VehEs ist ein kompliziertes Puzzle, welches jedes Jahr immer wieder neu zusammengefügt werden muss. Passen die Teilchen wirklich zueinander? Oder fehlt doch immer wieder ein wichtiges Puzzlestück? Bruno Hübner hat, blickt man auf den aktuellen Kader der Eintracht, schon einige Teilchen gekauft und zusammengesetzt. Und man kann durchaus sagen, dass sich das Ergebnis aktuell schon recht gut anschauen lässt. Mit Stefan Reinartz und David Abraham wurde nationale und internationale Erfahrung eingekauft, mit Luc Castaignos und Heinz Lindner zwei Wundertüten. Ferner steht das Gerüst mit Leuten wie Makoto Hasebe, Stefan Aigner, Marco Russ, Bastian Oczipka, Marc Stendera oder Haris Seferovic. Trotzdem tun sich noch immer Lücken auf im ordentlich besetzten Kader der Hessen. Die rechte Abwehrseite, der linke Flügel und die Position des Schlussmanns wollen nach Ansicht der Verantwortlichen noch optimiert werden. Trainer Armin Veh weiß, wie schwierig die Suche nach den richtigen Teilchen verläuft. Er wird aber nicht müde zu betonen, dass die Personalpolitik das Wichtigste sei. „Etwas zusammenfügen, was passt. Es gibt aber immer auch Unwägbarkeiten. Das ist so, weil man es mit Menschen zu tun hat„, beschreibt der Coach der Frankfurter die Problematik bei der Suche nach neuem Personal im Interview mit der FAZ.

Man könne zwar die Qualität eines Spielers einschätzen, nicht aber das Rundumpaket. Fühlt sich ein Spieler mit seiner Familie wohl in der neuen Stadt un Umgebung? Passt er zum Verein und zur Mannschaft? Bleibt er fit? Wie geht er in ungewohnter Umgebung mit Rückschlägen haben? Es werde immer wieder Akteure geben, die eben nicht in das Puzzle passen. Trotzdem: „Ziel muss es sein, bei der Zusammenstellung eine möglichst hohe Trefferquote zu haben. Ansonsten hat man ein Problem.“ Ein Kritikpunkt in der Vergangenheit war daher die Scouting-Abteilung des Vereins. Inzwischen aber wurde das Kicker-Sonderheft gegen Chefscout Bernd Legien eingetauscht, der bereits Erfahrungen beim Hamburger SV und dem FC Ingolstadt gesammelt hat. „Das Ganze ist Teamwork geworden„, lobt Veh die aktuelle Zusammenarbeit zwischen allen Elementen. Nur so könne er ein Wissen über die gesamten Strukturen des Vereins haben. Der Dialog sei intensiv, „das ist schon wichtig, damit ich weiß, was da oben passiert.“ Eine hundertprozentige Sicherheit, dass dann in den 90 Minuten auf dem Feld ein Rädchen permanent ins andere greift, ist dies natürlich nicht. Gerade die Tatsache, dass der Fußball nicht zu hundert Prozent berechenbar sei, habe ihn aber schon immer gefesselt. Auch wenn er bereits viel Erfahrung gesammelt habe, genießt Veh immer wieder den Reiz der Aufgabe, eine Mannschaft zusammenzustellen.

VehAuch dies ist bestimmt ein Grund dafür, dass sich der 54jährige Augsburger eine Karriere im Vorstand noch nicht hatte vorstellen können. Die Lok, wie er sich gerne selbst  bezeichnet, hat noch genug Dampf, um die Eintracht in bessere Zeiten führen zu können. Den Posten als Trainer konnte und wollte Veh einfach noch nicht aufgeben, auch wenn sehr viel Stress mit dem Posten verbunden ist. Sabbatjahre (Thomas Tuchel und Pep Guardiola), Burnout (Ralf Rangnick) oder Magengeschwüre (Ottmar Hitzfeld) waren bei Kollegen die Folge. „Man kann diesen Job nur machen, wenn man Verantwortung übernimmt„, bewertet Veh die schwierige Arbeit als Bundesligatrainer. Er könne daher auch durchaus nachvollziehen, „wenn der eine oder andere aufhört.“ Es sei eben anstregend und auch er – man denke nur an sein letztes Interview beim VfB Stuttgart vor dem Rücktritt nach der Partie gegen den FC Augsburg – hatte schon Situationen gehabt, „dass ich müde gewesen bin.“ Aktuell aber ist von dieser Müdigkeit nichts zu spüren. Der Hundeliebhaber und ehemalige Profi wirkt frisch wie lange nicht mehr. Die Spieler herzt er offen, den Humor hat er nicht verloren und die Aufgabe wird seriös angegangen. Eine Sache aber wird er wohl auch in seiner zweiten Amtszeit bei den Hessen nicht abstellen können: „In meiner Laufbahn habe ich viele Dinge ändern können, nur eines nicht: Nach Spielen schlafe ich schlecht.“ Das Träumen will sich der selbsternannte Realist dennoch nicht nehmen lassen. Natürlich – so betont er – sei es ein Erfolg für die Eintracht, wenn sie in den nächsten zwei Jahren jeweils Elfter werde und damit die Klasse gehalten habe. „Aber mir reicht das nicht. Ich möchte kreativ denken. Ich möchte träumen, ich möchte etwas erreichen.“

