NikolovZugegeben: Angesichts des Testspiels gegen Servette Genf, der Mitgliederversammlung am morgigen Sonntag und dem bevorstehendem Start in die Rückrunde kann ein Bericht über ein Turnier der Traditionsmannschaften kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Unser Hauptstadt-Korrespondent weiß aber zu berichten, dass die sechste Auflage des etwas großspurig als „Master“ apostrophierten Altherrenturniers in Berlin große Bedeutung besitzt und jedes Jahr bis auf den letzten Platz ausverkauft ist. Auch am heutigen Samstag fanden mehr als 8.000 Zuschauer den Weg in die Max Schmeling Halle, um sechs Mannschaften beim erwarteten „Budenzauber“ zuzusehen. Neben der Eintracht nahmen die beiden Berliner Klubs Hertha BSC und Union teil, ferner Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Sparta Prag.

Tobollik und KörbelUm es gleich vorwegzunehmen: Unsere Jungs konnten dem Turnier keinen Stempel aufdrücken und scheiterten punkt- und sieglos bereits in der Vorrunde nach Niederlagen gegen Union (1:3) und Hertha (1:5). Dafür gibt es aber nachvollziehbare Gründe: Zum einen lag der Altersdurchschnitt unserer Eintracht-Legenden gefühlt 20 Jahre über dem der später siegreichen Hertha. Während die Eintracht u.a. mit Karl-Heinz „Charly“ Körbel (60), Norbert Nachtweih (57), Uwe Müller (51) und Cezary Tobollik  (53) eine Reihe großartiger Spieler mit allerdings lange zurückliegender aktiver Vergangenheit aufbot, trat Hertha mit erst jüngst zurückgetretenen Profis wie Levan Kobiashvili, Pal Dardai und „Zecke“ Neuendorf an. Zum anderen legten beispielsweise die Berliner Vertreter Wert auf austrainierte Spieler mit einem Kampfgewicht, das allenfalls wenige Prozentpunkte über dem aus ihrer aktiven Zeit liegt. Bei dem einen oder anderen Eintracht-Recken (wir möchten aus Gründen der Höflichkeit einzig Slobodan Komljenovic nennen) musste man diesbezüglich erhebliche Abstriche machen. Und schließlich war es für unsere Legenden sicherlich nicht hilfreich, in eine Gruppe mit den Berliner Lokalmatadoren gesetzt zu werden, die das Traditionsmaster zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West erkoren und mit deutlich größerem Ernst und erkennbarer Härte zu Werke gingen.

Aus Sicht älterer Eintracht-Fans, die die achtziger und neunziger Jahre miterlebten und noch vor Augen haben, war es schön, neben den oben bereits genannten Heroen unvergessliche Spieler wie Thomas Lasser, Michael Anicic, Patrick Falk, Matthias Dworschak und natürlich Oka Nikolov wiedersehen zu können. Erstaunlicherweise scheinen sich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale bzw. fußballerische Charakteristika unserer Spieler mit zunehmendem Alter zu verstärken: So haut sich Charly Körbel mit dem gleichen Zweikampfverhalten in den Gegner wie weiland gegen Gerd Müller und musste sichtlich unter dem frühen Ausscheiden leiden; Nachtweih und Thomas Lasser behandeln nach wie vor elegant und liebevoll den Ball, Uwe Müller glänzt mit Stellungsspiel und Laufstärke und Tobollik ist immer noch der ausgesprochen sympathische Charmeur, dem man auch den schlimmsten Fehlpass verzeiht. Es  ist nahezu überflüssig zu erwähnen, dass Oka Nikolov eine großartige  Leistung zeigte und von den etwa 30 anwesenden EintracTraditionsmasterht-Fans mit lautstarken Sprechchören gefeiert wurde. Es muss aber auch festgestellt werden, dass die beiden jüngsten Akteure in unserem Team, die ewigen Talente Patrick Falk und Michael Anicic, genau das Verhalten an den Tag legten, das ihnen zur Zeit ihrer aktiven Zeit im Weg stand und eine bedeutendere Karriere verhinderte: Sie traten überwiegend lustlos und wenig engagiert auf, maulten mit dem Schiedsrichter und haderten mit dem Schicksal.

Die Zuschauer hatten Gelegenheit, so manche Größe vergangener Zeiten bewundern zu können: Der ehemalige Frankfurter Bernd Schneider zauberte wie zu seinen besten Zeiten, Ailton trat für Bremen an und war sofort wieder Publikumsliebling, Fredi Bobic versiebte selbst klarste Torchancen und Darius Wosz wurde neben Marcus Feinbier Torschützenkönig. Die angenehmste Überraschung des Turniers war jedoch die Mannschaft von Sparta Prag, die mit einigen Vize-Europameistern von 1996 antrat, technisch feinen Fußball spielte und es trotz unübersehbaren Übergewichts der meisten Spieler bis ins Endspiel schaffte, dort zwar gegen Hertha BSC mit 5:10 unterlag, aber mit Lukas Zelenka den besten Spieler und Jiri Bobok den besten Torhüter stellte.

 

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1 Kommentar

  1. Müssen auch mal richtige Leute eingeladen werden. Yeboah, Jay Jay … Die würden heute noch einige nass machen 🙂

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