FPS-Fantalk: „Es geht jetzt nur darum, in der Liga zu bleiben“

Nach dem Heimspiel gegen den Hamburger SV ging der FPS-Fantalk heute in die nächste Runde. Den FPS-Fantalk gibt es bei uns an jedem Heimspiel-Sonntag zwischen 12 und 14:30 Uhr. Sollte die Eintracht freitags oder samstags spielen, werden sich die Thesen auf das vergangene Spiel beziehen. Ist der Anpfiff allerdings erst sonntags gibt es einen Ausblick auf die bevorstehende Paarung.

Der Diskussionsrunde werden drei Thesen zur Verfügung gestellt, die Ergebnisse dann in schriftlicher Form präsentiert. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über unser Kontaktformular und seid bei einem unserer nächsten Fantalks, die per Telefonkonferenz geführt werden, dabei!

Am heutigen FPS-Fantalk nehmen teil: SGE4EVER.de-Redakteur Benjamin, Eintrachtfan “Paddy” und Paul Taaffe, Geschäftsführer von SGE4EVER.de-Premiumpartner FPS. Das 0:0 gegen die Hamburger lieferte auch heute noch reichlich Diskussionsstoff.

These 1: Die Pfiffe der Zuschauer sind in der derzeitigen Situation nicht hilfreich.

Paul: „Vorweg: Natürlich hat sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit gebessert und ich zweifele auch nicht daran, dass sie ab da nicht alles gegeben hat. In der ersten Halbzeit waren sie verunsichert. Die Pfiffe gingen am Ende natürlich Richtung Mannschaft. Aber ich denke, die Pfiffe resultieren aus einer allgemeinen Angst, dass wir ein Déjà-vu von 2011 erleben. Gegen den HSV nur einen Punkt zu Hause zu holen, ist zu wenig. Und wir haben noch die großen Gegner vor uns. Die Wirkung von unseren neuen Spielern ist verpufft, was ich befürchtet habe. Man sieht jetzt wirklich, ich muss es wieder betonen, dass Armin Veh als Trainer überfordert ist. Aus der Mannschaft kannst du viel mehr herausholen. Und ich glaube, es ist Vehs Job, den Spielern Sicherheit zu vermitteln. Ich habe ihn am Freitagabend beobachtet und habe gesehen, dass Veh wie versteinert da stand,als die Mannschaft in der ersten Hälfte kopflos über den Platz gerannt ist. Ich habe menschlich absolut nichts gegen ihn. Aber der Mann ist so sehr unter Druck, das sieht man. Er wirkt sehr angeschlagen und ideenlos. Und sein Kommentar auf der Pressekonferenz, dass wir zu Hause bleiben sollten – da fühlten sich viele angesprochen – war unpassend. Ich glaube, dass diese Pfiffe wirklich aus einer immer größer werdenden Kluft zwischen Fans und Vorstand resultieren – nicht wegen einer Kluft zwischen Fans und Mannschaft. Die Fans haben die Befürchtung, dass der Vorstand immer so weiter macht. Bruno Hübner wird sich nie von Veh distanzieren, weil er ihn geholt hat und sie befreundet sind. Ich habe gestern in der Sportschau Jörg Schmadtke gesehen und ich fand es interessant, wie er seinen Job definiert hat. Er sagte, dass er der Sportvorstand sei und die Strategie vorgebe und der Trainer setzt es um. Das setzt ein gewisses Zusammenspiel voraus. Hübner gibt bei uns bestimmt keine Strategie vor. Ich habe das Gefühl, dass der Verein und der Vorstand einfach alle Wünsche von Veh erfüllt hat und dass er eigentlich derjenige ist, der das Sagen hat und sonst keiner. Heribert Bruchhagen hält sich inzwischen aus Vielem raus. Da ist ok, weil er bald aufhört. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass diese Kluft zwischen Fans und Verantwortlichen eskalieren wird, wenn nicht gehandelt wird. Wir haben im Nachhinein betrachtet eine Fehlentscheidung getroffen, indem wir Veh zurückgeholt haben. Das kann passieren, jeder macht Fehler. Aber wir müssen es jetzt korrigieren. Nach dem Spiel gegen Schalke muss ein neuer Trainer her. Am liebsten eigentlich schon davor. Ich würde Jens Keller als Insider holen, der das gemeinsam mit Alex Schur machen kann. Es geht jetzt nur darum, in der Liga zu bleiben. Alles andere ist absolut unwichtig. Wenn wir so einen Wechsel vornehmen würden, würde es in dieser Saison keinen einen Pfiff mehr geben. Meiner Meinung nach muss das kommen. Man hat gesehen, dass die Trainerwechsel in Berlin, Stuttgart und Hoffenheim wunderbar funktioniert haben. Wir haben einen Kader, mit dem man keinesfalls in die zweite Liga absteigen muss.
Pfiffe sind in dieser Situation dennoch selbstverständlich nicht hilfreich. Aber ich verstehe sie. Ich war ein bisschen überrascht, dass die Pfiffe so laut gekommen sind. Aber die Fans sind so was von gefrustet und daher ist das nachvollziehbar. “

