Die aktuelle Nationaltorhüterin Merle Frohms fordert gegen die beinahe übermächtigen Wölfinnen Teamgeist, um das Jahr mit dem Pokalsieg versöhnlich abzuschließen (Bild: imago-Kessler Sportfotografie)

Am morgigen Sonntag (ab 15:30 Uhr live auf Das Erste) steht für die 15-malige Nationaltorhüterin Merle Frohms, die seit Beginn dieser Saison im Trikot von Eintracht Frankfurt aufläuft, ihr nächstes große Finale auf Vereinsebene an. Es geht im DFB-Pokalfinale gegen den Seriensieger VfL Wolfsburg, welcher den Pokal ganze sieben Mal in den letzten acht Jahren in Folge in die Höhe stemmen durfte. Frohms durfte diesen Pokal zwar auch bereits fünfmal in den Händen halten, weil sie selbst von 2012 bis 2018 im Kader der Wolfsburger war. Doch sie war damals stets Ersatztorhüterin hinter Urgestein Almuth Schult und kam daher selbst kaum zum Einsatz. Deshalb wechselte sie zur Saison 2018/19 zum SC Freiburg, bei dem sie zur Nationaltorhüterin aufstieg und dann schließlich zur neu gegründeten Frauenmannschaft der SGE.

Frohms vs. Schult: Ein besonderes Duell

Am vergangenen Wochenende verlor die SGE ihr letztes Heimspiel der Saison gegen den morgigen Finalgegner VfL Wolfsburg mit 2:3. Zur Halbzeit lag die Eintracht bereits mit 0:2 zurück. „Wir haben sehr ängstlich und zurückhaltend angefangen und gleich ein Tor kassiert, nach einer halben Stunde schon das zweite. In der Halbzeit wurde es in der Kabine dann laut. Wir müssen einfach mal erwachsener werden. Die zweite Halbzeit sollte uns aber Mut machen fürs Finale“, so Frohms in einem Interview mit dem kicker. In diesem Spiel traf sie zum ersten Mal im Trikot von Eintracht Frankfurt auf ihre damalige Kontrahentin Schult, die erst zu ihrem dritten Bundesligaeinsatz in dieser Saison gekommen war, weil sie zuvor aufgrund einer Schulteroperation und Schwangerschaft knapp zwei Jahre aussetzte. Frohms ist daher topmotiviert und will in diesem Spiel zeigen, dass sie inzwischen die bessere Torhüterin ist und Rückkehrerin Schult auch in der Nationalmannschaft hinter sich lassen kann. Doch unter Druck setzt sie dies nicht: „Ich musste immer meine Leistungen bestätigen, weil wir immer starke Torhüterinnen haben. Es spornt mich an, mehr an mir zu arbeiten und zu zeigen, dass ich zu Recht die Nummer 1 bin. Ich muss besser sein als meine Konkurrentinnen.“

Alles, was sich an Chancen ergibt, müssen wir verwandeln“

In der letzten Saison hatte Wolfsburg im Finale große Probleme mit Außenseiter SGS Essen und konnte den Gegner schließlich erst im Elfmeterschießen knacken. Das macht der 26-Jährigen Mut, es auf einem ähnlichen Weg auch mit der Eintracht schaffen zu können: „Ich hoffe, dass wir das Spiel so lange wie möglich offenhalten können, um am Ende die Überraschung zu schaffen“. Als Torhüterin wünsche sie sich natürlich „lange das 0:0 halten zu können und kurz vor Schluss das entscheidende Tor zu machen.“ Insbesondere der Teamgeist der Essenerinnen imponierte Frohms im vergangenen Jahr. Diesen forderte sie nun auch von ihren Mitspielerinnen ein: Wichtig ist der Teamgeist. Wir müssen Wolfsburg von Beginn an zeigen, dass das Finale kein Selbstläufer für sie wird. Der VfL wird schon 100 Prozent abrufen müssen, um gewinnen zu können. Für uns ist der Pokal die einzige Chance, etwas zu erreichen und das Jahr versöhnlich abzuschließen. Das ist Motivation genug.“ Die Taktik sei dabei klar: „Mit schnellem Umschaltspiel und über Konter haben wir eine Chance, ansonsten sind sie aus dem Spiel heraus schwer zu knacken. Wir müssen Überraschungsmomente schaffen und kleine Unaufmerksamkeiten ausnutzen. Außerdem brauchen wir eine gute Effektivität vor dem Tor. Alles, was sich an Chancen ergibt, müssen wir verwandeln.“ Zusätzlich gelte es, bei den Niedersachsen insbesondere Goalgetterin Ewa Pajor und Flankengöttin Felicitas Rauch in den Griff zu bekommen.

