Ist Fisch wirklich ein geeignetes Merchandising-Produkt?

Eintracht Frankfurt boomt in den vergangenen Jahren wie kaum ein zweiter Klub in Deutschland. Sportlich wie wirtschaftlich geht es beim Verein der Bankenmetropole steil nach oben. War man vor zehn Jahren noch „die graue Maus“ im unteren Bundesliga-Mittelfeld, so ist die SGE ein Verein geworden, der dauerhaften Anspruch auf die europäischen Startplätze anmeldet, nach Dortmund und Bayern die drittmeisten Mitglieder auf sich vereint und vor allem auch eins: Ein Verein, der hunderte Millionen Euro umsetzt.

Hunderte Millionen Euro

Eintracht Frankfurt ist, wie jeder große Fußball-Verein, längst kein einfacher Sportverein mehr, der sich durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Nein, schon lange sitzt im Herzen von Europa ein großes Unternehmen. Genauer gesagt ist die Eintracht eine Aktiengesellschaft und hat in der vergangenen Saison 310,2 Millionen Euro umgesetzt. Das sind enorme Summen, die da mittlerweile durch den Frankfurter Blätterwald rauschen. Zum Vergleich: Der FC Augsburg setzte im gleichen Zeitraum etwa 90,5 Millionen Euro um, die TSG aus Hoffenheim immerhin 178 Millionen Euro. Bis Branchenprimus FC Bayern München, der im Jahr 2023 744 Millionen Euro umsetzte, fehlt der Eintracht zwar noch einiges, aber die Kurve zeigt steil nach oben.

Nun ist mit dem sportlichen Erfolg auch die Erwartungshaltung gestiegen. Erfolge sollen bestätigt, ja wenn möglich sogar wiederholt werden. Spieler werden verpflichtet, die den Anspruch haben, europäischen Fußball spielen zu wollen und all das muss finanziert werden. Der Weg, den die Eintracht dabei eingeschlagen hat, wird aber nicht von allen gutgeheißen. Alle paar Wochen veröffentlicht der Eintracht-Fanshop eine neue Modekollektion. Eintracht-Grillbücher, Apfelwein mit Eintracht-Branding und vieles mehr gibt es schon seit Jahren. Ob man es guthieß oder nicht, man konnte wenigstens sagen: Ja, das hat schon irgendwie mehr oder weniger etwas mit einem Samstag-Nachmittag zu tun. Im SGE-Hoodie Grillgut brutzeln lassen aus dem Eintracht-Grillbuch, dazu einen Eintracht-Apfelwein und mit Freunden das Bundesliga-Spiel der SGE anschauen. Ab sofort gibt es ein neues Produkt auf dem Markt: Eintracht-Lachs.

Verliert sich die SGE in ihrem Marketing aus den Augen?

Jetzt muss einfach auch mal die Frage erlaubt sein, was das denn noch mit dem Verein zu tun hat. Denkt man wirklich an Eintracht Frankfurt, wenn man sich am Sonntagmorgen ein Lachs-Filet auf sein Brötchen legt? Hätte Werder Bremen das als selbstironische Marketing-Aktion gebracht, hätten die Fanlager der Bundesliga schmunzelnd abgewinkt. Aber Eintracht Frankfurt-Lachs? Als Fan von der Eintracht muss man befürchten, bald Rasenmäher oder Fahrradspeichen im Vereinsbranding kaufen zu können und beides hätte mehr Bezug zur Eintracht als Fisch.

Auch die ganze Kommunikation rund um die Bar „Zum Jürgen“, die auf der Jürgen-Grabowski-Tribüne gebaut werden soll, ließ die Fans des Vereins kürzlich stutzig werden. Dauerkarten-Plätze werden eingestampft, um die Bar entstehen zu lassen und auch wenn die bisherigen Halter der Dauerkarten-Plätze ein Vorkaufsrecht auf Dauerkarten in dem Bar-Bereich bekamen, so lag der Preis auf einmal bei deutlich über 2.000 Euro (Vorher lag der Preis in diesem Bereich für eine Dauerkarte bei 393 bis 780 Euro). Wenn man nun bedenkt, wie schwer es ist, eine Dauerkarte zu bekommen, dann war die Aktion mindestens fragwürdig kommuniziert.

