Obwohl die Eintracht auf eine insgesamt erfolgreiche Saison 2013/14 zurückblicken konnte, war die Zuversicht nach dem Trainerwechsel und dem Verlust wichtiger Stammspieler im Keller. Die Fans wussten nicht, was von dem neuen Trainer zu erwarten war und wie die neuformierte Mannschaft aussehen würde.
Im dritten Teil unseres SGE4EVER.de-Jahresrückblicks betrachten wir die Monate Juli bis September, lassen die Saisonvorbereitung, die unzähligen Transfergerüchte und Neuverpflichtungen Revue passieren und erinnern uns an den holprigen, aber insgesamt gelungenen Start in die Bundesligasaison 2014/15.
JULI – EINE NEUE MANNSCHAFT MUSS GEFUNDEN WERDEN
Als sich Mannschaft, Trainer und Betreuer am 4. Juli 2014 zum Trainingsauftakt an der Commerzbank Arena versammelten, herrschte bei der Eintracht eine Stimmung vor, die zwischen Verunsicherung und Depression schwankte. Nachdem mit Thomas Schaaf endlich ein Nachfolger für Armin Veh präsentiert worden war, galt es für Sportdirektor Bruno Hübner, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenzustellen. Die Lücken, die die Abgänge von Jung, Schwegler, Rode, Barnetta und Joselu gerissen hatten, waren im defensiven Bereich vermeintlich adäquat geschlossen worden. In der Offensive standen zu Trainingsbeginn mit Vaclav Kadlec und Luca Waldschmidt jedoch nur zwei Kandidaten zur Verfügung. Als sich Waldschmidt am 6. Juli mit einer Schambeinentzündung als erster in die allmählich füllende Verletztenliste eintrug und sich die Gerüchte um einen Wechsel von Stefan Aigner zu Hannover 96 verdichteten, machte sich in Teilen der leidgeprüften Anhängerschaft langsam Panik breit.
Die Befürchtungen von Teilen der Eintracht-Fans, dass ihre Mannschaft der Konkurrenz nicht standhalten könne und von Beginn der Saison um den Abstieg kämpfen werde, fanden durch die Diskussionen um neue Offensivkräfte neue Nahrung. In der Verlosung waren über Wochen der senegalesische Nationalspieler Kouma Babacar, der frühere Bremer Hugo Almeida, der ehemalige Eintracht-Jugendspieler Marko Marin und – wieder einmal – Nicklas Bendtner. Wir erinnern uns: Bereits in der Vorsaison hatten sich Armin Veh und Bruno Hübner um das dänische Enfant terrible bemüht, nachdem er bei Arsenal London schon lange keine Rolle mehr gespielt hatte. Damals waren die Verhandlungen gescheitert. Hübner hatte sich für eine Ausleihe von Joselu entschieden, doch im Juli 2014 deutete lange Zeit alles auf eine Verpflichtung Bendtners hin.
Doch statt die sehnlichst erwarteten Neuzugängen begrüßen zu können, musste die Eintracht erst einmal zwei Abgänge hinnehmen. Während sich mit Stefano Celozzi ein Spieler in Richtung VfL Bochum verabschiedete, der bei Eintracht Frankfurt niemals den Durchbruch geschafft hatte, schmerzte der Wechsel von Marc-Oliver Kempf zum SC Freiburg manchen Eintracht-Fan sehr. Kempf galt als Hoffungsträger für die Defensive, wollte sich aber mit seiner Rolle als Innenverteidiger Nummer 4 oder 5 nicht abfinden. Nachdem er eine Verlängerung seines Vertrages über 2015 hinaus abgelehnt hatte, ließ die Eintracht ihn für eine kolportierte Ablösesumme von 800.000 Euro in den Breisgau ziehen.
Am 6. Juli 2014 wurde es ernst für die noch unvollendete Mannschaft: Das erste Trainingslager auf Norderney begann mit Strandläufen und Ausdauerübungen zunächst noch ohne die WM-Fahrer Djakpa, Hasebe und Chandler sowie die erkrankten Zambrano (Lungenentzündung) und Madlung (Hexenschuss), aber immerhin mit drei neuen Gesichtern: dem Ex-Bremer Aleksandar Ignjovski, David Kinsombi, der aus Mainz gekommen war, und Joel Gerezgiher aus der eigenen U19. Beobachter der Trainingsabläufe merkten schnell, dass Schaaf im Vergleich zu Veh viel intensiver und akribischer in die einzelnen Übungen involviert ist, die Spieler häufig korrigiert und viel mit ihnen spricht.
Kaum zurück von den kräfteraubenden Ausdauerübungen auf Norderney zog die SGE-Karawane weiter nach Donaueschingen, um dort vom 17. bis 24. Juli 2014 ein weiteres Trainingslager aufzuschlagen. Bedauerlicherweise hatten die sportlich Verantwortlichen auf dem Weg dorthin ein Testspiel gegen Waldhof Mannheim angelegt, das nach unterirdischen Leistungen unserer Jungs mit 2:5 verloren ging. Die Folgen waren abzusehen: Der Frankfurter Blätterwald überschlug sich mit Untergangsszenarien, die Eintracht-Fans kauten die Fingernägel bis zum Nagelbett ab und Sportdirektor musste die Öffentlichkeit weiterhin vertrösten. Nur einer blieb cool, nämlich Trainer Schaaf: “Das Ergebnis ist mir egal. Wichtig waren mir andere Erkenntnisse, die ich gewonnen habe. Wir haben in den letzten Wochen extrem hart trainiert, die Intensität war sehr hoch und das hat man heute auch gesehen.”
Aber die Sorgenfalten der Fans sollten noch tiefere Furchen bekommen: Ein Testspiel gegen RFK Terek Grozny aus Tschetschenien ging am 19. Juli 2014 in Friedrichshafen mit 1:2 verloren und am Ende des Trainingslagers trennte man sich vom VfR Aalen in Crailsheim mit 1:1. Immerhin: Djakpa, Chandler und Hasebe waren ins Training eingestiegen – und Bruno Hübner konnte am 24. Juli 2015 endlich einen Offensivmann präsentieren: Lucas Piazon, ein 20-jährigen Brasilianer, der beim FC Chelsea unter Vertrag steht, aber von dort regelmäßig in alle Herren Länder verliehen wird. Die Eintracht sicherte sich die Dienste der hoffnungsvollen Offensivkraft für ein Jahr ohne Kaufoption. Und damit nicht genug: Während sich die SGE in einem Freundschaftsspiel beim SV Sandhausen zu einem 1:0-Sieg quälte, bestätigte Bruno Hübner, dass die Eintracht kurz vor der Verpflichtung von Nelson Valdez, einem früheren Spieler von Thomas Schaaf bei Werder Bremen, stehe. Am 29. Juli 2015 wurde dann endlich Vollzug gemeldet und Valdez und Schaaf waren endlich wieder vereint.
Besonderes:
Deutschland wird Welt- und Marc Stendera U19-Europameister
Obwohl kein Eintracht-Spieler im Kader stand, wurde Deutschland am 13. Juli 2014 im Endspiel gegen Argentinien Weltmeister. Unser Youngster Marc Stendera zeigte bei der U19-Europameisterschaft in Ungarn durchweg starke Leistungen und wurde am 31. Juli 2015 mit seinem Team durch einen 1:0-Sieg über Portugal Europameister.
Wer wird neuer Kapitän?
Mit dem Abgang von Pirmin Schwegler und Sebastian Jung sind Eintracht der Kapitän und sein Stellvertreter verloren gegangen. Mit der Bestimmung des neuen Kapitän lässt sich Trainer Schaaf lange Zeit und betont immer wieder, dass diese Frage für ihn nicht die höchste Priorität genießt.
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