dortmund Brinkhoff’s oder in Freiburg Rothaus. Eigentlich zu schön, wenn nicht die Radeberger-Gruppe ausgerechnet bis spätestens Herbst 2023 entschieden hätte, die traditionsträchtige Frankfurter Binding-Brauerei auf dem Sachsenhäuser Berg dichtzumachen. Binding besteht dann nur noch als Marke, aber ohne eigene Braustätte. In Frankfurt zittern daher mehr als 150 Bierbrauer, Abfüller, Packer und Fahrer um ihren Job. Entsprechend geteilt ist das Echo.

„Verlogener geht es nicht“

„Wäre vor einem Jahr geil gewesen. Jetzt bleibt der sehr fade Beigeschmack, dass Radeberger damit das ramponierte Image in Frankfurt aufpolieren will – anderswo säuft das Zeug ja eh keiner“, schreibt etwa der Frankfurt Stadtrat Maximilian Carlo Klöckner (Die Partei) auf Twitter. „Verlogener geht es nicht“, findet der SPD-Stadtverordnete Maximilian Witsch. Auch die Gewerkschafterin Annette Ludwig schreibt: „Binding setzt seine Beschäftigten vor die Tür, schließt die Produktion in Frankfurt. Binding wird nicht mehr in Frankfurt hergestellt. Kein guter Partner für Eintracht Frankfurt.“ Binding und die Eintracht – es bleibt ein Bier-Coup mit Geschmäckle. 

Autor Marcel Storch

Marcel Storch ist seit 2017 Teil des Teams von SGE4EVER.de. Spätestens nach Jan-Aage Fjörtofts Übersteiger und Alex Schurs 6:3-Siegtor gegen Reutlingen war es um ihn mit der SGE geschehen. Für die Eintracht war er als freier Mitarbeiter im Eintracht Frankfurt Museum tätig. Nach einem Abstecher im Ruhrpott ist Marcel zurück im Rhein-Main-Gebiet und arbeitet als Journalist in Mainz.

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24 Kommentare

  1. die radeberger-gruppe (oetker) könnte das binding auch komplett sterben lassen….ist das einigen etwa lieber?

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  2. @1 Ja.

    Die Belegschaft mit „Ist uns alles zu teuer hier“ auf die Straße zu setzen, um aus dem Standort mehr Profit schlagen zu können und dann so ’ne Aktion zu bringen von wegen „Frankfurter Wurzeln“. Zynischer geht’s kaum – die Aktion passt wirklich 1:1 dazu, dass hier ein Red Bull-Veteran nach dem anderen aufschlägt.

    Und jetzt viel Spaß beim downvoten.

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  3. Puuh, heißes Eisen. Letztendlich hat sich die Eintracht für diesen Deal entschieden. Anfangs fand ich es ganz ok, aber auch die Kritiker legen zurecht den Finger in die Wunde.
    Nicht die einzige Entscheidung der Eintrachtmacher in den letzten Monaten, die bei weitem nicht die erwünschte Zustimmung fand. Der Preishammer bei vielen treuen Dauerkarteninhabern ist noch längst nicht vergessen.
    Jetzt die Binding-Entscheidung, die erneut viel Staub aufwirbelt. Wenn jetzt noch eine unverschämt hohe Bierpreiserhöhung erfolgen sollte, dann ist das Bier wirklich am Überlaufen. Angeblich soll es jedoch beim bisherigen Preis bleiben, dann wäre es ok.
    So einfach und engstirnig, wie es einer geschrieben hatte, dass bei höheren Preisen Leitungswasser die Alternative wäre, ist es jedoch defintiv nicht.

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  4. @ostwestfalen adler

    Was bedeutet denn komplett sterben lassen.
    Binding wird nicht in Ffm produziert. Welche Aufkleber man dann auf die Flasche macht, ist sehr sehr austauschbar.

    Aber ich glaube das ist auch nicht der Hauptaspekt der Kritik:
    Wenn du das Geld des Sponsorships + des Binding Preises anders und zwar auf die Belegschaft verteiöen würdest, dann könntest du die Belegschaft FFm wahrscheinlich noch 1 gesamtes Jahr bezahlen.

    Ich glaube darum geht es eher im Kern der Kritik.

    LG
    cCf

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  5. Mir hat Binding noch nie geschmeckt. Aber gut darum geht es ja nicht. Die Verquickungen von Werbung mit Adler und Frankfurt bei zeitgleicher Schließung am Sachsenhäuser Berg ist schon mehr als grenzwertig.

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  6. Hmm ist doch schön wie hier, wie bei manchen üblich,mit zweierlei Maß bei gleichen Dingen geurteilt wird. Ich idealisiere ja auch gerne Verein und Spieler, aber auch der letzte sollte kapiert haben das Fußball nur noch kommerziellen Ansichten folgt! Spieler unterschreiben halt lieber da , wo es ein paar Millionen mehr im Monat gibt, da ist es halt auch nicht mehr weit her mit Verbundenheit zum Verein! Und so wird es natürlich auch bei dem Vertrag mit Radeberger sein.
    Es wird sich halt nichts ändern wenn alle nur schimpfen,aber nichts passiert! Boykottiert doch einfach wenn ihr mit dem Produkt nicht einverstanden seid!

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  7. „wie bei manchen üblich,mit zweierlei Maß bei gleichen Dingen geurteilt wird“ ist auch so ne Standardfloskel von Leuten, denen es an jeglichem ethischen Kompass mangelt, um das eigene Gewissen immer schön sauber zu halten.

    Wer sagt, dass die Leute, die Oetker/Radeberger wegen deren Heuschrecken-Mentalität meiden, auf dergleichen andernorts scheißen?

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  8. @ruhrpottler

    Boykott find ich gut. Pepsi schmeckt auch!
    Klar gehts nur ums Geld- aber ich finde es nicht schlecht, dass hier auch ein bissi an die Ethik appelliert wird und Marketing-Blablabla analysiert wird.

    Am unethischsten fand ich sowieso nur den Einstieg des Sportwettenanbieters bei der SGE. Da könnten die in Zukunft auf Heroin und Kokain im Stadion bewerben – macht ähnlich abhängig 🙂 🙂
    Mir ist klar, dass das etwas überspitzt ist, aber ich fand es einfach nur Kagge!!

    CCf

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  9. Auf diesen Steilpass muss ich jetzt Mal antworten.
    Möchte Mal wissen worauf du deine These mit dem sauberen ethischen Kompass fundamentieren möchtest?
    Wäre schön wenn du mir Mal definieren würdest wie ein sauberer ethischer Kompaß auszusehen hat!
    Ccf na Drogen werden doch von SGE beworben, ob nun legale oder illegale Droge oder Gesellschaftlich anerkannt Droge bleibt Droge.
    Glaube das hat mit Ethik wenig zu tun sondern hier ist halt das Marketing des Pudels Kern!

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  10. > Wäre schön wenn du mir Mal definieren würdest wie ein sauberer ethischer Kompaß auszusehen hat

    Sich darüber informieren, was für Konzerne hinter dem Mist stecken, der 24/7 auf allen Werbeflächen angepriesen wird, wäre ein Ansatz. Muss man nicht machen – ist auch nicht falsch. Das Geschwätz von „zweierlei Maß“ kommt, so meine Erfahrung aus dem RL, geradezu durchgehend von Leuten, denen von Lohndumping und Tarifflucht bei Konzernen, die alles auffressen, was sie sich unter den Nagel reißen, bis hin zu Kinderarbeit bei der Importware alles komplett gleich ist, was in dem System falsch läuft, solange kein Nachbar bei ihnen um die Ecke einzieht, der keinen urdeutschen Nachnamen trägt.

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  11. @Ruhrpottler, gerne 😉

    In diesem Fall meinte ich, dass man nichts bewerben sollte, von dem man weiß, dass Leute in die Spielsucht getrieben werden. Das ist ja leider statistisch belegbar.

    Ansonsten muss der Verein halt wissen, von wem er Sponsorgelder möchte.
    Ich persönlich (rede da jetzt nur von mir) fände es blöd, wenn es Sponsoring von RheinMetall, Nestlé, Coca Cola etc gibt. um dir meinen „moralischen Kompass“ etwas näher zu bringen 😉

    Mir ist aber auch bewusst, dass sollte morgen Coca Cola mit einigeb Millionen winken, es zu einer Kooperation kommen wird.

    Generell sehe ich das Thema aber überhaupt nicht verbittert und will hier auch keinen reizen oder ärgern.
    Ist halt meine Meinung.

    Hoffe @ruhrpottler, dass das etwas verständlicher wurde.

    LG
    cCf

    P.S. Zu Drogen- da hast du natürlich Recht. Eintracht bewirbt Alk. Zigarettenwerbung ist schon verboten. Bin da übrigens dafür ein Werbeverbot für alle „Drogen“ auszusprechen, obwohl ich gerne mal das ein oder andere legale und illegale , annerkannte und nichtanerkannte genieße 😉

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  12. Binding schmeckt wie Laternenpfahl ganz unten……

    Warum kein Schlappeseppel?

    Schmeckt Klasse und und der Name ist Programm…..

