Schlitzohr Bernd Hölzenbein traf sogar im Sitzen das Tor. (Foto: imago/Sven Simon)

Die Eintracht trauert um eine seiner größten Legenden und Weltmeister von 1974: Bernd Hölzenbein. Im Alter von 78 Jahren erlag er einer schweren und langen Krankheit am gestrigen Montagabend. Mit 160 Bundesligatoren in 460 Bundesligaspielen ist er Rekordtorschütze von Eintracht Frankfurt. Karl-Heinz Körbel, ebenfalls eine Legende der SGE, ist voller Lob für Hölzenbein: „Bernd war sicherlich einer der größten Eintrachtler! Seine Schlitzohrigkeit, sein großes Herz und seine unglaublichen fußballerischen Fähigkeiten werde ich nie vergessen.“ Unvergessen bleibt für Körbel das Tor Hölzenbeins, als er im Sitzen ein Tor mit dem Kopf erzielte. SGE4EVER.de blickt zurück auf eine großartige Karriere!

1966: Der damals 20-jährige Hölzenbein schließt sich Eintracht Frankfurt an und kommt zunächst bei der U19 zum Einsatz. Nach einer Saison wird er dann zu den Profis aufgenommen.

1973: Als Spieler von Eintracht Frankfurt feiert Hölzenbein im Alter von 27 Jahren sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft, nachdem er bereits einmal für die B-Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen war. Im Freundschaftsspiel gegen Österreich wird der Frankfurter von Trainer Helmut Schön in Minute 69 eingewechselt und darf einen 4:0-Erfolg gegen das Nachbarland feiern. Insgesamt sollten Hölzenbein in 40 Spielen für sein Land fünf Tore gelingen.

Juli 1974: Hölzenbein krönt sich bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land zum Weltmeister. In sechs von sieben möglichen Partien kommt der Frankfurter zum Einsatz. Gemeinsam mit Grabowski schlägt er die Niederlande im Finale von München, vor 78.000 Zuschauern. Es war die 25. Minute des Endspiels gegen die Niederlande, die ihn deutschlandweit unvergessen machte. Als der Flügelstürmer beim Stande von 0:1 mit hohem Tempo in den Oranje-Strafraum dribbelte – und rasch zu Boden ging. Wim Jansen soll Hölzenbein gefoult haben, so sah es jedenfalls der englische Schiedsrichter Jack Taylor. Der Rest ist bekannt. Paul Breitner verwandelte den Strafstoß, Gerd Müller erzielte das Siegtor. „Klarer Elfer“, sagte Hölzenbein nur immer wieder schmunzelnd. Nationalmannschaftskollege Breitner, der mit Hölzenbein oft gemeinsam auf der linken Seite spielte, erinnert sich bei der „ARD“: „Das Besondere an Bernd war, dass er nicht ausrechenbar war. Er hat seine Dribblings mit links und rechts angesetzt und war wahnsinnig schnell“, betonte Ex-Bayern-Profi Breitner. „Es war eine ganz feine Sache, mit ihm zusammen zu spielen und die linke Seite rauf und runter zu marschieren.“ Und Hölzenbein sei für „jeden Schmäh“ zu haben gewesen, so Breitner.

August 1974: Hölzenbeins erster Titel auf Vereinsebene: der DFB-Pokal. Im Finale gegen den HSV stürmt er von Beginn an und steuert beim 3:1-Sieg ein Tor bei, welches er in der Verlängerung erzielt. Den Weg ins Endspiel ebnet Hölzenbein durch den Treffer zum 1:0 im Halbfinale gegen den FC Bayern München, welches die Hessen mit 3:2 für sich entscheiden können. Mit sechs Toren wird er zudem Torschützenkönig in diesem Wettbewerb und ist somit essenziel entscheidend für den Titelgewinn.

1975: Titelverteidigung! 1:0 heißt der Endstand im DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Körbels Treffer reicht der SGE zum erneuten Titelgewinn im deutschen Pokalwettbewerb. Hölzenbeins dritter Titel innerhalb eines Jahres. Charly Körbel schreibt in einem emotionalen Nachruf in der „FAZ“ über seinen einstigen Weggefährten: „Bernd ist immer ein Mensch gewesen, der es mit allen gut meinte, der das Gute wollte und der viel Gutes tat.“ Er sei der derjenige gewesen, „der mir als 17-Jähriger bei der Eintracht alles zeigte, erklärte, wie es in der Kabine lief“.

Bernd Holzenbein, das Schlitzohr, der auch später noch in der Eintracht-Traditionself die Schuhe schnürte.

1976: Hölzenbein wird mit Deutschland Vize-Europameister. Trotz seines Tores in der letzten Minute des Finalspiels, unterliegt Deutschland der Tschechoslowakei mit 3:5 im Elfmeterschießen. „Bernd Hölzenbein war ein überragender Fußballer und ein wundervoller Typ. Auf dem Rasen war er ein Schlitzohr, einer der Lösungen fand, die kein anderer gesehen hat“, kondolierte auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

1979: Kurios! Ein Tor im Sitzen ist ja schon außergewöhnlich genug, dieses dazu noch mit dem Kopf zu erzielen, grenzt an Unmöglichkeit. Hölzenbein macht dieses scheinbar Unmögliche allerdings möglich und trifft im Sitzen mit dem Kopf. Dazu kommt noch, dass dieses Tor ein enorm wichtiges war, brachte es die SGE im UEFA-Cup kurz vor Schluss gegen Dinamo Bukarest in die Verlängerung. Die Eintracht kam nicht nur diese Runde weiter, denn …

1980: Die Eintracht holt den UEFA-Cup! Und mittendrin statt nur dabei ist erneut Bernd Hölzenbein. Im Finale gegen Borussia Mönchengladbach, damals noch in zwei Spiele aufgeteilt, trifft er im Hinspiel zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung. Die SGE verliert trotzdem mit 3:2. Im Rückspiel ist es dann der eingewechselte Fred Schaub, der das entscheidende und einzige Tor zum 1:0 macht und Hölzenbein zum UEFA-Cup-Sieger krönt.