Es waren eben die Momente, wie die Fahrt nach Bordeaux, „die das Ganze ausmachen. Diese Momente kannst du nur im Sport erleben. Wenn ich eine Firma hätte und am Geschäftsjahresende eine Millionen Gewinn mache, dann wäre das vielleicht okay. Aber ich werde niemals diese Emotionen haben, die man im Sport haben kann. Es sind Eindrücke, die man zusammen erlebt. Die bleiben. Das vergisst man nicht.“ Solch ein Abend wie in Bordeaux sei jedoch ein Highlight im Leben, an welches man immer, wenn es geht, zurückdenken würde. Auch deshalb möchte Veh die Chance, wieder etwas weiter oben zu landen in der Bundesliga, gerne nutzen. Es müsse das Ziel sein, sich weiter zu verbessern, wenn möglich auch den neunten Platz der Vorsaison zu übertreffen. Und vielleicht die Rolle von Borussia Mönchengladbach in den nächsten Jahren einzunehmen? Veh nimmt sich den Verein, bei dem er von 1979 bis 1983 60 Spiele bestritten und drei Treffer erzielt hat, zum Vorbild: „Die haben seit Jahren in der Personalpolitik fast alles richtig gemacht, weil sie auch das notwendig Glück gehabt haben. Die Gladbacher haben es vorgemacht.“ Können es die Frankfurter in den nächsten Jahren tatsächlich nachmachen?

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7 Kommentare

  1. Was soll man auf die letzte Frage deines wieder einmal interessanten Artikels antworten? Ja, natürlich, es wäre schön wenn … Es gehört allerdings auch hier eine Portion Glück dazu, wenn man auch nicht vergessen sollte, dass auf Dauer nur der Tüchtige Glück hat.
    Wenn Du in Deinem Thread weiter oben anführst, dass zum Erfolg gehört, dass ein Rädchen in das andere greift, dann ist das absolut richtig, und darauf wird es auch bei der SGE in Zukunft sehr darauf ankommen, ob dieses Zusammenspiel der einzelnen Rädchen greift oder eben nicht.
    Ich habe aber den Eindruck, dass in der Vereinsführung einige in den letzten Jahren dazu gelernt haben. Besonders möchte ich Bruno Hübner hervorheben, den ich am Anfang seiner Tätigkeit – hauptsächlich wegen seiner persönlichen Außendarstellung – manchmal für sehr fragwürdig eingeschätzt habe. Ich glaube aber, er hat gelernt, dass man Erfolge einfacher bekommt, wenn man nicht zuviel Prognosen abgibt und dann letztendlich immer wieder vertrösten muss. Hier ist mehr Ruhe eingezogen, in meinen Augen wenigstens. Ich meine auch, dass die Scouting-Abteilung ihre Arbeit endlich professioneller gestaltet. Ich habe das Gefühl, dass noch andere Dinge im Hintergrund wesentlich besser laufen, die wir aber so nicht mitbekommen.
    Es ist vollkommen klar, dass zum Erfolg viel Glück dazugehört, aber auch Fleiß, vor allen Dingen dass die Entscheidungsträger mit Ruhe arbeiten können und die Hauptarbeit nicht darin besteht, sich mit Intrigen auseinander setzen zu müssen.
    Und damit sind wir wieder bei den kleinen Rädchen. Wenn das Schiff SGE in ruhigen Gewässern bleibt, dann wird auch der Erfolg kommen, wenn es wieder stürmischer wird, kann der Erfolg ausbleiben.
    Warten wir es ab.

