Nach seiner Torvorlage für André Silva trifft Bas Dost verdient auch selbst und beweist, dass er sich in dieser Saison viel vorgenommen hat. (Bild: imago images / Sven Simon)

Zum Pflichtspielauftakt der Saison 2020/2021 reiste die Eintracht nach München ins Grünwalder Stadion zum Pokal-Erstrundenspiel gegen den TSV 1860 München. Die Sechziger waren bereits in der Vorbereitung in starker Form und sind trotz der 3. Liga ein nicht nur namhafter, sondern auch starker Gegner. Die Partien der ersten Pokalrunde sind schon häufig ein Stolperstein für die Mannschaften aus der ersten Liga gewesen und auch die Hessen können ein Lied davon singen (Ulm 2018). Es geht also vor allem darum, dass die Runde überstanden wird. Gerade zu Beginn der Saison, wenn noch kein Spielrhythmus vorherrscht und man aus einer langen Pause kommt ist das keine allzu leichte Aufgabe. Das Ergebnis hat am Ende gestimmt, sodass die Frankfurter trotz durchwachsener Leistung nach dem 2:1-Erfolg in die nächste Runde eingezogen sind. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Schwache erste Halbzeit

In der ersten Hälfte war das Spiel praktisch ein Spiegelbild der Probleme der vergangenen Saison. Ein clever agierender und tiefstehender Gegner, der Umschaltmomente kaum zulässt. Die SGE war demnach gezwungen das Offensivspiel hintenrum aufzubauen und die alte Ideenlosigkeit, insbesondere im Mittelfeld war wieder deutlich erkennbar. Daichi Kamada ist noch nicht konstant genug, um dauerhaft das Spiel an sich zu reißen und es fehlt an kreativen Impulsen im Spielaufbau. Der Spielaufbau ist ohnehin gerade dann wenn Makoto Hasebe nicht spielt ein großes Problem. Es war verständlich, dass Adi Hütter sich entschloss Martin Hinteregger mit seiner Körperlichkeit gegen Sascha Mölders auf die Liberoposition zu stellen, jedoch fehlte die ordnende Ruhe des Japaners erkennbar. Trotz seines inzwischen höheren Alters ist Hasebe weiterhin der entscheidende Mann für den Spielaufbau von hinten. Es wird spannend sein wie Hütter dieses Thema zum Bundesligaauftakt lösen wird. Über die Außenbahnen ging in der Abwesenheit von Filip Kostic auch nur wenig, sodass das Spiel oftmals sehr statisch wirkte. Neuzugang Steven Zuber konnte die Rolle von Kostic im gestrigen Spiel nur selten gut ausfüllen. Er wird vielleicht noch etwas Zeit brauchen, um im neuen System und Umfeld zurechtzufinden. Immerhin Dominik Kohr konnte seinen Aufwärtstrend bestätigen und mit einigen Offensivaktionen und Distanzschüssen ein Zeichen setzen. Die Außenverteidiger standen wie bereits manches Mal in der vergangenen Saison praktiziert extrem hoch, was bei Ballverlusten die Abwehrreihe in gefährliche 1:1-Situationen brachte. Es war wichtig in dieser Phase ohne Gegentor zu bleiben und mit einem 0:0 in die Pause zu gehen, um sich neu zu sortieren.

Starker Beginn der zweiten Halbzeit

Die Frankfurter hatten sich mit Wiederanpfiff einiges vorgenommen und spielten etwa 20 Minuten genau den Fussball den sich Adi Hütter wohl vorstellt. Sicherer Ballbesitz, direktes und schnelles Kurzpassspiel und auf die entscheidende Lücke in der gegnerischen Abwehr lauern. Die bis dahin mehr oder weniger in der Luft hängenden Stürmer Bas Dost und André Silva wurden endlich in Szene gesetzt und bewiesen mit ihrem gemeinsamen Doppelschlag, dass sie in dieser Kombination ein extrem starkes Duo sind. Zunächst legte Dost mustergültig auf Silva ab, der nur noch einköpfen musste und dann revanchiert sich Silva mit einer tollen Flanke und Dost belohnte sich für seine starke Leistung im zweiten Durchgang ebenfalls mit einem Treffer. Ohnehin wirkte der oft kritisierte Dost sehr spritzig und ließ sich immer wieder fallen, um die Bälle klug abzulegen und zu verteilen. Wenn der Niederländer in dieser Saison durchgehend vom Verletzungspech verschont bleibt, könnte es durchaus sein, dass man seine wahre Leistungsfähigkeit in dieser Saison sehen wird. In der Kombination mit dem technisch starken Silva hat die Eintracht einen wirklich sehr starken Sturm. Dieser Sturm muss jedoch auch eingesetzt werden, sodass es vor allem darauf ankommt, dass die Frankfurter ihr kreatives Vakuum im Mittelfeld und Spielaufbau gefüllt bekommen. Kamada wird diese Verantwortung nicht allein tragen können und umso erfreulicher ist es, dass man mit Ayman Barkok inzwischen auch eine Alternative im Kader hat. Das Frankfurter Eigengewächs zeigt sich seit seiner Rückkehr aus Düsseldorf spielfreudig und mutig. Barkok spielt die riskanten Pässe, was bisher auch immer einen gefährlichen Ballverlust zur Folge hatte, aber er spielt diese Pässe wenigstens. Mit etwas Spielrhythmus und Vertrauen ist ihm durchaus der nächste Schritt in seiner Entwicklung zuzutrauen. Das Potential hat er allemal.

Mit Spannung in die neue Saison

Auch wenn ein Elfmeter in der Schlussphase die Löwen noch einmal in die Partie brachte, konnte die Eintracht das Spiel am Ende mehr oder weniger souverän mit 2:1 für sich entscheiden. Das wichtigste Ziel, nämlich das Weiterkommen, war erreicht und die B-Note interessiert im Pokal ohnehin niemanden. Adi Hütter hatte jedoch die Gelegenheit den ungefähren Stand seiner Mannschaft abzulesen und kann in der kommenden Woche noch einmal an wichtigen Stellschrauben drehen. Zum Auftakt der Saison erwartet die Hessen mit Arminia Bielefeld ein Aufsteiger im Waldstadion und erst nach diesem Spiel wird man wirklich wissen wie weit man bereits ist. Die teilweise Rückkehr der Zuschauer wird die Mannschaft vielleicht noch einmal beflügeln und vermutlich wird man eine viel bissigere und aggressivere Einstellung an den Tag legen. Es waren zumindest in den ersten zwanzig Minuten des zweiten Durchgangs einige Ansätze vorhanden, die auf eine gute Spielzeit hoffen lassen.

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8 Kommentare

  1. Richtig, das Weiterkommen ist das einzige das zählt. Allerdings fand ich auch schön, dass ich beide Stürmer mit je zwei Scorerpunkten belohnt haben. Barkok macht vielleicht noch den nächsten Schritt bei uns, dann wäre da auch eine gute Alternative gegeben. Insgesamt bin ich momentan relativ entspannt

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  2. “ Trotz seines inzwischen höheren Alters ist Hasebe weiterhin der entscheidende Mann für den Spielaufbau von hinten.“

    Da muss ich wirklich zustimmen, ohne Hasebe ist der flache Spielaufbau einfach nicht schön mit anzusehen und man ist irgendwie immer nervös. Auch gute flache Pässe in die Tiefe sehe ich bei den anderen Spielern der Abwehrkette eher selten.

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  3. Schön das beide Attacker ne Bude gemacht haben und sich gegenseitig aufgelegt. Ich bezweifle aber das, dass das Sturmduo infernal zusammenbleibt und stürmt. Sehe eher Ragnar neben Silva auf dem Tablet Tanzen. Nichts gegen Dost aber es fehlt die Schnelligkeit. Samurai hat den ein und anderen guten Pass gesteckt aber er muss sich gnaz klar steigern so kann man nicht bestehen. Ich mag Barkok und in Form spielt er stark zweifelsohne. Einzig seine Risikopässe. Man kann auch ab und an einen „normalen“ Pass spielen. Da hab ich das Gefühl er will sich beweisen. Zuber würde ich gerne in der Mitte mal spielen sehen. Denke einfach da wäre er besser aufgehoben. Zug zum Tor hat er ja. Kohr find ich Geil ich mag ihn. Hab ich aber schon Eweigkeiten davor geschrieben, dass wenn er das Vertrauen geschenkt bekommte das er zurückzahlt. Er scheint angekommen zu sein. Da Costa zu durchschaubar meiner Meinung und Luft nach oben. N’dicka hat seine früh Form gezeigt. Wenn er konstant die Saison liefert ist er weg. Und HintiArmee? Was soll man sagen … einen Bock geschossen danach solide und verlässlich wie man ihn kennt. Vadder hat echt Spaß gehabt und gut gespielt. Chandler wird es schwer haben meiner Meinung nach. Solider Backup mehr nicht. Ingesamt ein durchwchsendes Spiel mit sehr viel Luft. Die Muster sind genau wie letzte Saison. Hui und Pfui. Und genau das sollte Adi in den Griff bekommen. Noch einen guten Mittelfeld Spieler und die Saison kann kommen. Forza

    p.s. wer Rechtschreibfehler findet darf die gerne behalten

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  4. Ich denke, dass Laura das eigentliche Problem angesprochen hat: ein clever und tief stehender Gegner der kein Umschaltspiel zulässt stellt uns vor Probleme. Daher kann ich die ständigen Forderungen nach schnellen Spielern nicht ganz nachvollziehen. Was wir viel dringender benötigen ist ein Ballverteiler. Das was man früher als Spielgestalter bezeichnet hat. Auch die angesprochene Bedeutung von Hasebe beim Spielaufbau unterstreicht das noch. Ich hoffe darauf, dass Kamada nochmal einen Leistungssprung macht und setze auch auf eine positive Entwicklung bei Barkok. Mit Silvia, Dost, Pacienca und Ache sind wir denke ich im Sturm gut aufgestellt. Auch weil es unterschiedliche Spielertypen sind. Nur für die rechte Außenbahn würde ich mir noch einen technisch starken Spieler wünschen (gerne auch schnell).

    Da ich ein optimistischer Mensch bin, sehe ich der kommenden Saison positiv entgegen.

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  5. @ Überschrift: Find ich definitiv nicht!!! Wir haben die selben Probleme wie letzte Saison, in der Abwehr und besonders im offensiven und zentralen Mittelfeld. Man sieht wenig bis keine Fortschritte. Gegen Drittligist mühevolles 2:1. Viele andere Bundesligisten haben standesgemäß gewonnen. Harte Arbeit steht bevor und es gibt keine Ausreden mehr wegen Dreifachbelastung. Trotzdem Gruß an alle Optimisten, lass mich gerne überraschen.

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  6. @5 Aha, verstehe ! Seltsamerweise habe ich einen ganz anderen Eindruck bei den 3Ligisten gegen Bundesligaclubs der 1/2 Liga. Das ein Amateurclub aus der 5ten Liga deutlich Tore kassiert… Geschenkt ! Wo waren jetzt nochmal die „standesgemäßen“ Spiele der 3Ligisten ? Vielleicht könntest Du mir kurz helfen. Vergleichbar mit der Klasse bzw. dem Leistungsvermögen der Löwen wären das u.a. Rostock, Wehen Wiebaden, Mannheim, Magdeburg, Kaiserslautern oder auch Ingolstadt. Bin immer dankbar für Hilfestellung 🙂

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  7. Robben wird mit fortgeschrittenem Alter nicht weniger verletzungsanfällig, ist halt so. Die meisten haben dann schon die Stiefel an den Haken gehängt.
    Ob Hrustic überhaupt zum Stammspieler bei uns werden würde, Zweifel dürfen angebracht sein. Den in die Jahre gekommenen Robben konnte er jedenfalls nicht verdrängen. Das ist nicht despektierlich, sondern Fakt, wen sollte er bei uns übertrumpfen? So berauschend sind seine Leistungsdaten in der niederländischen! Liga nicht, ich hatte ihn bisher nicht im Blickfeld.
    Den Pokalsieg gg 60 konnte ich reisebedingt nicht live im TV sehen, nur die Kurzfassung.
    Das Zusammenwirken von Dost und Silva bei den Toren war jedoch echt stark und effizient, Tore zählen und das eine mehr bringt den Sieg.
    Somit war es für gestern ok, Samstag ist ein anderes Spiel.

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