Die Eintracht musste nach der kurzen Winterpause zum ersten Mal auf ihre drei Afrika-Cup-Reisenden Ellyes Skhiri, Farés Chaibi und Omar Marmoush verzichten. SGE-Trainer Dino Toppmöller war also trotz der beiden Neuzugänge Sasa Kalajdzic und Donny van de Beek erneut zum Improvisieren gezwungen. Beide Neuzugänge sollten trotz wenig Spielpraxis gleich starten und präsentierten sich sofort als echte Verstärkung. Auch wenn die Hessen in Leipzig vor allem zum Verteidigen gezwungen waren, war es die Mentalität, die Leidenschaft und der Teamspirit, der sie am Ende einen verdienten Auswärtssieg einfahren ließ. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Statistiken können auch lügen

Die Frankfurter kamen sofort gut in die Partie und waren von Beginn an hellwach. Frühes Anlaufen, gemeinsames Verschieben und konzentriertes Verteidigen führte gleich zu einigen Ballgewinnen. Eine dieser Aktionen nutzte Niels Nkounkou mit einer sensationellen Flanke auf den einlaufenden Ansgar Knauff, der trocken zum 1:0 einnetzte. Endlich war es einmal umgekehrt: Während sonst die Gegner in einer unglaublichen Regelmäßigkeit ihre ersten Torchancen zur oft unverdienten Führung nutzten, waren es dieses Mal die Adlerträger, die ihre erste Gelegenheit mit ungewohnter Effizienz nutzten. Was sich danach entwickelte, war zwar vor allem eine Abwehrschlacht, aber trotz der drückenden Überlegenheit der Leipziger, waren es vor allem die Hessen, die hin und wieder gefährliche Nadelstiche setzen konnten. Mario Götze hatte beispielsweise die große Gelegenheit die Führung auf 2:0 auszubauen und verpasste knapp. Leipzig war in der Folge zwar spielerisch überlegen, aber dieses Spiel war ein Musterbeispiel dafür, dass die Statistiken am Ende völlig egal sind. Die Eintracht hatte nur 37 Prozent Ballbesitz, gerade einmal 5:31 Torschüsse und 4:15 Ecken und doch hatte man nie das Gefühl, dass die Leipziger zu wirklich zwingenden Gelegenheiten kamen.

Koch als Abwehrchef einer überragenden Defensive

Robin Koch, der seinen Vertrag erst kürzlich verlängerte, bewies einmal mehr, weshalb er trotz seiner kurzen Zeit in Frankfurt bereits so unersetzlich für Toppmöller geworden ist. Er hatte mit 14 Balleroberungen die mit Abstand meisten an diesem Nachmittag und konnte mit neun Klärungsaktionen auch die meisten in Reihen der SGE vorweisen. Zudem hat er ein gutes Gespür dafür, wann er in den Zweikampf gehen muss und gewann gegen Leipzig 80 Prozent seiner direkten Duelle. Die Leipziger, die den Spielaufbau der Adlerträger früh störten, konnten bei Koch allerdings keinen gefährlichen Ballgewinn erlangen, denn der Abwehrchef brachte 36 seiner 39 Pässe an den Mann und hat mit 90 Prozent Passquote über die gesamte Saison gesehen auch die beste Bilanz der Eintracht. Aber nicht nur Koch war ein Garant dafür, dass die frühe Führung halten sollte, auch Tuta und Willian Pacho standen Koch in nichts nach und klärten die entscheidenden Situationen. Besonders erfreulich war zudem die Defensiv-Leistung von Nkounkou. Auch wenn noch immer nicht alles gelingen sollte und hin und wieder Probleme mit dem Stellungsspiel erkennbar waren, war die defensive Leistung des Franzosen ein großer Schritt nach vorne. Er agierte hochkonzentriert, konnte mit einigen perfekt getimten Grätschen glänzen und ließ Leipzig über seine Seite kaum eine Chance. Am Ende war es aber vor allem das Kollektiv, dass zu dieser starken Defensivleistung führte. Angefangen im Sturm, über das Mittelfeld, in dem vor allem Götze erneut in der defensiven Rolle glänzte, sollte die gesamte Mannschaft an diesem Nachmittag bereit sein, zu leiden. Die viele Laufarbeit, der ständige Druck des Gegners und doch ließen die Hessen sich nicht beirren und hielten die eigene Konzentration bis zum Schluss hoch.

