Trainingsauftakt der Eintracht zur Saison 2020/21 im Frankfurter Waldstadion Ende Juli.

Als die unberechenbare Bundesliga-Saison samt Unterbrechung und Re-Start aufgrund der Corona-Pandemie passé war, wartete auf die Frankfurter Eintracht ein schwieriger Sommer mit vielen Unwägbarkeiten. Wie fast alle Bereiche der Gesellschaft fuhr auch der Fußball weiter auf Sicht. Trotzdem kamen Sportvorstand Fredi Bobic, Trainer Adi Hütter und Kollegen im Juli und August natürlich nicht drumherum, eine schlagkräftige Truppe für die neue Spielzeit aufstellen zu müssen und sich bestmöglich auf den Saisonstart Mitte September vorzubereiten.

SGE4EVER.de blickt in vier Teilen noch einmal auf die vergangenen zwölf Monate zurück – und ist nun beim dritten der vier Quartale angelangt.

Juli: Langsames Transferkarussell, Fußballgott-Comeback und ein „Gesamtkunstwerk“

Corona hat die Eintracht finanziell schwer getroffen. Auf rund 20 Millionen Euro bezifferte Bobic auf einer Pressekonferenz Anfang Juli das durch das Virus entstandene Minus. Viel Zeit zum Jammern blieb aber nicht. Mit all den Unsicherheiten, die berücksichtigt werden mussten, galt es, sich auf dem Transfermarkt umzusehen und sich um die Arbeitspapiere sowohl vom Trainer als auch von Spielern zu kümmern.

Vor der Sommerpause war bereits bekannt, dass Marco Russ sowie Gelson Fernandez ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen sollten und Jonathan de Guzmans Kontrakt nicht verlängert worden war. Der bereits im Winter von Sparta Rotterdam verpflichtete Ragnar Ache stand zunächst als einziger Neuzugang fest. Nach Leihgeschäften kehrten zudem Aymen Barkok (von Fortuna Düsseldorf), Tuta (KV Kortrijk), Jetro Willems (Newcastle United), Simon Falette (Fenerbahce Istanbul) und Dejan Joveljic (RSC Anderlecht) – teilweise vorerst – wieder zurück. Aus der eigenen Jugend wurden Jabez Makanda, Fynn Otto, Yannick Brugger, Lukas Fahrnberger sowie Felix Irorere von den Riederwald an den Frankfurter Stadtwald befördert und mit Profiverträgen ausgestattet. 

Mit weiteren Transfers sollte sich Bobic zunächst noch Zeit lassen. Im Juli gab es in diese Richtung nichts weiteres zu verkünden. Der ehemalige Stürmer hatte in einem Interview mit „EintrachtTV“ bereits angedeutet, es im Sommer eher ruhig angehen lassen zu wollen: „Wir werden auf dem Transfermarkt nicht so viel machen müssen wie in den Jahren zuvor. Wir haben eine hohe Qualität in der Mannschaft und sind absolut konkurrenzfähig.“ Stand bei den Spielern noch einiges in den Sternen, wurde der 49-Jährige in Sachen Trainerfrage konkreter und war bereits Mitte des Monats optimistisch, was das Thema anging: „Ich bin guter Dinge, da Adi und die Eintracht gut zusammen funktionieren.“ Der Vollzug der Vertragsverlängerung mit Hütter sollte sich aber noch ein wenig hinziehen. 

Prominenter Gast beim Vorbereitungsauftakt: Der neue U16-Co-Trainer Alexander Meier blickt auf das Geschehen der Profis.

Zumindest im Jugendbereich konnte die Eintracht auf der Trainerposition aber zwei Nachrichten verkünden. So startete am Riederwald kein geringerer als der Fußballgott persönlich in seine Lehre: Alex Meier stieg bei der U16 als Assistent vom neuen Cheftrainer Helge Rasche ein. „Ich fang‘ ja klein an und will in diesem Jahr selbst viel lernen“, sagte der Torschützenkönig von 2015 gegenüber der „Bild“ zu seinem Engagement. In der U19 übernahm Jürgen Kramny gemeinsam mit Andreas Ibertsberger die Leitung der Mannschaft. Marco Pezzaiuoli wechselte dafür als Technischer Direktor in die Profiabteilung. Auch auf Funktionärsebene gab es Neuigkeiten: Philip Holzer wurde auf der Hauptversammlung der Fußball AG Ende Juli einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Aus dem Kontrollgremium schieden sowohl der bisherige Vorsitzende Wolfgang Steubing als auch das langjährige Mitglied Reinhard Gödel aus.

Vor dem Trainingsauftakt am 27. Juli unter den Augen des neuen Fitness-Chefs Andreas Beck und Zuschauer Alex Meier waren zwei Spieler gemeinsam zu besonderen Ehren gekommen: Die Zuschauer der „ARD-Sportschau“ wählten eine Koproduktion von Kamada und Silva zum Tor des Monats Juni. Fast 30 Prozent stimmten für den Treffer zum 2:1 beim 4:1-Auswärtssieg über Hertha BSC Berlin am 31. Spieltag. Kamada hatte den Treffer nach einem sehenswerten Sololauf vorbereitet, Silva vollendete ebenso sehenswert mit der Hacke. Laut „Sportschau“ war es die erst sechste gemeinschaftlich gewonnene Medaille in der fast 50-jährigen Geschichte der Auszeichnung. Für die Eintracht war es das insgesamt 14. Tor des Monats. „André hat die unfassbare Vorarbeit von Daichi veredelt, so wurde das Tor zu einem Gesamtkunstwerk“, sagte Hütter gegenüber der „Sportschau“ zu dem Treffer.

Sonstiges

Wo bleiben die Haller-Millionen? Im Sommer 2019 wechselte der ehemalige Adler-Leistungsträger Sebastien Haller für kolportierte 50 Millionen Euro vom Main zu West Ham United. Rund ein Jahr später warteten die Hessen nach einem Bericht der englischen Zeitung „The Times“ auf eine Ratenzahlung von sechs Millionen Euro, die eigentlich am 15. Mai hätte fällig sein müssen. Die Eintracht legte schließlich Beschwerde bei der FIFA ein. Laut Informationen des „Kicker“ waren die insgesamt noch ausstehenden Raten des Transfergeschäfts auf 24 Millionen Euro beziffert worden. Ende September berichtete das Fachblatt, dass die versäumten Raten aus dem Mai und August bezahlt worden seien. Diese hätten jeweils sechs Millionen Euro betragen. Somit fehlten zum Zeitpunkt des Berichts noch zwölf Millionen Euro. Die SGE würde daran arbeiten, die ausstehenden Forderungen an einen externen Financier zu verkaufen, hieß es weiter. 

Fans spenden für guten Zweck: Die Eintracht-Fans haben mit der wegen der Corona-Pandemie vom Verein ins Leben gerufenen „Auf jetzt!“-Kampagne insgesamt 500.000 Euro für den guten Zweck gespendet. Davon profitierten die Arche, das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie Hessen, das Universitätsklinikum und die Frankfurter Tafel. „Es ist ein super Zeichen für Frankfurt, dass jeder, der konnte, uns das Vertrauen geschenkt hat und das ihm zugestandene Geld über uns freiwillig weitergegeben hat“, sagte Sportvorstand Bobic dazu. Der Anhang hatte bei der Spendenaktion die Möglichkeit, auf die Erstattung des Werts der bereits erworbenen Eintrittskarten von den nach dem Bundesliga-Re-Start unter Zuschauerausschluss stattfindenden Heimspielen ganz oder teilweise zu verzichten. 

Neuer Videowürfel im Waldstadion: Das Frankfurter Waldstadion hat einen neuen Videowürfel bekommen. Aber nicht irgendeinen, sondern den in Europa modernsten, wie die Eintracht mitteilte. Der Würfel soll ein Gesamtgewicht von 6.900 Kilogramm und eine Fläche von 276 Quadratmetern haben. Die Fans dürfen sich bei einer Stadion-Rückkehr nach der Corona-Abstinenz auf noch feinere Auflösung als auf einem 4K-Display freuen. 

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