Benjamin: „Ich kann die Pfiffe nachvollziehen. Es ist definitiv so, dass die Spiele in letzter Zeit nicht gut waren. Von daher kann man verstehen, dass die Situation aufgeheizt ist und dann Pfiffe kommen. Aber hilfreich sind sie nicht. Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wenn Mannschaften unter Druck waren und dann noch von den eigenen Fans der Druck durch Pfiffe erhöht worden ist, dann hat das eigentlich immer negative Auswirkungen gehabt. Ganz klar ist aber auch zu sagen, dass die Worte von Veh in Richtung Fans natürlich auch überhaupt nicht glücklich gewählt waren. Aber auch hier muss man sagen, dass er selbst enorm unter Druck steht und die Worte im Eifer des Gefechts gefallen sind. Ich denke, dass man beides nicht zu hoch hängen sollte.“

Paddy: „Ich finde die Pfiffe in der derzeitigen Situation überhaupt nicht hilfreich, weil man ganz stark zur Verunsicherung beiträgt – gerade nach dieser Partie und der zweiten Halbzeit, die ja wirklich besser war als die erste. Die erste Halbzeit, die konnte man ja vergessen, weil wir da keine Chance gegen die Hamburger hatten. Wir konnten uns noch glücklich schätzen, dass wir zur Pause nicht zurückgelegen haben. Aber man hat eben gesehen, dass der Trainer zur Pause eine Veränderung vorgenommen hat, die entscheidend war. Zuletzt wurde er ja immer häufiger kritisiert, dass er in die Spiele nicht eingreifen würde und das Spiel nicht lesen könnte. Und das hat er am Freitag eben geschafft. Er hat mit Seferovic einen offensiven Spieler reingenommen und damit dem Spiel eine ganz neue Wendung gegeben, sodass wir das Ding mit entsprechendem Glück hätten gewinnen können. Dann hätten am Ende vermutlich nur sehr wenige gepfiffen – nämlich die, die nach wie vor gegen den Trainer wären. Dass man dann aber erst pfeift, wenn die Mannschaft in Richtung Kurve gelaufen kommt und nicht direkt nach Abpfiff, kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen. Das signalisiert mir eher, dass man nicht mit der Gesamtsituation unzufrieden ist, sondern mit der Mannschaft. Und das hat man gerade in den letzten zehn Minuten der Begegnung gesehen, als die Spieler selbst nicht mehr so den Druck nach vorne gemacht haben, weil sie Angst hatten, durch irgendeinen blöden Fehler dann doch noch ein Gegentor zu kassieren und ohne Punkte dazustehen. Und das 0:0, mit dem viele nicht zufrieden waren, dann mit Pfiffen zu quittieren, halte ich für kontraproduktiv.
Dann möchte ich ganz kurz noch eben auf das eingehen, was Paul bezüglich der Überforderung von Veh sagte. Ich sehe nicht, dass er überfordert ist. Und auch, dass der Effekt der Neuzugänge schon verpufft sei, sehe ich anders. Wir haben jetzt fünf Spiele in der Rückrunde, da kann man schon ein bisschen was darüber sagen. Aber wenn man sich einfach mal die Werte der Spieler von Freitag anschaut, dann sind es eben gerade die Neuzugänge, die am aktivsten waren. Fabián ist mit 11 Kilometern beispielsweise am meisten gelaufen und 77 Prozent seiner Pässe kamen an. Regäsel hat die meisten Sprints gehabt und 79 Prozent seiner Pässe erfolgreich gespielt. Wenn wir uns dann mal die anderen Spieler anschauen, die hochgelobt werden, dann stehen da ganz andere Werte. Ich bin kein Meier-Gegner, im Gegenteil. Aber von ihm kamen eben nur 47 Prozent seiner Pässe an. Da möchte ich weniger sagen, dass es verpufft ist. Vielmehr sind es momentan die neuen Spieler, die das Konstrukt zusammenhalten. Da bin ich einfach so ein bisschen anderer Meinung als Paul. Aber es ging ja im Endeffekt um die Pfiffe und da kann ich einfach nur sagen, dass die nicht hilfreich sind.“