Der perfekte Start ins neue Jahr

Neben den 27 Punkten, die die Frankfurter nun nach der Hinrunde aufweisen können, war der erste Auswärtssieg in Leipzig überhaupt, ein wichtiges Zeichen für das neue Jahr. Trotz der Abwesenheit von drei Stammspielern gelang es Toppmöller eine schlagfertige Truppe aufzustellen und bewies das richtige Gespür. Es muss nicht immer Ballbesitz und die dominante Spielweise sein, die Mannschaft ist inzwischen auch in der Lage, anstrengende Defensivarbeit zu verrichten und so zum Erfolg zu kommen. 20 Gegentore nach 17 Spielen, fünf Spiele zu Null – Toppmöller ist es trotz einiger Defensiv-Aussetzer gelungen, das defensive Gerüst enorm zu stabilisieren und zu einer großen Stärke zu machen. Mit Kalajdzic und van de Beek haben die Hessen zudem zwei Top-Neuzugänge. Auch wenn es bei Kalajdzic nur für 60 Minuten reichte, war das neue Element, welches er in das Spiel der Adlerträger bringt, sofort sichtbar. Festmachen von langen Bällen, Fixpunkt in der Offensive und zudem enorm hilfreich beim Verteidigen von gegnerischen Standardsituationen. Die Statik des Spiels veränderte sich nach seiner Auswechslung enorm und bewies, dass er das Spiel der Eintracht besser macht. Van de Beek konnte sofort mit seiner Giftigkeit überzeugen. Er wirkt ein bisschen wie Kristijan Jakic von seiner Aggressivität her, bringt aber deutlich mehr spielerische Klasse mit. Auch wenn er sich nach seiner Zeit in England noch etwas an die kleinlichen deutschen Schiedsrichter gewöhnen muss, zeigte auch er gleich, dass er die SGE besser macht. Der Sieg zum Auftakt bringt den Frankfurtern nun großes Selbstbewusstsein. Die Mannschaft hat sich selbst bewiesen, dass sie auch ohne die Afrika-Cup-Spieler auf höchstem Niveau bestehen kann und es schnell gelingen kann, die neuen zu integrieren. Der Spirit im Team stimmt und macht schon Lust auf mehr. Nun wird es darauf ankommen, auch gegen die vermeintlich kleineren Gegner wie Darmstadt am kommenden Wochenende zu bestehen, um sich weiter oben in der Tabelle festzusetzen.

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11 Kommentare

  1. Weil auch der Schiedsrichter im Artikel erwähnt wird. Ich hatte das Gefühl, dass er der Eintracht nicht abgeneigt war. Das bringt mich zu der hier berechtigterweise gelobten Defensivarbeit, allerdings war manchmal im 16er zu viel Risiko dabei, mit hohem Tempo in die Parade fahren, nicht so gut diese Idee.

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  2. Es war eines dieser Spiele, die noch zwei Stunden hätten laufen können, ohne dass die Leipziger ein Tor geschossen hätten, was die Leistung der Mannschaft nicht schmälern soll. Eine tolle (ohne B04) teils sensationelle, auf jeden Fall aber nervenzerfetzende Schlussphase der Hinrunde, die nach den Spieltagen 16 und 17 auf einem besseren Tabellenplatz endete als von 1 – 15.

    Mir reicht das für Rückrunden-Optimismus, auch wenn die Afrikaner erstmal absent sind.

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  3. Glückwunsch. Ein dramatisches und auch kurioses Spiel. Manchmal kommt alles zusammen. Wir waren auch schon mal drückend feldüberlegen und haben verloren. Das kommt vor. Nun hat es mit RB keinen falschen getroffen^^
    Alle meine Freunde, die Fans anderer Clubs sind, gönnen uns den Sieg. Nice.

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  4. Einfach ein starkes Spiel, ohne dabei ein Feuerwerk abgeliefert zu haben! Und immer im Hinterkopf behalten, dass wir ohne unsere starken Afrika-Cup Jungs gespielt haben. Das macht die gestrige Leistung noch beeindruckender. So habe ich für die nächsten Spiele keine großen Sorgen. Jetzt mit 3 Punkten gegen Darmstadt den Rückrundenstart vergolden und oben festsetzen.

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  5. Ist Ägypten so stark das die auf unseren Omar verzichten können? Sitzt nur auf der Bank….

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  6. @ wutzespeck

    Genauso ist es auch mir gestern ergangen. Auch ohne viele Torchancen unsererseits, dafür aber alleine wegen der Defensivleistung hat mir das Spiel extrem gefallen.

    Ich finde vor allem das Nkounkou immer besser wird und es gestern, wie alle anderen in der Defensive, ein extrem gutes Spiel gemacht hat.

    Sofern die Defensive es schafft auf dem Level weiter zu performen, und zum Sasa noch Omar dazukommt, dann schließe ich nicht aus dass wir bis zum Schluss an den CL Plätzen dran bleiben. Ich glaube sogar fest daran dass der VfB nicht mehr ganz an die Hinrunde anknüpfen kann und am Ende bis Platz 6 oder 7 durchgereicht wird. Somit wird da oben noch ein Plätzen frei.

    In diesem Sinne euch allen noch einen schönen Sonntag.

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  7. Marmoush macht nach 20 Minuten schon einen total ausgepumpten Eindruck. Er ist wohl das Wetter in Afrika nicht mehr gewohnt. 🙂

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  8. Für mich gestern das wichtigste, wie sich die Mannschaft präsentiert hat.
    Mit guter Fitness, vorbildlichem Einsatz, Besonnenheit, konstant über die gesamte Spielzeit.
    Natürlich kann auch mit solch einem Auftreten nicht alles weg verteidigt werden, aber wir haben uns auch das nötige Glück redlich verdient. Dass das Spiel einen guten und somit auch objektiven Leiter hatte, darf auch mal erwähnt werden. Sollte eigentlich normal sein, aber öfters hatten wir diese Neutralität nicht. Somit eine umfassend gelungene Reise nach Leipzig.

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  9. Wir hatten schon so viele unglückliche Spielverläufe gegen uns, da sei uns auch mal etwas Glück vergönnt.
    Komisch, dass erst Dino drauf gekommen ist, dass die Abwehr Grundlage des Erfolges ist.

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  10. Bei aller Euphorie, aber die Aussage, dass die Statistik auch „Lügen kann“ finde ich nach diesem Spiel unangebracht.

    Sicherlich war nicht jeder Schuss gefährlich aber alleine der Kopfball von Openda, den Trapp sensationell hielt und die Aktion in der Openda alleine vor Trapp stand (wäre kein Abseits gewesen), Trapp stehen blieb und dann sehr gut parierte, waren zwei Hochkaräter. Openda wurde zudem einmal überragend über die Grundlinie eingesetzt und setzte den Ball drüber oder sesko traf den Ball nicht richtig nachdem Openda (der Kerl hatte wirklich einige Aktionen) sehr gut quergelegt hat.

    Nicht falsch verstehen, der Sieg war überragend und sehr wichtig aber man muss die Dinge sauber einordnen und wenn man das macht, dann waren das glückliche drei Punkte!

    Das schmälert überhaupt nicht unsere Leistung, die war völlig in Ordnung aber ohne eine Option Glück geht es in unserer aktuellen Phase auch nicht in Leipzig (Die meisten anderen in der Liga hätten das Spiel in Leipzig verloren was schon zeigt wie gut und stabil wir mittlerweile stehen).

    Ich hoffe nun auf einen weiteren Verteidiger in der Winterpause, denn Tuta hat einige Male gewackelt und auf einen weiteren Offensivakteur um auch nach Wechseln ausreichend Entlastung zu bekommen, was mit Hauge und aktuell Ngankam leider nicht wirklich möglich ist.

    Abgesehen davon, ist die Lage der Dinge um die SGE wirklich top. 27 Punkte, Platz 6 nach diesem Umbruch im Sommer…große Klasse, weiter so, nicht nachlassen und immer kritisch bleiben wo angebracht (Thema Zahlen lügen).

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