Das neue Duo der Eintracht: Oliver Glasner (links) und Markus Krösche. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)

Nach der Sommer-Transferperiode und der Länderspielpause hatten die Gäste des FPS-Fantalks einiges aufzuarbeiten. Die Diskussionen um Filip Kostic und Amin Younes wurden nochmal aufgegriffen, zudem bewerteten die Teilnehmer die Transferpolitik von Oliver Glasner und Markus Krösche und ihr Umgang mit den Problemen, die Eintracht Frankfurt derzeit beschäftigt. Abschließend wurde überlegt, wer denn der geeignetste Nachfolger von André Silva ist und wie die SGE ihren Kader generell neu ausgerichtet hat.

Der FPS-Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 12 Uhr und 14:30 Uhr auf SGE4EVER.de. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen FPS-Geschäftsführer Paul Taaffe, SGE4EVER.de-Redakteur Julian Jendrossek, und Eintracht-Fan Mark Geberth-Hindermeyer teil.

These 1: Bei Amin Younes und Filip Kostic hat die Eintracht ein schlechtes Bild abgegeben und mehr Härte und Konsequenz zeigen müssen.

Paul: „Für mich haben sie kein schlechtes Bild abgegeben. Markus (Krösche, Anm. d. Red.) und Oliver (Glasner, Anm. d. Red.) machen das verdammt professionell und überzeugend. Was intern abgelaufen ist, davon bekommen wir nur wenig mit. Das Transfersystem ist das Problem. Der Arbeitgeber von Filip Kostic ist Eintracht Frankfurt. Kostic und sein Berater einigen sich mit Lazio Rom über einen Vertrag. Aber wann darf die Eintracht da mal mitreden? Die beiden einigen sich und setzen dann ein Ultimatum. Das ist kein gutes System, weil Eintracht Frankfurt als Arbeitgeber vorher sagen muss, dass die anderen beiden Parteien reden dürfen. Den Gedanken, dass Kostic in Rom mehr Geld verdienen kann, verstehe ich und seine Nachricht auf Instagram war absolut okay. Ich bin froh, dass er noch dabei ist und ich glaube, dass er gegen Stuttgart wieder in der Startelf stehen wird. Mit Krösche und Glasner sehe ich die Eintracht in sehr guten Händen.“

Julian: „Viel mehr hat die Eintracht Stärke gezeigt, weil sie sich nicht an der Nase herum führen lassen hat. Angeblich sei kein offizielles Angebot bei der Eintracht angekommen. Erst am letzten Tag soll es dieses lächerliche Angebot gegeben haben, das aber viel zu niedrig war. Für diesen Preis hat sie ihn nicht gehen gelassen und nahm in Kauf, dass Kostic dadurch ein bisschen sauer ist. Man hat ja viel gehört von der falscher E-Mailadresse und so. Eher haben Lazio Rom und der Berater von Kostic ein schlechtes Bild abgegeben. Die SGE hat alles richtig gemacht.“

Mark: „Ich kann dem absolut zustimmen. Diese Berater sind mir zu sehr eingebunden, das ist nicht förderlich und teilweise auch etwas unsportlich. Filip Kostic ist ein wichtiger Spieler für uns, das weiß die ganze Liga. Deshalb ist es so wichtig, dass er wieder in die Mannschaft eingegliedert wird und ich bin gespannt, wie er gegen Stuttgart sich verhalten wird.“

Paul: „Da habe ich keine Bedenken. Es wird keine Pfiffe geben und er wird sich schnell wieder integrieren. Sebastian Rode und Martin Hinteregger haben ihm die Hände ausgestreckt. Ich erwarte nichts negatives.“

Mark: „Als Fan ärgerst du dich viel mehr darüber, dass so viel darüber berichtet wird und du dich an nichts anderem orientieren kannst. Wichtig ist, dass wir als Eintracht Frankfurt Filip Kostic wieder aufnehmen und das werden wir auf jeden Fall tun.“

Julian: „Etwas positives an dieser Geschichte ist aber, dass andere Spieler gemerkt haben, dass sie sich nicht so einfach raus streiken können, auch wenn Kostic gesagt hat, dass es kein Streik war. Borussia Dortmund ist das beste Beispiel für solche Geschichten, die schon mal Spieler deswegen gehen gelassen haben. In Frankfurt ist das anders: Am Beispiel Amin Younes hat die Eintracht klar gestellt, dass es so nicht weitergehen kann und hat ihn aus dem Kader für die Europa League gestrichen.“