Paul: „Ich finde zum Beispiel, dass Fabián Talent hat. Der rennt sich aber tot. Das spricht zwar auf der einen Seite für ihn. Aber diese Organisation der Mannschaft muss eine ganz andere sein. Regäsel rennt auch viel und macht natürlich Fehler, da er noch sehr jung ist. Aber er gibt alles. Was ich meine ist, dass die Effektivität von unsere Truppe viel höher sein müsste. Und wir haben genug Talent, um diese herbeizuführen. Ich finde es toll, dass Fabián so viel läuft und er ist auch kein Fehleinkauf. Nur bezweifele ich, dass er uns in so einer Krisensituation so schnell helfen kann. Zudem finde ich, dass man ihn effektiver einsetzen kann, indem er weniger zurücklaufen muss. Ich finde, wir müssen eine kompaktere Abwehr und Zentrale haben.“

These 2: In der Partie am Freitag wurde ein Punkt gewonnen und nicht zwei verloren.

Benjamin: „Dieser These stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Natürlich ist es richtig, dass wir einen Punkt geholt haben. Das ist immer besser als eine Niederlage. Man muss aber auch immer sehen, dass, über den ganzen Saisonverlauf gesehen, ein Punkt pro Spiel zu wenig ist. Gerade in der der jetzigen Situation, wo alles sehr nah beieinander ist und wo auch mit Hoffenheim von hinten sehr gedrückt wird, ist der eine Punkt einfach zu wenig. Und es ist halt auch problematisch, dass sie immer nur eine Halbzeit gut spielen. Der Punkt war folgerichtig. Hamburg war in der ersten Hälfte überlegen. Ich fand uns in der zweiten Halbzeit stärker. Aber die Mannschaft kann ein gutes Spiel irgendwie immer nur über eine Halbzeit abliefern. Wir haben schon ganz oft gesehen, dass die erste Hälfte gut war und wir dann in der zweiten eingebrochen sind. Waren die ersten 45 Minuten schwach, dann kommt meisten ein Aufbäumen in der zweiten Halbzeit. Aber im Endeffekt ist ein Punkt pro Spiel zu wenig.“

