Am morgigen Samstag, den 20. Mai 2017 bestreitet die Eintracht ihr letztes Saisonspiel und begrüßt erstmalig den Tabellenzweiten aus Leipzig im heimischen Stadtwald. Doch die Eintracht tritt nicht wie gewohnt in der „Commerzbank Arena“, sondern im altbekannten „Waldstadion“ an. Da schlägt das Herz der Fußballromantiker gleich höher. Die Commerzbank verzichtet nach einem Gespräch mit der Fanvertretung, die sich derzeit für mehr Stehplätze und einen Stadionausbau einsetzt, auf die Namensrechte zum Saisonfinale gegen Leipzig.
Sowohl das Datum, als auch der Schauplatz „Waldstadion“ spielten in der historischen Laufbahn von Eintracht Frankfurt schon einmal eine bedeutende Rolle, genauer gesagt am 20. Mai 2000. Die Saison 1999/2000 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Man hatte zwar in der vergangenen Saison den Abstieg in die zweite Liga abgewendet, aber nach dem Abgang wichtiger Offensivkräfte wie Schneider, Sobotzik und Brinkmann sowie vermeintlicher personeller Ausgleiche durch finanzielle Mittel aus dem Darlehen des Sportrechtevermarkters ISPR, lief nicht alles ganz so wie erhofft. Nach einem durchaus ansehnlichen Saisonstart mit einem Sieg im DFB Pokal gegen den SC Verl (4:0) und zwei Siegen gegen Unterhaching (3:0) und Freiburg (3:2), kam die negative Wende und die Eintracht musste sich sowohl aus dem DFB Pokal verabschieden, als auch eine lange Negativserie mit nur 11 Punkten zur Winterpause in Kauf nehmen. Das bedeutete Platz 17 und die erste Konsequenz sollte folgen – ein Trainerwechsel.
Es kam die Zeit von Felix Magath als Nachfolger Jörg Bergers, der bereits in der Zeit von 1988-1991 Trainer der Hessen war und dessen Tage mit dem schlechten Tabellenplatz gezählt sein sollten. Magath, der sowohl auf Grund seiner speziellen Trainingsmethoden, als auch seiner kuriosen Sprüche („Das war europäische Weltklasse“) einen großen Namen im Fußballgeschäft besaß, übernahm kurz nach Weihnachten den Trainerposten und mit ihm startete die Eintracht, trotz enormer interner Unstimmigkeiten in den Führungsebenen eine echte sportliche Aufholjagd. Am 29. Spieltag war es soweit, die Eintracht rangierte nicht mehr auf einem Abstiegsplatz, doch dann kam doch noch der große Dämpfer.
Auf Grund von Verstößen gegen Lizenzauflagen, gepaart mit einer Strafe von 500.000 Mark, musste die Eintracht einen Punkteabzug von zwei Zählern in Kauf nehmen. Somit stand am letzten Spieltag ein erneutes Endspiel gegen den Abstieg an. Gegner vor heimischer Kulisse war hierbei der SSV Ulm, der Tabellensechszehnte, gegen den diesmal jedoch auch ein Unentschieden für den Klassenerhalt reichen sollte.
Das Endspiel gegen Ulm
Vor rund 58.000 Zuschauern und unter der Leitung von Hellmut Krug schickte Felix Magath gegenüber dem 4:1 Sieg in Leverkusen am vergangenen Spieltag eine stark veränderte Mannschaft auf den Rasen. Die Stimmung im ausverkauften Waldstadion war von Beginn an angespannt und die Eintracht nahm von Minute eins an das Heft in die Hand. Die Fans mussten bis zur 24. Spielminute warten, ehe Salou den Ball aus 5 Metern volley ins Tor bugsierte. Es schallte durch den gesamten Frankfurter Stadtwald und die Spannung stieg weiter, da nun der Aufsteiger Ulm unter Zugzwang stand und das sollte man noch spüren… Die SGE erspielte sich weitere Torchancen, doch verfiel teilweise in eine Lässigkeit, die bestraft werden sollte. In der 41. Minute war es dann soweit, der SSV Ulm machte aus seiner ersten Gelegenheit den Ausgleich, die Partie gewann wieder an Brisanz und der Klassenerhalt begann leicht zu schwanken.
Unter der Devise „nur kein Tor mehr fangen“ geriet die Eintracht in eine Phase der Verunsicherung. Fehlpässe und Ideenlosigkeit bestimmen das Frankfurter Spiel, Ulm hingegen wurde agiler und immer offensiver. Nach diversen Wechseln, setze Ulm noch einmal zur letzten Schlussoffensive an und schaffte es in der 70. Minute auch fast den Führungstreffer zu erzielen, doch traf man überhastet nur das Aluminium. Die Schockstarre, die auch auf den Rängen der Eintracht zu spüren war, löste sich nach und nach, die Fans fingen wieder an zu leben. Dies war nun auch auf dem Platz und schlussendlich bei den Spielern zu spüren. Ulm versuchte es noch einmal mit Kontern und weiten Bällen nach vorne, jedoch ertönte durch einen individuellen Fehler von Stadler, der in der 85. Minute den Sekunden zuvor eingewechselten Reichenberger an der Strafraumkante von den Beinen holte, ein Pfiff aus der Pfeife von Schiri Krug, Elfmeter, die Menge tobte. Horst Heldt fasste sich ein Herz, nahm den Ball und verwandelte zum 2:1 für die Eintracht. Das Waldstadion war nicht mehr zu halten und ein Platzsturm nicht mehr zu vermeiden.
Damit war der Klassenerhalt besiegelt, Felix Magath wurde von Fans und Spielern bejubelt und auch zum zweiten Mal ein möglicher Abstieg für Eintracht Frankfurt abgewendet.
20. Mai 2000 – Ende gut, alles gut…
Tore: 1:0 Bachirou Salou (24.), Hans van de Haar (41.), 2:1 Horst Heldt (90., Foulelfmeter)
Eintracht Frankfurt: Dirk Heinen – Jens Rasiejewski, Petr Houbtchev, Alexander Kutschera, Torsten Kracht, Horst Heldt, Alexander Schur, Bachirou Salou (66. Jan-Aage Fjörtoft), Rolf-Christel Guie-Mien (84. Thomas Reichenberger), Thomas Sobotzik (77. Uwe Bindewald), Chen Yang
SSV Ulm: Philipp Laux – Frank Kinkel (69. Dragan Trkulja), Joachim Stadler, Oliver Otto, Marco Konrad, Hans van de Haar (63. Janusz Gora), Leandro Fonseca, Oliver Unsöld, Bernd Maier (Rainer Scharinger), Rui Marques, David Allen Zdrilic
Ein Kommentar
Ich war natürlich dabei
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