28.11.2015, Fussball, 1. BL, FSV Mainz 05 - Eintracht FrankfurtDas 1:2 in Mainz ist eine Niederlage, die schmerzt. Als Frankfurter verliert man ohnehin nicht gerne gegen die Rheinhessen, aber die Umstände und der Verlauf der gestrigen Begegnung stoßen besonders bitter auf. Mit einigen Stunden Abstand zu dem Geschehen auf dem Platz bemühen wir uns, eine erste Einschätzung der Ursachen, Folgen und Konsequenzen abzugeben.

1. Die Unterstützung bröckelt.
Beginnen wir mit dem Wichtigsten: Es scheint sich wieder einmal ein Graben zwischen Mannschaft und Fans aufzutun. Während sich das Team trotz Unterzahl bemühte, einen Punkt bei den Mainzern zu erkämpfen, blieb die Unterstützung durch die mitgereisten Fans weitgehend aus. Nicht ohne Grund sah sich Vorstand Axel Hellmann nach dem Spiel genötigt, einen Appell an die Anhängerschaft zu richten. Das ist ungewöhnlich für Eintracht Frankfurt – ein Verein, der sich in guten und schlechten Tagen immer auf die Unterstützung seiner Fans verlassen konnte.

2. Der Trainer als Hauptverantwortlicher
Verfolgt man die Diskussion in den Foren, wird schnell klar, dass es für das Umfeld nur einen Schuldigen gibt: Armin Veh. Auch wenn es verständlich ist, das komplizierte Beziehungsgeflecht, das über Erfolg oder Misserfolg einer Mannschaft entscheidet, auf eine Person zu reduzieren, greift die Kritik zu kurz. Angesichts von überzogener Erwartungshaltung, Formschwäche einzelner Spieler, Verletzungspech und tatsächlicher Fehler bei der Besetzung einzelner Positionen ist die Verengung der Diskussion auf die Frage einer Trainerentlassung nicht hilfreich. Das Verhältnis zwischen Coach und Mannschaft scheint intakt zu sein, die Verantwortlichen halten an ihm fest und haarsträubende Fehler kann man ihm auch nicht vorwerfen. Wir sollten unseren Blick auf die Mannschaft, ihre Möglichkeiten und Grenzen richten.

3. Gegen Mainz dominierte spielerische Armut
Es war zu befürchten: Mit dem Ausfall von Marc Stendera würden die ohnehin vorhandenen spielerischen Defizite des Teams umso stärker zutage treten. Mit Ausnahme des noch immer schwächelnden Makoto Hasebe war gestern kaum einer in der Lage, einen Pass unfallfrei zum eigenen Mann zu spielen. Das kämpferisch überzeugende Duo Slobodan Medojevic und Aleksandar Ignjovski spielt aus der Not geboren auf ihren Positionen, kann aber kaum etwas zum Aufbauspiel beitragen. Oczipka hat mit sich selbst und seinen Gegenspielern zu kämpfen und unsere Innenverteidiger schlagen den Ball am liebsten schnell nach vorne. Die Armut ist sichtbar – und die Abhängigkeit von Stendera groß.

4. Problemfall Meier
Die Begründung unseres Kapitän, er habe seine erste gelbe Karte vergessen, kommt originell und naiv daher – ist aber wohl ehrlich. Alexander Meier findet seit Wochen kaum eine Bindung zum Spiel, ist ein Schatten seiner selbst und  fremdelt auch mit seiner Rolle als Kapitän. In der gegenwärtigen Situation wäre ein Mannschaftsführer gefragt, der nach innen und außen Klartext redet und auf dem Platz nach vorne marschiert. Das kann er nicht. Interviewpartner müssen ihm jedes Wort aus dem Mund ziehen. Der Platzverweis gegen Mainz kommt für Meier vielleicht gar nicht ungelegen. Da er der Mannschaft in seiner gegenwärtigen Verfassung ohnehin nicht weiterhelfen kann, tut ihm die Pause möglicherweise gut.

5. Der Einsatz stimmt
Bei allen Unzulänglichkeiten im Spiel der Hessen: Wie sich die Mannschaft in Unterzahl und mit einem 0:2-Rückstand im Gepäck gegen die drohende Niederlage aufgebäumt hat, muss Respekt abverlangen. Auch wenn manche Ballstafette körperliche Schmerzen bei den Beobachtern ausgelöst hat, waren Leidenschaft und Kampfgeist bei allen Adlerträgern vorhanden. Dieser Einsatz hätte in der Tat mehr Unterstützung von den Rängen verdient gehabt.

6. Was macht Hoffnung?
Wenn man bedenkt, dass unsere Offensivkräfte mangels Unterstützung durch das Mittelfeld ihre Chancen auch noch selbst initiieren mussten, stimmt der Auftritt von Haris Seferovic, Stefan Aigner und Mijat Gacinovic durchaus hoffnungsvoll. Wir dürfen nicht vergessen: Nach der Herausstellung von Meier konnten sich sechs Mainzer Defensivkräfte bei einer 2:0-Führung um drei Frankfurter Angreifer kümmern, die darüber hinaus auch noch Defensivarbeit verrichten mussten. Angesichts des spielerischen Offenbarungseides war das durchaus anerkennenswert. Hinzu kommt die Leistung des Debutanten Gacinovic, der nach Aussagen von Veh in den letzten Trainingseinheiten mächtig Gas gegeben hatte und auch gespielt hätte, wenn Stendera nicht ausgefallen wäre. Seine Ballfertigkeit, Passgenauigkeit und sein Mut, in Eins-zu-Eins-Situationen zu gehen, machen Lust auf mehr.

7. Fazit
Es hat den Anschein, als würde die Stimmung des Umfelds derzeit kippen und viele Fans ihrem Team den Rücken kehren. Das könnte gefährlich für die Mannschaft werden, die ohnehin mit nicht wenigen Problemen zu kämpfen hat. Bei allem Verständnis dafür, Sündenböcke zu finden und sich auf Nebenkriegsschauplätzen auszutoben, sollte in der gegenwärtigen Situation Ruhe bewahrt werden und die ganze Energie auf die Unterstützung der Mannschaft gerichtet werden. Insofern ist das Spiel gegen Darmstadt in der Tat richtungsweisend.

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56 Kommentare

  1. Und endlich mit dem blöden Rumgerede vom Rückholen von Jung und Rode. Die wollen nicht wir können sie nicht bezahlen .Die gehen lieber zu Stoke City
    Rode wusste das er bei den Bayern Schwielen am Hintern bekommt und Jung das er genauso scheitern würde wie seine Adlerkollegen vor ihm.

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  2. Sorry Redaktion, Ihr sagt Veh hat keine Schuld, belegt aber doch genau das Gegenteil mit Eurer Analyse: Kein Konzept, keine Einstellung, keine Form, zu langes Festhalten an falschen Spielern (Meier etc): ALLES Sache des Trainers!

    Von der idiotischen Aktion, ihn zurückzuholen mal ganz zu schweigen! Und von der mal wieder verpeilt-naiven Personalpolitik (keinen RA, keinen LM, und schön auf potenzielle Rückkehrer im Winter hoffen, ohne Alternativen parat zu haben).

    Also mich kotzt das alles mal wieder ordentlich an, und ich kann die Fans verstehen. Mit der richtigen Einstellung hätte man gestern nicht verloren, in Ingolstadt nicht verloren und gegen die Hertha gewonnen, da bin ich sicher! Von den Spielen in HH und bei S04 ganz zu schweigen!

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  3. zu @52
    denke, du hast die richtigen Schluesse
    gezogen. Wir waren auf einem guten Weg und hatten unter Schaaf eine relativ entspannte Saison. Es bestand der Eindruck einer positiven Kontinuität mit kleinen Schritten nach vorne. Klar, haben wir uns auch bei Schaaf ueber unnötige Auswaertsniederlagen geaergert, oft nach zeitweise guten Leistungen, aber
    die Heimbilanz konnte sich durchaus sehen lassen. Das wurde zugegebener Weise schon oft geschrieben, aber zur Geschichte dieses Artikels gehört unvermeidlich der Blick in letzte Saison und der Trainerwechsel. Veh ist nunmal der Verantwortlicheu und schafft es derzeit einfach nicht, aus den vielen Niederlagen die richtigen Lehren zu ziehen und auf die Erfolgsspur zu kommen. Gestern in Unterzahl ein gutes Dagegenhalten, aber letztendlich ohne Punkte. Dass wir Fans nach den immer wieder gleichen Sprüchen von Spielern und Umfeld, die keine Wende herbeiführen,
    nicht mehr bei jeder schlechten Leistung euphorisch jubeln, das sollte nachvollziehbar sein. Trainer und Mannschaft haben es in der Hand…

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  4. Ich will ja nicht unken aber sind jetzt einige wirklich der Meinung man hätte Schaaf behalten sollen? Denke ich an letzte Saison und die Anfeindungen von 80 Prozent des Forums gegenüber Schaaf wundert mich das schon. Das nur am Rande.

    Äußert fragwürdig stellt sich für mich aktuell unsere Fanszene dar. Hier und auch zu Großteilen in um das Stadion.
    Ein sinnloses und sinnfreies Plakat. Spaltung der NWK wegen den 98ern und das geradezu übertriebene kritisieren von allem und jedem ( Hradecky ausgenommen ).

    Ich bin in vielen Einschätzungen bei eagle, das ist kein Geheimnis. Aktuell sehe ich die Lage allerdings auch kritischer und prekärer als er. Kritik ist und bleibt hier auch jedem erlaubt. Auch die Kritik an Veh oder der Mannschaft kann ich in einigen Punkten nachvollziehen.

    Was bei mir aber völligst auf Unverständnis stößt ist der fehlende Wille positives zu erkennen bzw. Gründe die für die aktuelle Situation mit Verantwortlich sind als solche gelten zu lassen.

    Gerade am Samstag. Nach dem 0:1 so zwischen der 15 und 30. Minute waren wir auf keinen Fall die schlechtere Mannschaft. Nach der gelb-roten wars dann erstmal ausgeglichen und das 2:0 die Folge. Aber gerade dieses Tor finde ich hat den Einsatz gezeigt. Gacinovic war es glaub ich der das halbe Feld hinter dem Mainzer her rennt und dann grätscht. Pech das der Ball Malli in den Lauf geht. In HZ 2 haben wir uns auch nach 10 min gefangen und waren trotz Unterzahl nicht schlechter.

    Dazu kommt und das ist in unserem Fall auch keine Ausrede sondern Tatsache, das wir Ausfälle wie den von Stendera was die Kreativität betrifft nicht kompensieren können. Dieses Problem haben aber min 10-15 Mannschaften in der Liga, in Stuttgart Didavi, in Mainz Malli usw.

    Die Formkrise von Leistungsträger vergangener Runden, Meier, Aigner, Zambrano ( zu teilen ), Oczipka mal als Beispiele, und die fehlende Konkurrenz auf diesen Positionen tun ihr übriges dazu. Hier kann man dann aber in der Tat auch den Trainer hinterfragen. Wo ist denn die Form hin?
    Wie einige dann schreiben das wäre eine Ausrede und mit der richtigen Einstellung gehts auch ohne ein paar Stammspieler ist für mich erneut fragwürdig. Sind wir der FC Bayern? Haben wir 22 Leute draußen sitzen die so stark sind wie die erste elf? Eher nicht.

    Die aktuelle Krise hat viele Faktoren und nur wenige sind an einzelnen Personen oder Fehlern festzumachen.
    Teilweise an Veh, teilweise an den Spielern selbst, teilweise an den Transfers etc.
    Das außerdem ein Trainerwechsel nicht immer viel bringt erlebt gerade Hoppenheim und wird der VFB erleben. Sollten die Bremer Skripnik entlassen wird es da ähnlich sein.

    Grundsätzlich denke ich haben wir die Qualität für die obere Hälfte ( 8 – 12 ), was fehlt ist aber aktuell die Form und das Selbstvertrauen. Das letztjährige Dauerthema Laufleistung hat sich geändert aber die Ergebnisse wurden nicht besser. Daran lags bzw. liegts also auch nicht.

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  5. Sgestephan
    Du sagt wir können die Kreativtät von einem Stendera nicht kompensieren……..ich denke da anders …..wir haben da nämlich noch Joel ….nur wenn man ihm auf der Zehn keine Chance gibt ….dann kann man sicherlich deiner Argumentations folgen…
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    Das Mali in Mainz nicht zu ersetzen ist oder Didavi in Stuttgart mag schon sein …..ich kann mich nicht um jeden Verein kümmern…

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  6. Nach den ersten Spieltage gab es Unruhe auf der Bank weil einige meinten sie müssten in die Startelf. Grosse Diskusssionen auch in Netz. Wie schon damals beschrieben wartet ab das ändert sich bald. So kam es doch die Rummauler bestachen mit nicht gezeigter Leistung

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