Paul: „Ein prominenteres Beispiel ist Harry Kane von Tottenham Hotspur. Der Chef hat gesagt, Kane kann für 180 Millionen gehen und für keinen Cent weniger. Kane ist geblieben und spielt wieder für Tottenham. Axel Hellmann hat es unter der Woche gesagt: Wir müssen aufpassen, dass das ganze nicht außer Kontrolle gerät. Mich überrascht es nicht, dass gegen Stuttgart nicht alle 25.000 Tickets verkauft wurden. Ich bin auch nicht da. Ich will wieder ins Stadion gehen, wenn die Ultras zurück sind und wieder richtig Stimmung da ist.“

Mark: „Younes ist eine ganz eigene Geschichte, die ich überhaupt nicht verstehe. Vor einem halben Jahr waren wir noch die Wunschlösung, dazu sein Traumtor gegen Bayern München. Wir waren alle sehr glücklich und jetzt bin ich persönlich sehr enttäuscht von Younes, weil ich es nicht nachvollziehen kann.“

These 2: Die SGE zeigt sich in diesem Jahr wieder als launische Diva. Markus Krösche und Oliver Glasner brauchen schnell Erfolgserlebnisse, damit der Verein wieder zur Ruhe kommt.

Julian: „Dieser These würde ich nur halb zustimmen. Den Begriff „launische Diva“ mag ich nicht, denn er kommt aus einer Zeit als die Eintracht naiv und zu lässig gespielt hat und ihre Gegner oft unterschätzt hat. In der heutigen Zeit kann man nicht davon sprechen, dass wir eine überhebliche Mannschaft haben. Der Saisonstart war nicht super: Pokalaus und noch kein Sieg in der Liga. Noch habe ich keine Bauchschmerzen. Nichtsdestotrotz hoffen Glasner und Krösche, dass möglichst schnell die ersten Siege eingefahren werden. Durch die erfolgreichen letzten Jahre sind die Erwartungen im Umfeld angestiegen.“

Mark: „Die Zeiten der launischen Diva sind vorbei. Wir haben uns auf einen neuen Weg begeben und haben diese Saison einen großen Umbruch erlebt. Krösche und Glasner haben für ihr erstes aktives Transferfenster einen großartigen Job gemacht. Sie haben so viele neue Spieler geholt und sind in schwierigen Situationen ruhig geblieben. Jetzt gilt es, das Ganze in Punkte umzumünzen. Wie Julian schon sagte, können wir es uns nicht erlauben, nur um den Klassenerhalt zu spielen.“

Paul: „Krösche und Glasner überzeugen mit ihren Auftritten und die Art, wie sie kommunizieren. Sie nehmen die Fans mit. Es ist zehnmal besser als mit Adi Hütter und Fredi Bobic. Aber Fußball ist ein Ergebnissport. Im Hinterkopf hat man Angst, dass wir in eine Negativspirale kommen, deswegen sind drei Punkte gegen Stuttgart wichtig. In Bielefeld sind wir in den letzten 20 Minuten auseinander gefallen. Gegen Augsburg haben wir noch nie so dominant gespielt und das ohne Mittelstürmer. Ich bin bei Julian und Mark. Fünf aus elf Spielern der Startelf sind neu und auch die Viererkette ist neu. Die Säule Makoto Hasebe ist zudem nicht mehr dabei. Das sind radikale Veränderungen. Das läuft nicht innerhalb von drei Spielen. Ich bin weit davon entfernt, unruhig zu werden und Glasner und Krösche zu kritisieren.“

Julian: „Ich bin auch zuversichtlich, dass sich das wieder einpendelt. Mit der Zeit wird sich das wieder normalisieren. Es ist spannend zu sehen, wer wohl in der Startelf stehen wird. Werden Kristijan Jakic und Sam Lammers direkt von Beginn an spielen? Wenn ja, kann keiner von uns vorhersagen, wie dieses Spiel laufen wird. Von einem souveränen 3:0-Heimsieg bis hin zu einem Auftritt wie in Bielefeld kann dann alles passieren.“

Mark: „Drei Punkte sind immer das Ziel. Jakic und Lammers würde ich aufstellen, weil wir damit den Überraschungseffekt auf unserer Seite hätten. Beide Spieler kennt man in der Bundesliga noch nicht und beide sind zwei sehr spannende Spieler. Und was ich an dieser Stelle noch einschieben möchte: Als Fan bist du digital extrem nah dran an dem Geschehen. Da leistet die Eintracht sehr gute Arbeit.“

