Eine "Meckerbacke" mit feinem Füßchen. Marc Stendera.
Eine „Meckerbacke“ mit feinem Füßchen. Marc Stendera.

45mal schon lief Marc Stendera in seinen jungen Jahren für die Eintracht in der Bundesliga auf. Geht alles gut, dann kann er wenige Tage nach seinem 20. Geburtstag im Dezember bei Borussia Dortmund die 50-Spiele-Grenze überschreiten. „Das ist eine ordentliche Marke“, merkt der Mittelfeldspieler im Gespräch mit der Bild-Zeitung mit einem gewissen Stolz an. Der gebürtige Kasseler ist inzwischen eine der prägenden Figuren im System der Frankfurter geworden. Seit Sebastian Jung, dem 2010 der Durchbruch gelang, schaffte es kein Eigengewächs mehr, eine ähnliche Entwicklung zu nehmen – bis Stendera von Armin Veh eingesetzt wurde. Schon bei seinen ersten Einsätzen im Frühjahr 2013 hinterließ er einen guten Eindruck: Seine Vorlage am 30. Spieltag gegen den FC Schalke 04 – Marco Russ köpfte den Freistoß ein – brachte wichtige 3 Punkte und ließ die Träume von Europa immer weiter reifen und vier Wochen später auch wahr werden. Ein Kreuzbandriss in der Vorbereitung auf die Saison 2013/14 warf ihn dann allerdings zunächst weit zurück. In der Rückserie spielte er aufgrund der tabellarischen Situation der Hessen dann auch keine Rolle mehr. Erst im Sommer bei der U19-Nationalmannschaft, die Europameister in Ungarn wurde, blühte er wieder auf und tankte genügend Selbstvertrauen.

Unter Ex-Coach Thomas Schaaf wurde er dann Stammspieler und erzielte am 12. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach dann auch sein erstes Bundesligator (3:1). Aktuell ist Stendera, der vor zwei Wochen gegen Hannover 96 erstmals auch doppelter Torschütze glänzte (2:1), unter Rückkehrer Veh ebenfalls nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Jetzt möchte der Mittelfeldmann den nächsten Schritt gehen, „um wirklich Führungsspieler zu werden. Um voranzugehen und der Mannschaft immer helfen zu können.“ Auf dem Feld jedenfalls versteckt sich der Akteur mit dem feinen Füßchen nur selten. Mit seinen 19 Jahren übernimmt er bereits eine gehörige Portion Verantwortung und lässt sich dabei auch nicht unterkriegen. Sportdirektor Bruno Hübner sagte sogar anerkennend, dass Stendera eklig spiele. Was genau er damit meint, wisse der Offensivmann zwar nicht. Aber: „Klar, bin ich so ein Kleiner, der auch mal nachhakt und unangenehm zu bespielen ist. Weil ich nie aufhöre zu kämpfen und gern mal grätsche. Man muss zeigen, obwohl man körperlich nicht der Größte ist, dass man sich trotzdem nichts gefallen lässt.“

Teilweise aber fällt auf, dass der Nordhesse (zu) häufig den Kontakt zu den Schiedsrichtern sucht. „Das sind so kleine Gespräche, die mich auch selber motivieren„, gibt er nun offen zu. Das habe er von seinem Vater geerbt, „der war auch so eine Meckerbacke.“ Allerdings kennt die Nummer 21 der Eintracht die Grenzen, die von den Unparteiischen gezogen werden. Klar sei er emotional, allerdings werde er „nicht beleidigend!“ Stendera, dessen kleiner Bruder Nils für die U15 der Frankfurter kickt, hat schon einiges miterlebt in seinem jungen Alter. Vergangenen Sommer bei der U20 WM in Neuseeland war er einer der besten Spieler des Turniers und erzielte 4 Treffer. Nach seinem Ausfall im Viertelfinale verlor das Spiel der deutschen Nachwuchskicker an Struktur – und die Mannschaft musste nach einer bitteren Niederlage im Elfmeterschießen gegen Mali die Koffer packen.

"Papa" Veh hält viel von Strippenzieher im Mittelfeld.
„Papa“ Veh hält viel von Strippenzieher im Mittelfeld.

Eine große Pause aber hatte Stendera, der dann auch noch vorzeitig in die Vorbereitung einstieg, nicht. Dafür kam er mit ein paar Kilogramm zu viel auf den Rippen in Frankfurt an. Veh kritisierte, dass sein Schützling besser auf seine Ernährung achten und fitter werden müsse. „Es gibt Leute, die können viel essen, und haben eine Verdauung, mit der sie nicht zunehmen. Ich bin das Gegenteil. Das ist mir halt so in die Wiege gelegt worden„, weiß er um seine Probleme. Das Zunehmen gehe relativ schnell, allerdings bekomme er Hilfe von seiner Freundin, die darauf achte, „gesunde Sachen einzukaufen und zu kochen.“ Es sind diese scheinbar so kleinen Schritte, die der Hoffnungsträger der Eintracht weiterhin gehen muss.

Der Coach möchte ihn dabei unbedingt begleiten und treibt Stendera permanent an – um ihn sich in ruhigen Momenten dann und wann zu greifen und in den Arm zu nehmen. Das Vertrauen möchte dieser natürlich zurückzahlen und mit der Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen. Die selbstgesteckten Ziele vor der Spielzeit waren mutig, man wollte oben mitmischen und auch etwas träumen. „Aber„, so merkt Stendera realistisch an, „wenn es dann nicht so läuft, muss man sich andere Ziele setzen. Für uns gilt einfach jedes Spiel zu kämpfen und zu punkten. Wenn man dann genug Punkte hat, kann man wieder andere Ziele anpeilen.“ Mit einem Sieg gegen die TSG Hoffenheim könnten sich die Hessen am Samstag immerhin schon einmal ihren Abstand auf die unteren Rängen ausbauen – und mit deutlich mehr Ruhe im Umfeld in die nächste Länderspielpause gehen.

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6 Kommentare

  1. Veh sagt von sich selbst ja, dass er als Profi ein „fauler Hund“ war und hätte mehr erreichen können. Diesen Fehler soll Stendera nicht begehen, daher wird er ihn immer antreiben und sich (Veh) als schlechtes Beispiel vorhalten. Veh tut Stendera also gut!

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  2. Ja, das glaube ich auch. Stendera hat im athletischen Bereich noch Luft nach oben. Daher fand ich die Aussage von Veh mit der Ernährung auch okay. Und Stendera ist sich deseen ja auch bewusst.

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  3. ein Glück, dass wir ihn haben. Er bringt sehr viel Struktur und Ideen in unser Spiel, einfach im Moment unverzichtbar.
    Ich bin guter Dinge , dass seine Entwicklung weiter bergauf geht.
    Dabei sollte uns klar sein, dass die SGE ohne deutliche Verbesserungen in der Platzierung und realistische Dauerchancen in Europa MS in einigen Jahren nicht halten wird können. Aber das ist ein anderes Thema und kommt erst später.
    Jetzt erst mal auf nach Hoppenheim und zeigen dass wir gelernt haben aus Aue usw.
    Forza SGE !

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  4. Stendera und Medojevic zusammen auf der Doppel 6 würde mir gut gefallen, weil Medo hinten gut absichern kann und Stendera sich mehr auf den offensiveren Part konzentrieren kann.

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  5. Man stelle sich vor man stellt seinen Ideengeber auf Linksaußen und man verliert ein Spiel. Hmmmm

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