Lebt heute wieder in Tschechien: Martin Fenin. (Foto Rhode)

Martin Fenin wechselte im Winter 2008 zur Eintracht und spielte sich in die Herzen der Eintracht-Fans. Unvergessen bis heute sind sein Debüt, bei dem er direkt drei Tore gegen die Hertha aus Berlin erzielte, und natürlich sein legendäres Tor zum 2:1-Sieg in allerletzter Sekunde gegen den FC Bayern München im Jahr 2010.

Heute lebt der mittlerweile 32-Jährige wieder in Tschechien. Zusammen mit SGE4EVER.de schwelgte er im Interview in Erinnerungen an seine Eintracht-Zeit, an die er sehr gerne zurückdenkt. Noch heute verfolgt er die SGE sehr aufmerksam und hat den großen Wunsch, eines Tages wieder in irgendeiner Funktion für die Hessen tätig zu werden.

Martin, wer dich auf Social-Media verfolgt, der merkt, wie sehr du immer noch mit der Eintracht verbunden bist. Woher kommt diese Verbundenheit mit dem Verein?

Martin Fenin: „Das ist schwierig zu beschreiben und so etwas hat man auch nur einmal im Leben. Es war mein erster Verein und dann auch direkt im Ausland. Vorher habe ich in Tschechien noch bei meinen Eltern gewohnt und hier im Land Fußball gespielt. Ich konnte damals die deutsche Sprache noch nicht und dennoch habe ich das durchgezogen. Und es hat echt gut gepasst.“

2010 ist dir etwas gelungen, was erst dieses Jahr wieder passiert ist, nämlich ein Liga-Sieg gegen die Bayern. Hast du das 5:1 gesehen und welche Erinnerungen hast du an das 2:1 von damals?

Fenin: „Ich bin zwar immer noch großer Eintracht-Fan, aber dieses 5:1 im Herbst war der einzige Sieg, bei dem ich mich gar nicht gefreut habe. Durch diesen Sieg wird man nun das 2:1 von 2010 vergessen (lacht). Aber davon abgesehen, war das natürlich der Wahnsinn. Ich habe das Spiel im Fernsehen gesehen und habe damals sogar was bei Instagram gepostet dazu. Der absolute Wahnsinn – 5:1 im Waldstadion gegen die Bayern!“

Hast du heute noch Kontakt zu aktiven Eintracht-Akteuren?

Fenin: „Richtig engen Kontakt habe ich auf jeden Fall noch zu Zeugwart Franco Lionti. Und bei Jan Zimmermann gibt es auch noch eine lustige Geschichte. An dem Tag, an dem er Torwart-Trainer geworden ist bei der Eintracht, war ich gerade zufällig in Frankfurt wegen meiner Wohnung, die ich da immer noch habe. Ich war dann mit Franco zusammen bei den Jungs in der Kabine. Wie die Zeit vergeht, haben wir uns da gedacht und viel gelacht. Jan und ich waren damals sehr gut befreundet. Er ist ein Supertyp. Das war eine sehr lustige, aber auch schöne Situation.“

Der Schuss, mit dem Fenin unsterblich wurde bei den Eintracht-Fans. Der Siegtreffer gegen den FC Bayern zum 2:1 (Foto: Heiko Rhode)

Was war dein persönlicher Lieblings-Moment mit der Eintracht?

Fenin: „Es gab wirklich viele schöne Momente in meiner Frankfurter Zeit. Aber der stärkste Moment war sicherlich mein 2:1-Siegtreffer gegen den FC Bayern in der Nachspielzeit. Ich habe viele Spiele für die Eintracht gemacht. Die Stimmung war dabei immer Wahnsinn, aber an dem Tag war es einmalig. Das habe ich so noch nie erlebt gehabt und auch danach nicht wieder. Zehn Minuten nach Abpfiff waren alle Zuschauer noch auf den Rängen und haben gefeiert. Das war ein absolut verrücktes Spiel. Eine der besten Erinnerungen für mich. Damals war auch meine Familie in Frankfurt und wir haben alle zusammen gefeiert. Einmal, kurz danach, war ich tanken, bin zum Bezahlen gegangen und dann sagte der Besitzer zu mir, dass es für mich umsonst wäre. Das ist unglaublich (lacht).“

Die Zeit ist momentan hart durch das Corona-Virus. Wie schlimm hat es denn Tschechien getroffen?

Fenin: „Es ist zu früh, eine Entwarnung zu geben oder so, aber irgendwie haben wir es hier ganz zu Anfang geschafft, die Ausbreitung einzudämmen, sodass die Gesamtlage hier nicht so schlimm ist, wie in Italien oder auch in Deutschland. Trotzdem ist es natürlich schrecklich. Wir dürfen nicht raus. Ich darf hier nur Einkaufen gehen und generell nur mit maximal zwei Leuten gleichzeitig draußen sein. In dieser schweren Zeit merkt man eigentlich erst so richtig, was alles schön ist im Leben. Normalerweise hat man alles, kann alles machen und jetzt geht das alles nicht mehr.“

Was denkst du, wie schwer ist es für einen Fußball-Profi, wenn er mitten in der Saison wochenlang kein richtiges Mannschaftstraining absolvieren kann? Wie schwer ist es, da wieder in den normalen Alltag zurückzufinden und die Form zu halten?

Fenin: „Ich habe jetzt bei Social Media gesehen, dass die Eintracht ja wieder auf dem Platz trainiert, da ist es dann sicherlich nicht ganz so schlimm, aber andernorts, zum Beispiel hier in Tschechien, wird nicht trainiert. Gott sei Dank bin ich selbst nicht mehr aktiv, denn das kann durchaus das Karriereende für manche Fußballer bedeuten. Manche Verträge laufen aus, viele Spieler sind auch nicht mehr die Jüngsten. Schon interessant, wie sich das weiterentwickeln wird.“

Gegenüber der Eintracht hast du letztens erzählt, dass du ehrenamtlich arbeitest und für Senioren einkaufen gehst während der Krise. Was kannst du dazu erzählen?

Fenin: „Meine Freundin ist Polizistin, die ist jetzt natürlich trotzdem im Dienst. Meine Mutter ist Ärztin und sogar meine Großmutter ist auch Ärztin. Ich bin also umgeben von Menschen, die alle irgendwie helfen und ihr Bestes geben, um das Virus zu bekämpfen. Ich war die ganze Zeit nur zuhause und habe nichts getan. Dann habe ich mich im Internet schlau gemacht, was ich tun könnte. Da bin ich auf das Rote Kreuz gestoßen. Das kennt ihr ja auch in Deutschland. Dort habe ich mich gemeldet und mich bei einer App registriert. Ich kann damit jetzt immer schauen, ob die Senioren hier bei mir um der Ecke etwas brauchen. Wenn sich da jemand meldet, dann gehe ich da hin, kaufe für ihn ein und kehre dann in meine Wohnung zurück.“

Wie oft machst du das so in der Woche?

Fenin: „Bei meiner Freundin ist es so, dass sie immer einen Tag arbeitet und dann am nächsten Tag frei hat. An den Tagen, an denen sie arbeitet, schalte ich meine App ein und schaue, was ich tun kann. Allerdings ist es gar nicht immer einfach, auch einen Auftrag zu bekommen, denn die Menschen hier in Tschechien wollen alle total viel helfen. Oft passiert es, dass eine ältere Person eine Anfrage stellt und direkt melden sich fünf bis sechs Leute, die den Auftrag annehmen wollen. Dennoch versuche ich immer, so viel zu machen wie möglich.“

Stell dir vor, es wäre jetzt keine Corona-Krise. Wie sähe ein ganz normaler Tag im Leben von Martin Fenin aus?

Fenin: „Ich denke, dass jeder Fußballprofi da durch muss, wenn er seine Karriere beendet. Ich habe die Fußballschuhe an den Nagel gehängt und muss mich jetzt komplett umorientieren. Ich würde zwar gerne irgendwie weiterhin irgendetwas mit Fußball machen, aber das ist gar nicht so einfach. Das heißt, die letzten beiden Jahre jetzt, nachdem ich meine Karriere beendet habe, war es nicht so viel. Ich habe meine Aufgabe noch nicht gefunden (lacht). Was ich mache, ist ein bisschen Maik Franz, meinem Teamkollegen von damals, zu helfen. Der arbeitet in der Führung vom FC Magdeburg. Wenn er Spieler auf bestimmten Positionen braucht, dann schaue ich mich in Tschechien um. Ich stehe persönlich mit ihm in Kontakt und übermittele ihm Informationen, an die er sonst nicht käme. Also ob ein Spieler klug ist oder ob er nur Party macht (lacht). Aber ich bin auch ehrlich: Mein größter Wunsch wäre es, nochmal irgendwie was bei der Eintracht zu machen. Aber dahin ist es wohl noch ein weiter Weg. Es war schon eine geile Zeit damals.“

 

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3 Kommentare

  1. Cool dass Fenin noch so nah am Geschehen zu sein scheint! Schöne Nachrichten und schön zu lesen, danke 🙂

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  2. Guter Junge. Leider viel Pech gehabt, aber das Herz stets am rechten Fleck.
    Würde ihn gerne in irgendeiner Funktion bei der Eintracht sehen. Ob als Represäntant für Tschechien, als Teil der Traditionsmannschaft oder vielleicht sogar irgendwann mal im Jugendbereich als Trainer.
    Er hat zwar nicht so viele Jahre bei der Eintracht verbracht, aber – wie wir – sein Herz an die launische Diva verloren.

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  3. Und Martin steht auch heute noch gelegentlich in der NWK um sich Spiele seiner Ex-Mannschaft anzusehen.

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