Sebastian Rode mit dem Europapokal – seinem größten Erfolg. (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Als am 21. Januar 2010 zum allerersten Mal der Spieler mit dem Namen „Rode“ für die Frankfurter Eintracht bei einem Pflichtspiel auf dem Feld steht, ahnte in Frankfurt wohl noch niemand, dass eine echte Ära startete. Bei dieser 0:1-Pleite gegen den Hamburger SV in der Abstiegssaison spielte Sebastian Rode, vor der Saison erst von den Kickers Offenbach nach Frankfurt gekommen, in der Innenverteidigung – aus der Not heraus, weil viele andere Abwehrspieler verletzt oder gesperrt waren. In den Nachfolgejahren war der Rechtsfuß eine der prägenden Figuren im Mittelfeld der SGE.

Am gestrigen Donnerstag, dem 29. Februar 2024, rund 14 Jahre später, wurde bekannt, dass diese Ära wohl geendet ist. Erneut hat sich Rode, mittlerweile Kapitän der SGE und absolute Vereinsikone, am Knie verletzt und wird wohl kein Spiel mehr für die Hessen bestreiten können – wenn auch er, ganz typisch Rode, nicht aufgeben will und nach eigener Aussage „alles dafür geben“ wolle, noch einmal mit dem Adler auf der Brust auf dem Platz stehen und den Fans der Hessen „Auf Wiedersehen“ sagen zu können.

In den Jahren zwischen diesen zwei speziellen Tagen ist einiges um den heute 33-Jährigen passiert, weshalb er oft schon als Legende der Eintracht bezeichnet wird. In dieser Zeit stand er 277 Mal für die SGE auf dem Feld, erzielte 15 Treffer und bereitete 22 weitere Tore vor.

In der Abstiegssaison etablierte sich der damals 19-Jährige in der Mannschaft der Hessen und blieb dem Klub auch in der zweiten Liga treu. Hier wurde er erneut zum Stammspieler und war am Aufstieg genauso beteiligt wie am heldenhaften Einzug in den Europapokal im Jahr darauf. Auch während der Reise durch Europa war er ein Hauptbestandteil der SGE, mittlerweile hatte er sich zu einem der begehrtesten deutschen Mittelfeldspieler entwickelt. Auch die Konkurrenz wurde auf ihn aufmerksam. Immer wieder gab es Gerüchte, um einen Wechsel zu einem absoluten Topklub, den Rode dann auch vollzog.

Im Sommer 2014 wechselte Rode zum FC Bayern, wo er in zwei Jahren 52 Spiele absolvierte. Von dort ging es 2016 zu Borussia Dortmund, um im Januar 2019 zunächst auf Leihbasis zurück zur SGE zu kommen – und sich wieder in die Herzen der Fans zu spielen. Erst war er ein wichtiger Bestandteil der Europa League-Saison, die erst im Halbfinale gegen den FC Chelsea endete. So wurde er unter anderem im Viertelfinal-Rückspiel zum Helden, als er das entscheidende Tor zum 2:0 gegen Benfica Lissabon machte. Anschließend wurde er immer mehr zur Vereinsikone, bis er 2021/2022 sogar zum Kapitän ernannt wurde. Immer wieder steuerte er nun das Spiel der SGE aus dem zentralen Mittelfeld und wurde dann immer wieder heftig vermisst, wenn er nicht spielte. Unvergessen sein Auftritt im Finale der UEFA Europa League, als Rode nach heftigem Foul an der Stirn blutete und die SGE danach mit Kopfverband unermüdlich und vom absoluten Willen getrieben zum Titel führte – so werden Helden geboren und genau so sehen Helden aus!

Immer voller Einsatz – so kannte man Sebastian Rode. (Foto: Heiko Rhode)

Aber: Seine Spielweise gepaart mit seinem unbändigem Einsatz brachten ihm auch immer wieder Verletzungen ein. Seit 2009 war Rode laut „transfermarkt.de“ 1.480 Tage bis dato verletzt und verpasste bei seinen verschiedenen Klubs daher genau 300 (!) Spiele – welch Wahnsinnszahl! Kaum auszudenken, was Rode erreicht hätte, wäre er nicht so verletzungsanfällig gewesen.

Frankfurter Held

In Frankfurt liebte man die Art und Weise, mit der Rode im Mittefeld rannte, ackerte, kämpfte, sich aufopferte, anschließend die Bälle verteilte und seinen unermüdlichen Zug nach vorne. Bestes Beispiel? Der sechste Spieltag der Gruppenphase der Champions League am 1. November 2022 gegen Sporting Lissabon. Die Eintracht war hier fast chancenlos und lag völlig verdient zur Pause mit 0:1 zurück. Nach der Pause wurde Rode eingewechselt und brachte mit seinem Elan und seiner Spielweise neuen Schwung in die Mannschaft. Das Ende vom Lied? Die Hessen gewannen 2:1, erreichten zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Achtelfinale der Champions League und Rode wurde nach nur einer Halbzeit zum „Man of the Match“ gewählt.

