Markus Neumayr – hier im Trikot vom FC Vaduz – kickte für die Eintracht und den kommenden Europa League-Gegner. (Foto: Imago images/Geisser)

Am Donnerstag geht es für Eintracht Frankfurt zum FC Vaduz. In Liechtenstein erwartet die Adler das Hinspiel in der dritten Europa League-Runde. Markus Neumayr (33) hat für beide Teams gespielt. Der gebürtige Hösbacher kickte in der Jugend der Eintracht mit Jan Zimmermann und Marco Russ, bevor es ihn zu Manchester United zog. Von 2013 bis Januar 2016 erlebte der offensive Mittelfeldmann erfolgreiche Jahre beim kommenden Eintracht-Gegner. SGE4EVER.de hat mit Neumayr, der inzwischen bei Vaduz-Ligarivale FC Aarau kickt, über die besondere Atmosphäre im „Ländle“,  Eintracht-Coach Adi Hütter und seine eigene bewegte Fußballerkarriere gesprochen.

Markus, du hast in Vaduz die bislang längste Station deiner Fußballerkarriere verlebt. Was macht den Verein und das Team dort aus?
Die Zeit in Vaduz war eine sehr erfolgreiche Zeit, wir sind damals in die erstklassige Super League aufgestiegen, haben uns dort gehalten und wurden zweimal Liechtensteins Cupsieger. Es war die erfolgreichste Zeit in der Historie des Klubs und auch für mich eine sehr schöne Zeit im „Ländle“, wie man Liechtenstein auch nennt.

Was erwartet die Eintracht, wenn sie am Donnerstag auf das Team von Mario Frick trifft?
Der FC Vaduz wird auf jeden Fall ein unangenehmer Gegner, das war schon zu meiner Zeit so. Die großen FC Basel und Young Boys Bern haben sich bei uns immer schwer getan. Es wird sicher kein einfaches Spiel in Vaduz. Zuhause in Frankfurt sollte es eine klare Sache für die Eintracht werden.

Wie muss man sich denn die Gegebenheiten in Vaduz vorstellen?
Alles ist viel kleiner, vergleichbar mit einem Regionalliga-Klub. Sehr ländlich, mit einem Stadion mit tollem Panorama. Ich will nicht sagen, es wird ein schöner Ausflug für die Eintracht, aber von der Umgebung hätte es die Eintracht nicht besser treffen können.

Markus Neumayr bejubelt seinen Treffer im B-Jugend-Halbfinale 2002 der SGE gegen Schalke.

Traust du deinem Ex-Verein zu, die Eintracht zu ärgern?
Ein Weiterkommen halte ich für nicht realistisch, dafür sind die Unterschiede in der Qualität zu groß. Das ist wie in zwei Spielen gegen einen Drittligisten oder schlechten Zweitligisten: in zehn Spielen setzt sich die Eintracht in neun Fällen durch. Aber der FC Vaduz wird auf jeden Fall alles geben, alles probieren. Ich hätte mir gerne das Spiel live angeschaut, aber leider wurde unser Spiel in Chiasso auf Donnerstag vorverlegt, sodass ich es gar nicht schauen kann.

Auf wen muss Adi Hütter und sein Team bei Vaduz besonders aufpassen?
Zunächst muss man sagen, dass die Mannschaft nicht mehr ganz die Qualität hat, wie in der Zeit als wir in der Super League gespielt haben. Sie haben einige wichtige Spieler verloren, einen Neuanfang gemacht. Aber sie werden auf jeden Fall kämpfen und versuchen der Eintracht weh zu tun.
Das Prunkstück des Teams ist auf jeden Fall das zentrale Mittelfeld mit Milan Gajic, einem erfahrenen Mann, und Sandro Wieser, der bei Hoffenheim und mit der Nationalmannschaft Liechtensteins gegen England oder Spanien gespielt hat. Wenn man die beiden im Griff hat, ist das schon mal viel Wert.

Die Eintracht hat mit Adi Hütter einen Trainer, der in der Schweiz mit Young Boys Bern Meister wurde, was macht ihn aus?
Adi Hütter ist ein sehr sympathischer und charismatischer Trainer, der sehr intelligent und kommunikativ mit seinen Spielern umgeht. Er ist sehr ehrlich und fair in seinen Aussagen. Ich fand seinen Stil in Bern schon toll und es hat mich gefreut, dass er zur SGE gewechselt ist und dort so erfolgreich arbeitet.

Du bist viel rumgekommen als Fußballer, hast du deinen Jugendverein dennoch weiter im Blick?
Natürlich, ich bin dort groß geworden, mit Marco Russ und Jan Zimmermann sind zwei Spieler im Team, mit denen ich in der Jugend zusammen gespielt habe. Ich war Balljunge noch im alten Waldstadion, als Horst Heldt bei der Eintracht wirbelte. Das ‚Schwarz-weiß wie Schnee‘ ist mir noch heute im Kopf. Die Eintracht ist in Deutschland mein Klub, ich schaue immer, wie es in Frankfurt läuft.

Markus Neumayr (li.) jubelt mit Alexander Huber.

Du bist 2003 von der Eintracht zu Manchester United gewechselt, hast in Belgien, Liechtenstein und der Schweiz gespielt. Zuletzt hast du bei Kasimpasa Istanbul und Esteghlal FC in Teheran zwei Abenteuer gewagt. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?
Istanbul war der Wahnsinn. Es war ein tolles Jahr, wir haben gegen Besiktas, Galatasaray oder Fenerbahce gespielt. Gegen Besiktas habe ich ein tolles Tor erzielt. Das hat mega Spaß gemacht. Fußball ist dort Religion. In Istanbul mit meiner Frau und meinen Kindern zu leben, war der Hammer, das haben wir sehr geschätzt. Winnie Schäfer hat mich dann in den Iran geholt, das war als Europäer nochmal eine Nummer krasser. Dort gibt es andere Gepflogenheiten. Der Iran als Land ist sehr speziell, nach außen hin sehr geschlossen. Der Islam steht dort über allem. Ich wurde gebeten meine Tattoos abzudecken, weil die Leute sich dort angegriffen fühlen. Das war auch kein Problem für mich. Aber weil meine Familie auch nicht mitgekommen ist, habe ich nach einem halben Jahr die Notbremse gezogen. Es war dennoch eine wahnsinnige Erfahrung, in der asiatischen Champions League vor fast 100.000 Zuschauern zu spielen, in Katar und Abu Dhabi zu spielen. Es war eine Erfahrung, die mich im Leben weitergebracht hat, andere Kulturen und Menschen besser zu verstehen.

Inzwischen bist du beim FC Aarau in der Schweiz zurück. Dabei gab es die Offerte für ein weiteres Abenteuer in Andorra von deinem Jugendfreund Gerard Pique, der auch Taufpate deiner Tochter ist.
Für mich war nach der Zeit im Iran klar: ich will in die Schweiz zurück. Gerard hat in Andorra einen Verein übernommen, das wäre eine tolle Aufgabe gewesen. Aber es war der falsche Moment, ich wollte zurück in die Schweiz und hatte Aarau mein Ja-Wort gegeben. Wir haben uns im letzten Dezember getroffen, ich habe Gerard und seine Familie in Barcelona besucht und da habe ich ihm erklärt, dass ich zurück in mein gewohntes Umfeld in die Schweiz wollte. Und das hat er auch verstanden. Aber der Verein spielt mittlerweile in der dritten spanischen Liga, das zeigt: was er anfasst, funktioniert.

Sehen wir dich denn nochmal als Spieler oder Trainer in Deutschland?
Ich fühle mich in der Schweiz sehr wohl, mein Sohn spielt hier in der Jugend beim FC Basel, meine Tochter hat ihre Freunde, meine Frau arbeitet hier. Momentan kann ich mir nicht vorstellen so schnell zurückzukommen, aber im Leben soll man niemals nie sagen – und im Fußball schon gar nicht.

- Werbung -

4 Kommentare

  1. Ich hatte die Augen heute früh noch nicht ganz offen! Neumayer, aha. Hat sich auf den ersten Blick wie Neymar gelesen. 🙂 Hatte nur noch das Wort „Sensationsverpflichtung“ gesucht.

    0
    0
  2. OT:

    Heute ist ein Interview mit Gacinovic im Wiesbadener Kurier. Hier mal die letzten zwei Fragen:

    Es hieß vor Kurzem, Lazio Rom sei an Ihnen interessiert, biete angeblich 15 Millionen Euro Ablöse. Kommt für Sie ein Wechsel derzeit infrage?

    Ich bin schon lange hier und wirklich zufrieden, ich fühle mich zuhause. Wenn der Verein sagt, dass ich wechseln soll, und es ein gutes Angebot gibt, müssen wir uns zusammensetzen. Ich gehe nicht weg, nur um wegzugehen. Ich muss schauen, wo und wie ich meine persönlichen Ziele am besten umsetzen und zufrieden sein kann. Meine Familie ist hier sehr glücklich, das ist wichtig. Meine Frau ist schwanger und der Plan ist, dass sie in Frankfurt unser Kind bekommt. Aber im Fußball kann man nie wissen, was kommt, da ist alles möglich. Deshalb kann ich den Fans nicht versprechen, dass ich bleibe.

    Das heißt, es ist alles offen?

    Es ist im Fußball immer alles offen – nicht nur bei mir. Wenn es heißt, ich soll morgen gehen, dann gehe ich vielleicht morgen. Es kann aber auch sein, dass ich noch fünf Jahre bleibe.

    0
    0
  3. Dann drücke ich Gacinke die Daumen, dass alles perfekt läuft und er in Frankfurt bleiben wird.

    0
    0
  4. @2 Ja was soll Gaci auch anderes sagen 😀

    @1: So gings mir auch!! In der Push Nachricht irgendwas von Neymar gelesen, und dann dieser „Häh?!“ Effekt 😀

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -