Nach der Saison ist vor der Saison: Die Eintracht hat in diesem Jahr einen weiteren Umbruch durchführt. Wie sieht die „neue Eintracht“ aus? Wie groß ist das Risiko?
Seit Niko Kovac und Fredi Bobic bei uns im Verein sind, ist die gesamte Arbeitsweise auf das Gestalten des Fußballs für die Zukunft ausgelegt. Wir wollen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten ein zukunftsfähiges Modell und somit gute Perspektiven erarbeiten. Es wird alles genauestens analysiert und diskutiert und es werden alle Optionen durchgeplant. Wir möchten den Typus Eintracht mit den finanziellen Mitteln und sportlichen Möglichkeiten, die wir haben, konsequent durchsetzen und möglich machen. Und zwar ohne einen dominierenden Sponsor wie es bei manch einem anderen Bundesligisten der Fall ist.

Wie sah das alles in Bezug auf die aktuelle Saison aus?
Die Frage war: Wie können wir mehr Geld über Marketing erwirtschaften und dieses Geld sinnvoll in die Mannschaft bringen? Außerdem wird innerhalb unserer gesamten Organisation, also in AG und e.V., bei den Profis und in der Nachwuchsarbeit, jedes Blatt umgedreht und nach Optimierungspotenzial geschaut – egal ob das schön ist oder nicht, beliebt oder nicht. Das war mit Abstand die größte Veränderung, die ich je bei Eintracht Frankfurt erlebt habe.

Es wurde sehr viel investiert, vor allem in die Mannschaft. Wie groß ist hier das Risiko gewesen?

Sebastien Haller ist der Rekordtransfer der SGE.

Wir haben natürlich viel Geld investiert. Aber wir haben gesagt, dass wir den einen oder anderen Spieler auch einmal fest verpflichten müssen, damit wir mit ihm Transfererlöse erwirtschaften können. Die Leihe von Jesús Vallejo war natürlich toll. Gleichzeitig wussten wir jedoch auch, dass wir ihn nicht werden halten können, wenn er gut spielt. Wir haben einen Turnaround gebraucht. Wir haben Spieler gebraucht, die uns als fest verpflichtete Profis gehören, egal in welchem Alter. Daher ist es auch wichtig gewesen, nun mit David Abraham zu verlängern, der sehr viele andere Möglichkeiten gehabt hätte. Wir haben für einige Neuzugänge für unsere Verhältnisse viel Geld ausgegeben wie zum Beispiel für Sebastien Haller oder Jetro Willems. Der Grund hierfür war, dass diese zum einen Qualität in die Mannschaft gebracht haben, zum anderen können sie ihren Wert steigern und uns so auch nach ihrer Zeit in Frankfurt bereichern, wenn sie zu einem anderen Verein wechseln wollen und ablösepflichtig sind.

Der Austausch zwischen dem Riederwald und der Profiabteilung scheint auch immer besser zu klappen. Ein Verdienst von Niko Kovac und Fredi Bobic? Sehen Sie die SGE hier gut aufgestellt?
Wir leben und denken mittlerweile nur noch innerhalb eines gemeinsamen Eintracht-Kosmos. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Profis und dem Nachwuchs am Riederwald. Wir tauschen uns oft aus. Vom ersten Tag an haben Fredi Bobic und Niko Kovac in „Eintracht“ gedacht – und da gehören beide Teile, der Profibereich und die Talentförderung am Riederwald ohne Wenn und Aber zusammen. Wir wollen gemeinsam so erfolgreich wie nur irgend möglich sein.

Auch das Umfeld der SGE hat sich geändert. Es ist ruhig, fast Eintracht-untypisch. Das liegt auch am Umgang des Vereins mit den Fans und Medien.
Wir versuchen sehr transparent, sehr offen und kommunikativ zu sein, gleichzeitig müssen aber auch die wichtigen Dinge geheim bleiben. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Vertragsverlängerung mit David Abraham. Dazu stand vor unserer Verkündung nichts in der Presse. Wir kommunizieren nur noch dann die Dinge nach außen, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben und uns einig sind, dass wir das kommunizieren wollen. Das ist auch eine Frage der Verantwortung und des Vertrauens der handelnden Personen untereinander. Ich bin sehr stolz darauf, dass uns es jetzt gelungen ist, diese Kultur und Atmosphäre herzustellen. Es gibt keinen Stress und keine Aufgeregtheit mehr im und um den Verein.

Es gibt immer wieder Gerüchte um Niko Kovac und dass er Trainer eines anderen Vereins wird. Würden Sie ihm das zutrauen? Und inwiefern können Sie die Fans beruhigen?
Ich kann an dieser Stelle nur Niko Kovacs Worte selbst widergeben, die er schon des Öfteren gesagt hat: Keiner der Verantwortlichen der anderen Klubs hat jemals seinen Namen in den Mund genommen und er will seinen Vertrag bei der Eintracht erfüllen.

Sie kandieren erneut als Präsident bei der Mitgliederversammlung am 28. Januar, warum? Welche Ziele haben Sie noch, nach solch einer langen Zeit als SGE-Präsident. Geht Peter Fischer überhaupt ohne Eintracht Frankfurt?

Eintracht-Präsident Peter Fischer und SGE4EVER.de-Redakteur Florian.

Ich kandidiere wieder, das stimmt. Wir haben hier gemeinsam noch viele Projekte vor uns, die ich aktiv mitgestalten möchte. Mit konkreten Aussagen zu meinen Zielen für die kommende Amtsperiode halte ich es aber wie in all den Jahren zuvor: Zuallererst möchte ich diese den Mitgliedern mitteilen, bevor ich mich öffentlich in den Medien und in anderem Rahmen ausführlich dazu äußere. Denn die Mitgliederversammlung ist das höchste Gremium des Vereins und sie hat das Recht, aus erster Hand von mir informiert zu werden. Natürlich gibt es aber auch bekannte Ziele, die ich jetzt schon immer mal wieder anspreche, wie beispielsweise die weitere Steigerung der Mitgliederzahl.