Aber nicht nur auf dem Platz entwickelte sich der aus Seeheim-Jugenheim stammende Rode zur Ikone, auch abseits des Platzes wurde er immer beliebter – vor allem seit seiner Rückkehr. Er präsentierte sich nahbar, als „hessischer Bub“, dem man abnahm, wie stolz er war für die SGE zu spielen. Außerdem setzte er sich immer wieder für den guten Zweck ein, war zum Beispiel als Botschafter des Landespräventionsrates Hessen für Gewaltfreiheit bei Kindern und Jugendlichen aktiv, setzte sich für Ausbildungen in Gefängnissen ein und nutzte seine Reichweite, um auf gewisse Themen aufmerksam zu machen.

Danke Seppl!

Europapokalsieger, Europapokalsieger, Europapokalsieger SGE! (Foto: Heiko Rhode)

Als klar wurde, dass sich Rode mit seiner Karriere auf dem Schlussstück befindet und diese bald beenden wird, sagte er immer wieder, dass er sehr stolz sei, Kapitän der SGE zu sein. Heute darf ich als Autor bei SGE4EVER.de und im Namen der gesamten Redaktion sagen: „Lieber Seppl, wir sind sehr stolz, dass du unser Kapitän warst und jahrelang deine Knochen für den Klub hingehalten hast. Für mich bist du ein echter Adler! Oft war ich begeistert von deinem Kampfeswillen, von deinen Antreiberqualitäten und davon, wie du das ganze Stadion mitgenommen hast, obwohl du kein Lautsprecher warst, sondern einfach alles für unseren Verein gegeben hast! Daher drücke ich dir von Herzen die Daumen, dass sich dein Wunsch erfüllt und du am letzten Spieltag vor heimischer Kulisse im ausverkauften Stadion nochmals im Adlerdress auflaufen können wirst – und wenn es nur ein paar Minuten gegen Ende des Spiels sind. Diesen Moment und diesen Abschied hättest du dir mehr als verdient, denn es würde dem gerecht werden, was du für uns, für die Eintracht und die Region getan hast! Danke für alles – Legende der Eintracht!“

Autor Florian Bauer

Florian Bauer begleitet die Eintracht seit Kindestagen. Seit ca. 15 Jahren hat er eine Dauerkarte und verpasst seitdem kaum ein Spiel der "launischen Diva". Aber auch außerhalb des Waldstadions ist er sportaffin und hat sich so über die Jahre ein fundiertes Sportwissen angeeignet. Dieses Wissen nutzt er seit Januar 2016 für SGE4EVER.de.

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16 Kommentare

  1. Lieber Florian! Vielen Dank für diese Lobrede auf einen echten Helden der SGE.
    Er hat es sich verdient.
    Ein toller Typ mit toller Einstellung zum Verein und seinem Beruf!
    Nur die SGE

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  2. lieber florian !
    Diesem tollen Artikel ist nichts hinzuzufügen. klasse. Hätte ich nicht besser schreiben können.

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  3. En Offebecher hats in Frankfurt zum Helden geschaft, wenn des net a Story iss.
    Danke dir Seppl

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  4. Sehr schöner Artikel, Florian.

    Rode…tja was soll man sagen, man könnte Seiten füllen im positiven Sinne, ein absoluter Leader auf und neben dem Feld.

    – super Spieler
    – Mentalität
    – Mr. Balance
    – Dynamik/laufstark/zweikampfstark
    – ging keinem Zweikampf aus dem Weg
    – ihm war kein Weg zu weit
    – hat sich geschunden
    – immer respektvoll auf und neben dem Feld
    – überlegter Spieler/überlegter Typ
    – Führungsspieler
    – nahm andere an die Hand
    – machte sie hierdurch besser

    Mein absoluter Lieblingsspieler…ich werde ihn vermissen :(….allerdings werde ich ihn in guter Erinnerung behalten und mich darüber freuen, ihn im Adlerdress gesehen zu haben :).

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  5. Rode hat immer alles gegeben und sich die Knochen dabei kaputt gemacht.

    Der einzige Spieler von dem ich eine Flugkopfball-Grätsche gesehen habe. Mehr Einsatz geht nicht!

    Ich hoffe er bekommt seine Verletzung soweit in den Griff, dass er nach der Karriere ein beschwerdefreies Leben führen kann.