Im Netz stößt das Marketing vermehrt auf Widerstand. Der „X“- (ehemals „Twitter-) User „Balljungs“ etwa schreibt: „Langsam tut das Ganze weh… Die Eintracht und Fisch, ja ne, das passt ja mal gar nicht. Wer denkt sich solch einen Mist aus?“ Der User „coooooow“ kommentiert süffisant darunter: „Gibt’s bestimmt auch beim Jürgen inne VIP-Kneipe“.

Eintracht Frankfurt muss langsam aufpassen, die eigenen Werte durch solche Aktionen nicht billig zu verkaufen. Merchandising? Klar! 42,9 Millionen Euro verdiente die SGE im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von Fan-Artikeln. Keiner stört sich daran, wenn der Fanshop (zum Teil wirklich hochwertig produzierte) Kleidung verkauft. Auch Alltagsdinge wie Autoaufkleber, Fahnen, Handtücher oder was auch immer gibt es seit Jahrzehnten, werden gerne gekauft und nicht kritisiert. Bei Lebensmitteln wird das ganze aber langsam komisch, bei Fisch tatsächlich absurd.

Eintracht Frankfurt ist ein Verein mit herausragender Tradition. Die Fans lieben den Klub seit nunmehr 125 Jahren und eben jene Tradition ist eine der absoluten Säulen der Identität Eintracht Frankfurts. Ja, der sportliche Erfolg muss finanziert werden. Aber muss diese Finanzierung künftig wirklich über die Fischtheke laufen?

Autor Folke Müller

Folke Müller kommt aus einem Elternhaus, in dem Fußball eigentlich absolut keine Rolle spielt. Dennoch fand er seine Liebe zur Eintracht im Alter von acht Jahren. Seitdem entgeht ihm kein Spiel mehr. Erst als langjähriger Leser von SGE4EVER.de auf der Seite unterwegs, ist er seit März 2019 als Redakteur tätig. Neben der Eintracht ist seine andere große Leidenschaft die Musik, der er sich von Kindesbeinen an verschrieben hat.

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26 Kommentare

  1. Fußballverein ist heute Wirtschaftsunternehmen.

    Nicht mehr und nicht weniger.

    Ja, damals Gegentribüne war geil! Saarbrücken, Lautern, Köln, KSC geile Gegner…aber Euroliga und in der Liga vorne mit gutem Fußball ist genauso gut. Man kann die Geschichte nicht zurückdrehen und besser gegen VW und SAP gewinnen als gegen die verlieren ohne Chance!

    SGE traditionelle Anhängerschaft mit Visionären an der Spitze das passt für mich.

    Achse, Spiel ohne Ball, Spiel mit Ball, Balance, Mutiges Spiel, Durchsetzungsvermögen…gepaart mit Bisschen Kohle 🙂

    Weiter so!

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  2. Sobald Sport zu hochbezahltem Leistungssport wird, ist es kein Sport mehr, sondern Unterhaltung/Entertainment!

    Sobald ich Samstags den TV anschalte um Bundesliga zu schauen, schaue ich kein Sport mehr.

    Es ist höchstbezahltes Entertainment!

    Von und Fans finanziert!

    Und wer heute noch denkt, es geht auf dem Rasen um etwas anderes als Geld, der glaubt auch, das CDU SPD und Grüne PRO Deutsche sind….

    (Deutsche = Die hier schon länger leben)

    Hinweis der Redaktion (29.03.24, 11:16 Uhr):
    Deine ersten vier Absätze sind vollkommen in Ordnung und stellen deine Meinung dar. Bitte lasse aber zukünftig solche Politik-Vergleiche wie deinen vorletzten Absatz sein, den wir nur auf Grund deiner zusätzlichen Erläuterung in Klammern stehen lassen. Politik hat hier nichts verloren: Und dabei ist es vollkommen egal, ob rechts, liberal/mittig oder links.
    Bitte beherzige das einfach bei deinen zukünftigen Kommentaren. Danke dir. 🙂

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  3. Geld und Verein widersprechen sich ja nicht.

    Ich glaube, dass 99% der User zustimmen, dass wir ohne Geld, Sponsoren und das übliche Bundesliga-Theater nicht da wären, wo wir sind.

    Aber meiner Meinung nach hat der Verein bisher eine überdurchschnittliche Beachtung der Fanszene hinbekommen und auch – verbunden mit der eigenen Aussage „der Sponsor muss Bock auf Eintracht Frankfurt haben und zu uns passen“ – als Hauptsponsor nicht blind den Höchstbietenden ausgewählt und somit den Wert der eigenen Identität mit Augenmaß betont.

    Und ob das bei Eintracht-Lachs noch gegeben ist, ist fragwürdig. Und nur diese Frage stellt der Autor. Und zwar zu Recht. Es geht nicht um Kreis- oder Bundesliga.

    Wenn man jedes Marketing- und Sponsoring-Angebot annimmt, ist irgendwann die Identität stark verwässert (fragt mal beim BVB nach). Allerdings halte ich die Vereinsführung für wach genug, was das angeht und hoffe auf einen Ausrutscher.

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  4. @3 Hobgoblin

    Peinlich, Dein letzter Absatz. Wie sehr muss man bitte in irgendwelchen Denkweisen verfahren sein, dass man nicht müde wird, solch ein Theater immer wieder von sich zu geben.

    Regierung und Politik sind großteils von Kartoffelgesichtern besetzt wie ich und wahrscheinlich auch Du eins sind. Unwahrscheinlich, dass man sich hier selbst abschaffen will. Aber vielleicht kommt ja der große Wladimir und rettet Dich.

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  5. @ Goblin
    Ich möchte im Eintrachtforum keine Politikdiskussion mitmachen, aber diesen volksverhetzenden Leuten muss einfach klarwerden, dass sie in der Minderheit sind.

    Daher: Widerspruch zu deinem zweiten Absatz, du Honk, ohne das jetzt groß zu begründen (zu müssen).

    Deine Meinung im ersten Absatz respektiere ich ausdrücklich.

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  6. Darum geht es doch schon lange nicht mehr. Und es bringt auch nichts alle als in der Vergangenheit stehen gebliebene darzustellen.
    Jeder weiß das man den Kommerz nicht zurückdrehen kann. Aber es gilt dieses kranke Geschwür soweit zu begrenzen das es erträglich bleibt. Auch in unserer Vereinführung gibt es wohl einige die Abmelken wollen was nur geht. Und den blöden dann was von Eintracht Familie vorsabbern.
    Zurück drehen funktioniert nicht .Und man hat ja gesehen das man selbst die ULTRAS Mundtod machen kann bei diesem Thema. Das heißt wohl Zustimmung im Gegensatz werden die Straftaten toleriert???
    Und das Geld das hat selbst damals MV in Stuttgart kapiert wandert mit Zeitverzögerung in die Taschen der Legionäre und heute auch in die Taschen der Vereins Vorstände .
    Wenn die Gier Einzug hält gibt es kein halten mehr.

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  7. Ewig das Geheule wenn nach Einnahmequellen gesucht wird. Ja und dann, gibt es halt bei Nordsee ein SGE Fischbroetchen! Wenn nur mittelmaessige Kicker in der Mannschaft sind passt es euch doch auch nicht! Einfach mal rueberschauen nach US, NHL z. B. Dort gibt es deutlich mehr Wettbewerb, durch eine Vielzahl von Massnahmen.

    @ 3. Hobgoblin. So isses, nur reichlich dumme Menschen raffen es nicht.
    @ 5. SGEintracht4ever. Traeum weiter.
    @ 6. joscha. Moechte auch eine ganze Menge nicht, bekomms trotzdem reingedrueckt, so isses halt.

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  8. Super Artikel, treffende Überschrift. Es ist wie bei vielen Dingen in der Marktwirtschaft, es braucht auch die Käufer.
    Ich kaufe auch keinen Kaffee, weil ein Eintrachtadler drauf ist, ich kaufe Kaffee der mir schmeckt.
    Es sollte sich für Fans verbieten, sich in diese Bar einzukaufen. Rechnet sie sich nicht, wird es als Signal verstanden werden. Die rosa Girlieschals, die nichts mit den Vereinsfarben zu tun haben, sind ja auch verschwunden.

    Gruß SCOPE

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  9. Nur die finanzstärksten Clubs werden auf Dauer in der BL (im Fußball, „Sport“ insgesamt) eine herausragende Rolle spielen, der Rest tümmelt dahin, oder steigt ab. Den einen und anderen Ausreißer wird’s immer wieder mal geben, jedoch ohne die nötige Konstanz.
    Auch unser aktueller Tabellenplatz spiegelt das in etwa. Also ist eine Diskussion über „Für und Wider“ der Kapitalbeschaffung/Vermarktung zwar angebracht, interessant, aber sie wird kaum etwas bewirken. Deshalb ist es auch so ziemlich fast egal, woher die AG ihre finanziellen Mittel nimmt, das war/ist auch für die anderen Clubs/Konzerne moralisch nie beachtlich gewesen.
    Spass im Stadion mit einem guten Spiel unserer SGE, möglichst viel Erfolg national/international. Für die Fußballromantik bleiben die Erinnerungen an eine andere Fußballwelt. Zitat Felix Magath „Im Profifußball geht es immer nur um’s Geld“ …und damit steht er nicht alleine.
    Also, weitmöglichst vorne mit schwimmen, über Wasser halten und nicht untergehen.

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  10. Unsere Diskussion schweift ab bzw. gerät aus der Bahn. Wir driften in die Politik ab, ohne geklärt zu haben, ob es sich bei dem Lachs um Wildfang aus dem Atlantik handelt oder er aus parasitenverseuchter Massentierhaltung aus norwegischen oder chilenischen Fjorden kommt. Lieferkettengesetz eingehalten?

    Leute, es ist Karfreitag! Da bleibt die Worscht unn es Rippche im Kühlschrank. (Und der Bolide bleibt in der Garage und brettert nicht die Fechenheimer Landstraß lang.)

    Das war jetzt die Überleitung zum Thema abendländische Tradition. 🙂

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  11. Ich mag kein Frankfurter Fisch. Wo gibts Eintracht-Schnitzel oder Eintracht-Bratwurst? Und vor allem, Eintracht-Handkäs und Griesoß?
    Als ich steh ja generell auf die Eintracht-Produkte, die morgen ablaufen. Und mich würd daher interessieren, wo man am besten Eintracht-containert..?
    😉

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  12. Am Montag hätte das Bild vom Eintracht-Lachs ein Lächeln und respektvolles „Gut gemachtes Fake“ hervorgerufen, an jedem anderen Tag im Jahr ist es das genaue Gegenteil.

    Gruß SCOPE

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  13. Vielleicht ist der Hersteller ja großer Fan und wollte seinen Fisch mal in einer schönen Verpackung verkaufen? 😀

    Hier in NRW gibt es BvB Würstchen und ganz ehrlich, mir ist es völlig egal. Keiner zwingt einem zum Kaufen und der Markt wird es regeln. Ich fände es nur wichtig das es Qualität hat.

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  14. Ab April gibt´s auch Eintracht-Gras. (Max. 3 Pflanzen)

    Ich gehe davon aus, dass dies in diesem Forum zum 1. April noch offiziell verkündet wird. 🙂

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  15. OT Hut ab vor Alonso, der den Bayern und ihren monetären Verlockungen widersteht. Wie schön wäre es gewesen, hätten Kovac und Hütter es ihm gleich getan.

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  16. Mussmerdrübberedde: Fake oder nicht fake, Fisch / Lachs aus Frankfurt ist bei dem hier behandelten Thema das geringste Problem. Soweit ich weiß, ist Rhein-Main Airport der größte deutsche Fischereihafen, d.h. der mit dem größten Fischumsatz. Kann man gut finden oder schlecht, aber Bremen kommt da nicht mit. Die schlagen uns wiederum bei Hühnern.

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  17. Was für ein Gesabbel.

    Die Spieler der ersten Mannschaft kosten viel Geld, … Geld schießt bekanntlich Tore und ohne Moos ist nix los.

    Wer Tradition vor Kommerz sehen möchte, der sollte sich jedes Wochenende einem Verein der unteren Kreisligen zuwenden und dort seine Stadionwurst nebst Bier einverleiben.

    Kein aktueller und kein zukünftiger Gegen-den-Ball-Treter der ersten Mannschaft der SGE wird auch nur auf einen EURO verzichten, weil es bei der SGE eine langjährige Tradition gibt.

    Alles, was Geld bringt und somit der SGE weiterhilft, ist mir recht – auch Lachs, Fußpilzpulver oder Rektalcreme.

    Vielleicht gibt es ja bald SGE-Kondome oder SGE-Viagra ?

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  18. PS: Jeder Beischlaf zählt … und finanziert u. U. den nächsten Superstar. F***** für die SGE.

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  20. Toppmöller beraubt uns zweier Vorteile, Vorchecking, warum haben wir die Dauersprinter, und somit kamn das Publikum nicht Stimmung machen, obwohl sie mit Dauergesang natürlich dabei sind. ACTION sieht und hört sich anders an.

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