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  13. @14 war eigentlich an 13 gerichtet den Herrn Steilpass
    Aber jeder Junkie wird wissen wo er seine Droge bekommt ob jmd dafür wirbt oder nicht und da ist es ganz egal ob für Alkohol, Zigaretten,Wetten etc. geworben wird. Bei Alkohol zum Beispiel macht wie so oft die Dosis das Gift und es spricht auch nichts gegen eine Wette ab und zu, halt im gesunden Maß!
    Jetzt zur wilden 13: Du weißt nichts von mir, meiner Meinung zu bestimmten Dingen, aber willst mich mit allgemeinen Floskeln in eine von dir bestimmte Schublade verorten! Nur weil es dann einfach in deine Ideologie passt! Ich kann leider nichts ,oder Gott sei Dank, dafür für die Leute mit denen du dich umgibst.

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  14. Hier sind ja wieder viele Experten unterwegs. Wer weiß, welche Brauereien sich nach dem Rückzug von Krombacher beworben haben? Für kleinere Brauereien ist das vielleicht eine Nummer zu groß. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die Jahresproduktion von Faust (dem regionalen Wettbewerber von Schlappeseppel) ist ungefähr so groß wie die Tagesproduktion von Bitburger. Da kann man erahnen, wie groß die Marketingbudgets dieser „Privatbrauereien“ sind.
    Ich bin kein sehr großer Fan von Binding oder früher Henninger. Aber hätten die sich mal früher auf diesem regionalen Level engagiert, wäre es vielleicht besser mit dem Produktionsstandort Sachsenhausen ausgegangen. Das schreibt jemand, der im Schatten des Henninger Turms aufgewachsen ist.

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  15. Natürlich eine ganz feuchte Geschichte allerbester Marketing-Tradition seitens Radeberger, für den Verkauf der Sachsenhäuser Liegenschaft lässt man bei den Werten natürlich jegliche Moral fahren.

    Mit Henninger wurde es vorgemacht und wir leben nunmal in Zeiten des Radrennens Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn (kotz!).

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  16. Noch ein paar Infos:
    Die Krombacher Brauerei liegt im nördlichen Siegerland. Das Binding Bier wird zukünftig in einer Tucher Braustätte in Fürth gebraut.

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  17. Binding gibts seit 1870 und die SGE seit 1899 in Frankfurt. Es hat also 124 Jahre bis zu dieser ersten, eigentlich logischen Liaison gedauert. Freut mich, dass sich nach so langer Zeit 2 UR-Frankfurter Institutionen doch noch gefunden haben. Allerdings dachte ich bislang, dass nur die Schweizer langsam seien.

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  18. Hätte man diese regionale Verbundenheit nicht so sehr hervorgehoben bei der Verkündigung, würde die Sau nicht wieder durchs Dorf getrieben werden.
    Marken sind heute doch nur noch Schall und Rauch, in den wenigstens Fällen steckt wirklich noch das drin, was die Marke suggeriert oder wofür sie mal stand. Insofern, ist mir vollkommen egal. Hauptsache die Kohle fließt ordentlich in die Vereinskasse. Und persönlich trink ich mir meine Bierchen beim Spiel ohnehin vor dem Stadion.

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  19. Binding ins Sortiment zu nehmen, ist das Eine. Das kann preisliche Aspekte haben, vielleicht geht man auch davon aus, dass der Name mit Frankfurt assoziiert wird.

    Aber die Glaubwürdigkeit unserer Eintracht wird unterminiert und ad absurdum geführt, wenn zeitgleich zur Schließung der Brauerei und zur Entlassung der Angestellten die Eintracht bewusst in den Vordergrund stellt, dass man eine Brauerei ins Boot genommen habe, die für Frankfurt stehe, genauso wie die Eintracht.

    Das ist deshalb so schlimm, weil Traditionsvereine, wie wir immer auch die moralische Karte spielen: Wir sind ehrlich gewachsen, wir halten uns natürlich auch an die Regeln des Marktes und dort sind die Reicheren den anderen überlegen, aber wir haben uns das ehrbar erarbeitet und werden nicht künstlich von außen gepampert.
    Außerdem geriert sich unsere Eintracht auch politisch als wohlgeraten, demokratiefeindliche Subjekte wie AfD -Mitglieder werden gebrandmarkt und kritisiert.

    Das ist schon schräg, wenn man sieht, wie die Ultras agieren, denn diese halten sich auch nicht an demokratische Spielregeln und Hardliner in ihren Reihen- beileibe nicht alle – in teilweise faschistoider Art und Weise Gegner ab.
    Sie sind aber in der überwiegenden Mehrheit wenigstens Eintracht -Fans und in ihrem Fan -Sein sind sie glaubwürdig.

    Unter dem Strich finde ich diese Marketing- Maßnahme, die unter den Vorzeichen als Frankfurter Angelegenheit propagiert wird, peinlich, peinlich, peinlich. so macht man viel kaputt, was man auf der anderen Seite mit guter Arbeit und viel Herzblut aufgebaut hat.

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