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  6. Man sollte Rode nicht größer machen als er ist. Im Endeffekt war er auch nur ein Söldner wie viele andere. Ich erinnere nur an seinen Wechsel zum größten Kackverein, FCB. Dort dann auf dem Abstellgleis, weiter nach Dortmund gereicht. In Dortmund hat er dann auch keinen Durchbruch geschafft und die SGE hat ihn dankend aufgenommen.

    https://www.t-online.de/sport/fussball/bundesliga/id_78046060/sebastian-rode-ich-war-als-kind-schon-bvb-fan-.html

    Zitat von 2016, Rode: „Ich bin von klein auf – von Kindesbeinen an – BVB-Fan und freue mich schon deshalb sehr, dass es mit dem Transfer zu meinem Lieblingsverein geklappt hat“

    Da seh ich keinen großen Unterschied zu Andy Möller, Jermaine Jones etc.

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  7. @8:

    unfassbar dämlich manche Leute, Du wärst als Kind schon bei uns rausgeflogen, Stinkstiefel raus

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  8. nun zur Sache:

    1. ist der Seppl nicht aus Seeem, sondern „vun Hääne“ soviel Zeit muss sein, Stammverein SKV Hähnlein
    2. geboren wurde der Seppl in Seeheim-Jugenheim, wie ein Kommentator vor mir darauf kommt er wäre en Qxxebächer, keine Ahnung, aber vun dem Zeusch will ich aach…
    3. Legende der Eintracht wäre die richtige Umschreibung, einmal Adler, immer Adler

    Danke Seppl auch von Deinen vielen Freunde us Seeem

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  9. Weil er damals vom OFC zu uns gewechselt ist, denken halt manche er sei am Bieber Berg aufgewachsen. So ist die Facebook-Generation. Dumm sabbeln, Fakten verdrehen…

    Gruß SCOPE

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  10. zu @8 ich kann mir vorstellen worauf Du hinaus willst.

    Frage: Welcher Fussballprofi ist heutzutage kein Söldner? Der S.Rode hatte die Möglichkeit zum FC Bayern zu gehen. Welcher andere Spieler der Eintracht war davor für den FC Bayern schon interessant gewesen? Ich kann mich nur noch an Norbert Nachtweih erinnern.

    Unser Glück war doch eher das er so verletzungsanfällig gewesen ist so, dass wir jetzt diese Bilder von Chelsea u. Sevillia im Kopf jetzt haben. Ohne so einen Spielertyp wäre es gar nicht möglich gewesen.

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  11. @8

    Grabowski kam vom FV Biebrich, Nickel hat noch ein Jahr beim BSC Young Boys Bern drangehängt, Hölzenbein hat bei den Florida Strikers gar noch 2 Jahre drangehängt und der treue Charlie kam vom FC Dossenheim.

    Alles Spalter, alles Söldner, die zur Eintracht kamen oder die Eintracht verlassen haben, um Geld zu verdienen, oder was?

    Keiner blieb sein Leben lang beim selben Verein.

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  12. Danke Florian für diesen wunderbaren Bericht der alles aufzeigt was für Seppl die Eintracht und umgekehrt bedeutet. Der Kapitän geht als wahrer Leader. Vom Herzen wünsche ich, dass er nochmal spielen kann.

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  13. Sebastian Rode ist weit mehr als „nur“ eine Legende. Er verkörpert mit jeder Faser das, was die Eintracht heute ist. ich sprach neulich von der Eintracht-DNA die aus Leidenschaft, Wucht, Bekenntnis, Mut, Härte und Treue besteht. Seppl hat diese DNA nicht nur verinnerlicht, sondern an seine Mitspieler weiter gegeben – sie geführt, sie geleitet, sie in das System Eintracht integriert. Er ist die Verkörperung eines Kapitäns – vielleicht der beste, seit Jürgen Grabowski. Seine Verzweiflung nicht mehr für seine Eintracht aufzulaufen ist körperlich spürbar und jeder Adler leidet mit ihm. Kaum erträglich seine Tränen bei seinem letzten internationalen Spiel gegen Gilloise, mit dem traurigen Ausscheiden. Wir werden Dich und Deine Spielweise immer vermissen, Captain! Aber Du wirst immer bei uns sein! Danke für alles!

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  14. Rode ist in so vielen Belangen Vorbild und Unterschiedsspieler und das über Jahre, da ist mir das mit dem FCB und Dortmund herzlich egal. Diese Zeit hat ihn besser gemacht und beigetragen, dass er der ist, der er ist. Und er kam zurück, sah, siegte, einfach nur geiler Typ!

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