Kapitän Alex Meier hält sich nach einem Foul sein rechtes Knie. Seine Teamkollegen Marco Fabian (30) Mijat Gacinovic (29) sind derzeit in der Top-10 der meistgefoulten Spieler der Saison zu finden.
Kapitän Alex Meier hält sich nach einem Foul sein rechtes Knie. Seine Teamkollegen Marco Fabián (30) und Mijat Gacinovic (29) sind derzeit in der Top-10 der meistgefoulten Spieler der Saison zu finden.

Seit dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim Freitag vor einer Woche ist, wenn es um Eintracht Frankfurt geht, immer wieder ein Begriff zu hören und lesen. Die Hessen werden seitdem nämlich gern als „Treter-Truppe“ der Liga bezeichnet. Zugegeben: Beim Blick auf die Fairplay-Tabelle, in der alle Gelben, Gelb-Roten und Roten Karten mit Punkten bewertet (1 Punkt, 3 Punkte, 5 Punkte) werden, steht die Eintracht alles andere als gut dar. Sie ist in dieser Statistik mit 56 Punkten sogar Tabellenführer.

VereinGelbGRRotPunkte
Bayern München210021
Borussia M'Gladbach191022
TSG Hoffenheim280028
RB Leipzig290029
Bayer Leverkusen221130
Borussia Dortmund221130
FC Augsburg291032
Werder Bremen270132
Hertha BSC261134
Darmstadt 98282034
VfL Wolfsburg261134
Schalke 04300135
SC Freiburg320137
1. FC Köln351038
FC Ingolstadt282139
FSV Mainz 05302246
Hamburger SV351353
Eintracht Frankfurt431256

Jedoch ist das nur eine Seite der Medaille. Das weiß auch SGE-Coach Niko Kovac und stellt sich daher sehr entschieden vor sein Team: „Ich wehre mich dagegen, dass meine Mannschaft jetzt so dargestellt wird. Wo sind denn die, die immer über Provokationen reden? Das ist mir zu leicht. Es geht immer um Ursache und Wirkung. Man muss immer die zwei Seiten sehen.“ Und ein Teil dieser zweiten Seite ist unter anderem folgender Fakt: Die Frankfurter gehören zu den fünf Teams in der Liga, die bislang die meisten Fouls einstecken mussten. Insgesamt wurden die Adlerträger 215-mal durch ein Foul vom Ball getrennt – ein überdurchschnittlicher Wert. Im Schnitt wurden die Mannschaften 211-mal gefoult. Diese Zahlen passen zur Kovacs Mahnung, sich Ursache und Wirkung einmal vor Augen zu führen. Damit im Einklang ist auch die Feststellung, dass drei Klubs, die bei der Anzahl von Fouls vorne mit dabei sind, genauso bei der umgekehrten Statistik eine entscheidende Rolle spielen. Quantitativ bringt es die Eintracht bislang auf 249 Fouls. Natürlich ist das eine Menge. Der Durchschnittswert bei dieser statistischen Betrachtung liegt hier bei 221 Regelwidrigkeiten. Jedoch gibt diese Zahl keinerlei Auskunft über die Härte und Qualität der Fouls. Hoffenheim (250), Ingolstadt (253) und Hamburg (268) haben mehr gefoult als die Hessen. Daraus schließt Kovac folgerichtig: „Meine Mannschaft foult nicht mehr oder weniger oder härter als alle anderen. Fehler gibt es nun mal. Wenn Fehler entstehen, gibt es entweder Tore oder Fouls.“

RangVereinbegangene Foulseingesteckte Fouls
1.Hamburger SV268201
2.FC Ingolstadt253274
3.TSG Hoffenheim250246
4.Eintracht Frankfurt249239
5.FSV Mainz 05240204
6.VfL Wolfsburg233215
7.Werder Bremen230245
8.RB Leipzig230211
9.SV Darmstadt226206
10.1. FC Köln221208
11.FC Augsburg215198
12.Schalke 04215190
13.SC Freiburg214212
14.Hertha BSC209222
15.Bayer Leverkusen208206
16.Borussia M'Gladbach186212
17.Borussia Dortmund182283
18.Bayern München150207

