Krösche ist froh, wieder eine zweite Mannschaft einführen zu können. (Foto: Heiko Rhode)

Bei Eintracht Frankfurt ist man Sommer-Umbrüche gewohnt. Selten kann man in eine neue Saison gehen, ohne dass Leistungsträger wegbrechen und große Teile des Kaders erneuert werden müssen. Der letzte Sommer allerdings war besonders heftig. Nicht nur Rekordtorschütze André Silva verließ den Verein, sondern auch Trainer Adi Hütter, Sportdirektor Bruno Hübner und Boss Fredi Bobic. Logisch also, dass die derzeitige Saison kein Selbstläufer ist. Neu-Sportvorstand Markus Krösche ist nun seit ziemlich genau neun Monaten im Amt. In einem Interview mit “Fussball News” stand er nun Ex-SGE4EVER.de Redakteur Benjamin Heinrich Rede und Antwort.

Wiedereinführung der zweiten Mannschaft

Vor wenigen Tagen wurde amtlich, dass man bei der SGE ab Sommer wieder eine zweite Mannschaft haben wird. “Das ist für uns ein Meilenstein. Das war der letzte Schritt, der uns nach der U19 gefehlt hat, um optimale Ausbildung betreiben zu können. Es geht uns darum, dass die jungen Spieler, auch aus jüngeren Jahrgängen, so früh wie möglich im Männerbereich spielen können.” so Krösche. Er ist sich sicher, dass durch die zweite Mannschaft wieder mehr junge Spieler die Chance erhalten werden, sich zum Fußballprofi durchsetzen zu können in Frankfurt. Auch über die Zusammensetzung dieser Mannschaft habe man sich bei der SGE schon Gedanken gemacht: “Die [Mannschaft] wird aus einem Kernteam bestehen und dem einen oder anderen Jungprofi, der Spielpraxis sammeln kann, aber auch den einen oder anderen, der 17 oder 18 Jahre alt ist, wo wir das Gefühl haben, er sollte jetzt den nächsten Schritt gehen. Es ist am Ende eben ein großer Unterschied, ob du als 17-Jähriger gegen einen Gleichaltrigen spielst oder gegen einen 25-jährigen Verteidiger mit Erfahrung”. Nicht nur die zweite Mannschaft ist eine Änderung im Nachwuchsbereich, sondern auch die Verpflichtung von Alexander Richter als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Er wird ab Sommer die Nachfolge von Andreas Möller antreten. Der Sportvorstand geriet bei dieser Personale regelrecht ins Schwärmen:Alexander Richter verfügt über eine große Erfahrung im Jugendbereich. Unter seiner Leitung hat der VfL Bochum mit relativ geringem Etat mit die höchste Durchlässigkeit in Deutschland. Alexander ist selbst Fußballlehrer, hat Sportwissenschaften studiert und damit auch die  Voraussetzungen aus dem theoretischen Bereich.” Richter könne Menschen begeistern, Strukturen schaffen und habe Nachwuchsfußball von Anfang an gelernt und gelebt. 

Insgesamt habe man bei der Eintracht jetzt große Ziele, was den Nachwuchs angeht, so Krösche weiter.Wir haben die klare Idee, dass wir das große Ganze verbessern wollen, indem wir uns auf das kleinste Teil fokussieren: Auf den Spieler. Weniger auf die Mannschaft und das Ergebnis. Was nicht heißt, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen wollen. Unser Fokus liegt aber auf dem Spieler und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Mit deutlich mehr Individualisierung. Wir wollen auf die persönliche Entwicklung eines Spielers eingehen und die Zeit der Entwicklung reduzieren und die Anzahl der zu entwickelnden Spieler gleichzeitig erhöhen. Damit erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass die Spieler bei den Profis landen.” Neben der fußballerischen Ausbildung, ist sich der 41-Jährige Ex-Profi bewusst, gebe es aber noch zwei weitere Säulen: Die schulische Ausbildung und die Persönlichkeitsentwicklung. Bei all dem werde die SGE künftig Unterstützung leisten.97 Prozent schaffen es (…) nicht und deshalb müssen wir da ebenso ein Augenmerk drauf haben, weil wir den Spielern gegenüber eine Gesamtverantwortung haben.” 

Mit Marcel Wenig stieß in der vergangenen Woche ein Talent vom FC Bayern München zur Eintracht. Der 17-Jährige Offensivspieler soll auch von der zweiten Mannschaft der SGE profitieren. “Marcel ist ein selbstbewusster Kerl. Er weiß, was er kann. Im offensiven Bereich kann er in der Zentrale viele Positionen spielen, er ist torgefährlich und bringt von der Statur her schon viel mit. Er besitzt zudem Mut, sucht auch mal das Risiko. Das war ein ausschlaggebender Punkt für die Verpflichtung.” Man wolle sich Zeit nehmen für die Entwicklung des Jungprofis und nichts überstürzen. “Wir haben großes Vertrauen, dass er das hinbekommt und bei uns schnell Einsatzminuten bekommt. Am Ende liegt es aber an ihm und er wird sicher auch Zeit benötigen, um anzukommen und sich an die neue Intensität und die Anforderungen zu gewöhnen.” 

Sportliche Situation

Sportlich läuft es nicht bei der Eintracht. Auch dazu äußerte sich Krösche und versuchte, erste Erklärungsansätze zu finden. “Zum einen haben wir insgesamt die letzte Konsequenz vermissen lassen. Das muss man ehrlicherweise sagen. Wenn wir zum anderen die Spielgeschichten betrachten, haben wir auch leider zu viele einfache Fehler gemacht, die zu Gegentoren geführt haben. Wir haben die Balance verloren zwischen Defensive und Offensive, was uns in den letzten Wochen der Hinrunde ausgezeichnet hat. Das führt in der Bundesliga zu Gegentoren und dazu, dass sich das Spiel verändert. In der Gesamtheit hat das dazu geführt, dass wir zu wenig Punkte haben.” so der 41-Jährige. Es seien nicht unbedingt die Gegner, die die Eintracht vor Probleme stelle, sondern die eigene Mannschaft selbst. Man müsse sich selbst in der eigenen Spielanlage wieder steigern, besser stehen und an den Automatismen arbeiten. 

Persönliches Befinden

Auch auf die Frage, wie er selbst denn seine persönliche Situation mit dem Druck beschreiben würde, fand Krösche eine Antwort. “Druck gehört im Fußball und in dieser Position dazu. Ich für mich versuche eine Balance zu finden, einen gesunden Abstand und mich nicht von Emotionalität treiben zu lassen. Die Entscheidungen, die ich treffe, versuche ich unter Einbezug aller Informationen und mit voller Überzeugung zu treffen. Ich versuche die Dinge rational zu sehen. Wenn du Emotionen in deine Entscheidungen einfließen lässt, frisst dich das in diesem Geschäft auf. “ Er müsse sich eine gewisse Bodenhaftung bewahren. Wenn man verliere, sei nicht alles schlecht, wenn man gewinne nicht automatisch alles gut. Er versuche einfach, ohne Extreme zu leben.

- Werbung -

7 Kommentare

  1. Mit dem Blick auf das Große und Ganze ist die Einführung der U21 nicht nur ein Meilenstein, sondern ein wichtiger Baustein, um eine weitere Säule der Talententwicklung neben dem guten Scouting nebst Leihgeschäften voran zu treiben. Je mehr Du in der eigenen Hand hast, desto besser ist. Klar ist auch, das man die 97%, die es nicht nach oben schaffen eben abfängt und eine Perspektive aufzeigt.

    Im Hier und Jetzt muss man rational die Fehler, die gemacht wurden und noch gemacht werden aufarbeiten, das gilt insbesondere im individuellen Bereich. Das ganze ohne Emotionen zu machen ist tatsächlich eine Kunst für sich, ist aber zwingend notwendig, um einen Betrieb verantwortlich zu führen.

    Ich hoffe im Hinblick auf Berlin, das die Mannschaft weiter an seinem Spielglück arbeiten und am Wochenende den richtigen Schritt nach vorne macht. Als Fans können wir nur unterstützen, in guten wie in schlechten Tagen.

    58
    1
  2. Ernsthaft gefragt: Welcher Spieler hat es zu letzt aus der eigenen Jugend in unseren Bundesligakader geschafft? Habe noch keine Antwort gefunden.
    Karl- Heinz Körbel?

    3
    47
  3. @2 Aymen Barkok und Elias Bördner waren meines Wissens die Letzten.

    Den Effekt einer 2. Mannschaft kann man vielleicht bei anderen Vereinen sehen. Habe mir gerade gegönnt die Freiburger Bundesliga-Spieler aus der Freiburger Jugend durchzuklicken. ALLE haben bei Freiburg II in der Regionalliga oder 3. Liga gekickt. Die „großen Namen“ Nico Schlotterbeck und Christian Günter zwar nur kurz, aber den direkten Sprung in den Bundesligakader hat keiner geschafft. Hoffe bei uns entsteht durch die 2. Mannschaft auch mehr Durchlässigkeit.

    @Redaktion Es wäre cool, wenn ihr mal zur U19 gelegentlich etwas ausführlicheres schreiben könntet. Wer sticht da heraus? Wie entwickeln sich die Spieler? Spielweise? Es wäre viel Aufwand, ich weiß. Die anderen Postillen scheuen den Aufwand, weshalb dies für uns umso interessanter wäre. Lieber die ein oder andere Zusammenfassung von fremden Artikeln oder Interviews weniger.

    25
    0
  4. Chandler (JG 1990) ist tatsächlich der letzte und noch aktive Spieler aus der eigenen Jugend. Er ist allerdings aus der U19, zu Eintracht II, dann über Nürnberg II und Nürnberg zur Saison 2013/14 erst zu uns, also mit 23/24 debütiert. Hat aber immerhin über 240 Bundesligaspiele gemacht.

    @3 Kittel wäre der letzte, der auch mehr Spiele in der Bundesliga für uns gemacht hat. Da war halt die Verletzungsgeschichte, die ihn definitiv bei uns ausgebremst hat. Bördner hat nur ein für uns Spiel gemacht und setzt sich in Köln derzeit nicht durch.

    @2: Am Ende ist das aber auch eine Entwicklung. Die Jugend ist über die Jahre vernachlässigt worden und da muss man sagen, im Rhein/Main-Gebiet hat uns Mainz da überholt. Der Kraazer-Klüngel ist bekannt, sogar bis nach NRW und Schleswig-Holstein – Niklas Süle und Emre Can sind zum Beispiel auch lieber in andere NLZs gewechselt, als bei uns zu bleiben. Andere Talente gingen bis jetzt eher nach Mainz, als zu uns. Selbst aus dem Jahrgang 1993, der noch Deutscher Meister wurde (Sonny Kittel als Kapitän) hat es am Ende keine mehr in unseren Kader geschafft.

    Das kann man aber nicht FB oder MK anrechnen. FB hat den Kraazer-Klüngel aufgelöst (in dem Kraaz nen anderen Posten gegeben hat), AM hat dann intern mit anderen Trainerbesetzungen ebenfalls festgefahrene Strukturen aufgelöst. Von den Scouts, mit denen ich (etwas) zu tun hatte, ist auch keiner mehr da. Wer sonst noch im administrativen Bereich gehen durfte, kann ich nicht sagen. Insofern sage ich es mal so: FB und AM haben da mal aufgeräumt. MK hat jetzt klar Schiff gemacht, die U21 eingefädelt und Alexander Richter kann dann ab Sommer neu aufbauen.

    Barkok ist dann der letzte als JG 1998 der ein paar Spiele machen konnte. Ich finde schon das wir den ein oder anderen talentierten Spieler haben, die müssen halt auch mal spielen, um wirklich sich entwickeln zu können.

    Die Fehler der Vergangenheit sind zumindest erstmal korrigiert. Jetzt muss man das ganze mit Leben füllen und vor allem die Jugendarbeit leben.

    27
    0
  5. @Bericht
    nicht nur Silva sondern auch Younes, der elementar wichtig war, hat uns verlassen….das wollte ich schon paar mal schreiben wenns um die Gegenargumente zur „Übergangssaison“ ging (weil uns angeblich nur Silva verlassen hat)

    @4
    toller Beitrag mit sehr viel Wahrheit…aber auch Pezzaiuoli hat neue Strukturen geschaffen und viel gefordert (egal was man charakterlich von ihm halten mag)….Mainz steht aktuell klar vor der Eintracht; ist traurig aber wahr…ich kenne die Strukturen dort nicht aber es scheint zumindest, dass man dort die Spieler eher mit der Perspektive locken und halten kann (was sich der Verein die letzten Jahre verdient hat) als mit Kohle…und hier ist eins unserer Hauptprobleme….tolle Talente hatten und haben wir schon immer…aktuell spielen am Riederwald 2 Jahrgänge, die zu den Top 3 in Deutschland gehören (viele meinen sogar Nr.1, beide!)….der ältere Jahrgang wird nun „ausgeschlachtet“…die 2 größten Vereine in der BuLi haben schon mehrfach zugeschlagen und mit dem 3-4fachen „Gehalt“ gelockt….das gilt es in meinen Augen zu unterbinden (aber von DFB Seite hat man natürlich kein Interesse daran)….weitere Spieler dieses Jahrgangs können es sich aussuchen ob England oder Deutschland

    Wir müssten also dringend Profis rausbringen, um den Jungs diese Perspektive aufzeigen zu können, denn aktuell können wir weder damit, noch mit Kohle argumentieren……ich denke, dass das der Plan mit Blanco war

    11
    1
  6. Ob die Einführung der 2. Mannschaft der große Meilenstein wird? Das werden wir in ein paar Jahren sagen können. Ich finde es vor allem sozial wichtig, dass den U19-Spielern die Möglichkeit gelassen wird, dass sie ihre ersten Schritte im Seniorenbereich in der HL oder RL gehen können. Ob dann auch welche den Sprung zu den Profis schaffen? Das wird sich im Lauf der Jahre zeigen.

    Wichtiger als die 2. Mannschaft finde ich die Neu-Besetzung des NLZ-Leiters. Richter hat sich in Bochum einen hervorragenden Ruf erworben. Und dennoch gilt: Es ist ein ganz, ganz weiter Weg und die Talente sind nicht von heute auf morgen geschliffen.

    18
    1
  7. @3, drobbe

    Bezüglich deiner Anregung: Vielen Dank für deine Kritik! Ich habe die Idee in der Redaktion weitergegeben und wir werden über mögliche Artikel zur U19 sprechen. Versprechen kann ich selbstredend nichts, aber der Vorgang ist jetzt angelaufen.

    An alle anderen: Wenn ihr irgendwelche Anregungen habt, dann meldet euch stets gern über die Kommentarfunktion oder über die Redakionsmails. Am besten redaktion@sge4ever.de Wir freuen uns über input!

    17
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -