Die Spieler der Eintracht konnten nach dem großartigen 1:1 gegen den FC Barcelona stolz auf ihre Leistung sein und doch war ein wenig Enttäuschung spürbar. Es wäre sogar mehr als ein Remis möglich gewesen. (Bild: Heiko Rhode)

Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth ging es für die Eintracht in das absolute Highlight-Spiel der Saison. Mit dem FC Barcelona hatten die Hessen im Europa-League-Viertelfinale einen scheinbar übermächtigen Gegner zu Gast im Waldstadion. Die Eintracht spielte sich in einen beeindruckenden Rausch und konnte mit dem sensationellen 1:1 am Ende nicht einmal richtig zufrieden sein. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Die zwei Gesichter der SGE

Es könnte kaum ein besseres Beispiel für die zwei Gesichter der Frankfurter geben: Während man am vergangenen Wochenende noch gegen den Tabellenletzten der Bundesliga keine spielerischen Lösungen finden konnte, um die so wichtigen drei Punkte im Kampf um Europa einzufahren, konnte man dafür aber gegen den großen FC Barcelona plötzlich groß aufspielen. Diese Abende am Donnerstag mit Flutlicht scheinen nicht nur für die Fans eine ganz besondere Aura zu haben, sondern auch für die Spieler der Eintracht. In jedem dieser Spiele wächst das Team über sich hinaus, spielt an der Leistungsgrenze und zum Teil auch darüber hinaus. Wenig verwunderlich, dass die Frankfurter in der Europa-League weiterhin ungeschlagen sind. Dass daran nicht einmal Barcelona etwas ändern konnte, lag vor allem auch an der Spielanlage der Eintracht, die prädestiniert für starke und mitspielende Gegner zu sein scheint. Es ist inzwischen ein mehr als deutliches Muster erkennbar und es wird immer offensichtlicher, dass die Spielausrichtung ideal zu ballsicheren und aktiv am Spiel teilnehmenden Gegnern passt. Mit einer enormen Laufbereitschaft, starkem Pressing und blitzschnellem Umschalten kann die SGE auf diese Weise auch den ganz Großen extrem weh tun. Deutliche Probleme werden immer dann erkennbar, wenn der Gegner tief steht und passiv agiert. Spiegelt man das Spiel der Hessen und lässt sie bewusst zu großen Ballbesitzphasen kommen, wird ganz deutlich, woran es bei den Adlerträgern noch hapert. Mangelnde Kreativität, wenig Durchschlagskraft und im Prinzip auch der passende Abnehmer für potenzielle Flanken.

In einen Rausch gespielt

Die vorgegebene Marschroute von Oliver Glasner wurde ab der ersten Spielminute mehr als deutlich: Die Eintracht wollte Barcelona erst gar nicht in ihren Tiki-Taka-Modus kommen lassen und war extrem nah dran an den Gegenspielern. Die Spanier hatten in ihren Ballbesitzphasen kaum Ruhe und wurden durch ständiges Stören und Anlaufen immer wieder zu schnellen Entscheidungen gezwungen. Mit viel Herzblut, enormer Laufbereitschaft und einer spürbaren Leidenschaft konnte man so auch die sonst so ballsicheren Spieler von Barcelona zu Fehlern zwingen. Jeder dieser noch so kleinen Fehler sollte dann zu schnellem Umschalten führen und mit jeder gelungenen Aktion wuchs der Glaube an die Sensation. Schon in der ersten Hälfte hätten die Hessen ein oder sogar zwei Tore erzielen können, wenn nicht sogar müssen. Das ist es dann auch einmal mehr, was sich die Frankfurter vorwerfen müssen. Sie spielten sich angepeitscht von einem gewohnt unglaublichen Publikum im Stadtwald in einen echten Rausch gegen einen zuvor übermächtig scheinenden Gegner und nutzten die sich bietenden Gelegenheiten nicht effizient genug. Allein die Großchance von Djibril Sow, der aus etwa zehn Metern völlig frei vor dem Tor kläglich vergab, hätte die sichere Führung für die Adlerträger sein müssen. Erst kurz nach der Pause konnte Ansgar Knauff mit seinem Traumtor die bis dahin überlegenen Hessen belohnen. Die Führung schien die Eintracht weiter zu beflügeln und die Mannschaft spielte weiter mutig nach vorne, um die Führung idealerweise sogar auszubauen.

Bärenstarke Defensive ist nur ein einziges Mal unkonzentriert

Angeführt von Martin Hinteregger, der pünktlich zum Showdown der Saison seine Topform wiedergefunden hat, konnte die Defensive der SGE die überragende Offensive von Barcelona über weite Strecken des Spiels kontrollieren. Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang war durch den Österreicher sogar komplett abgemeldet. Aber nicht nur Hinteregger lieferte einen einzigartigen Fight, auch Tuta und Evan N´Dicka spielten in ihrem jungen Alter gegen den großen FC Barcelona groß auf. Am Ende kombinierte sich Barcelona im Grunde nur ein einziges Mal sehenswert durch die Reihen der Hessen und dieses eine Mal wurde dann auch sofort mit dem Ausgleich bestraft. Wer jedoch dachte, dass die Spanier die Eintracht unter Dauerbeschuss setzen würde, täuschte sich gewaltig. Trotz des Gegentors verteidigten die Frankfurter die brandgefährliche und mit Topspielern besetzte Offensive von Barcelona über weite Strecken auf eine herausragende Art und Weise. Selbst nach der Gelb-Roten Karte von Tuta sollte Barcelona nicht mehr so gefährlich werden können. Der eingewechselte Almamy Touré, der nach langer Zeit ausgerechnet gegen den FC Barcelona wieder zu Spielzeit kommen sollte, konnte sich trotz langer Abwesenheit nahtlos in das an diesem Abend hervorragend funktionierende Gebilde einfügen. Während man vor der Unterzahl weiter auf die erneute Führung spielte, war man mit einem Mann weniger dann doch schon zu etwas mehr Vorsicht gezwungen. Wer weiß wie das Spiel ohne diese Schwächung ausgegangen wäre? Es klingt verrückt, aber die Hessen konnten nach dem Spiel fast schon enttäuscht über das Remis sein. An diesem Abend war so viel mehr drin. Gleichzeitig kann das Team daraus den notwendigen Mut ziehen, den es braucht, um kommende Woche im Camp Nou bestehen zu können. Auch in das Rückspiel im Halbfinale gegen den FC Chelsea ist man damals mit einem Remis gereist. Vielleicht ein gutes Omen? Die Choreografie der Eintracht-Anhänger erinnerte vor der Partie an die Vereins-Legende Jürgen Grabowski, der an diesem Abend sicherlich stolz von oben auf diese Partie blickte. Vielleicht kann er den Frankfurtern auch im Camp Nou Beistand von oben leisten und nach der bitteren Chelsea-Niederlage bekommen die Adlerträger ihre Wiedergutmachung. Dazwischen wartet allerdings der zunächst vielleicht „grau“ wirkende Bundesliga-Alltag. Ausgerechnet zwischen diesen beiden Highlight-Spielen erwartet die SGE ein absolutes Endspiel um Europa. Wenn man noch einmal ernsthaft im Kampf um Europa eingreifen will, wird man gegen den direkten Konkurrenten aus Freiburg irgendwie gewinnen müssen. Ansonsten wird man in der kommenden Saison wohl leider keine magischen Donnerstag-Abende feiern können.

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10 Kommentare

  1. Nur ein einziges Mal unkonzentriert… Also welche Abwehr kann 90min gegen barcelona sagen das sie perfekt war.
    Das Tor war sehr gut rausgespielt und da trifft keiner in der Abwehr die Schuld, klar wenn der eine Schritt früher….
    Hinti is back selbst tuta kicker 4,5 hat richtig gut gespielt. So Kräfte bündeln für die nächsten Aufgaben 3punkte gegen Freiburg und dann kommen wir weiter.

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  2. Das Problem ist, das der Kader nicht die Qualität mitbringt gegen tief stehende Gegner dominant aufzutreten, Torchancen zu kreieren und diese Spiele zu gewinnen. Der Kader tut sich wesentlich leichter, wenn der Gegner mitspielt oder eben sogar spielerisch überlegen ist.

    Das ist nicht nur Eintracht-Like, sondern das ist bei allen TOP-Clubs zu sehen, die regelmässig Punkte gegen tief stehende Gegner lassen. Die Spielertypen, die alles können („Eier-Legende-Woll-Milch-Sau“), gibt es nun mal nicht und würden – wenn es sie gäbe – sicherlich nicht zu uns kommen, da wir das nicht bezahlen können oder wollen.

    Am Ende muss man vielleicht mal Glück haben, das ein Standart für uns reingeht – oder halt mal mit einem 0:0 Leben. Abgerechnet wird eh am 34.Spieltag…

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  3. Das Tor von Barca war ein Beispiel der fußballerischen Extraklasse die sie nun mal haben, der Treffer war faktisch nicht zu verteidigen. Umso Bemerkenswerter und geradezu sensationell fand ich, wie die gesamte Mannschaft sich reingeworfen und gefightet hat. Ich hoffe, dass wir diese Leistung auch in Barcelona zeigen können.

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  4. Wenn man sich Tutas Instagramstory anguckt, scheint die Vertragsverlängerung durch zu sein. Das wären super Nachrichten.

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  5. So weiter geht’s morgen im Liga Alltag. So ein ungemein wichtiges Spiel morgen, ich hoffe Glasner rotiert! Denn alleine die geistige Frische kann kurze Zeit nach so einem Highlight bei vielen nicht ganz da sein.
    Schaut man auf die Tabelle, können wir mit einem Sieg den Rückstand zu Hoffenheim auf 2 und zu Freiburg auf 3 verkürzen. Köln, Union, Mainz überholen wir auch mit einem Sieg und springen auf 7.
    Union wird nicht gegen Hertha gewinnen, Hoffenheim verliert in Leipzig.

    Das wäre sowas von großartig und wichtig, wenn wir gegen Freiburg gewinnen. Ich nehme ein dreckiges 1-0 in 90.+4.

    Forza SGE!

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  6. @6
    Du solltest mit deinen Prognosen und Wunschdenken den Spieltag erst mal auslaufen lassen.
    Weder Köln noch Union werden wir überholen falls wir überhaupt gegen Freiburg siegen sollten. UEFA Cup für das kommende Jahr haben wir vergeigt gegen Fürth, Bielefeld und CO.

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  7. Da seid ihr beide ja eng beieinander: @6 sgebn optimistisch und @7 718s pesimistisch.

    Mit dem Unterschied, dass wir eigentlich aufhören könnten weiterzuspielen, wenn es nach 718s geht.

    Ich habe noch Hoffnung, weil diese halt zuletzt stirbt und ich deshalb Anhänger der SGE bin. Dann schmecken die Erfolge umso besser.

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  8. @8

    ist es hier jetzt schon als pessimistisch einzustufen, dass man die tabelle lesen kann und rechnen kann? es ist nunmal einfach realistischer fakt, dass wir diesen spieltag weder köln noch union überholen und auch nicht auf platz 7 landen…

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  9. @bembel…
    Nein das habe ich nicht gesagt.
    Und gegen Barca war das phänomenal!
    Nur das Restprogramm ist einfach zu schwer um das aufzuholen.
    Nicht mit diesen 2 Gesichtern.

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