    VG

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  2. Irgendwie nervt es mich tierisch, dass jeder Verantwortliche und Spieler von den Journalisten nach der EL und CL gefragt werden.
    Sicher, wir haben schon jetzt einen sehr guten Kader zusammen, der sicherlich auch noch punktuell verbessert wird, aber da werden wieder Erwartungen geschürt, die nur schwer zu erreichen sind. Auch andere Vereine (gerade die auf Augenhöhe) haben viel Geld eingenommen und sind auf dem Markt aktiv. Hamburg und Stuttgart können sich auch wieder erholen. Es gibt einfach ein halbes Dutzend Vereine, die uns sehr weit voraus sind und dahinter ganz viele, die sich mit uns um die letzten Plätze unter den Top Ten streiten.
    Natürlich KÖNNEN wir die EL erreichen, aber ich hab inzwischen das Gefühl, dass ein nicht geringer Teil der Fans enttäuscht ist, wenn es nicht klappt. Und damit es klappt muss wirklich richtig viel zusammen passen. Die ein oder andere Mannschaft die normalerweise vor uns steht, muss schwächeln und wir mal ne längere Serie haben, in der wir gewinnen oder zumindest punkten. Die neuen Spieler müssen sich gut einfügen, die wichtigen Spieler gesund bleiben und auch die Spieler in der zweiten Reihe hart arbeiten, damit man sie bringen kann und sich nicht mit 13-14 Spielern durch die ganze Saison schleppen muss.

    Nur wenn das alles hinhaut, haben wir Chancen auf die EL. Und für die CL fehlt uns noch einiges. Vielleicht irgendwann mal, aber zurzeit fehlt es unserer Mannschaft dafür noch an Qualität und vor allem Konstanz.

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  3. Wir sind von den Erfolgen von Gladbach ungefähr soweit entfernt wie vom Mond. Man sollte mal mit dieser Träumerei aufhören und sich darauf konzentrieren erstmal die Leistung auf den Platz zu bringen. Nach der letzten Saison sollten die Spieler und Verantwortlichen doch was gelernt haben. Sobald irgendjemand das Wort „EL“ in den Mund genommen hat, wurde das nächste Spiel auf peinlichste und kläglichste Art und Weise verloren.

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  4. Ware Worte! ! Es wurde ja auch schon gesagt. Um den Platz vom letzten Jahr zu halten, muss man sich verbessern. Somit wäre Platz 9-12 ein Erfolg! Nicht mehr und nicht weniger. Nach dem letzten Jahr von der EL zu träumen ist schlicht töricht.

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  5. Also liebe Leute, als Vollbluttrainer sollte man doch den Anspruch haben, das letztjährig unter Thomas Schaaf mit einer qualitativ nicht so gut besetzten Mannschaft Erreichte ( Platz 9!) diese Jahr zu toppen.
    Man muss doch als Trainer die Geilheit siegen zu wollen vorleben…
    Aber gleich schon wieder hinzuweisen , das doch alles bis Platz 11 normal + ok sei, riecht schwer danach , sich schon im voraus ein Alibi „aufzubauen“.

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  6. danke Urlauber, sehe ich genau so..!

    jetzt haben wir wieder einen (oder auch den gleichen) Trainer, der polarisiert und, vor allem, motiviert…

    Glaubt ihr, dass die EL-Teilnahme vor 2 Jahren zustande gekommen ist, weil wir so tolle Spieler hatten? Im Leben nicht…
    Wir haben das geschafft, weil wir die positiven Dinge des Aufstiegs mitgenommen haben und, vor allem, einen Trainer hatten,
    der unsere Mannschaft hat träumen lassen. Er hat sie motiviert und stark geredet..! In meinen Augen gehört so etwas zu einem
    guten und modernen Trainer. Er muss jedes prozentpünktchen aus jedem Spieler herauskitzeln können und das kann Armin Veh,
    zumindest konnte er es im Aufstiegsjahr und im Jahr darauf!

    Ich glaube, vor allem hoffe, dass er das diesmal wieder aus unserer Mannschaft herausholen kann…

    In diesem Sinne

    Forza SGE!!!

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  7. Oh man der Mann hat nix dazugelernt.
    Diese Phrasen “ es gibt immer Unwägbarkeiten … Weil man es mit Menschen zu tun hat“ ja Herr Veh es sind Menschen und keine Hunde!
    Mit solchem sinnlosen Gequatsche hätte Veh perfekt Politiker werden können.
    Leider hat man mit Veh einen Trainer geholt nahezu ausschließlich über die Sympathie seinen Effekt hat aber er ist leider kein Trainer der fähig ist einen klaren Plan zu verfolgen, er ist kein Architekt der etwas strukturiert und entwickelt.
    Er kann leider nur das Material nutzen was er hat und es durch Gebabbel dazu bringen die individuelle leistungsFähigkeit abzurufen. Das ist ist aber eben nur ein Puzzleteil welches für den Aufbau von etwas nachhaltigem zu wenig ist.

    Er ist keiner der akribischen Arbeitern die sowohl im Ganzen wie im Detail etwas strukturieren und überblicken können!

    Aber das wird sich sofort deutlich zeigen sobald der erste Hype wegen schlechter Ergebnisse und fehlenden Lösungen vorüber ist.
    Dann sieht man den Bordeaux Armin wieder mit klaren Augen und nicht mehr geblendet von der alten Europa Euphorie .

    Wie gesagt 20 Spieltage max und Veh ist ein für allemal Geschichte in Frankfurt !

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