“Ich habe derzeit ein ganz anderes Lebensgefühl, wenn wir so weit oben stehen. Ich bin jeden Morgen glücklich.” Armin Reutershahn, Co-Trainer der Frankfurter Eintracht, ist im Sommer nach rund sieben Jahren wieder an den Main zurückgekehrt. Der 56-Jährige stand von Januar bis Juni 2016 noch bei dem kommenden Gegner, der TSG Hoffenheim, unter Vertrag. Er kam damals zu einer Zeit nach Sinsheim, als der Coach Huub Stevens hieß und der Klub den vorletzten Tabellenplatz bekleidete. Der Niederländer trat jedoch nach einer 0:2-Niederlage im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 aus gesundheitlichen Gründen zurück und wurde durch Julian Nagelsmann ersetzt. Der damals 28-Jährige Coach ist inzwischen einer der Trainer-Stars in der Liga.
Reutershahn durfte einige Monate mit ihm zusammenarbeiten. Nach anfänglicher Überraschung stellte sich schnell heraus, welch großes Talent die Kraichgauer in ihren eigenen Reihen im Jugendbereich hatten: “Er hat Spielformen trainiert, die ich so nicht kannte. Nach der ersten Ansprache und dem ersten Training von ihm, wusste ich, dass das voll passen wird.” Während sein Vorgänger Stevens sehr defensiv orientiert spielen ließ, rückte Nagelsmann die Offensivkünste wieder in den Vordergrund. “Der Verein ist insgesamt nach vorne ausgerichtet, auch in der Jugend wird das schon forciert.” Mit Niklas Süle, Jeremy Toljan oder Philipp Ochs trainierte Nagelsmann Akteure, die er bereits aus seiner Zeit als Jugendtrainer kannte: “Sie haben ihn mitgetragen und auch die älteren Spieler, wie Eugen Polanski oder Pirmin Schwegler, haben ihn unterstützt.”
Inzwischen zeigen sich die Hoffenheimer gut erholt von der letzten Spielzeit, als sie bis zum 33. Spieltag noch um den Klassenerhalt bangen mussten. Die Kraichgauer sind noch ungeschlagen und besiegten zuletzt den 1. FC Köln mit 4:0. Schnell, gradlinig, stark in der Verteidigungsarbeit und variabel im Spiel nach vorne – es liest sich fast wie eine Kopie von der Eintracht, die sich gar erst in allerletzter Sekunde in der Bundesliga hielten und seitdem eine ähnliche Entwicklung nahmen. “Sie kommen mit einer breiten Brust zu uns”, warnt Reutershahn und baut darauf, dass die Defensive der Hessen erneut gegen einen offensivstarken Gegner stabil steht. “Gegen Borussia Dortmund, den FC Schalke 04 oder Bayer 04 Leverkusen haben wir die Angreifer auch gut unter Kontrolle bekommen”, so der gebürtige Duisburger.
Reutershahn: Platzmangel in Frankfurt vs. Luxus in Hoffenheim
Die Eintracht muss sich derzeit nicht verstecken – zumindest nicht auf dem Feld. Anders sieht es neben dem Platz aus. Trainer Niko Kovac sagte in einer spektakulären Pressekonferenz vor einigen Wochen, dass “alles aus den Nähten platzt.” Reutershahn kann diesen Eindruck bestätigen: “Als ich vor sieben Jahren gegangen bin, war der Stab noch kleiner und es gab viel weniger Mitarbeiter. Wir brauchen so viele neue Geräte und haben kaum Platz.” Er vergleicht die Gegebenheiten mit denen in Sinsheim: “Die haben Räume für ihren Trainerstab, eine überdachte Laufbahn, wo die Werte gleich gemessen werden oder ein Schwimmbad mit absenkbarem Boden. Das sind Möglichkeiten, die wir hier nicht haben.”
Und dennoch holen die Frankfurter derzeit das Optimale aus ihren Möglichkeiten heraus. In Zusammenarbeit mit den Brüdern Niko und Robert Kovac wird der Verein auf sportlicher Ebene weiterentwickelt. Reutershahn ist hochzufrieden, dass er den Weg zurück nach Frankfurt gefunden hat. Mit Niko Kovac, den er in seiner Zeit als Co-Trainer beim Hamburger SV (1997 bis 2003) kennenlernen durfte, weiß er nur positives zu berichten: “Schon als Spieler hat er über taktische Dinge geredet und über den Tellerrand geblickt.” Der Kroate sei ein sehr disziplinierter Mensch, der diese Tugend vorlebt und knallhart von seinen Spielern einfordert. Reutershahn ist froh, dass er sich für die Zusammenarbeit mit ihm entschieden hat: “Es ist genauso eingetroffen, wie ich es mir gewünscht habe. So stelle ich mir die Arbeit vor. Wir reden auch über private Dinge und das stellt mich unheimlich zufrieden.”
Kovac: Vertragsverlängerung am Donnerstag?
Der gebürtige Duisburger hofft darauf, dass das Gespann auch über die Saison 2017 hinaus zusammenarbeitet. Reutershahn Vertrag läuft bis 2019 – folgt die Bekanntgabe über eine Vertragsverlängerung Kovacs bis 2019 am Donnerstag? Wie aus dem Umfeld der Eintracht zu vernehmen ist, könnte die offzielle Bestätigung bei der Spieltagspressekonferenz um 13 Uhr folgen. Reutershahn knüpft seine Zukunft zwar nicht an die des 45-Jährigen, würde eine Erweiterung des Kontrakts aber begrüßen und schließt einen Wechsel, beispielsweise als Chef-Coach eines anderen Vereins, für sich aus. Er bleibt lieber in der zweiten Reihe und hilft dennoch tatkräftig mit, Spieler zu entwickeln.
Extra-Lob ür Alex Meier
Wie etwa Alex Meier. Reutershahn kennt noch die Zeit, als es hieß, der heutige Fußballgott sei der Liebling von Friedhelm Funkel gewesen und stünde nur deshalb in der Startelf. Von 2004 bis 2009 musste sich das Trainerteam ihren Torjäger gegen kritische Stimmen verteidigen. Der 33-Jährige war, zusammen mit Benjamin Köhler, der Buh-Mann der Massen, wenn es schlecht lief und wurde dafür häufiger laut ausgepfiffen. Reutershahn freut sich darüber, dass Meier 2015 Torschützenkönig wurde und seine Karriere so krönte. Er habe viel miterlebt und “ist im Alter unheimlich gereift.” Er mache alles mit, was Kovac fordert und stellt sein Ego zurück: “Er hat sein Spiel umgestellt – zu Gunsten der Mannschaft und zu Ungunsten der eigenen Tore.”
Ein Kommentar
Das ist es, AM14FG, früher nur der Spieler mit eingebautem Torriecher, jetzt der flexibelste Spieler den wir auf dem Platz haben. Trainiert er auch für den Fall dass Lukas mal vom Platz fliegt ? :-)
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