Das war es wohl mit der Bundesliga. Für Eintracht Frankfurt stehen nur noch drei Freundschaftsspiele an, oder sollte die SGE die restlichen Partien dazu nutzen, um sich versöhnlich in die Sommerpause zu verabschieden? Welchen Einfluss haben die Europa League und der mögliche Finaleinzug auf den Ligaalltag? Darüber und über Evan N’Dicka haben unsere Teilnehmer im FPS-Fantalk nach dem 2:2 gegen die TSG Hoffenheim diskutiert.

Der FPS-Fantalk ab sofort auch auf YouTube

Der FPS-Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Redakteur Marcel Storch und Eintracht-Fan Ansgar Klein teil. Die Moderation übernimmt wie gewohnt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn. FPS-Geschäftsführer Paul Taaffe musste kurzfristig krankheitsbedingt absagen.

These 1: Frankfurt zeigt in einem Spiel alles, was diese Bundesliga-Saison ausmacht: starker Kampf, gute Szenen, aber auch viele Lücken in der Defensive. Hier muss nächste Saison mehr Konstanz kommen.

Marcel: „Für den neutralen Zuschauer war es ein abwechslungsreiches Spiel mit vier Toren und viel Action. Aber aus Trainer-Sicht konnte es einem nicht so ganz gefallen. Bei der SGE Hat die Konstanz gefehlt und das unterscheidet uns auch zur Vor-Saison. Letztes Jahr hatten wir auch mal Phasen, in denen wir über mehrere Wochen konstant gepunktete haben. Das gelingt jetzt absolut nicht. Vorne fehlt die Kaltschnäuzigkeit – dieses leidige Thema. Hinten waren immer wieder kleinere Aussetzer. Ein Eigentor passiert nun mal eben, aber beim zweiten Gegentreffer herrschte in der Hintermannschaft Unordnung und man war nicht nah genug am Gegenspieler dran. Das wissen auch die Verantwortlichen und haben für nächste Saison investiert. Die Mannschaft kann es eigentlich, das hat sie schon oft bewiesen und das stimmt mich zuversichtlich.“

Ansgar: „Ich stimme Marcel da ein Stück weit zu. Zum Beispiel haben wir letzte Saison kein einziges Heimspiel verloren und jetzt sind es schon sechs. Es fehlt die Beständigkeit im Mittelfeld. Dort gehen zu viele Bälle verloren, da erkenne ich keinen Plan. Was mir persönlich Zuversicht gibt, ist, dass die Mannschaft einen unglaublichen Wille und mentale Stärke hat. Sie kann zu jeder Zeit wieder zurück ins Spiel finden. Aber ja, wir brauchen mehr Konstanz.“

Marcel: „Du hast das Mittelfeld angesprochen: Djibril Sow hat die letzten Spiele gefehlt und ich hoffe, dass er gegen West Ham spielen wird, auch wenn er nicht durchspielt. Von ihm erhoffe ich mir mehr Ordnung und eine führende Hand im Mittelfeld der Eintracht. Ansgar Knauff hat in Barcelona ein richtig starkes Spiel absolviert. In der Bundesliga hat er diese Leistung bisher noch nicht so oft abgerufen. Aber das sollte möglich sein. Wenn er noch mehr Konstanz auf den Rasen bringt, kann er sein Potenzial noch weiter ausschöpfen. Denn das ist noch lange nicht erreicht. Er ist das wichtige Pendant zu Filip Kostic.“

Ansgar: „Knauff ist auf dem richtigen Weg. Wir wussten nicht so ganz, was wir mit ihm bekommen. Er kam immerhin von Dortmunds zweiter Mannschaft. Sein Tempo und seine Flankenqualität hat er dort ja schon unter Beweis gestellt. Nur wissen wir alle, dass er ohne Kaufoption geliehen ist – zumindest wird uns das gesagt. Das wäre schade.“

These 2: Trotz der Aussichtslosigkeit darf der Fokus auf die Bundesliga nicht verloren gehen. Der finanzielle Aspekt der TV-Gelder ist zu wichtig.

Ansgar: „Jeder Tabellenplatz bedeutet mehr Geld. Bei allem Respekt vor der Eintracht und ihren geilen Europapokal-Nächten: Wir haben nahezu zwei Jahre Corona hinter uns und alle Vereine hat es getroffen. Die SGE hat es vielleicht nicht ganz so hart getroffen wie andere Klubs, aber es sind immer noch Schulden da. Natürlich geht tabellarisch nicht mehr viel und in Richtung Europa so gut wie gar nichts mehr. Von daher bin ich zu 100 Prozent bei der These dabei.“

Marcel: „Es ist ein schmaler Grat. Oliver Glaser hat es ganz gut gemacht und gegen Union Berlin rotiert. Leider ist es nicht gut gegangen. Genau so fand ich es richtig, dass er gegen Hoffenheim mit dem ersten Anzug aufzulaufen, damit sich die Mannschaft vor West Ham wieder finden und einspielen kann. Ich denke, in Leverkusen nächste Woche lässt Glasner dann wieder etwas rotieren. Klar solltest du in der Bundesliga nichts abschwenken und wir sind alle Sportler, die gewinnen wollen. Aber manchmal ist der Tank einfach leer, das hat man unter anderem Kostic in Berlin angemerkt.“

Ansgar: „Zumal wir durchgängig auswärts stärker sind, hat man gegen Barcelona gesehen. Und in der Europa League haben wir auch schon sehr viel Geld erwirtschaftet. Grundsätzlich ist die Liga aber wichtiger.“

Marcel: „Der Abstand nach hinten ist nicht besonders groß. Abhängig davon, wie das mit West Ham ausgeht, kann der Fokus absolut auf dem Finale liegen wird und ein, zwei Plätze abrutscht. Sollte man nicht das Finale erreichen, kann man in den letzten Spielen die Saison schön zu Ende bringen. In Leverkusen rechne ich mir wenig aus.“

Ansgar: „Das sind alles junge Menschen, Arbeitnehmer, die mit dem ganzen Szenario drum herum umgehen können – dieser ganze Medien-Hype, der um sie herum schwirrt. Fast alle sind die unter 30 Jahre alt. Als ich meinen Trainerschein gemacht habe, habe ich gelernt, dass Fußball zu 75 Prozent im Kopf stattfindet. Daran gilt es zu arbeiten. Man muss diese jungen Menschen mehr vor dem medialen Hype schützen.“

Marcel: „In Mainz ist es ganz ähnlich. Die Luft ist raus und bei der Klatsche in Wolfsburg hat man gesehen, dass die letzten fünf Prozente sind dann eben nicht mehr da, weil der Anreiz fehlt, würde ich beurteilen.“

Ansgar: „Geld sollte nicht der Anreiz sein. Es muss eine mentale Motivation geben, für die die Jungs alles reinwerfen.“

These 3: Zwei tolle Kopfballtore und eine Vorlage – Evan N’Dicka hat gezeigt, warum er der wichtigste Abwehrmann der SGE ist und gegen West Ham unfassbar schwer zu ersetzen sein wird.

Marcel: „Da kann ich nur zustimmen. Das wird schwer ihn zu ersetzen. Und die zwei tollen Kopfballtore: Das erste war in Mittelstürmermanier, das Zweite auch klasse gemacht. Offensiv war er überragend, hinten beim 2:2 nicht ganz so nah dran, wie er hätte dran sein müssen. Insgesamt hat er eine tolle Entwicklung genommen und ich befürchte, dass er im Sommer schwer zu halten sein wird. Mit Blick auf das Spiel gegen West Ham haben wir gezeigt, dass der zweite Anzug passt, wenn das Team performt. Almamy Touré hatte vorher lange nicht gespielt und hat seine Sache super gemacht. Ich habe keine Zweifel, dass es auch gegen West Ham funktionieren wird. Ich könnte mir vorstellen, dass Makoto Hasebe zurückkommt und Martin Hinteregger nach links rückt.“

Ansgar:Das war in Barcelona ein sehr dummes Foul, für das N’Dicka die Gelb-Rote Karte bekommen hat. Vor wenigen Wochen hätte ich noch gedacht, dass könnte ein Problem sein, weil Hinteregger unterirdisch schlecht war. Nein – nicht unterirdisch schlecht, aber er konnte seine Leistung nicht abrufen. Mittlerweile spielt er wieder einen überragenden Fußball. Mit Hasebe sehe ich auch eine gute Alternative, wobei er natürlich nicht mehr die Geschwindigkeit hat. Aber er hat Übersicht, Cleverness und Erfahrung. Hasebe gefällt mir im defensiven Mittelfeld persönlich besser. Ich könnte mir Touré und Tuta an der Seite von Hinteregger vorstellen. Und Hasebe als Back-Up. N’Dicka wird schwer zu halten sein, Spekulationen gibt es ja en masse. Der Mann ist 22 Jahre alt, spielt eine überragende Saison. Er hat ein paar kleine Dellen gehabt, aber nicht so große wie Hinti. Er wird schwer zu halten und zu ersetzen sein. Aber ich glaube, am Donnerstag kriegen sie das hin.“