Paul: „Es war auch sehr wichtig, dass wir uns auf diesen beiden Positionen verstärkt haben. Ajdin Hrustic war als Sechser bisher nicht so überzeugend und Rafael Borré ist auch noch nicht richtig angekommen. Wenn du Jesper Lindström und Jens Petter Hauge über die Flügel hast, brachst du jemanden in der Mitte, der wie ich früher die Dinger auch mal rein köpft.“

These 3: Die Offensive ist trotz des Abgangs von André Silva besser geworden. Das liegt vor allem an den vielen jungen Talenten und der großen Flexibilität.

Mark: Definitiv ja. Wir haben, wenn man es nominell betrachtet, André Silva verloren und wenn man ihn jetzt bei seinem neuen Verein sieht, dann hat er nach vier Spieltagen gerade mal ein Tor geschossen und das war ein Elfmeter, glaube ich. Wir haben jetzt so viele neue spannende Spieler und junge Talente mit extrem viel Potenzial. Und da übertreibe ich nicht mit meiner Wortwahl. Wir haben Hauge mit 22 Jahren, Lindström, der 21 Jahre alt ist, und Hrustic zähle ich auch mal dazu mit 25 Jahren – und Jakic mit 24 Jahren. Borré ist mit 26 Jahren der Älteste von den Neuzugängen. Dann haben wir noch Fabio Blanco mit 17 Jahren in der Hinterhand. Ali Akman macht einen super Job in den Niederlanden. Dort hat er jetzt den Nachwuchsspielerpreis gewonnen in diesem Monat. All das, was Krösche zu uns geholt hat, hat extrem viel Potenzial. Wir haben den Kader auf Perspektive verstärkt. In den letzten Jahren gehörten wir eher zu den älteren Mannschaften. Das ist auch nicht per se schlecht, weil man dann Erfahrung im Kader hat, aber jetzt haben wir den Kader extrem verjüngt und mit sehr viel Potenzial ausgestattet. Ich freue mich extrem darauf, wenn alle ihre Rolle im System gefunden haben und dann noch Jakic und Lammers eingebunden werden. Dann geht das vorwärts. Auf jeden Fall!“

Paul: Der Vergleich hakt etwas, weil wir bis jetzt noch keinen Nachfolger für Silva haben spielen gesehen. Das ist Punkt eins. Wir haben bislang keinen Mittelstürmer gesehen. Lammers startet hoffentlich gegen Stuttgart. Ich teile Marks Auffassung, dass wir viele junge Spieler mit sehr viel Potenzial geholt haben und angeblich ist die Zusammenarbeit zwischen Ben Manga, Glasner und Krösche ganz anders als bei Hütter. Letzterer hat immer nur auf seine Säulenspieler gesetzt. Solche Spieler wie Hasebe oder Stefan Ilsanker. Ich hoffe, dass Hasebe auch jetzt wieder eine Chance bekommen wird. Ich bin kein Fan von der Viererkette, aber ich muss sagen, dass das schon irgendwie gut zu uns passt. Gegen Dortmund war es ja ganz schlimm ohne. Ich bin gespannt, wann wir das nächste Mal einen Mittelstürmer spielen sehen und ob Lammers dann eher mit Borré zusammenspielen wird oder ob Hrustic für Jakic ausgetauscht wird. Djibril Sow wird, denke ich, spielen, weil er sehr viel arbeitet. Also ich sehe keine Krise. Ich sehe eine wunderbare Zusammenarbeit zwischen den Chefs und Vorständen. Hellmann macht das gut als Sprecher, es passt auch gut so, wie er die Fans mitnimmt. Unser neu erbautes Zentrum ist sowas von geil. Das wir das dahin gestellt haben und dass das uns gehört – Wahnsinn! Hut ab! Wir müssen nur aufpassen, dass die Fans wieder kommen werden. Wieso werden die 25.000 Tickets nicht verkauft? Auf die Frage muss eine Antwort gefunden werden. Gegen den VfB Stuttgart sind wir, glaube ich, auch nicht ausverkauft.“