Kovac ärgert sich darüber, dass eine gewisse Vorverurteilung seitens der Schiedsrichter bei seinen Spielern zu spüren ist. Am Samstag trug sich in der Halbzeitpause nämlich ein diskussionswürdiges Gespräch zwischen dem Trainer und dem Unparteiischen Dr. Felix Brych zu. Der Referee kam auf Kovac zu und legte ihm nahe, Ante Rebic auszuwechseln, da er in Brychs Augen am Rande eines Platzverweise stehe und ihm zu aggressiv spiele. Diese Einschätzung konnte Kovac auch einen Tag nach dem Spiel absolut nicht teilen. „Wo gibt es denn so was? Der Spieler hat von Haus aus eine Dynamik, eine Urgewalt. Wenn er anläuft, dann sieht das anders aus, als bei Marc Stendera, um mal ein ganz krasses Beispiel zu nehmen. Aber was soll ich dazu sagen?  Was hat Ante in der ersten Halbzeit gemacht, dass man das in der Halbzeitpause sagen muss?“, moniert der Kroate. Dass Rebic den fälligen Elfmeter in der zweiten Spielhälfte nicht bekam, resultiere laut Kovac auch aus dem, was in den ersten 45 Minuten gegen ihn ausgelegt wurde.

Szabolcs Huszti kann sich gegen Lukas Rupp nur mit einem Foul behelfen.
Szabolcs Huszti kann sich gegen Lukas Rupp nur mit einem Foul behelfen. Eine der vielen Regelwidrigkeiten, die bei allen Mannschaften entstehen.

Allein die Tatsache, dass anhand eines einzelnen Spielers so viel diskutiert werden kann, macht deutlich, dass die Karten- und Foulstatistiken durch die unterschiedlichen Einschätzungen und Bewertungen der Schiedsrichter beeinflusst werden. Durch die „Treter-Truppe-Debatte“ steht die Eintracht bei den Unparteiischen jetzt natürlich erst recht in einem kritischen Licht. „Ich habe den Spielern gesagt, dass wir die sein werden, die in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachtet werden„, schätzt auch Kovac die Lage entsprechend ein.

Noch spannender werden die Aussagen des Kroaten allerdings, wenn er über den Bundesliga-Tellerrand blickt. Englischer Fußball ist härter, heißt es. Und das lässt sich auch in den durchweg höheren Zweikampf-Quoten der Spiele belegen. Das körperbetonte Spiel auf der Insel wird aber durch eine tolerante Regelauslegung der Schiedsrichter gefördert. Das gleiche Phänomen ist seit mehreren Jahren in Spanien zu beobachten. Und das soll sich nach Kovac auch messbar in Erfolgen ausdrücken können: „Fußball ist Kontaktsport und wenn man sich internationale Spiele anschaut, dann wird da anders gepfiffen. Dann muss man sich auch mal die Frage stellen, warum Atletico Madrid so erfolgreich ist. Ganz bestimmt nicht, weil sie einen Schönheitspreis gewinnen wollen.“ Im Gegensatz zu den deutschen Mannschaften wissen Vereine wie Real Madrid oder FC Barcelona einfach „was sie wie und wann zu machen haben“ und dann sei es kein Wunder, dass diese Mannschaften international einfach erfolgreicher sind. Mit Jesús Vallejo, Omar Mascarell (bereits 7-mal Gelb), sowie Michael Hector (bereits 2-mal Rot) und Shani Tarashaj mussten sich zuletzt vier Spieler in Reihen der Eintracht, die bisher weitestgehend nur den spanischen oder britischen Fußball kannten, an die deutsche Strenge gewöhnen. Ein weiterer Grund, weshalb es für die Hessen bislang so viele Gelbe Karten gab.

Zusammengefasst ist also festzuhalten, dass die „Treter-Truppe“-Diskussion überzogen ist. Der unfaire Ellenbogencheck von David Abraham an Sandro Wagner im Spiel gegen Hoffenheim ist die einzig nennenswerte Disziplinlosigkeit in der bisherhigen Saison.

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16 Kommentare

  1. Ja finde auch gut zusammengefasst. Kovac hat da absolut recht. Hinzu kommt bekanntermaßen, dass bei gewissen Vereinen einfach weniger moniert wird und ein paar sogenannte Stars doch Narrenfreiheit besitzen.