Paddy: „Ich stimme der These absolut zu. Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, können wir am Ende mit dem Punkt zufrieden sein. Natürlich hätten wir mit ein bisschen Glück das Spiel auch gewinnen können. Dann würden wir jetzt wahrscheinlich ganz anders sprechen. Aber man muss halt wirklich festhalten, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit gefightet hat. Nach den ersten 45 Minuten hatte jeder gedacht, dass wir hier überhaupt keinen Punkt holen. Es ist aber richtig, da teile ich die Meinung von Benjamin, dass ein Punkt in der derzeitigen Situation dennoch zu wenig ist. Aber wenn man das Gesamtkonstrukt sieht, ist der eine Punkt am Ende besser, als mit leeren Händen dazustehen. Daher sehe ich das eher positiv. Ich gehöre zu denen, die nach Spielende eher geklatscht haben, anstatt zu pfeifen, weil ich einfach wollte, dass die Mannschaft sieht, dass sie nun am kommenden Sonntag erhobenen Hauptes die Schalker empfangen kann. Denn gegen Schalke wird es wieder ein ganz anderes Spiel, weil die das Spiel von sich aus ja ganz anders aufziehen. Ich finde daher, dass wir mit breiterer Brust in das Spiel gehen können.“

Paul: „Aufgrund des Spielverlaufs haben wir einen Punkt gewonnen. Wobei mit ein bisschen mehr Präzession hätten wir in der zweiten Halbzeit das eine oder andere Tor machen können. Das Phänomen ist tatsächlich, eine Halbzeit grottenschlecht und die andere gut zu spielen. Veh hat nach der Partie gesagt, dass man gesehen habe, dass wir wollten. Das ist für mich eigentlich selbstverständlich. Aber woher kommt dieses Phänomen? Ich bin fast sicher, dass es daran liegt, dass wir zu wenige Typen in der Mannschaft haben. Nach einer konzentrierten Spielvorbereitung kommen die Jungs ins volle Waldstadion und man sieht, dass sie versteinert und steif sind. Sie waren verunsichert. Und früher hätte es Typen gegeben, die da zu Wort gekommen und die Jungs gepusht hätten. Da ist aber derzeit keiner. Carlos Zambrano ist ein Typ. Aber er ist ein Individualist. Marc Stendera, läuft unheimlich viel und spricht viel – aber mehr mit dem Schiri. Wo sind die Leadertypen? Das hat für mich nichts damit zu tun, dass die Spieler keinen Charakter haben. Aber wo sind die Typen, die Persönlichkeit und Eier haben und sagen: ‚Komm, wir packen das!‘? Und man sieht, die Mannschaft geht in die Kabine und Veh baut sie wieder auf und sie gibt dann alles. Aber dass das nicht von Anfang an so funktioniert, hat sicherlich damit zu tun, dass wir nicht die Typen haben, die wir benötigen.
Alex Meier ist für mich kein Kapitän. Er ist zu leise und zu sehr mit sich beschäftigt. Ein Stürmer als Kapitän ist meines Erachtens ohnehin nicht sinnvoll. Gehen wir mal die Mannschaft durch: Wo ist da ein Typ? Stendera traut sich noch nicht so richtig, weil er noch so jung ist. Das ist eigentlich unsere größte Herausforderung, einen echten Führungsspieler zu finden.“

Benjamin: „Ich teile diese Meinung teilweise. Ich finde, wir haben einen Spieler, der von seinem Charakter her prädestiniert wäre, als Führungsspieler aufzutreten. Das ist der Marco Russ. Das ist einer, der auch mal dazwischen hauen und die Mannschaft sowohl mit einem harten Einsteigen als auch verbal, aufrütteln kann. Das Problem ist, dass er selbst viel zu fehlerbehaftet spielt und daher vermutlich nicht das Standing hat. Ich denke aber auch, dass der Trainer in dieser Situation wirken kann. Und meiner Meinung nach ist es ein Riesenproblem, dass Veh manche Spieler viel zu stark kritisiert, aber nicht die Konsequenzen daraus zieht. Typisches Beispiel dafür ist, dass er nach der Vorbereitung sagt, dass Gacinovic inzwischen viel agiler ist als Aigner. Die Konsequenz daraus wäre eigentlich gewesen, Aigner auch mal draußen zu lassen. Aber Veh hat ihm wieder sein Vertrauen gegeben. Genauso ist es mit den Neuzugängen. Auch wenn sie, wie beispielsweise Fabián, mal schlechte Spieler liefern, bleiben sie drin. Und gerade jetzt, wo man einen relativ breiten Kader hat, finde ich, sollte Veh aus schwachen Auftritten auch mal die Konsequenz ziehen und mal einen anderen Spieler bringen. Das kann auf die Spieler auch die Auswirkungen haben, dass sie merken, dass ihr Stammplatz doch nicht sicher ist und sich mehr reinhängen müssen. Ich habe das Gefühl, dass Aigner irgendwie weiß, dass er seinen Platz sicher hat und daher dann vielleicht unbewusst nicht die 100 Prozent gibt, sondern nur 95.“

