16.03.2012, Fussball, 2. BL, Eintracht Frankfurt - Dynamo DresdenMarc-Oliver Kempf beim SC Freiburg, Sebastian Jung im Trikot des VfL Wolfsburg, Halil Altintop beim FC Augsburg oder Nicolai Müller in Diesten des Hamburger SV – fast wöchentlich treffen die Frankfurter auf Mannschaften, die Spieler mit einer Adler-Vergangenheit in ihren Reihen haben. In unserer neuen Serie wollen wir genauer hinschauen, wie sich unsere ehemaligen Akteure so entwickelt haben und beleuchten deren weiteren Werdegang nach ihrem Wechsel. Beginnen werden wir vom der Partie gegen den 1. FC Köln mit Matthias Lehmann.

Die Tränen nach dem bitteren Abstieg 2011 waren noch nicht getrocknet und der Saisonstart der zweiten Bundesliga nicht mehr allzuweit entfernt. Die Hessen kamen nach der bittersten Halbserie ihrer Vereinsgeschichte, mit nur 8 Punkten und 7 Treffern, mächtig ins rotieren. Heribert Bruchhagen, für viele das Gesicht dieses Niedergangs, wurde nicht entlassen, aber entmachtet. Dem Vorstandsvorsitzenden sprang Bruno Hübner zur Seite, der dann sogleich Armin Veh als neuen Trainer bei den Hessen verpflichtete und damit den Grundstein für erfolgreiche Jahre legen sollte. Zu diesem Zeitpunkt aber konnte man mit einer solch positiven Entwicklung nicht rechnen: Damals musste noch eine neue Mannschaft aufgebaut werden, denn zu diesem frühen Zeitpunkt stand noch nicht fest, ob Sebastian Jung, Sebastian Rode oder Pirmin Schwegler überhaupt bleiben würden. Marco Russ verabschiedete sich eine Woche nach Saisonstart nach Wolfsburg, Patrick Ochs war schon dorthin gewechselt.

Weil nur die wenigsten damit rechneten, dass Schwegler wirklich in Frankfurt bleiben würde, verpflichteten die Verantwortlichen Matthias Lehmann für 500.000 € vom FC St. Pauli und statteten ihn mit einem Drei-Jahres-Vertrag aus. Der defensive Mittelfeldspieler wurde mit offenen Armen empfangen, war er doch, trotz des Abstiegs der Kiezkicker, ein torgefährlicher Leistungsträger. Immerhin erzielte der damals noch 28-Jährige fünf Tore – und war somit der treffsicherste “Braun-16.09.2011, Fussball, 2. BL, Eintracht Frankfurt - Hansa RostockWeiße”. Hohe gegenseitige Erwartungen waren an diesen Transfer geknüpft, denn Lehmann verließ den hohen Norden, weil er höhere Ansprüche – nämlich schnellstmöglich wieder in der Bundesliga zu spielen – verfolgte. Manchmal kommt es dann aber anders als man denkt. Innerhalb kürzester Zeit verspielte der gebürtige Ulmer seinen Kredit bei Trainer Veh und auch beim Publikum. Seine Aktionen wirkten undynamisch, merkwürdig unkonzentriert – Lehmanns ganze Spielweise war von Lethargie und vielen Fehlpässen geprägt. Bis zum 7. Spieltag hielt der Übungsleiter noch an ihm fest, gegen Energie Cottbus musste die Neuerwerbung beim Stand von 0:2 (Endstand 3:3) dann schon nach 37 Minuten das Feld verlassen. Danach durfte der Abräumer vor der Abwehr nur noch selten spielen und musste zusehen, wie Rode und Schwegler herausragende Leistungen abriefen und ihm keine Chance mehr ließen, in die Startelf zurückzukehren. Einen letzten Hoffnungsschimmer bot nochmal der 22. Spieltag, als Lehmann gegen den FSV Frankfurt eine ordentliche Leistung abrief und sogar an einem Treffer – seinem einzigen im Trikot der Adler – beteiligt war (Endstand 6:1). Allerdings erwies sich diese Leistung nur als ein kurzes Strohfeuer. Denn schon eine Woche später setzte es eine der bittersten Pleite der damaligen Zweitligasaison. Die Mannschaft wurde vom SC Paderborn mit 2:4 überrollt und mit ihr auch der Mittelfeldspieler, der am dritten Gegentreffer direkt dran beteiligt war: “Ich war überrascht, wie schlecht wir spielen können. Das war kollektives Versagen. Das richtig Scheiße und ein herber Rückschlag”, nahm er damals im Interview mit der Frankfurter Rundschau kein Blatt vor den Mund.

Während die Eintracht sich aber noch einmal aufrappelte und letztendlich doch souverän aufstieg, war es für den Mittelfeldspieler das gefühlte Ende bei den Hessen. Lehmann konnte die in ihn gesteckten Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen und seine persönlichen Ziele nicht erreichen. Am Saisonende deshalb auch Schluss für den heute 31-Jährigen, er wechselte im Tausch gegen Martin Lanig zum 1. FC Köln. Dort ist er, nach anfänglichen Problemen, inzwischen Stammspieler und überzeugt mit ordentlichen Leistungen. Am Samstag kehrt er nun mit den Geißböcken an seine alte Wirkungsstätte zurück. An einen Ort, den er eher mit weniger guten Erinnerungen verbindet. „Wir sind zwar damals aufgestiegen, aber für mich persönlich war es eher ein verlorenes Jahr. Darum bin ich ja dann auch zum FC gewechselt, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war”, fasst der Mittelfeldspieler sein kurzes Intermezzo bei den Hessen im Gespräch mit “koeln.de” zusammen. Matthias Lehmann und Eintracht Frankfurt – es hat einfach nicht gepasst!

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