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  2. Och nee, wir schaffen es, dass in der Winterpause nur über die harte, unfaire Eintracht gesprochen wird. Dann kommt das Leipzig-Spiel, da habe ich jetzt schon Angst das es dort zu unschönen Szenen, allerdings auf den Rängen kommt, und in der rückrunde kriegen wir dann nur noch Negativ-Presse. Natürlich gehört das Thema zur Berichterstattung, aber es wurde doch schon alles gesagt.

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  3. Sehr guter Artikel.
    Ich möchte keine neue Diskussion aufmachen, aber das Thema kam doch erst nach dem Spiel gegen Hoffes auf. Und wie haben sich die Hoffenheimer gegen DO präsentiert?! Das war genauso eine unfaire Spielweise wie gegen uns. Das ergaunerte Tor von wiedermal Wagner dieser „Gockel“ und den unfairen Amry, der die Karte für Reus gelöst hat……! Wir sind keine Tretertruppe und werden es auch nicht sein. Aber Hoffenheim sollten sich die Schiedsrichter in Zukunft genauer anschauen.

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  4. Sehe es wie Grantler. Bobic sagte nach dem Wobuspiel in etwa, dass man uns nicht daoben sehen möchte und deshalb uns mit Karten überhauft. Das ist quatsch. Die Äußerung von Brych über Rebic zeigt deutlich, wie wir aktuell gesehen werden.
    Off topic
    der Kicker vermutet, dass sefe uns verlässt im Winter; wenn Diaz verpflichtet wird.

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  5. Es ist mehr als sonderbar, wie dieses Thema hier und anderswo behandelt wird. Tatsächlich entzündete sich die Kritik erst an der Spielweise gegen Hoffenheim. Vorher gab es zwar vereinzelte Undiszipliniertheiten (z.B. gegen Freiburg), aber keiner warf der SGE vor, eine „Treter-Truppe“ zu sein. Zuerst war es wohl der kicker, der die Warnung aussprach, die Eintracht müsse aufpassen, nicht den Ruf einer Klopper-Truppe zu bekommen. Es steht wohl außer Zweifel, dass die SGE gegen Hoffenheim die Grenzen der Fairness zumindest gestreift hat. Meines Erachtens wurde die Diskussion aber erst durch die dünnhäutige Reaktion von Niko Kovac und seine ständige Schiedsrichterschelte befördert. Er tut sich und seiner Mannschaft damit keinen Gefallen, zumal das Zweikampfverhalten in Wolfsburg wiederum im üblichen Rahmen war. Wenn man die Frage, wie fair oder unfair die Eintracht auftritt, näher betrachten will, bedarf es allerdings einer differenzierteren Untersuchung als in dem obigen Beitrag geschehen. Eine Gegenüberstellung von „begangenen“ und „eingesteckten“ Fouls ist analytisch so sinnvoll wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Auch die These in dem Beitrag, „dass die Karten- und Foulstatistiken durch die unterschiedlichen Einschätzungen und Bewertungen der Schiedsrichter“ beeinflusst werden, ist inhaltsleer, da jeder Schiedsrichterpfiff letztlich von individuellen Beurteilungen der Unparteiischen geprägt ist. Und schließlich ist der Hinweis auf die „internationale Härte“ nun wirklich überstrapaziert. Wir spielen nun einmal in der Bundesliga und nicht in England, Portugal oder der Ukraine. Wer glaubt, die Sanktionspraxis der Unparteiischen durch Hinweise auf andere Ligen verändern zu können, wird enttäuscht werden.

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  6. „Es steht wohl außer Zweifel, dass die SGE gegen Hoffenheim die Grenzen der Fairness zumindest gestreift hat.“
    Welches Spiel hast du gesehen? Die Abraham Szene war vollkommen daneben, aber auch Nagelsmann sagte nach dem Spiel, dass es sich da nur um einen Blackout von Abraham gehandelt haben kann, weil das nicht seine Art ist. Ansonsten war in dem Spiel alles vollkommen normaler Bundesliga Alltag.

    Kovac tut das, was er als Trainer und Verantwortlicher tun muss, er stellt sich vor sein Team und versucht dem Vorzubeiugen, was gerade passiert. Ein Rebic wird vom Unparteiischen bei Kovac angezählt wegen ein paar Allerweltsfouls, die die Gegenspieler geschickt wie harte Attacken aussehen lassen.

    Es ist doch leider Fakt, dass die Art Spiele zu leiten, wie sie hier in der Buindesliga praktiziert wird, Schauspielern und Simulanten in die Karten spielt. Spieler wie Wagner (aberauch zahlreiche andere) sticheln und provozieren solange bis der Gegner mal etwas härter foult und dann bleibt der arme Wagner stundenlang auf dem Boden liegen und krümmt sich. Sicher sollte man sich nicht provozieren lassen, aber da stehen nunmal Menschen auf dem Platz. Es ist doch nicht ohne Grund so, dass sich ein Spieler, wie AM sogar zu einem Wagner zu Wort meldet. Das wird seine Gründe haben…

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  7. Wäre es eine gute Saison, wenn die Eintracht am 34. Spieltag keinen platz zwischen 1-6 belegt?

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  8. @ Nadine und Julian: Ich glaube ihr habt euch im Text verschrieben. Ihr sprecht von 215 eingesteckten Fouls. In der Tabelle sind es aber 239. 215 im Vergleich zum Schnitt von 211 wäre jetzt nicht nennenswert 🙂

    Sehe das ansonsten genauso wie ihr!

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  9. @10. Ganz klar ja, wenn dann zwischen 7 – 12 liegen und nie in Gefahr geraten wären! Außerdem kommen wir ja noch ins Pokalendspiel 🙂

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  10. Achja… WO hat es wieder Bengalos im Block gegeben an Wochenende? Bei den feinen Herren aus München.
    Gruß SCOPE

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  11. @13
    Das waren keine Bengalos sondern ein 5 minütiges Feuerwerk in DA….. Absoluter Wahnsinn! Niemand spricht darüber kein DFB, keine Medien berichten darüber…es sind halt die Bayern, die dürfen das. Uns hätten sie den A* aufgerissen und die Eintracht hätte wieder tief in die Tasche greifen müssenmit Stadienverbot für die Fans.

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  12. GrabbiGrabbi die Fouls muß man differenziert sehen. Aber das unser Spieler auch deshalb schon so viele Gelbe Karten gesehen haben, weil unsere Spieler die „kleinliche“ Regelauslegung in der Bundesliga nicht gewöhnt sind, ist Blödsinn. Dafür spilet der überwiegende Teil der eingesetzten Spieler schon zu lange in der Bundesliga. Fangen wir mal an, die Fouls differenziert zu sehen. Wir hatten durchaus unberechtigte gelbe Karten gezeigt bekommen. Gelbe Karten wegen Spielverzögerung. Gelbe Karten wegen Meckerns. Gelbe Karten wegen tacktischer Fouls (Mascarell lässt grüßen), Gelbe Karten wegen Handspiels. Gelbe Karten wegen ausgesprochener Dummheit (Ist eine unzulässige Kategorie. Sollte aber vom Trainer angesprochen werden. Ansprechpartner Ocipka und Fabian), Gelbe Karte wegen wiederholtem Foulspiel. Dann bleiben die Gelben Karten wegen groben und absichtlichen Foulspiel übrig. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir da so viele hatten. Deshalb- definitiv keine Kloppertruppe.

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  13. Hab heute mal PL Everton-Liverpool gesehen. Macht schon mehr Spaß, das anzuschauen. Also rein vom Spielfluss sind die uns um Längen voraus.
    Genauso sollten wir spielen. Machen wir m.E. auch ähnlich mit Ausnahme der Jammerei, das hat wieder etwas zugenommen in den letzten Spielen. Und wenn wir für die Spielweise viele gelbe Karten bekommen ist mir das auch egal.
    Ich finde es genausogut, wenn Kovac solche Kommentare über das Spiel und die Schiris macht wie wenn Tuchel sich über nachträgliche Sperren von Reus und eine Doppelbestrafung beschwert. Beides macht Sinn. Abraham hätte man nachtr. sperren können und dafür die Sperre bei Chandler erlassen. Über Werners Vergehen könnte man so auch nachträglich richten und direkt hätten wir weniger Schwachsinnsdiskussionen und mehr Fairness.

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