Saison diente dazu, sich „in der Liga Orientierung zu schaffen“

Die hohen Erwartungen, die zu Beginn der Saison in die neugeschaffene Frauenmannschaft der Eintracht gesteckt wurden, konnte diese bisher nicht erfüllen. Das hat für Frohms verschiedene Gründe: „Wir sind mit unterschiedlichen Erwartungen in die Saison gestartet. Durch die Fusion des 1. FFC mit der Eintracht haben einige ja auch schon von der Champions League gesprochen wegen des größeren Etats und der Aufbruchstimmung. Das muss prinzipiell auch möglich sein. Aber diese Saison diente erst mal dazu, dass wir uns Orientierung verschaffen und gucken, wo wir stehen und was realistisch für uns ist. Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren und darauf, 100 Prozent Leistung zu bringen, aber das ist uns nicht gelungen. Wir haben nur punktuell gezeigt, was wir eigentlich können.“ Frohms selbst sagte vor der Saison, dass sie den derzeitigen Tabellenführer Bayern München ärgern wollten. „Das ist ja immer noch möglich, wenn wir gegen sie am letzten Spieltag gewinnen“, lacht Frohms. Denn realistisch ist dies gegen die derzeit beste Mannschaft der Liga, die bei einer Tordifferenz von 78:9 erst eine Niederlage kassierte, nicht. Doch die Top vier der Liga wollten sie schon angreifen: „Natürlich wollten wir uns unter den ersten drei oder vier etablieren. Aber wir müssen ehrlich sagen, dass uns das nicht gelungen und auch nicht verdient ist. Klar, wir hatten alle andere Erwartungen. Aber es ist nicht unrealistisch, dass wir in den nächsten ein oder zwei Jahren die Top 3 oder 4 erreichen können.“

Präsident Fischer motiviert: „Unser Pokal braucht eine Schwester!“

Mit der eigenen Entwicklung ist die gebürtige Cellerin dagegen zufrieden: „Ich fühle mich viel besser und sicherer als zu meiner Zeit in Freiburg, habe viel mit dem Torwarttrainer hier gearbeitet und mein Torwartspiel mehr gefunden.“ Es fehle der Mannschaft schlichtweg noch an Erfahrung: „Eine erfahrene Spielerin würde uns mit Sicherheit guttun. Besonders in Spielen, in denen es nicht mehr läuft. Eine, die Verantwortung übernimmt und das Heft in die Hand nimmt. Oft hat uns die Cleverness gefehlt.“ Der Präsident des e.V. Peter Fischer kann zwar auf dem Platz nicht diese Verantwortung ersetzen, doch wenn es um Motivationsreden geht, braucht er sich nicht zu verstecken. Im Gegenteil! In einem Video, das auf dem Twitter-Account des e.V. veröffentlicht wurde, lobte Fischer die Saison der Frauen („Ihr habt eine Supersaison gespielt!“) und forderte „gegen die Kotflügel aus Wolfsburg“ eine Schwester für den von den Männern 2018 errungenen DFB-Pokal: „Unser Pokal braucht eine Schwester! Auf jetzt! Damit der Kerl nicht mehr allein ist!“

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5 Kommentare

  1. „gegen die Kotflügel aus Wolfsburg“ 🙂
    Unser Präsi ist schon eine Marke 🙂

    Auf Mädels holt euch den Pott!!

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  2. Drücke Euch Morgen im Pokalfinale ganz fest die Daumen! Glaubt an Eure Stärken und gebt nie auf! Forza SGE!

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