Julian: Ich glaube nicht, dass es an der Leidenschaft liegt bei den Fans. Da ist bei den Fans durch Corona eine gewisse Distanz aufgebaut worden. Man konnte jetzt über anderthalb Jahre nicht mehr ins Stadion gehen. Das hat auch dafür gesorgt, dass die Leute ein bisschen träge geworden sind, eventuell und möglicherweise nicht die ganz große Lust verspüren, bei den Corona-Maßnahmen ins Stadion zu gehen. Zudem weiß man auch, dass die Ultras nicht im Stadion sind. Das sind alles kleinere Punkte, die dafür sorgen, dass vielleicht die ganz große Lust noch nicht zurückgekehrt ist. Deswegen fand ich das Beispiel von Hellmann sehr passend, als er sagte, man müsse die Fans erstmal wieder vor der eigenen Haustür einsammeln, bevor man wieder nach Asien geht. Er hat ein feines Gespür dafür entwickelt, dass man darauf achten muss.“

Mark: Das hat mich nach dieser Zeit extrem gefreut, jedes Mal im Stadion gewesen zu sein. Ich hätte auch gegen Stuttgart wieder ins Stadion gehen können, aber ich kann leider nicht. Ich habe meine Dauerkarte, bin seit über zehn Jahren Mitglied im Verein und genieße es jedes Mal, wenn ich wieder ins Stadion gehen kann. Ich kann das schon verstehen, wenn man sich noch nicht so abgeholt fühlt oder noch ängstlich ist. Absolut! Aber deswegen ist es auch schade, dass nur maximal 25.000 Tickets verkauft werden können. Paul sagte zu Beginn, und das kann ich auch irgendwie verstehen, dass er erst wieder ins Stadion geht, wenn die Ultras zurückkehren.“

Paul: Nein, das habe ich so nicht gesagt oder gemeint, aber die fehlen mir schon sehr. Die Stimmung und die Atmosphäre, dann die wunderbaren Choreographien bei den Europa-League-Abenden – das gehört einfach dazu. Das fehlt schon. Ich würde aber auch ins Stadion gehen. Eine Anekdote dazu: Ich hatte mich beworben für das Heimspiel gegen Fenerbahçe Istanbul jetzt in der Europa League. Aber Zoom für die Bewerbung hat nicht gut funktioniert auf meinem Handy. Ich bin eher der Handy-Mensch und weniger gern am PC. Ein Ticket hätte ich ergattern können. Dann habe ich mich diplomatisch bei der Eintracht beschwert und um 21:00 Uhr rief dann die SGE bei mir an und fragte: ‚Paul, wie viele Tickets brauchst du gegen Fenerbahçe?‘ Ich habe dann zwei gesagt und nebeneinander. Und die haben mir die Karten zugeschickt. Das fand ich toll! Das hat mich überrascht, dass die extra bei mir anrufen. Und ich zahle gerade mal 26 Euro pro Karte! Das ist günstig für ein Euroleague-Spiel.“

Mark: Absolut! Aber ja, der Ticket-Server war ein wenig überlastet.“

Paul: Das würde ja bei SGE4EVER.de niemals vorkommen! (Alle lachen) Wie heißt es? Error 503?“ (Alle lachen erneut)

Mark: Ja wie gesagt, es ist eine Entwicklung. Um nochmal kurz die Ultras ins Boot zu holen: Wir haben die beste Fanszene in ganz Deutschland. Punkt. Aber da muss man sich fragen, wenn man jetzt die anderen Stadien in der Konferenz sieht und sieht, dass alle wieder so nah dran sind, wieso können wir das nicht? Warum gibt es dann nicht trotzdem einen Kompromiss, dass man sagt, ein Teil der Ultras kommt wenigstens ins Stadion. Weil da muss ich Paul schon Recht geben. Die Stimmung ohne Ultras ist nicht vergleichbar. Trotzdem freue ich mich jedes Mal wieder ins Waldstadion zu gehen!“

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3 Kommentare

  1. @Mark vollkommen Recht, die Ultras gehören zur Eintracht wie der Adler auf die Brust,

    ohne Eintracht Ultras, leider keine Gänsehaut-Momente!

    #OpenUltrasSGE!

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  2. Die Aussage, dass die Mannschaft wieder im totalen Umbruch ist, stimmt leider wieder einmal. Das einzige Jahr, in dem der Umbruch nicht groß war, ist die letzte Saison gewesen. Das Ergebnis ist bekannt. Von daher hoffe ich auf eine solide Leistung diese Spielzeit und eine super Platzierung in der nächsten Saison. Wenn Corona mitspielt.

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