Marcel: „Ich glaube, das Hinspiel in London wird eine sehr wichtige Rolle bei der Entscheidung des Duells spielen. Auswärts tut sich die Eintracht leichter, da können wir tiefer stehen, unsere Geschwindigkeit ausspielen und Nadelstiche setzen. In der Bundesliga hat man auch immer wieder gesehen, dass wir uns zu Hause schwerer tun. Deshalb hoffe ich, dass wir eine gute Grundlage in London legen können. Und zu N’Dicka: Es kommt auf das Gesamtpaket an, ob man ihn im Sommer verkauft. Ich denke, man wird ein bis zwei Leistungsträger abgeben müssen. Und man hat ja den Kader schon mit Neuzugängen verstärkt. Ich glaube, dass N’Dicka ein heißer Kandidat ist, er ist im besten Fußballalter, bringt alles mit. Bei Summen um die 25 Millionen Euro sollte man drüber nachdenken, ihn zu verkaufen.“

Ansgar: „Der Zweite wäre wahrscheinlich Kostic, wenn das Preisschild stimmt. Das ist nicht zu verhindern. Auch da wollen wir ehrlich sein, dass er eine unglaubliche Entwicklung genommen. Er ist mit Stuttgart und dem HSV abgestiegen, hat sich unter den Eintracht-Trainern super weiterentwickelt. Mit 29 Jahren ist er in einem Alter: Wenn, dann jetzt – aus wirtschaftlicher Sicht. Rein sportlich sollte man beide natürlich halten. Grundsätzlich sind das die beiden Kandidaten. Jetzt wird ja auch Hinteregger wieder hochgehandelt.“

Marcel: „Einzig der Europa League-Sieg und die Qualifikation für die Champions League wäre ein Argument, das sie zum Bleiben überzeugen könnte. Zumindest bei Kostic könnte ich mir vorstellen, dass er sich davon überzeugen wird.“

André: „Dann bitte abschließend noch eure Tipps fürs Spiel gegen West Ham.“

Ansgar: „Ich tippe im Hinspiel ein dreckiges 1:1. Im Rückspiel gewinnen wir 2:1 nach Verlängerung.“

Marcel: „Ich habe ja gesagt, das Hinspiel wird entscheidend für uns. Ich sage, wir gewinnen mit 1:0. Und im Rückspiel wuppen wir ein Unentschieden.“

- Werbung -

5 Kommentare

  1. Ansgar: „Ich tippe im Hinspiel ein dreckiges 1:1. Im Rückspiel gewinnen wir 2:1 nach Verlängerung.“

    Liebe Ansgar zu einer Verlängerung darf es nicht kommen. Ab der 75. Minute, wenn die ganze Wechselei los geht, sieht es bei uns Mau aus.

    33
    4
  2. Zur These, dass auch die TV Gelder und damit die Ligaplatzierung wichtig sind: das habe ich neulich schon gesagt. Jeder Platz in der Bundesliga muss umkämpft bleiben. Das hält die Spannung! Wenn auch natürlich jetzt am Donnerstag und dann die Woche drauf die wichtigste Weiche gestellt wird. Wenn wir gegen West Ham ins Finale kommen, erst dann würde ich sagen, scheiß auf die letzten Spieltage. Dann gibt es nur noch Testspiele für Sevilla. Aber da sind wir noch nicht. Ein BuLi Spiel ist dazwischen und das muss auch ernst genommen.

    23
    0
  3. am Donnerstag sehen wir eine andere Mannschaft als am gestrigen Samstag, hoffen wir auf ein Ergebnis das für Frankfurt vielversprechend ist, dann ist die Anspannung zum Rückspiel nochmal höher. Forca Eintracht

    30
    0
  4. Donnerstag wird sowieso ein anderes Spiel: (1) EL, (2) Auswärts, (3) Konterfussball und (4) Aggressivität. Das können wir nunmal am Besten. Nach der Prämie von Barcelona wird es sicherlich auch eine Westham-United Prämie geben 🙂

    12
    0
  5. Wie immer nur 50% Leistung ,und hört endlich auf alles zu entschuldigen und schön zu reden. Mich kotzt diese Einstellung in der Bundesliga ein wenig an. Es gibt nicht nur Europa.Bundesliga ist Kerngeschäft. Ich hoffe, es geht in der Euroleague so gut weiter, sonst ist am Saisonende das Gehäule groß. Dann kannst du manche Spieler nicht mehr halten. Dann kommen wieder die tollen Neuzugänge von denen du wie jedes Jahr gefühlt 80% nicht gebrauchen kannst oder verleihst oder auf die Bank setzt oder vom Hof jagst.

    5
    20

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -