Niko Kovac während des Spiels gegen den 1. FC Köln im Austausch mit dem vierten Offiziellen.
Niko Kovac war gegen Köln weniger mit den Entscheidungen des Schiedsrichters zufrieden. Seine Mannschaft ließ ihn dafür nicht im Stich.

Als Eintracht Frankfurt am Samstagabend mit einem 1:0-Erfolg im Duell der Verfolger gegen den 1. FC Köln vom Platz ging, war die Freude bei der Mannschaft, den Verantwortlichen und den Fans natürlich groß. Sicherlich hätte es auch anders ausgehen können, da darf sich niemand etwas vormachen. Ein Unentschieden wäre vielleicht gerecht gewesen, dennoch war der Heimsieg aufgrund der ersten Hälfte nicht ganz unverdient. In dieser zeigte die Eintracht phasenweise einen sehr ansehnlichen Fußball, mit vielen Ballbesitzphasen und großer Passsicherheit. Das Spielgerät lief teilweise wie am Schnürchen. Jedoch hat die Mannschaft es zu häufig verpasst, den letzen Pass erfolgreich an den Mann zu bringen. Ganz früh in der Partie war das aber glücklicherweise anders. Es lief die fünfte Spielminute, als Mijat Gacinovic einen von ihm mit eingeleiteten Angriff nach einer Flanke vom erneut stark auftrumpfenden Timothy Chandler mit einem Kopfball vollendete. „Das ist die Stärke von Mijat“, sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac nach dem Spiel zum gewinnbringenden Tor und beschrieb den Serben als „quirligen und lebendigen Spieler“, bei dem der Gegenspieler nie wisse, was der 21-Jährige „mit den Haken, die er schlägt“ als nächstes macht. Grundsätzlich erwarte Kovac, dass seine Flügelspieler hinter die Verteidigung des Gegners kommen, denn im Rücken der Abwehr könne die Offensive „Lücken reißen“, die schwer zu verteidigen sind. Besonders hat dem Coach am Tor aber gefallen, dass Gacinovic nach seinem Pass auf Chandler direkt zum ersten Pfosten lief, so wie es der Mann an der Seitenlinie von seinen Spielern fordert. „Deswegen freut es mich für Mijat, weil er wirklich sehr viel Aufwand betreibt“, lobte der Kroate seinen Schützling. „So kann es mit ihm weitergehen.“

Der frühe Treffer zur Führung sollte gleichzeitig der entscheidende sein. Dies gelang auch durch das disziplinierte und erfolgreiche Spiel gegen den Ball, was besonders in der ersten Halbzeit der Fall war. Die Eintracht ließ die Kölner kaum zur Entfaltung kommen und verschob im Verteidigungsverbund ausgesprochen gut, sodass die Rheinländer ohne eine nennenswerte Torchance zu haben, den Weg zum Halbzeittee antreten mussten. In der zweiten Hälfte änderte sich das Bild dann ein wenig und das Pendel schlug mit fortschreitender Spieldauer zugunsten der Kölner aus. Nachdem FC-Trainer Peter Stöger seine Mannschaft in der Halbzeitpause neu einstellte und auf eine Dreierkette in der Abwehr umsattelte, gelang es dem FC, sein Spiel besser durchzusetzen. Dadurch kamen die Kölner zwangsweise zu mehr Chancen. Eigentlich lag der Ausgleichstreffer in der Luft, auch weil es die Eintracht verpasste, ihre Konter konsequent zu Ende zu spielen, doch mit einer guten Einstellung und viel Aufwand in der Defensive hat die SGE hinten die Null halten können. Dass die Eintracht mit einem Substanzverlust aufgrund des kräfteraubenden ersten Durchgangs zu kämpfen hatte, der verantwortlich für die schwächere zweite Halbzeit gewesen sein könnte, daran wollte Kovac nicht glauben: „Die Moral, die Einstellung und die Kraft der Spieler war da.“ Viel mehr hätte sein Team „dem Druck des Gegners nicht standhalten“ können und sei zu sehr darauf beschränkt gewesen, „seitlich zu verschieben“, anstatt „aktiv nach vorne zu verteidigen“, um den Gegner selbst unter zu Druck setzen.

Die Null steht

Nichtsdestotrotz ließ die Eintracht schon insgesamt zum fünften Mal in dieser Bundesliga-Saison keinen Gegentreffer zu. Das ist wirklich aller Ehren wert. So ist es nicht weit hergeholt, dass Kovac die Verteidigung als „Schlüssel zum Erfolg“ bezeichnete. „Wir haben wirklich eine stabile Abwehr“, sagte der 45-Jährige und betonte, dass dazu die gesamte Mannschaft gehöre. Die Eintracht könne nicht – wie beispielsweise Dortmund – drei, vier Tore schießen. Im Normalfall müssten seine Spieler ein-, zweimal in des Gegners Kasten treffen, „damit es reicht, um zu gewinnen oder um zumindest etwas zu holen. Deswegen müssen wir so auftreten.“ Momentan scheint die Mannschaft dieser Forderung des Trainers nachzukommen. Es ist beeindruckend, wie das Team die Aufgaben und Herausforderungen in der Defensive annimmt. Egal ob der Gegner Bayern, Hamburg, Mönchengladbach oder Köln heißt. „Im Moment ist das sehr gut“, zeigte sich Kovac mit der Abwehrleistung zufrieden. Viel wurde in den letzten Wochen berichtet von den beiden Innenverteidigern David Abraham und Jesús Vallejo, die auch gegen die Geißböcke wieder ihren Mann standen und dadurch wenig zuließen. Auch Lukas Hradecky sorgt immer wieder dafür, dass der Ball die Torlinie nicht überschreitet. Doch sind die drei nicht allein verantwortlich für das derzeitig erfolgreiche Verteidigen.

Der Abwehrverbund der Eintracht hat verhindert, dass Kölns Anthony Modeste erfolgreich aus dem Spiel genommen wurde.
Der Abwehrverbund der Eintracht hat Kölns Torjäger Anthony Modeste erfolgreich aus dem Spiel genommen.

Auch die neue Rolle von Makoto Hasebe und die dadurch gewonnene Flexibilität trägt einen Teil dazu bei. Der Japaner spielt momentan eine Art moderner Libero – so gut, als hätte er in seiner Karriere nie etwas anderes getan. Durch diesen taktischen Kniff besteht die Möglichkeit, dass die Außenverteidiger der SGE höher stehen können. Gleichzeitig ist die Kovac-Truppe während des Spiels immer wieder dazu in der Lage, von einer Dreier- auf eine Fünferkette umzustellen. So sei es in den Augen des Trainers auch gelungen, den Kölnern nur wenig Räume zu bieten, was besonders bei einem Stürmer wie Anthony Modeste wichtig gewesen sei. Dieser hätte dadurch keinen Platz gefunden, „um dort seine Schnelligkeit und Robustheit einzubringen.“ In der Tat hatte der in dieser Saison mit elf Toren so treffsichere Modeste kaum Chancen, sein Leistungsvermögen unter Beweis stellen zu können. Konsequent wurde mit Mann und Maus verteidigt. Ein Grund dafür, dass das so gut klappte: „Die Mannschaft fühlt sich in dem System sicher“, wie Kovac überzeugend feststellte.

Ein Teil dieser neu formierten Abwehrreihe sind auch die Außenverteidiger Bastian Oczipka und Timothy Chandler. Unermüdlich rannten sie gegen die Domstädter ihre Seiten rauf und runter. Besonders Chandler erlebt derzeit ein Formhoch und seine beste Phase, seitdem er wieder zurück im Hessenland ist. Im Sommer war der amerikanische Nationalspieler noch auf dem Abstellgleis, aber mittlerweile ist er mit seinem läuferischen Einsatz nicht mehr wegzudenken. Auch Oczipka zeigt sich deutlich verbessert gegenüber der letzten Saison. Kovac erklärte den derzeitigen Höhenflug der beiden Außenverteidiger mit der im Sommer erlangten Fitness: „Das gibt einem Selbstvertrauen.“ Seine Spieler müssen aufgrund dessen „nicht kalkulieren, wie man die 90 Minuten übersteht“, sagte Kovac, denn: „Wenn ich körperlich gut dastehe, dann kann ich laufen und weiß, ich komme immer wieder zurück.“ Zudem kommt sowohl Chandler als auch Oczipka das neue System zugute, denn sie können dadurch mutiger ins Spiel der Offensive eingreifen. Wenn die Außenverteidiger mit nach vorne gehen, bestehe immer die Gefahr, dass hinten etwas passieren kann, erklärte Kovac und fügte an: „Da wir jetzt mit Dreier- oder Fünferkette spielen, darf da eigentlich nichts anbrennen. Das ist sicherlich auch mit ein Faktor.“

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9 Kommentare

  1. Moinsen zusammen. Ist es nicht schön, wenn man bereits freitags 3 Punkte eingetütet hat und sich dann genüsslich den Bundesligaspieltag reinpfeift? Mir ist heute irgendwie nach Nachtreten. Deshalb möchte ich gerne nochmal über unseren ehemaligen Übungsleiter sprechen, der jetzt Sport1-Experte ist.

    Von dem hätte ich gestern im Doppelpass erwartet, dass er die Situation in Ingolstadt mal aus eigener Erfahrung beschreibt, statt auf die üblichen Mechanismen hinzuweisen. Ich hatte erwartet, dass er mal sagt, dass man Erfolg oder Misserfolg im Fußball nicht immer erklären kann. Da geben Trainer manchmal alles und erreichen nach eigener Aussage die Mannschaft und es läuft trotzdem nicht. Da hast du kein Glück und es kommt auch noch Pech dazu. (Wir scheinen aktuell auch das notwendige Glück des Tüchtigen zu haben. Dass die Null steht hat in der Tat viele Gründe.). Sein Abgang in Stuttgart war ein gutes Beispiel für Ratlosigkeit. So eine Pechsaison kann einen Trainer ebenso treffen wie einen Stürmer namens Thomas Müller …

    Um zum Thema zurück zu kommen: Chandler und Otsche spielen groß auf, weil sie konditionell fit sind. War wohl letzte Saison nicht so. Könnte man mal eine Gegenüberstellung der Laktatwerte der letzten Saison zu dieser Saison haben? Ich weiß, dass das wohl nicht gehen wird, weil es zu sehr ins Private geht. Schade eigentlich. Bleibt halt doch nur die Buschtrommel, wenn mal ein Caio nicht die Norm erfüllt. 🙂

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  2. Naja, bei den beiden kommt mehr dazu. Ja, die Fitness ist ein Punkt. Dann sind sie wieder selbstbewusster und frei im Kopf. Und mit der 3er-Reihe Hase B, Abraham und Vallejo sind sie auch nach hinten gut abgesichert. Sie haben beide noch die alten Schwächen ( bei CHandler sind 90 % der Flanken unbrauchbar). Aber in dem System funktioniert es trotzdem gut. CHandler hätte ich verkauft, er ist für mich die größte Überraschung. Und ich freue mich, wenn ich mich so irre 😉

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  3. In der Tat einer der besten „Neuzugänge“. Vielleicht wird man analog Abraham ganz unspektakulär von Vertragsverlängerung lesen. Würde mich aktuell freuen.

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  4. Des is sogar ohne Abbeit in de Wetterau schön! 🙂 Und sollten wir in Bremen 3 Punkte holen (Wiedwald, mach´ bitte weiter so wie gestern!), dann könnte man sich beim Anblick der Tabelle evtl. einen rubbeln.

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  5. Wenn man gegen Bayern, Leverkusen und Gladbach 5 Punkte holen kann, sind auch 4 gegen Bremen und Dortmund möglich. Würde mich freuen. Aber egal wie die beiden Spiele ausgehen, im Moment ist das Gefühl ziemlich angenehm.

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  6. Ich weiß nicht, ob ich es schon gemacht habe, aber ich möchte hier mal eine Lanze für Chandler zu brechen. Ich gebe offen zu, wenn er die letzten zwei Jahre an den Ball kam oder in nen Zweikampf ging, hab ich reflexartig mit erhöhtem Blutdruck und Schnappatmung reagiert. Inzwischen halte ich nur noch reflexartig die Luft an – unbegründet! Was der Junge zuletzt an Leistungen abgerufen hat, ist aller Ehren wert. RESPEKT!
    Da ich an der ein oder anderen Stelle in der Vergangenheit hinter vorgehaltener Hand aber auch in der Öffentlichkeit seine Bundesligatauglichkeit in Frage gestellt habe, leiste ich hiermit Abbitte. SORRY! Mach weiter so. Einsatz und Leistungsbereitschaft haben scheinbar schon immer gestimmt – es wirst Du so eingesetzt, dass Deine Stärken optimal zum tragen kommen. Schön!

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