Gelson Fernandes dürfte als Insider dienen, wenn es am Donnerstagabend zum Auftakt der Europa League für die Eintracht nach Marseille geht. Der Schweizer weiß, wie man im Stade Velodrome gewinnt.
Fernandes weiß, wie man in Marseille siegt – Ärger über Geisterspiel
Freitag, der 18. März 2016. Stade Rennes spielt in der Ligue 1 auswärts bei Olympique Marseille. Die Südfranzosen liegen am 31. Spieltag auf einem enttäuschenden zwölften Platz. Und der der vermeintliche Außenseiter aus Rennes, damals Tabellenfünfter, schießt das Team von Trainer Michel noch tiefer in die Krise. 5:2 steht am Ende auf der Anzeigetafel – das zwischenzeitliche 3:0 erzielt der Ex-Dortmunder und jetzige Barcelona-Spieler Ousmane Dembele. Die Vorarbeit leistete Gelson Fernandes. Der 32-Jährige weiß also bestens, wie man in Marseille siegt. „Ich habe gute Erinnerungen an Marseille”, muss er im Vorfeld schmunzeln. Entsprechend groß ist die Vorfreude bei Fernandes selbst, sein erstes Spiel auf europäischem Parkett für die Frankfurter ausgerechnet dort zu bestreiten.
Das große Aber folgt aber prompt. Denn die Stimmung, die Fernandes im Stade Velodrome sonst so schätzte wird am Donnerstagabend eine ganz andere sein. „Schade, dass es diesmal kein Publikum gibt.” Einmal hat er ein solches Spiel mit St. Etienne erlebt. Das war wohl zum Vergessen: „Kein Kommentar”, möchte er die Maßnahme der UEFA nicht weiter kommentieren. Der ehemalige Nationalspieler bedauert das Szenario vor allem für die Anhänger: „Für unsere Fans ist das nicht optimal. Sie hatten sicher diese Reisen im Blick, so etwas in einem solchen Stadion zu erleben. Ich bin mehr traurig für die Fans als für uns.” In Marseille wird man wohl eine Stecknadel im Stadion hören können, die Kommandos der Trainer wird man vor den Fernsehern live miterleben. „Es wird eine spezielle Atmosphäre. Aber es bleibt Fußball. Es bleibt ein Fußballspiel. Es ist Europapokal und es geht um Punkte. Das müssen wir annehmen”, versucht Fernandes den Blick wieder auf das Wesentliche zu lenken.
Favoritenrolle bei OM – Doppelbelastung beginnt
Erfahrung, Tempo und Talent – all das sind Eigenschaft die Olympique laut Fernandes auf den Platz bringt. „Ich kenne sie noch. Die Mannschaft, den Trainer. Mit einigen habe ich selbst auch mal zusammengespielt.” In der vergangenen Saison war für Marseille erst im Finale gegen Atletico Madrid Schluss: „Wenn du im Finale warst, willst du dieses Jahr gewinnen. Sie sind einer der Favoriten in dieser Saison”, sieht der Freiburger die Rollen klar verteilt. Aber: „Wir müssen dort bestehen. Sonst wird es schwierig.”
In Marseille soll nach zwei Niederlagen in der Liga wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert werden. Und der Ertrag dem Aufwand entsprechend sein: „Momentan machen wir gute Spiele, aber belohnen uns nicht. Wir müssen punkten. Das ist unser Geschäft. Kämpferisch ist alles okay, aber wir brauchen Punkte”, sieht Fernandes sein Team in der Pflicht. Als Standortbestimmung möchte er die bisherigen Spiele aber noch nicht werten: „Die sind noch nicht genug dafür. In den nächsten Spielen werden wir sehen, wo wir stehen. Von der Mentalität, vom Kämpferischen und Läuferischen sind wir da. Das ist gut.” Spielerisch sieht er noch Luft nach oben für die kommenden Wochen, in denen sich Spiel an Spiel reiht. „Es ist schön, immer zu spielen. Aber jetzt zählt jedes Detail. Schlafen, Essen, Erholung. Alles dafür tun, damit du fit bist.” Das Training werde sich jetzt auch häufiger in Form von Videostudien abspielen, weniger auf dem Platz: „Wir haben hart dafür gekämpft, dass wir das jetzt haben. Da macht es keinen Sinn sich über die vielen Spiele zu beschweren. Wir haben einen großen Kader, der das schaffen kann.”
Rebic wird vermisst – Fernandes träumt von Bordeaux
Teil des großen Kaders ist auch Ante Rebic, der in Marseille aber noch keine Option sein wird. Der 24-Jährige wird weiterhin schmerzlich vermisst. „Es ist total normal, dass er fehlt. Wenn ein Spieler wie er nicht fehlen würde, bedeutet das, du bist ganz oben.” Der Kroate ist Frankfurts Unterschiedsspieler. Zu ersetzten ist er nicht. Die Offensive hakt bei den Hessen noch: „Wir müssen insgesamt mehr machen, um Tore zu erzielen.” Obgleich Fernandes die anderen Stürmer lobt: „Sie machen es gut und geben Gas.” Dem Vizeweltmeister müsse man nun die nötige Zeit geben. „Wir haben Vertrauen in den Staff und brauchen Ante nicht für einen Monat, sondern für die ganze Saison.” Wahrscheinlich ist, dass er die nächsten beiden Auswärtsreisen nach Limassol und Rom wieder mitmachen wird. Dort wird die Eintracht dann auch nicht mehr vor einer Geisterkulisse auflaufen müssen. Fernandes hat auf jeden Fall die Hoffnung, dass er dort dann wieder Historisches erlebt: „Ich erinnere mich dran, als Frankfurt nach Bordeaux gefahren ist mit 12000 Fans. Da habe ich gefragt, was ist das? Das ist unglaublich. Wir wollen das noch einmal erleben!”
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