Paddy: „Da muss ich dir widersprechen, Benny. Ich sehe das nicht ganz so. Man hat jetzt gerade am Freitag gesehen, dass Huszti zur Pause ausgewechselt wurde. Das war ein entscheidender Fingerzeig. Aigner wurde in der Rückrunde beim Spiel gegen Stuttgart auch schon mal vorzeitig ausgewechselt wurde. Aber an sich ist es ja auch nicht verkehrt, wenn man Neuzugänge hat, die auch im Team spielen zu lassen. Denn nur durch diese Wettkampfpraxis spielen sie sich ins Gesamtkonstrukt mit ein. Von daher sehe ich das schon anders.
Dafür muss ich jetzt Paul beipflichten, was das Kapitänsamt angeht. Ich sehe auch, einen Alex Meier als Kapitän einfach vollkommen fehlbesetzt. Wie eben auch schon gesagt: Ich habe überhaupt nichts gegen ihn, ich finde ihn gut und bin sehr froh, dass wir ihn im Team haben. Aber eine so ruhige Person, die zwar immer diesen enormen Mannschaftsgedanken nach außen hin pflegt, was absolut vorbildlich ist, als Kapitän zu benennen, ist einfach nur fehlerhaft. Er steht vorne drin und hat das Spiel als solches ja gar nicht im Blickfeld. Und auf der anderen Seite ist er auch keiner, der mal die Mitspieler entsprechend anbrüllt und wachrüttelt, was ich bei einem Stendera eher sehen würde. Der ist aber einfach noch zu jung dafür. Zur neuen Saison könnte man darüber nachdenken, das Kapitänsamt neu zu bekleiden, ohne jemanden entmachten zu wollen. Das würde Meier mit der richtigen Argumentation des Trainers dann auch verstehen. Marco Russ sehe ich hingegen genauso wie du, Benjamin. Er hat einfach zu viele Inkonstanten im Spiel drin, um ihn zum Kapitän zu machen. Er würde auch den Mund aufmachen. Ich denke, deswegen hat er Anfang der Saison auch viel Interviews gegeben, für das ihn viele auch kritisiert haben. Er hat aber einfach für sich seine Rolle als Teil des Mannschaftsrates wahrgenommen. Und weil ein Meier sich eben nicht kritisch äußert, was man von einem Kapitän eigentlich erwarten kann, hat er diese Rolle eingenommen. Und das kam halt leider nach außen hin, für mich unverständlicherweise, total falsch an.“

Paul: „Ich glaube, Veh hat Meier zum Kapitän gemacht, um sich gegenüber den Fans etwas populärer zu machen nach seinem Weggang. Ich denke schon, dass das damit zu tun hat. Denn Veh weiß, dass Meier kein Führungstyp ist. Ich glaube zudem, dass Veh und die Mannschaft zu nah beieinander sind. Veh ist ein väterlicher Typ. Die Spieler sind wie seine Kids. Diese Nähe ist für mich zu intensiv. Das führt dazu, dass der Trainer sich schwertut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Jeder schreit nach Gacinovic. Aigner war am Freitag wieder überfordert. Er gibt zwar alles, aber die Effektivität war sehr gering. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Coahc sich schwer tut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Das spiegelt auch sein Verhalten bei Auswechslungen wider.
Die ganze Situation mit Seferovic hat er aber gut gemeistert. Als er jetzt reinkam, hat er wieder Vollgas gegeben. Das ist für mich ein Beispiel, bei dem Veh alles richtig gemacht hat. Aber ansonsten ist er zu nah an der Mannschaft.“