Ante Rebic ist im ersten Durchgang erneut die auffälligste Figur im Trikot der Eintracht.
Zwei Eintracht-Legenden im Fußball-Himmel: Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski präsentieren 2012 stolz den UEFA-Cup und DFB-Pokal. (Foto: Heiko Rhode)

1981: Die nächste Saison endet erneut nicht titellos: zum dritten mal in der Vereinsgeschichte und innerhalb von sieben Jahren gewinnt die Eintracht den DFB-Pokal. In allen drei Finalspielen steht Hölzenbein in der Startelf. Diesmal ist es der 1.FC Kaiserslautern der sich der SGE geschlagen geben muss. Mit 3:1 triumphieren die Adler gegen die Pfälzer.

Juli 1981: Hölzenbein sucht eine neue Aufgabe und wechselt nach 15 Jahren Frankfurt zu den FL Strikers in die USA. Nach zwei Jahren Amerika pausiert der Weltmeister seine Karriere.

Januar 1986: Nach dreijähriger Fußball-Abstinenz ist der FSV Salmrohr Hölzenbeins letzte Station als Spieler.

Juli 1986: Im Alter von 40 Jahren beendet Hölzenbein nach einem Jahr in Salmrohr seine aktive Laufbahn als Spieler. Er agiert anschließend als Co-Trainer in Aschaffenburg.

1988: Nach Beendigung dieser Funktion übernimmt Hölzenbein die Rolle des Vizepräsidenten bei Eintracht Frankfurt. Dieses Amt hat er bis 1994 inne und verpflichtete unter anderem Uwe Bein in dieser Zeit. Der sagte hr Info: „Bernd wollte nie im Mittelpunkt stehen. Er war kein Typ der lauten Worte und hatte für jeden Spieler ein offenes Ohr.“ Auch Dragoslav Stepanovic holte Hölzenbein nach Frankfurt. „Er ist ein Mann, der die Eintracht-Fans mit seinen Toren glücklich gemacht. Er war einer, der wusste, was er mit dem Ball auf dem Spielfeld anfangen soll. Ein Schlitzohr auf dem Platz wie kein anderer. Der als Vizepräsident wusste, wie er Eintracht führen sollte„, sagte „Stepi“ gegenüber „Fussball News“. „Danke dir, was du für die Eintracht und mich gemacht hast.“

Ex-Trainer Friedhelm Funkel (li.) im Gespräch mit Bernd Hölzenbein, damals als Scout bei der Eintracht tätig.

1994: Ab 1994 ist Hölzenbein für zwei Jahre lang als Manager bei der SGE tätig.

2004: Über Zehn Jahre lang wird Hölzenbein als Chefscout bei der Eintracht auf die Suche nach neuen Spielern gehen. Nach der Saison 2016/2017 hört er auf, begründet mit seinem hohen Alter und Stress.

2017: Eine große Ehre für den damals 71-jährigen, denn er darf sich Klubpräsentant der Eintracht nennen.

2022: Hölzenbein reist zum Finale der Europa League nach Sevilla und bejubelte den zweiten internationalen Titelgewinn der Eintracht. Es ist seine letzte große Reise mit seinem Klub.

2024: Hölzenbein verstirbt am Montagabend nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren. „Bernd Hölzenbein hat unsere Eintracht fast 60 Jahre maßgeblich geprägt. Er steht ebenso für die ‚Goldenen 1970er Jahre‘ wie für den Europapokalsieg 1980 und auch den ‚Fußball 2000‘, den unser Verein Anfang der 1990er Jahre gespielt hat und an dem er als Vizepräsident maßgeblichen Anteil hatte“, wird Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann in einer Mitteilung des Vereins zitiert. „Wir verlieren mit Bernd Hölzenbein nicht nur eine der ganz großen Identifikationsfiguren unseres Vereins, sondern auch einen loyalen Mitarbeiter und einen liebenswerten Freund.“ 

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4 Kommentare

  1. Gude Morsche!
    Vielen Dank an Sir Bernd Hölzenbein für alles, was er für unsere Sport-Gemeinschaft-Eintracht—Frankfurt getan und geleistet hat. Als Spieler, wie auch in allen anderen von ihm übernommenen Aufgaben. Ein Eintrachtler durch und durch!
    #aufjetzt
    #alleSGEben
    Nur die SGE

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  2. Ruhe in Frieden, mein „Namensgeber“.

    Vielen Dank für die Zeit und all die Tore für unsere Eintracht.

    Grabi und Holz – Eintrachts Stolz!

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  3. Habe gestern ein paar Tränen verdrückt…
    In so kurzer Zeit hintereinander nicht mehr unter uns:
    Grabi Holz Dr. Hammer und unser fliegender Zahnarzt.
    Unfassbar traurig.

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