Die Englische Woche zum Auftakt des Jahres sollten die Frankfurter in München abschließen. Mit dem Spiel gegen Bayern München begann für die Hessen offiziell die Rückrunde und das ausgerechnet bei dem Gegner, der der Eintracht noch zu Saisonbeginn die Grenzen in aller Deutlichkeit aufgezeigt hatte. Die Mannschaft von Oliver Glasner hatte jedoch die richtigen Lehren aus der damaligen Schmach gezogen und überzeugte in der Allianz-Arena. Am Ende entführten die Adlerträger durch ein 1:1 einen wertvollen Punkt aus München und bewiesen, dass sie allmählich zurück zu alter Stärke finden. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Mit viel Erfahrung zurück zu alter Stabilität
Glasner stellte sein Team im Vergleich zu der Partie in Freiburg auf vier Positionen um. Kevin Trapp kehrte nach Verletzung zurück in die Mannschaft und hatte schlussendlich deutlich weniger zu tun, als er selbst vielleicht erwartet hätte. Um die Defensive zu stabilisieren entschied sich Glasner dafür mit Sebastian Rode für Daichi Kamada und Makoto Hasebe für Hrvoje Smolcic die Erfahrung zurück in die Mannschaft zu bringen. Auch Aurelio Buta durfte sein Startelfdebüt in der Fünferkette feiern. Was bei der Bewertung der beiden letzten Spiele, die defensiv alles andere als sattelfest waren, oft vergessen wurde ist, dass die Abwehr um Smolcic, Evan N´Dicka und Tuta die jüngste Abwehrreihe der Bundesliga (Durchschnittsalter 22 Jahre) gewesen ist. Es ist kaum verwunderlich, dass in dieser Konstellation Erfahrung und Routine fehlte. Um gegen den Rekordmeister zu bestehen, musste einmal mehr Makoto Hasebe (mit 39 Jahren und 10 Tagen ältester Eintracht-Spieler aller Zeiten) aushelfen. Der Japaner konnte gemeinsam mit Rode die beiden Defensivketten ordnen und die Bayern-Offensive über weite Strecken in Schach halten. Die Hessen probierten es konträr zum Hinspiel dieses Mal bewusst nicht mit einer offensiven Herangehensweise, denn dieses hohe Anlaufen und Spiel mit offenem Visier hat den Münchenern im Hinspiel so viele Räume ermöglicht, die am Ende die hohe Niederlage erst ermöglichten. Glasner setzte deshalb dieses Mal defensiv auf die gewohnte Fünferkette und eine davor positionierte Viererkette. Einzig Randal Kolo Muani konnte etwas weiter vorne und freier anlaufen, während seine Mitspieler die Räume hinter ihm konsequent zustellten. Bayern München hatte auf diese kompakte Spielweise über weite Strecken keine Antwort, während die Hessen immer wieder auf Ballgewinne und Umschaltmomente setzten.
Unglaubliche Effektivität
Auch wenn Leroy Sané eine der wenigen Chancen zur 1:0-Führung für die Bayern nutzen konnte, hatte man nie das Gefühl, dass die Frankfurter nicht jederzeit zurück ins Spiel finden könnten. Was nach “Bus parken” und “destruktive Spielweise” klingt, war in der Praxis kein typisches Spiel eines Underdogs, der sich ausschließlich hinten reinstellt und die Bälle rausschlägt. Die Frankfurter verteidigten klug und geschickt und hatten immer wieder eigene Ballbesitzphasen, in denen die spielerische Klasse zur Geltung kam. Zudem hatte Trapp im Vergleich zur letzten Saison, wo man tatsächlich eher glücklich gewinnen konnte, kaum etwas zu tun. In der ersten Hälfte fehlte den Adlerträgern noch die letzte Konsequenz im Umschaltspiel, aber spätestens mit der Hereinnahme von Kamada und Rafael Borré wurden die Hessen deutlich mutiger. Mit ihrer ersten gut ausgespielten Umschaltsituation konnte Kamada in einer Unterzahlsituation perfekt für Kolo Muani auflegen, der dann erneut eiskalt blieb und den verdienten Ausgleich erzielte. Die Frankfurter haben aktuell eine enorme Effizienz. Schon gegen Schalke 04 waren alle drei Torschüsse im Tor und auch gegen Freiburg war der erste Torschuss direkt ein Treffer. Nun also auch in München – Effektivität, die eben oft den Unterschied ausmachen kann. In der Folge wirkten die Hessen enorm mutig, ein bisschen kam das Gefühl auf, dass hier heute auch mehr möglich sein könnte.