In ihre nächste Amtszeit würde dann auch der neue Stadionvertrag fallen. Gibt es in dieser Hinsicht etwas Neues?
Axel Hellmann und ich haben uns hier schon klar positioniert. Wir stehen für mehr sozialverträgliche Preise in der Kurve. Dafür gibt es gute Konzepte. Hier ist nicht nur die Eintracht gefordert, sondern auch die Stadt, das Land und die Politik. Ich bin guter Dinge, dass dieses Projekt im Vorstand der Fußball AG gut aufgehoben ist. Und ich hoffe, dass es dann beim Jahresrückblicksinterview im nächsten Jahr etwas Positives zu verkünden gibt. (lacht)

Der Fußball verändert sich, im vergangenen Jahr mehr als gewohnt. Die Transferpreise steigen in nicht geahnter Geschwindigkeit. Was halten Sie von dieser Entwicklung? Glauben Sie, dass sich das wieder zurückentwickelt?
Ich habe damit große Probleme. Alleine schon, wenn ich meinem Sohn erklären muss, wie viel Geld 222 Millionen Euro sind. Wenn ich dann erklären muss, wie viele Menschen dafür ein ganzes Leben lang arbeiten müssen, fällt es mir schwer, dies selbst zu begreifen. Ein weiteres Problem habe ich damit, dass diese Summen nicht im Fußballgeschäft erwirtschaftet werden. Hier gibt es zum Teil externe Quellen, die scheinbar unerschöpflich sind. Wenn etwa staatliche Gelder hier investiert werden, ist das natürlich Wettbewerbsverzerrung. Ich glaube, dass wir durch die aktuellen Entwicklungen viele Werte verlieren, die wir am Fußball lieben. Denn am Ende des Tages gewinnen unter anderem auch Konzerne und Oligarchen, die ihr eigenes Ego befriedigt sehen wollen. Ich habe aber noch Hoffnung, dass es irgendwann Regularien gibt, die bei festzustellenden Verstößen greifen, die so fest und klar sind, dass sie strikt eingehalten werden müssen – und nach denen man im Notfall auch besser und knallhart bestrafen kann.

Letzte Frage: Wir suchen die drei Wünsche für die Eintracht-Familie für das Jahr 2018.
Das Wichtigste: Gesundheit. Wir haben am Fall von Marco Russ alle erlebt, wie schnell es gehen kann. Ich denke, dass Gesundheit das höchste Gut ist. Ich wünsche mir außerdem, dass wir auf dem Boden bleiben und gleichzeitig das Träumen nicht unterlassen. Ich hoffe außerdem, dass wir immer in der ersten Tabellenhälfte stehen, mit der Chance, uns kontinuierlich Platz für Platz nach oben zu arbeiten. Und was für mich ein besonderer Wunsch wäre: Wieder ins Pokalfinale nach Berlin einziehen (lächelt). Wünsche zu haben für das neue Jahr, ist jedem von uns erlaubt.

Lieber Herr Fischer, vielen, vielen Dank für ihre Zeit und die Rückschau auf das Eintracht-Jahr 2017!
Ich sage auch Dankeschön. Ich wünsche allen Eintracht-Fans und SGE4EVER.de-Lesern alles erdenklich Gute, ein gutes 2018 und viel Erfolg – egal ob privat oder mit der Eintracht.

 

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8 Kommentare

  1. Auch ich wünsche allen für 2018 nur das Beste und der Eintracht stets den Sieg. Spezieller Dank allen SGE4Ever Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Top-Job wie der Lateiner sagt 😉 Auch Danke für das nötige Fingerspitzengefühl, denn schließlich ist der Grantler ohne gelbe oder gar rote Karte hier durch Forum gesprungen! Wir sehen uns beim Finale in Berlin, mit AMFG`s Entscheidungstreffer!

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  2. Grantler, wahrlich ich sage dir, selten zuvor konnte ich deine Worte so vorbehaltlos abnicken wie diese obigen Zeilen.
    Möge der Fußballgott (Nr. 14) mit uns sein. Euch allen einen gesunden Rutsch ins Jahr 2018 und dem SGE4EVER-Team weiterhin viel Spaß, Lust und Kraft beim täglichen Arbeiten.

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  3. Flo, tolles Interview mit Peter Fischer :-).

    Wünsche Dir, meinem gesamten ehemaligen Team und allen Usern einen guten Rutsch ins neue Jahr.

    VG
    Christopher

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  4. @3 danke für den Torunarigha-Artikel 😉
    Wünsche auch allen nen guuden Rutsch!

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  5. Ein gesundes neues Jahr an alle auf der Liste, mein besonderer Dank an die sge4ever-Redaktion mit der hervoragenden journalistischen Arbeit. Macht weiter so.

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  6. Auch allen vom SGE4Ever Team und allen Usern ein gut’s Neues,
    auch dir @3 Christopher.

    Wünsche mir für unsere SGE Euroliga Teilnahme. Hab einfach mächtig Lust auf europäische Städtereisen.

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  7. Alles Gute und Gesundheit im Neuen Jahr
    an alle User
    und natürlich an das
    gesamte SGE4Ever-Team
    (großartige Arbeit – weiter so)

    Gruß aus dem Lipperland

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  8. Beste Wünsche auch von mir für 2018 an alle Leser, Schreiber und Redakteure.
    Bleibt gesund und friedlich!
    Auf ein geiles Fußballjahr……ForzaSGE

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