Benjamin: „Ich bin auch der Meinung, dass Meier kein guter Kapitän ist. Ich glaube, dass Meier nicht an diesem Amt hängt. Ich denke, dass der Trainer ihn vor der Saison darum gebeten hat und er zwar diese Verantwortung übernimmt, aber von seinem Typ her nicht entsprechend agieren kann. Er würde sich nicht dagegen wehren, wenn Veh sagt, dass es jemand anderes machen soll.
Noch kurz zu den Auswechslungen: Klar es ist richtig, dass Veh jetzt auch mal Aigner und Huszti rausgenommen hat. Aber die werden, meiner Meinung nach, im nächsten Spiel auch wieder von Anfang an spielen. Und für mich ist es irgendwie immer so, dass Veh scheinbar ein Licht aufgeht, wenn eine gute Entwicklung erstmal sichtbar ist. Das war beispielsweise in der Hinrunde so, als Meier, Seferovic und Castaignos zusammengespielt haben und es zwei Spiele lang wunderbar funktioniert hat. Dann hat Veh aber sechs, sieben Spiele gebraucht, um zu erkennen, dass es nicht immer so gut geht. Und genau das sehe ich auch jetzt bei den Neuen wieder. Mit Huszti und Fabián kommt ein bisschen mehr Spielkultur in die Mannschaft. Und jetzt tut er sich unheimlich schwer damit, davon wieder abzurücken, obwohl es nicht so richtig funktioniert.“

These 3: Gegen Schalke sollte die Mannschaft von Anfang an so auflaufen, wie die Aufstellung zu Beginn der 2. Halbzeit gegen Hamburg war.

Paddy: „Das sehe ich absolut genauso. Denn wir haben gesehen, dass wir in der zweiten Halbzeit einen enormen offensiven Drang hatten. Die Hamburger haben große Probleme mit uns bekommen. Klar werden die Schalker ihr Spiel ganz anders aufziehen, als der HSV. Aber dadurch, dass sie auch sehr offensiv ausgerichtet sind und wir ja bekanntermaßen gegen offensivere Mannschaften eigentlich nie so die Probleme haben, bin ich optimistisch. Wir haben ja häufig gegen die größeren Mannschaften bessere Spiele abgeliefert als gegen die vermeintlich auf Augenhöhe spielenden. Ich denke, dass Seferovic die Pause gut getan hat und es war auch richtig, ihn gegen Hamburg erst zur zweiten Halbzeit zu bringen und nicht von Anfang an, weil man ihm damit eben nochmal ein Signal gesetzt hat. Und da hat er sich jetzt beweisen können. Und ich glaube, jetzt brennt er auch richtig darauf, gegen Schalke von Beginn an zu spielen. Ich würde bis auf die Position Seferovic für Huszti überhaupt nichts ändern.“

Paul: „Definitiv sollte mit Seferovic anstelle von Huszti am kommenden Sonntag angefangen werden. Aigner sollte von Beginn an durch Gacinovic ersetzt werden. Ich finde, wir müssen aber im defensiven Mittelfeld etwas machen. Wenn wir annehmen, dass Oczipka wieder da ist und Regäsel dann rechts spielt, wer spielt dann im defensiven Mittelfeld? Marco Russ und Hasebe? Ich persönlich würde Medojevic von Anfang an mal wieder eine Chance geben, denn er ist ein Beißer vor dem Herrn. Und ich würde Hasebe eine Pause gönnen. Das defensive Mittelfeld ist unser Hauptproblem. Medojevic und Russ zusammen könnten dort gut funktionieren. Es sind beides Kämpfer. Wir müssen die Defensive befestigen. Wenn du einen Medojevic hinter Fabián hast, dann muss Fabián weniger laufen, kann sein Talent entfalten und hat über 90 Minuten mehr Kraft.“

Benjamin: „Ich teile die These teilweise. Überraschenderweise bin ich der Meinung, dass Hasebe weiterhin hinten links spielen sollte. Mir hat er dort sehr viel besser gefallen als Oczipka und ich kann mir vorstellen, wenn er dort noch drei bis vier Spiele gemacht hat, wird er noch ein bisschen besser reinkommen. Aber vor allem haben wir mit ihm einen Spieler, der – wenn er mit nach vorne rennt – nach innen ziehen und auch mal einen guten Schuss bringen kann. Das kann er von der linken Außenbahn besser machen, als wenn er von rechts nach innen zieht, denn dann müsste er mit dem linken Fuß abschließen. Ich bin außerdem der Meinung, wenn man weiterhin einen Kämpfer im defensiven Mittelfeld haben will, würde ich eher Ignjovski einsetzen. Der ist genauso wie Medojevic ein Kämpfer. Ich habe bloß bei Medojevic immer dieses Gefühl, dass er sich spielerisch mehr zutraut und dann zu viel herumtrickst. Ignjovski weiß einfach, dass er fußballerisch total limitiert ist und spielt entsprechend. Aber er ist genauso ein Fighter und haut sich rein.
Für die Offensive ist es natürlich schwer, wenn man Seferovic wieder einsetzt, jemanden dafür rauszunehmen. Entweder setzt man Seferovic auf der Außenbahn ein – kann man machen. Ich fände es gar nicht so schlecht, Meier mal ein, zwei Spiele Pause zu geben. Ich bin der Meinung, dass Meier ein ganz wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist. Aber ich habe auch das Gefühl, dass er manchmal – vielleicht auch aufgrund seines Alters – ein bisschen überspielt ist und nach einer kurzen Pause stärker zurückkäme. Und deswegen würde ich überlegen, Seferovic vorne einzusetzen und auf den Außenbahnen schnelle Spieler bringt, wie Gaconovic, der aus scheinbar gefestigten Situationen mit einer kreativen Idee etwas Neues machen kann. Ich würde ihn sehr gerne sehen. Seine Einsätze bisher haben mir echt immer sehr gut gefallen und daher sollte er nochmal die Chance bekommen.“

Paddy: „Mit Hasebe hinten links sehe ich nicht ganz so. Obwohl er eine enorme Zweikampfquote hatte, er hat 64 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, hatte ich das Gefühl, dass er hinten links häufig gefehlt hat. Die Hamburger hatten enorm häufig den Raum, über rechts zu kommen, weil er die Manndeckung auf der linken Seite nicht beherrscht hat. Das kann natürlich auch nur meine subjektive, fehlerhafte Wahrnehmung gewesen sein. Aber ich habe das Gefühl gehabt, dass er viel zu häufig in die Zentrale gezogen ist und dadurch den Platz auf der linken hinteren Seite offengelassen hat. Ich würde Hasebe dennoch nochmal hinten links stellen, denn ich würde ja nicht viel an der Aufstellung ändern wollen. Aber an sich sehe ich einen Hasebe auf Dauer eben nicht hinten links. Trotzdem wäre es unterm Strich sicherlich nicht verkehrt, Oczipka nochmal draußen zu lassen.“

Paul: „Ich bin, was Ignjovski angeht, bei Benny. Er riskiert nicht so viel Blödsinn, wie teilweise Medojevic. Aber Hasebe ist links schlechter als Oczipka. Und man kann Alex Meier nicht rausnehmen. Ich würde dann eher Aigner draußen und Meier und Seferovic zusammenspielen lassen. Die können zusammen sehr gut spielen.“

Benjamin: „Aber wie würdest du dann vorne aufstellen? Würdest du Seferovic auf links stellen?“

Paul: „Ich würde Seferovic definitiv auf den linken Flügel stellen, Meier in die Mitte und rechts würde ich Gacinovic bringen. Ganz vorne drin ist Meier, meiner Meinung nach, limitiert. Fabián musst du als klassischen Zehner spielen lassen. Ich würde das so wagen – von Anfang an mit Gacinovic rechts.“