Weiterhin mittendrin im Kampf um Europa
Auch wenn es am Ende nicht zu mehr gereicht hat und das Remis absolut in Ordnung geht, hat das Spiel gezeigt, dass die Eintracht einerseits allmählich zurück in die Spur findet (Passgenauigkeit, Zweikampfhärte, Konzentration, Defensivarbeit) und andererseits was möglich ist, wenn alle gemeinsam einen taktischen Plan konzentriert umsetzen. Ein Spiel, dass auch für den Champions-League-Kracher gegen Neapel Mut geben sollte. Zudem bewies Glasner einmal mehr, dass auch er lernfähig ist. Er hat ein unglaubliches Gespür dafür, was die Mannschaft braucht und welche Personalien zu welcher Zeit genau der richtige Impuls sein könnten. Rode und Hasebe waren in jedem Fall eine goldrichtige Entscheidung und der Plan defensiv im 5-4-1 zu agieren und im Umschaltspiel auf die eigene Geschwindigkeit in den eigenen Reihen zu setzen, erwies sich ebenfalls als perfekte Idee. Mit fünf Punkten aus den ersten drei Spielen des Jahres 2023 können die Frankfurter mehr als zufrieden sein. Der Kampf um die internationalen Plätze ist in der Tabelle in vollem Gange. Neben den Überraschungsteams Union Berlin und Freiburg, kehren nun auch der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen tabellarisch zurück. Die SGE ist trotz schwierigem Auftaktprogramm weiter mittendrin in dieser Tabellenregion und hat weiterhin alle Möglichkeiten oben dabei zu bleiben. Mit Hertha BSC Berlin kommt kommendes Wochenende ein Krisen-Club in den Stadtwald, der jedoch auch nicht unterschätzt werden darf. Glasner wird auch für diese Konstellation die richtige Lösung aus dem Hut zaubern.
4 Kommentare
Ja, das war ein Trainersieg (gefühlter Sieg). Hat er super gemacht. Glasner macht nicht immer alles richtig, retrospektiv. Aber unterm Strich trifft er deutlich mehr gute als schlechte Entscheidungen. Dazu hat er alle guten Eigenschaften, Herz, Humor, Kommunikation, in einer guten Mischung und keine von den schlechten.
Wir können uns hier wirklich glücklich schätzen mit diesem Chefcoach. Das wollte ich nur noch mal sagen.
Ja, das ist ein wesentlicher Fortschritt. OG lernt, ist mit und an seinen Erfolgen gereift, ohne dabei Charakter und Seele zu verkaufen. Er bleibt auf dem Boden und greift nach den Sternen.
Nun setzt er die Philosophie und Idee seines Fußballspiels um. Dabei muß er es Keinem ausser sich selbst gerecht machen, genießt volle Rückendeckung und ist frei in seiner Entscheidung. Das ist wichtig.
Es gleicht einer geistigen Verpuppung, der wir Zeuge sind.
Zwei Beispiele seiner Entwicklung Richtung Perfektion.
Letzt auf der PK, die deutliche Forderung an Alle, die Leistung seiner Spieler bitte anzuerkennen. Somit schärft er sein Profil und gewinnt Anerkennung in der Mannschaft. Manche nennen das abschätzig MenschenFänger, im Detail aber, ist es sooo viiiel mehr.
Zweites Beispiel:
Er reagiert viel schneller und mit weniger Rücksicht auf das Wohlbefinden Einzelner, wenn deren Leistung nicht stimmt. Vor 1 Jahr noch hat er lange an LeistungsSchwankenden Spielern wie Barkok, da Costa, Hauge, Lammers, Kamada, etc, fest gehalten. Wer weiß am Ende warum, vielleicht wegen den Fans mit der rosa Eintracht Brille. Vielleicht hat er das nur wegen denen gemacht, um sie "anständig" und ihrer eigenen Logik angepasst mitzunehmen oder einzufangen oder haben beim Spiel noch die Bauern gefehlt. Wer weiß, alles denkbar. Nun.
Mittlerweile gilt das LeistungsPrinzip, wie bei Pelle, Borre, Hauge. Und natürlich auch, Aufstellung bei Leistung wie grade bei dem top spielenden Buta und auch wieder Borre. Es wäre ein Traum, wenn er für Borre einen Platz in der Mannschaft findet, sodass er regelmäßig spielt und bei Laune ist. Wir sind nicht 11, wir sind 22 Spieler. Unsere beste 11 sind 22.
Diese beiden neuen, hier Beispiel genannten Fähigkeiten, ergeben Synergien, die viel mehr sind als ihre Einzelteile. Gemeinsam, und wirklich gelebt, ergeben sie zusammen mit anderen BeispielPaaren diese und sogar weitere mächtige Schritte nach vorne und potenzieren sich alsbald im Hintergrund.
Perfekt. Das hat mir persönlich immer viel zu lange gedauert. Aber. Heute denke ich, das war eine notwendige Phase der Entwicklung.
Nun, wie tief soll der Weitblick eines Kritikers sein. Welche innere Konsequenz billigt man ihm zu. Ist die Kritik nicht das notwendige Regulativ, welches in der determinierten Zeit seinen selten zufälligen Platz erhält. Vielleicht.
Nehmen wir das als richtig an, ist die Aufstellung, die Einstellung und damit die Kritik der Fans an den ersten beiden Spielen so geplant und auch die Aufstellung gegen Bayern mit Hase und Rode stand bereits an Silvester fest. Das wiederum könnte bedeuten, dass OG den Stimmungs -und Spannungsbogen selbst führt und das Momentum längst einen festen Platz hat.
Ähnlich wie beim Drama im Theater. Das Drehbuch wäre dann bereits geschrieben.
Kritiker, Kritik, Lob, Journalisten, Fans, Gegner, Mannschaft, Ergebnisse, Wetter, Arbeitskollegen,...Ich, du, ihr, wir,...alle sind Teil von OGs Plan. Wie bei Pep Guardiola.
Aber was ist dann mit OG selbst. Bei Guardiola find ich, kann man gut erkennen, dass er selbst nicht weiß, wann er aufhören muss, alles vorplanen zu wollen. Er findet einfach nicht den Ausgang. Am Ende nämlich, ist und bleibt es immer ein Spiel. Da ist Pep noch am üben. Ich freue mich schon sehr auf ManCity.
Zur Erinnerung, Bleiben wir angeschlossen an die Natur der Dinge, beinhaltet dieser Eintracht Zyklus den Gewinn von Allem.
megageil - im absolut positiven Sinne - finde ich ja den Satz, " Auch wenn es am Ende nicht zu mehr gereicht hat und das Remis absolut in Ordnung geht"
solche Sätze in Bezug auf unsere Eintracht zeigen ja auch eine Entwicklung
Der OG ist einfach der Beste den wir je hatten...
ja der Hase B. er wird wohl in 20 Jahren noch spielen, wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass er - wann immer er reingeworfen wird sofort jeden Zweikampf gewinnt, das Spiel vor sich liest - ein echter Teamplayer...
und dann ist er sich auch nicht zu schade wieder einmal 4-5 Spiele draußen zu sitzen in der Kälte und Einsamkeit :-)
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